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Lokales
Unfall auf der Sport- und Solidaritätstour der Leverkusener Skaterjungs
Adrian schwer verletzt
Von Peter Kleinert
Dienstag, 29.7. - Ruhetag in Paderborn
Nach der anstrengenden Fahrt bei brütender Hitze von Lippstadt nach Paderborn legen Adrian und Dennis heute erst einmal einen Ruhetag in Bad Meinberg ein. Im dort von Christa Keyser freundlich gesponserten Hotel „Haus am See“ geben sie beim Frühstück ein Presseinterview. Dann wollen sie - wie mit dem "Arbeitskreis gegen Nazis" verabredet - mit dem Auto nach Paderborn, um Unterschriften zu sammeln und ein Internetcafé zu besuchen, um einige Fotos für ihre homepage an Adrians Vater Norbert Löffler zu mailen. Aber das versprochene Auto kommt nicht. Am Telefon erfahren sie, man habe „keine Zeit“. Gestern hatten Mitglieder der Paderborner Antifagruppe sie noch von Paderborn nach Bad Meinberg transportiert. Was nun?
Der geplante Ruhetag wird doch ein bisschen anstrengend - und teuer für ihre Reisekasse: Sie müssen bis zum nächsten Ort skaten, wo ein Bahnhof ist, müssen 26,40 Euro für Hin- und Rückfahrt bezahlen, fahren dann nach Paderborn und gehen dort für 5 Stunden in ein Schwimmbad. Ein offenes Internetcafé - um einige Fotos nach Leverkusen zu mailen - suchen sie anschließend vergeblich. In Paderborn ist Stadtfest. Adrian hat sich im Schwimmbad beim Rutschen am Knie verletzt. Skaten und Laufen schmerzt ein wenig, aber nach der Devise: Was einen nicht umbringt macht einen nur härter, wollen sie morgen Richtung Hameln starten.
Mittwoch 30.7. - von Paderborn nach Hameln
Heute zunächst ein weiterer Skater-Frusttag. Als die Jungs aufbrechen, nachdem sie lieb und freundlich von Christa Keyser vom "Haus am See" verabschiedet worden sind, ist Alles nass. Es hat geregnet und die Jungs können nicht skaten. Sie müssen wandern. Die Bretter auf dem Rücken, laufen sie durch Brennesseln und Maisfelder quer durch die Landschaft, weil sie meinen so etwas abkürzen zu können. Die Schuhe werden nass und die Laune sinkt in den Keller. Unterwegs kaufen sie in einem Lebensmittelladen eine Packung Eistee. Weil die Sonne wieder raus kommt, können sie wieder skaten, fahren ein Stück, machen es sich gemütlich und wollten den Tee trinken, doch der schmeckt „komisch". Als sie den Rest aus dem Beutel schütten, bemerken sie, dass er total verschimmelt ist. Es schwimmen sogar kleine grüne Schimmelflocken auf dem Tee. Mit verschimmeltem Tee und viel Weißkraut im Magen, gibt es dann noch einige Probleme, die das Skaten erschweren. Waldtoiletten sind halt schwer zu finden…

Besser als verschimmelter Eistee
– endlich frisches Wasser
In Sonnborn spricht sie ein älterer Mann mit einem Fahrrad an: Ob sie die zwei Jugendlichen seien, über die in der Zeitung stand, dass sie nach Berlin fahren würden um so für Arbeitsplätze zu demonstrieren. Ihr Fan begleitet sie eine Weile, heißt Alfred, ist 75 Jahre alt, und wird noch in diesem Jahr Goldene Hochzeit feiern.
Übrigens waren die Jungs mit ihrer Tour nicht nur Thema in den Lokalzeitungen. Sogar die türkische Zeitung EVRENSEL hat über ihre Fahrt ausführlich und mit Fotos berichtet. Die regierungskritische Tageszeitung ist vor einiger Zeit mal von Ministerpräsident Erdogan auf 10.000 Lira Schmerzensgeld verklagt worden, weil sie ihn in einer Karikatur veräppelt hatte. Hier der Anfang des Artikels:
Ýyi
yolculuklar
çocuklar...
Dennis ve Adrian 25 Temmuz’da Leverkusen’den iþyerlerinin kapatýlmamasý ve meslek eðitim talebi ile kay kaylarý ile yola çýktýlar. Yolculuk 8 Aðustos’ta Berlin’de son bulacak.
Für unsere türkischen LeserInnen: Eine Kopie des Artikels finden Sie auf der hompage http://skaterjungs.sagbaybay.de
Gegen 18.30 Uhr kommen sie in Hameln an. Dort hat ihnen Michael Formell aus Berlin ein tolles Hotel vermittelt, das früher einmal das Stadtgefängnis war. Außerdem ein tolles Pfannkuchenhaus. Im Hotelzimmer steht ein TV der Marke NOKIA steht. Ausgerechnet… erzählen sie Adrians Vater lachend am Telefon, und die Straßen der Weser-Stadt seien „mit Bildern vom Rattenfänger gepflastert“.
Donnerstag 31.7. - von Hameln nach Hildesheim
Der heißeste Tag seit über 100 Jahren, und schon kurze Zeit nach dem Start brennen die Füße. Auch die Trinkvorräte sind bald aufgebraucht und werden zum Hauptproblem. Die Jungs kommen sich vor wie Verdurstende in der Wüste, bis endlich ein Schild auftaucht: Hildesheim 8 km. Endlich! Dazu kommt auch noch ein McDonald zum Rastmachen bei Hamburger und kalten Getränken.

Begrüßung der Skaterjungs durch
Hildesheims Bürgermeister
Ekkehard Palandt
Nach einem Telefongespräch werden sie von Jupp Gerhardy abgeholt, in Hildesheim alles perfekt vorbereitet hat. Er arbeitet bei der Stadt im Fachbereich Soziales und Jugend und hat dafür gesorgt, dass sie am Treffpunkt von 30 bis 50 Radfahrern und Skatern empfangen werden, die mit ihnen in die Stadt rein fahren. Begleitet werden sie von einem Auto, von dem aus ein RTL-Team filmt, um das Ganze am nächsten Abend im TV auszustrahlen. (Die Sendung steht inzwischen auch auf der Skaterjungs-homepage.)
Am Marktplatz werden sie vom Bürgermeister empfangen, der einen Umschlag mit einer Spende überreicht und eine Ansprache hält - vor einem Riesenplakat „Hildesheim begrüßt die Skaterjungs Adrian und Dennis!“ „Die Grünen“ überreichen eine Tüte mit einem „Fresspaket“ mit vielen leckeren Sachen drin. Dazu jede Menge Zuschauer, von denen sie Unterschriften für ihren Protest bei Angela Merkel sammeln können. Die Presse vor Ort hatte sogar vorab berichtet.
Abendessen gibt es bei Cornelia Schlöter im „Knochenhaueramtshaus“ - endlich mal was anderes als Döner oder Hamburger. Dann bringt sie eine nette Frau zum Skaterladen HILtown, wo Dennis nicht nur seine Achsen nachgeschnitten bekommt, sondern sogar kostenlos ein neues Deck - so heißen die Bretter, auf denen man draufsteht. Und RTL immer dabei, sogar als die Jungs endlich in ihrem Gasthauszimmer endlich verschwitzt auf dem Bett liegen.
Freitag 1.8. - Hildesheim nach Braunschweig
Am Morgen stehen die Jungs auf dem Titelblatt der Hildesheimer Zeitung. Als sie Richtung Braunschweig gestartet sind, hält ein Auto an, ein Mann steigt aus, überreicht sie ihnen: „Die sponsor ich Euch mal.“ Unterwegs werden sie immer wieder von Autofahrern angeblinkt und -gehupt, Leute winken ihnen zu. Kurz vor Braunschweig werden sie von einem Reporter empfangen und danach im Jugendzentrum Mühle von Simon Stapper, der sie erstmal zu einem BIG DÖNER einlädt, damit es keine Entzugserscheinungen gibt...
Sie schlafen in einem Raum mit Tischen und Matratzen. Adrian schiebt sich einige Tische zusammen, legt eine Matratze drauf und findet es einfach nur „geil“ so zu schlafen. Sie brauchen keinen Luxus. Auf der ersten Tour 2007 haben sie sogar ohne Matratzen auf dem Boden geschlafen.
Samstag, 2.8. - von Braunschweig nach Bad Helmstedt
Schon am Abend vorher wurden sie von Durchfall und Übelkeit geplagt - offenbar Symptome der Hitze. Mit Adrians Vater sprachen sie sogar über „Abbrechen“. Doch obwohl ihr Kreislauf nach der ruhigen Nach im Jugendzentrum noch nicht ganz OK ist, machen sie sich auf den Weg - vorsichtshalber erstmal ein Stück mit der Bahn. Norbert Löffler: „Das musste sein. Ich hatte sogar vorgeschlagen, die ganze Strecke mit dem Zug zu fahren, weil die Gesundheit einfach vorgeht.“
Kurz vor Helmstedt werden sie von einem Reporter erwartet und dann von Familie Sube abgeholt. Auf dem Marktplatz erwarten sie der Bürgermeister, einige Reporter und viele Menschen. Wieder ein Superempfang. Nach Fotoaufnahmen, Interviews gegeben und Händeschütteln fahren sie gemeinsam zu Familie Sube, mit der sie sich sofort prächtig verstehen, nach Hause, bekommen dort eine Dusche und auch erfolgreich die Wäsche gewaschen. Etwas später werden sie von den Subes noch zum Griechen zum Essen eingeladen und nun genießen danach noch eine Weile das Familienleben, an dem sie teilhaben dürfen. Es geht ihnen wieder gut, von Krankheit ist nicht mehr viel zu spüren, außer dassAdrian nun ein Gerstenkorn am rechten Auge bekommt.
Sonntag 3.8. - von Bad Helmstedt nach Magdeburg
Am Morgen herzlicher Abschied von Familie Sube. Dann geht’s weiter Richtung Magdeburg, wo sie unter anderem vom Fußballclub Magdeburg erwartet werden. Adrian fährt mit Dennis kurz nach 12 Uhr eine einsame Landstraße entlang. Da liegt ein Matschklumpen. Normalerweise kommt man mit guten Rollen einfach da durch, aber er hat vergessen, dass er die Langlaufrollen drauf hat. Das Brett stoppt in voller Fahrt und Adrian fliegt weiter, landet auf dem Gesicht, nachdem er den Himmel, Bäume, Sträucher und dann den Asphalt gesehen hat.
Sein Vater hat glücklicherweise Nachtschicht, ist also zuhause, bekommt den Anruf von Dennis: „Er blutet überall, sein Gesicht sieht schlimm aus. Wir brauchen wohl einen Krankenwagen.“ Norbert Löffler schaltet schnell und ruft bei Familie Sube an. Sie findet die Jungs und bringt Adrian ins Krankenhaus. Diagnose: Es ist nichts gebrochen, er hat an jeder Hand jeweils einen Finger verstaucht, Prellungen überall, Schulter geschürft. Am schlimmsten hat es ihn im Gesicht erwischt. Platzwunde Oberlippe, ein Zahn abgesplittert und Wunden vom Mund bis zur Nase. Dennoch will Adrian die Tour nicht abbrechen. Die Botschaft sei ihm wichtiger.
Frau Sube bringt die Jungs nach Magdeburg zu Jens Janeck, der dort das Vereinsheim zur Verfügung gestellt hatte. Als der aber die Beiden sieht, nimmt der sie mit nach Hause. Da Adrian nicht kauen kann, macht ihm Frau Janeck Rühreier. Dann nimmt er Schmerztabletten, die ihm Frau Sube besorgt hat, und geht erstmal zu Bett.
Norbert Löffler am Abend: „Bei diesen Verletzungen kann ich jetzt schon ausschließen, dass weiter geskatet wird.“
Der Tag nach dem Sturz
Adrian hat lange geschlafen. Als er aufwacht, ist sein Mund zugeklebt und voller Blutkruste. Beim Zahnarzt erfährt er, dass es schlimmer ist als erwartet. Ein Zahn ist abgebrochen, der andere ist gesplittert und die Wurzel beschädigt, und viele Zähne sind locker. Er wird noch etwas in Magdeburg bleiben müssen und die geplanten weiteren Stationen Brandenburg und Potsdam fallen aus. Die Skatertour an sich ist definitiv zu Ende. Trotzdem werden die Beiden nicht nach Hause fahren, sondern irgendwie noch bis nach Berlin fahren und die gesammelten Unterschriften beim Direktor des Bundestages abgeben.
Sein Vater hat ihm viele Gästebucheinträge und Mails vorgelesen. Das hat ihm geholfen und Mut gemacht. Norbert Löffler: „Die Meinung über die Jugendlichen von heute muss revidiert werden. Viele sagen: Die Jugend von früher war viel härter, die Weicheier von heute weinen ja schon wenn das Akku vom Handy leer ist. Ich denke das kann man so nicht mehr stehen lassen. Es gibt engagierte Jugendliche und die sind alles andere als Weicheier!“ (PK)
Fortsetzung in der nächsten NRhZ
Das Tourtagebuch und die Möglichkeit, die Skaterjungs durch kleine Spenden zu unterstützen, findet man unter http://skaterjungs.sagbaybay.de
Online-Flyer Nr. 158 vom 06.08.2008
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Unfall auf der Sport- und Solidaritätstour der Leverkusener Skaterjungs
Adrian schwer verletzt
Von Peter Kleinert
Dienstag, 29.7. - Ruhetag in Paderborn
Nach der anstrengenden Fahrt bei brütender Hitze von Lippstadt nach Paderborn legen Adrian und Dennis heute erst einmal einen Ruhetag in Bad Meinberg ein. Im dort von Christa Keyser freundlich gesponserten Hotel „Haus am See“ geben sie beim Frühstück ein Presseinterview. Dann wollen sie - wie mit dem "Arbeitskreis gegen Nazis" verabredet - mit dem Auto nach Paderborn, um Unterschriften zu sammeln und ein Internetcafé zu besuchen, um einige Fotos für ihre homepage an Adrians Vater Norbert Löffler zu mailen. Aber das versprochene Auto kommt nicht. Am Telefon erfahren sie, man habe „keine Zeit“. Gestern hatten Mitglieder der Paderborner Antifagruppe sie noch von Paderborn nach Bad Meinberg transportiert. Was nun?
Der geplante Ruhetag wird doch ein bisschen anstrengend - und teuer für ihre Reisekasse: Sie müssen bis zum nächsten Ort skaten, wo ein Bahnhof ist, müssen 26,40 Euro für Hin- und Rückfahrt bezahlen, fahren dann nach Paderborn und gehen dort für 5 Stunden in ein Schwimmbad. Ein offenes Internetcafé - um einige Fotos nach Leverkusen zu mailen - suchen sie anschließend vergeblich. In Paderborn ist Stadtfest. Adrian hat sich im Schwimmbad beim Rutschen am Knie verletzt. Skaten und Laufen schmerzt ein wenig, aber nach der Devise: Was einen nicht umbringt macht einen nur härter, wollen sie morgen Richtung Hameln starten.
Mittwoch 30.7. - von Paderborn nach Hameln
Heute zunächst ein weiterer Skater-Frusttag. Als die Jungs aufbrechen, nachdem sie lieb und freundlich von Christa Keyser vom "Haus am See" verabschiedet worden sind, ist Alles nass. Es hat geregnet und die Jungs können nicht skaten. Sie müssen wandern. Die Bretter auf dem Rücken, laufen sie durch Brennesseln und Maisfelder quer durch die Landschaft, weil sie meinen so etwas abkürzen zu können. Die Schuhe werden nass und die Laune sinkt in den Keller. Unterwegs kaufen sie in einem Lebensmittelladen eine Packung Eistee. Weil die Sonne wieder raus kommt, können sie wieder skaten, fahren ein Stück, machen es sich gemütlich und wollten den Tee trinken, doch der schmeckt „komisch". Als sie den Rest aus dem Beutel schütten, bemerken sie, dass er total verschimmelt ist. Es schwimmen sogar kleine grüne Schimmelflocken auf dem Tee. Mit verschimmeltem Tee und viel Weißkraut im Magen, gibt es dann noch einige Probleme, die das Skaten erschweren. Waldtoiletten sind halt schwer zu finden…

Besser als verschimmelter Eistee
– endlich frisches Wasser
In Sonnborn spricht sie ein älterer Mann mit einem Fahrrad an: Ob sie die zwei Jugendlichen seien, über die in der Zeitung stand, dass sie nach Berlin fahren würden um so für Arbeitsplätze zu demonstrieren. Ihr Fan begleitet sie eine Weile, heißt Alfred, ist 75 Jahre alt, und wird noch in diesem Jahr Goldene Hochzeit feiern.
Übrigens waren die Jungs mit ihrer Tour nicht nur Thema in den Lokalzeitungen. Sogar die türkische Zeitung EVRENSEL hat über ihre Fahrt ausführlich und mit Fotos berichtet. Die regierungskritische Tageszeitung ist vor einiger Zeit mal von Ministerpräsident Erdogan auf 10.000 Lira Schmerzensgeld verklagt worden, weil sie ihn in einer Karikatur veräppelt hatte. Hier der Anfang des Artikels:
Ýyi
yolculuklar
çocuklar...
Dennis ve Adrian 25 Temmuz’da Leverkusen’den iþyerlerinin kapatýlmamasý ve meslek eðitim talebi ile kay kaylarý ile yola çýktýlar. Yolculuk 8 Aðustos’ta Berlin’de son bulacak.
Für unsere türkischen LeserInnen: Eine Kopie des Artikels finden Sie auf der hompage http://skaterjungs.sagbaybay.de
Gegen 18.30 Uhr kommen sie in Hameln an. Dort hat ihnen Michael Formell aus Berlin ein tolles Hotel vermittelt, das früher einmal das Stadtgefängnis war. Außerdem ein tolles Pfannkuchenhaus. Im Hotelzimmer steht ein TV der Marke NOKIA steht. Ausgerechnet… erzählen sie Adrians Vater lachend am Telefon, und die Straßen der Weser-Stadt seien „mit Bildern vom Rattenfänger gepflastert“.
Donnerstag 31.7. - von Hameln nach Hildesheim
Der heißeste Tag seit über 100 Jahren, und schon kurze Zeit nach dem Start brennen die Füße. Auch die Trinkvorräte sind bald aufgebraucht und werden zum Hauptproblem. Die Jungs kommen sich vor wie Verdurstende in der Wüste, bis endlich ein Schild auftaucht: Hildesheim 8 km. Endlich! Dazu kommt auch noch ein McDonald zum Rastmachen bei Hamburger und kalten Getränken.

Begrüßung der Skaterjungs durch
Hildesheims Bürgermeister
Ekkehard Palandt
Am Marktplatz werden sie vom Bürgermeister empfangen, der einen Umschlag mit einer Spende überreicht und eine Ansprache hält - vor einem Riesenplakat „Hildesheim begrüßt die Skaterjungs Adrian und Dennis!“ „Die Grünen“ überreichen eine Tüte mit einem „Fresspaket“ mit vielen leckeren Sachen drin. Dazu jede Menge Zuschauer, von denen sie Unterschriften für ihren Protest bei Angela Merkel sammeln können. Die Presse vor Ort hatte sogar vorab berichtet.
Abendessen gibt es bei Cornelia Schlöter im „Knochenhaueramtshaus“ - endlich mal was anderes als Döner oder Hamburger. Dann bringt sie eine nette Frau zum Skaterladen HILtown, wo Dennis nicht nur seine Achsen nachgeschnitten bekommt, sondern sogar kostenlos ein neues Deck - so heißen die Bretter, auf denen man draufsteht. Und RTL immer dabei, sogar als die Jungs endlich in ihrem Gasthauszimmer endlich verschwitzt auf dem Bett liegen.
Freitag 1.8. - Hildesheim nach Braunschweig
Am Morgen stehen die Jungs auf dem Titelblatt der Hildesheimer Zeitung. Als sie Richtung Braunschweig gestartet sind, hält ein Auto an, ein Mann steigt aus, überreicht sie ihnen: „Die sponsor ich Euch mal.“ Unterwegs werden sie immer wieder von Autofahrern angeblinkt und -gehupt, Leute winken ihnen zu. Kurz vor Braunschweig werden sie von einem Reporter empfangen und danach im Jugendzentrum Mühle von Simon Stapper, der sie erstmal zu einem BIG DÖNER einlädt, damit es keine Entzugserscheinungen gibt...
Sie schlafen in einem Raum mit Tischen und Matratzen. Adrian schiebt sich einige Tische zusammen, legt eine Matratze drauf und findet es einfach nur „geil“ so zu schlafen. Sie brauchen keinen Luxus. Auf der ersten Tour 2007 haben sie sogar ohne Matratzen auf dem Boden geschlafen.
Samstag, 2.8. - von Braunschweig nach Bad Helmstedt
Schon am Abend vorher wurden sie von Durchfall und Übelkeit geplagt - offenbar Symptome der Hitze. Mit Adrians Vater sprachen sie sogar über „Abbrechen“. Doch obwohl ihr Kreislauf nach der ruhigen Nach im Jugendzentrum noch nicht ganz OK ist, machen sie sich auf den Weg - vorsichtshalber erstmal ein Stück mit der Bahn. Norbert Löffler: „Das musste sein. Ich hatte sogar vorgeschlagen, die ganze Strecke mit dem Zug zu fahren, weil die Gesundheit einfach vorgeht.“
Kurz vor Helmstedt werden sie von einem Reporter erwartet und dann von Familie Sube abgeholt. Auf dem Marktplatz erwarten sie der Bürgermeister, einige Reporter und viele Menschen. Wieder ein Superempfang. Nach Fotoaufnahmen, Interviews gegeben und Händeschütteln fahren sie gemeinsam zu Familie Sube, mit der sie sich sofort prächtig verstehen, nach Hause, bekommen dort eine Dusche und auch erfolgreich die Wäsche gewaschen. Etwas später werden sie von den Subes noch zum Griechen zum Essen eingeladen und nun genießen danach noch eine Weile das Familienleben, an dem sie teilhaben dürfen. Es geht ihnen wieder gut, von Krankheit ist nicht mehr viel zu spüren, außer dassAdrian nun ein Gerstenkorn am rechten Auge bekommt.
Sonntag 3.8. - von Bad Helmstedt nach Magdeburg
Am Morgen herzlicher Abschied von Familie Sube. Dann geht’s weiter Richtung Magdeburg, wo sie unter anderem vom Fußballclub Magdeburg erwartet werden. Adrian fährt mit Dennis kurz nach 12 Uhr eine einsame Landstraße entlang. Da liegt ein Matschklumpen. Normalerweise kommt man mit guten Rollen einfach da durch, aber er hat vergessen, dass er die Langlaufrollen drauf hat. Das Brett stoppt in voller Fahrt und Adrian fliegt weiter, landet auf dem Gesicht, nachdem er den Himmel, Bäume, Sträucher und dann den Asphalt gesehen hat.
Sein Vater hat glücklicherweise Nachtschicht, ist also zuhause, bekommt den Anruf von Dennis: „Er blutet überall, sein Gesicht sieht schlimm aus. Wir brauchen wohl einen Krankenwagen.“ Norbert Löffler schaltet schnell und ruft bei Familie Sube an. Sie findet die Jungs und bringt Adrian ins Krankenhaus. Diagnose: Es ist nichts gebrochen, er hat an jeder Hand jeweils einen Finger verstaucht, Prellungen überall, Schulter geschürft. Am schlimmsten hat es ihn im Gesicht erwischt. Platzwunde Oberlippe, ein Zahn abgesplittert und Wunden vom Mund bis zur Nase. Dennoch will Adrian die Tour nicht abbrechen. Die Botschaft sei ihm wichtiger.
Frau Sube bringt die Jungs nach Magdeburg zu Jens Janeck, der dort das Vereinsheim zur Verfügung gestellt hatte. Als der aber die Beiden sieht, nimmt der sie mit nach Hause. Da Adrian nicht kauen kann, macht ihm Frau Janeck Rühreier. Dann nimmt er Schmerztabletten, die ihm Frau Sube besorgt hat, und geht erstmal zu Bett.
Norbert Löffler am Abend: „Bei diesen Verletzungen kann ich jetzt schon ausschließen, dass weiter geskatet wird.“
Der Tag nach dem Sturz
Adrian hat lange geschlafen. Als er aufwacht, ist sein Mund zugeklebt und voller Blutkruste. Beim Zahnarzt erfährt er, dass es schlimmer ist als erwartet. Ein Zahn ist abgebrochen, der andere ist gesplittert und die Wurzel beschädigt, und viele Zähne sind locker. Er wird noch etwas in Magdeburg bleiben müssen und die geplanten weiteren Stationen Brandenburg und Potsdam fallen aus. Die Skatertour an sich ist definitiv zu Ende. Trotzdem werden die Beiden nicht nach Hause fahren, sondern irgendwie noch bis nach Berlin fahren und die gesammelten Unterschriften beim Direktor des Bundestages abgeben.
Sein Vater hat ihm viele Gästebucheinträge und Mails vorgelesen. Das hat ihm geholfen und Mut gemacht. Norbert Löffler: „Die Meinung über die Jugendlichen von heute muss revidiert werden. Viele sagen: Die Jugend von früher war viel härter, die Weicheier von heute weinen ja schon wenn das Akku vom Handy leer ist. Ich denke das kann man so nicht mehr stehen lassen. Es gibt engagierte Jugendliche und die sind alles andere als Weicheier!“ (PK)
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Das Tourtagebuch und die Möglichkeit, die Skaterjungs durch kleine Spenden zu unterstützen, findet man unter http://skaterjungs.sagbaybay.de
Online-Flyer Nr. 158 vom 06.08.2008
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