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Lokales
Wie „pro Köln“ auf eine Broschüre des Jugendclub Courage reagiert
„Drittklassige Fälschung“?
Von Hans v. Loeben

Mitte August 2008 veröffentlichte der Jugendclub Courage Köln e.V. die Broschüre „Die extreme Rechte und die Braunzone in Köln“. NRhZ-LeserInnen ist bekannt, dass „pro Köln“-und „pro NRW“-Politiker ihnen peinliche Veröffentlichungen mit Argusaugen verfolgen und, wenn sie ein Haar in der Suppe finden, sofort rechtliche Schritte über ihre Anwälte Markus Beisicht und Judith Wolter einleiten. Warum sie das diesmal im Fall des „pro-Köln“-Bezirksvertreters Heinz Kurt Täubner doch lieber nicht tun, lesen Sie im folgenden Bericht. – Die Redaktion.
kurt taeubner mitgliedsausweis
SCHWARZE FRONT-Mitgliedsausweis von Heinz Kurt Täubner
Quelle: Jugendclub Courage


Über den Ehrenfelder Bezirksvertreter Täubner hatte die „Schreibwerkstatt gegen Rechts“ im Jugendclub Courage Köln im Juli in ihrer Broschüre zum Rechtsextremismus in Köln folgendes veröffentlicht: „Der 1944 geborene Goldschmiedemeister trat 1984 der neonazistischen SCHWARZEN FRONT bei“, zu deren führenden Mitgliedern der bereits 1927 der NSDAP beigetretene Karl Jochheim-Armin gehörte, der auch Untersturmführer der Waffen-SS war. Als Beweise hatte die Redaktion neben ein Foto des inmitten von Nazi-Symbolen am 20. April (Hitlers Geburtstag) posierenden Täubner auch dessen Mitgliedsausweis der SCHWARZEN FRONT gestellt. Später habe er „1999 für die extrem rechten REPUBLIKANER“ kandidiert und sei dann zu „pro Köln“ gegangen, für die er seit 2004 als Fraktionskollege des inzwischen von der CDU zu „pro Köln“ übergewechselten Jörg Uckermann in der Ehrenfelder Bezirksvertretung sitzt.
 
Phantasie-Ausweis?
 
Diese Enttarnung passte „pro Köln“ offenbar überhaupt nicht zu ihrer Kampagne gegen die Ehrenfelder Moschee. Am 16.August teilte die von Markus Beisicht und Judith Wolter angeführte „Bürgerbewegung“ ihren LeserInnen per Internet mit: „Pro Köln verwahrt sich mit Entschiedenheit gegen einen neuerlichen Versuch, Vertreter unserer nonkonformen, grundgesetztreuen und rechtsdemokratischen Bürgerbewegung in irgendwelche Zusammenhänge mit Neonazis und anderen Rechtsextremisten zu bringen.“
kurt taeubner - pro koeln
Täubner inmitten von NS-Symbolen am
20. April 1985 – Hitlers Geburtstag
Quelle: Jugendclub Courage
Weiter heißt es da (auch noch am 4. November) unter der Schlagzeile „Diffamierungskampagne gegen pro-Köln-Bezirksvertreter“: „Der pro-Köln-Bezirksvertreter Heinz Kurt Täubner ist selbstverständlich nicht Mitglied der „Schwarzen Front“ gewesen, wie auf einem „Dokument“ suggeriert werden soll, daß (!) auf einer Hetzveranstaltung in Ehrenfeld von der „städtischen Infostelle gegen Rechtsextremismus“ passend im Vorfeld des Anti-Islamisierungskongresses „enthüllt“ wurde. Auch ein anderes belastendes Foto hat nichts mit Herrn Täubner zu tun. Bekanntlich kann heutzutage jeder drittklassige Fälscher irgendwelche Phantasie-Ausweise oder Fotomontagen herstellen.“
 
Fazit des empörten „pro Köln“-Artikels, der auch noch am 4. November im Internet stand: „Im übrigen liegt bereits eine eidesstattliche Versicherung von Herrn Täubner in dieser Angelegenheit vor, in der er alle Beschuldigungen strikt von sich weist. Gegen die Verursacher dieser ehrabschneidenden Behauptungen wird Herr Täubner unverzüglich gerichtlich vorgehen.“
 
„Deutliches Eingeständnis“
 
Antwort des Jugendclub Courage Köln in einer Presseerklärung vom 3. November: „Wir können berichten, dass unsere Recherchen offensichtlich so gut waren, dass bisher niemand versucht hat, auch nur gegen einzelne Passagen der Broschüre vorzugehen. Uns sind bis heute keine rechtlichen Schritte bekannt. Das gilt auch für Herrn Täubner, über den wir in der Broschüre geschrieben haben, dass er an einer Feier am 20.04.1985 inmitten von Nazisymbolen teilgenommen hat… Die eidesstattliche Versicherung ist nicht einmal das Papier wert, auf dem sie geschrieben ist. Bekanntlich ist weder Herr Beisicht, noch pro Köln eine zur Abnahme von eidesstattlichen Versicherungen zugelassene Behörde. Eidesstattliche Versicherungen sind nur dann strafbewehrt, wenn sie tatsächlich vor Gericht vorgelegt werden. Werden sie lediglich abgegeben, um offensichtlich die eigene Anhängerschaft zu beruhigen, so sind sie nicht strafbewehrt… Zweieinhalb Monate nach Erscheinen der Broschüre hat pro Köln Anwalt Beisicht nun dem Kölner Stadtanzeiger mitgeteilt, dass von dem vollmundig angekündigten gerichtlichen Vorgehen nichts übrig geblieben ist, da Herr Täubner von rechtlichen Schritten „derzeit“ absieht… Das nicht erfolgte „unverzügliche gerichtliche Vorgehen“ von Herrn Täubner werten wir als deutliches Eingeständnis - weiß er doch am allerbesten, dass es sich bei den dokumentierten Fotos nicht um Fälschungen handelt.“

taeubner
Täubner – inzwischen „pro Köln“-
Bezirksvertreter
Foto: meaningMedia/Stadt Köln
Zweite Auflage

Die erste vom Bundesfamilienministerium und vom Kölner NS Dokumentationszentrum geförderte kostenlose Auflage von 4.500 Exemplaren der Broschüre des Jugendclub Courage zum Thema „Köln ganz rechts“ ist übrigens bereits vergriffen. Eine zweite in Höhe von 4.000 weiteren Exemplaren ist in einigen Kölner Buchhandlungen und unter dieser Adresse zu erhalten: Jugendclub Courage Köln e.V., Steinbergergerstr. 40, 50733 Köln, Tel: 0221 5209 36, fax: 0221 52 57 57, mail: jc-courage@netcologne.de. Sie wird eingeleitet durch ein Grußwort des ehemaligen Kölner Edelweißpiraten Fritz Theilen und stellt in einer Reihe von Artikeln nicht nur die rechte Szene in Köln vor, sondern klärt auch in Porträts über rechte PolitikerInnen wie Judith Wolter, Regina Wilden, Manfred Rouhs, Markus Beisicht, Martin und Bernd Michael Schöppe, Markus Wiener, Michael Kucherow, Bruno Kirchner, Alexander Klein, Hans-Martin Breninek und Benedikt Frings auf. (PK)
 
Hans v. Loeben ist Mitglied im Jugendclub Courage Köln e.V.

Online-Flyer Nr. 171  vom 05.11.2008

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