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Die weithin unbekannte Vergangenheit Israels – Teil 1
Ursprünge des Zionismus
Von Alan Schink
Begründer des friedlichen Zionismus:
Theodor Herzl (1860-1904)
Quelle: www.israelvets.com
Es ist ein warmer Tag im Juli, kurz nach elf Uhr vormittags. Schauplatz ist eins der nobelsten Hotels mitten im Herzen Jerusalems. Neben dem Gebäude fährt ein Lieferwagen vor. Der Fahrer, dem Aussehen nach ein sudanesischer Kellner, hält am Seiteneingang des Hotels der für das Dienstpersonal reserviert ist. Eine Handvoll arabisch gekleideter Männer steigt aus und verschwindet durch den Bediensteteneingang. Kurze Zeit später kommen die Araber wieder heraus und tragen sieben große Milchkannen aus dem Fahrzeug in das Hotel - jede ist mit 50 Kilogramm Sprengstoff gefüllt. Minuten später bricht innerhalb des Gebäudes ein Feuergefecht aus. Die Araber stürmen unter Waffen aus dem Hotel, zwei von ihnen sind verletzt. Sie schleppen sich zum Lieferwagen und fahren mit quietschenden Reifen davon. Um 12.37 Uhr wird Jerusalem von einer heftigen Detonation erschüttert. Der Südflügel des bekannten King David Hotels ist vollkommen in sich zusammengefallen. Infolge dieses Bombenanschlags sterben fast hundert Menschen.
Auftraggeber Menachem Begin
Was hier geschildert wurde, trug sich am 22. Juli 1946 zu und ist nicht etwa die Tat fundamentalistischer Islamisten, sondern der radikal-zionistischen Terrorgruppe “Irgun” zuzuordnen - einer von mehreren Untergrundorganisationen, die zu dieser Zeit für ein “jüdisches Palästina” und einen souveränen Staat Israel kämpften. Auftraggeber des Anschlags auf das King David Hotel war Menachem Begin, später Ministerpräsident Israels und Friedensnobelpreisträger 1978 zusammen mit Muhammad Anwar as-Sadat.
Menachem Begin,
Ministerpräsident Israels und
Friedensnobelpreisträger
Quelle: nobelprize.org
Ähnlich wie Menachem Begin haben viele israelische Politiker eine Vergangenheit, die eher an radikale Hamas-Kämpfer erinnert, als an gemäßigte Demokraten. Von den friedlichen Wurzeln der zionistischen Utopie haben sie sich - so scheint es - längst verabschiedet. Sucht man nach diesen Wurzeln, so stößt man irgendwann auf die Schriften des Journalisten und späteren Politikers Theodor Herzl. Herzl, der heute als Begründer des Zionismus angesehen wird, fordert in seinem 1896 erschienenen Buch “Der Judenstaat”, für die weltweite jüdische Minderheit, welche sich innerhalb der letzten 2.000 Jahre immer wieder Verfolgungen und Verhetzungen ausgesetzt sah, einen souveränen Staat. Sein prägendes Werk hatte er unter dem Eindruck der „Dreyfuss-Affäre” verfasst, die damals große Teile der französischen Republik – und auch der französischen Juden – polarisierte.
Während heute der Eindruck vorherrscht, der Zionismus lehre Intoleranz gegenüber anderen Religionen, schreibt Herzl, dass auch “Andersgläubige” und “Andersnationale” in einem jüdischen Staat “ehrenvollen Schutz” und “Rechtsgleichheit” erfahren sollen.(1) Während noch ein Großteil der Juden Anfang des 20. Jahrhunders ein “Jüdisch-Sein” jenseits der Religiösität ablehnte, fanden die von Herzl formulierten Ausführungen eines souveränen Judenstaates in den Folgejahren immer mehr Anklang in jüdischen Intelektuellenkreisen. Vor allem in Anbetracht der sich stets aufs Neue entäußernden antisemitischen Tendenzen bekam die zionistische Bewegung unter europäischen und russischen Juden einen immer größeren Zulauf. Das wichtigste Forum für die erste Generation von Zionisten war, nach dem von Herzl einberufenen 1. Zionistischen Weltkongress von 1897, die “Zionistische Weltorganisation” (WZO).
Rothschild-Bankiers wichtige Unterstützer
Nachdem in Herzls Werk noch nicht feststand ob “Argentinien” oder “Palästina” der bessere Ort für einen jüdischen Staat sei, war man sich in den Folgejahren nach 1897 innerhalb der zionistischen Bewegung einig, und die ersten praktischen Bemühungen wurden unternommen, internationale Unterstützung für eine jüdische Heimat in Palästina zu erhalten. Viele Unterstützer der zionistischen Bewegung fanden sich dabei in hohen finanzpolitischen Kreisen Europas und Nordamerikas. Ein wichtiger Lobbyist der Zionisten war etwa Baron Lionel Walther Rothschild, der mit an der Formulierung einer Gündungserklärung für eine “nationale Heimstätte” der Juden in Palästina arbeitete, die im Nachhinein zur “Belafour-Deklaration” führte. Ein weiterer wichtiger Financier der zionistischen Bewegung war ein anderer Rothschild: Edmond James de Rothschild. Bereits 1882 hatte er Land in Palästina erworben und vieles davon später jüdischen Siedlern zur Verfügung gestellt. Durch Gönner wie ihn konnten viele - in Europa verfolgte - Juden in Palästina ein neues Leben anfangen.
Zwei Versprechen Großbritanniens
Im Verlauf und in der Folge des ersten Weltkriegs machte die Regierung des britischen Königreiches zwei folgenreiche Versprechen: Einerseits sagte sie der arabischen Bevölkerung, die das “Empire” im Krieg gegen die Osmanen unterstützt hatte, einen eigenen Staat zu, in welchem dem der Großteil der arabischen Völker des Nahen Ostens vereint sein sollte. Andererseits wurde am 2. November 1917 die Belafour-Deklaration verabschiedet, in der es heißt, dass die “Regierung seiner Majestät” “mit Wohlwollen” die “jüdisch-zionistischen Bestrebungen” zur “Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina” unterstütze. Die Verantwortlichen in London unternahmen diesen Schritt nicht ohne Hintergedanken: Durch die Hilfe für die jüdische Minderheit erhoffte sich die britische Krone, die zu dieser Zeit bereits offizieller Verwaltungsherr über Palästina war, eine finanzielle Unterstützung der jüdischen Bankiers im ersten Weltkrieg. Fünf Jahre später erhielt Großbritannien vom Völkerbund das Mandat zur “Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina”, allerdings sollten dadurch die “bürgerlichen und religiösen Rechte bestehender nichtjüdischer Gemeinschaften in Palästina” nicht beeinträchtigt werden.(2)
Aufgrund dieses Völkerbundsmandats und gefördert durch die zionistische Bewegung machten sich in den Jahren nach 1922 viele europäische und russische Juden auf die Reise nach Palästina um dort ein neues Zuhause zu suchen. Zwar hatten die Briten strikte Einwanderungsquoten für das Gebiet festgelegt, diese wurden jedoch vor allem in den Jahren nach der Machtergreifung der Nazis immer wieder missachtet. Die größten Einwanderungswellen jüdischer Siedler fanden in der Zeit von 1931-1940 statt, als etwa 350.000 bis 450.000 - vornehmlich europäische und russische Juden - in mehreren Schüben, und - aus britischer Sicht - zum größten Teil illegal, nach Palästina einreisten (siehe de.wikipedia.org/wiki/Alija_Bet).
HaSchomer
Die sich stark vermehrende Anzahl jüdischer Siedler stieß bei der arabischen Bevölkerung in Palästina auf Missmut. Doch auch schon vor den großen Einwanderungswellen war es in Palästina immer wieder zu blutigen Zusammenstößen zwischen Arabern und Juden gekommen, die nicht selten mit Toten auf beiden Seiten endeten. Um die Siedlungsgebiete (“Kibbuzim”) zu verteidigen, organisierten sich einige jüdische Siedler in kleinen Verteidigungsgruppen. Die wohl einflussreichste unter diesen Gruppen ist unter dem Namen “HaSchomer” bekannt, ihre Einheit bestand aus weniger als 100 Mann. HaSchomer, in ihren Anfängen noch eine zionistisch-sozialistische Gruppe, wurde etwa 1909 gegründet, mit dem primären Ziel, die kollektiv-organisierten Kibbuzim mit Waffengewalt zu beschützen, aber auch, sie frühzeitig vor arabischen Übergriffen zu warnen. Schon wenige Jahre nach ihrer Gründung operierte die HaSchomer nur noch aus dem Untergrund heraus. Mitbegründer und Mitglieder von HaSchomer waren unter anderem die späteren israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Ben Tzwi, Jitzchak Schamir und David Ben Gurion.
Zwar konnten die Aktionen der HaSchomer, in die nur die besten Männer aufgenommen wurden, durchaus als „erfolgreich“ angesehen werden, doch mit der Besetzung Palästinas durch die Briten und der stetig wachsenden Zahl jüdischer Einwanderer konnte diese kleine Gruppe den Ansprüchen der Siedler nach mehr Schutz nicht mehr gerecht werden. Und so lösten ihre Mitglieder die HaSchomer auf - mit dem Ziel eine größere Gruppe zu schaffen.
Hagana
Als ihr indirekter Nachfolger gilt die besser strukturierte und besser besetzte Hagana (“Verteidigung”), eine paramilitärische Organisation, in der sich viele der früheren HaSchomer-Mitglieder wiederfanden und die nach der Gründung des souveränen Staates Israel fast vollständig in die heute aktiven israelischen Streitkräfte (IDF) integriert wurde.
Hagana wurde zwar auch mit dem Ziel gegründet, die zunehmenden Zusammenstöße zwischen Arabern und Juden besser in den Griff zu bekommen - vor allem aber hatten die Gründer der Gruppe die Absicht, eine ernstzunehmende Verteidigungseinheit für die israelischen Siedler, deren Zahl um 1922 die 80.000 überschritt, gegen die britischen Besatzer zu unterhalten. Hagana operierte wie HaSchomer vorrangig aus dem Untergrund heraus, da ihre Strukturen, vor allem aber ihre Aktionen, unter britischem Recht illegal waren. Zur Zeit der arabischen Aufstände von 1936 bis 1939, bei denen mehrere tausend Araber und einige hundert Juden und britische Soldaten ums Leben kamen, und zehntausende verletzt wurden, zählte Hagana bereits etwa 10.000 aktive und 40.000 einsatzbereite Mitglieder. Viele der Hagana-Kämpfer kooperierten während der Unruhen mit der britischen Besatzung, wenn auch diese - wie erwähnt - deren illegale Strukturen nicht offiziell anerkannte. Ausgewählte Einheiten und versteckte Waffenlager der Hagana wurden von den offiziell anerkannten britisch-jüdischen Polizeieinheiten, der “Jewish Settlement Force” (JSF), im Kampf gegen die ausschreitende arabische Protestbewegung eingesetzt. Entsprechend waren zu dieser Zeit bereits Strukturen, Kontakte und Mittel vorhanden, die - gemeinsam mit der passenden Ideologie - den Nährboden für künftige terroristische Aktionen radikaler Zionisten bildeten. (PK)
Alan Schink, Jahrgang 1985, studiert an der Universität Stuttgart Philosophie und Soziologie und interessiert sich seit den Anschlägen vom 11. September 2001 für Terrorismus und dessen Ursachen, für Geopolitik sowie das Entstehen und Wirken von Machtstrukturen. Teil 2 seiner Serie folgt in der nächsten NRhZ
(1) http://de.wikisource.org/wiki/Der_Judenstaat/Society_of_Jews_und_Judenstaat
(2) http://avalon.law.yale.edu/20th_century/palmanda.asp
Lesen Sie dazu auch den Beitrag von Thomas Früh "Gaza: Gezielte Eskalation?"
Online-Flyer Nr. 183 vom 04.02.2009
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Globales
Die weithin unbekannte Vergangenheit Israels – Teil 1
Ursprünge des Zionismus
Von Alan Schink
Begründer des friedlichen Zionismus:
Theodor Herzl (1860-1904)
Quelle: www.israelvets.com
Auftraggeber Menachem Begin
Was hier geschildert wurde, trug sich am 22. Juli 1946 zu und ist nicht etwa die Tat fundamentalistischer Islamisten, sondern der radikal-zionistischen Terrorgruppe “Irgun” zuzuordnen - einer von mehreren Untergrundorganisationen, die zu dieser Zeit für ein “jüdisches Palästina” und einen souveränen Staat Israel kämpften. Auftraggeber des Anschlags auf das King David Hotel war Menachem Begin, später Ministerpräsident Israels und Friedensnobelpreisträger 1978 zusammen mit Muhammad Anwar as-Sadat.
Menachem Begin,
Ministerpräsident Israels und
Friedensnobelpreisträger
Quelle: nobelprize.org
Während heute der Eindruck vorherrscht, der Zionismus lehre Intoleranz gegenüber anderen Religionen, schreibt Herzl, dass auch “Andersgläubige” und “Andersnationale” in einem jüdischen Staat “ehrenvollen Schutz” und “Rechtsgleichheit” erfahren sollen.(1) Während noch ein Großteil der Juden Anfang des 20. Jahrhunders ein “Jüdisch-Sein” jenseits der Religiösität ablehnte, fanden die von Herzl formulierten Ausführungen eines souveränen Judenstaates in den Folgejahren immer mehr Anklang in jüdischen Intelektuellenkreisen. Vor allem in Anbetracht der sich stets aufs Neue entäußernden antisemitischen Tendenzen bekam die zionistische Bewegung unter europäischen und russischen Juden einen immer größeren Zulauf. Das wichtigste Forum für die erste Generation von Zionisten war, nach dem von Herzl einberufenen 1. Zionistischen Weltkongress von 1897, die “Zionistische Weltorganisation” (WZO).
Rothschild-Bankiers wichtige Unterstützer
Nachdem in Herzls Werk noch nicht feststand ob “Argentinien” oder “Palästina” der bessere Ort für einen jüdischen Staat sei, war man sich in den Folgejahren nach 1897 innerhalb der zionistischen Bewegung einig, und die ersten praktischen Bemühungen wurden unternommen, internationale Unterstützung für eine jüdische Heimat in Palästina zu erhalten. Viele Unterstützer der zionistischen Bewegung fanden sich dabei in hohen finanzpolitischen Kreisen Europas und Nordamerikas. Ein wichtiger Lobbyist der Zionisten war etwa Baron Lionel Walther Rothschild, der mit an der Formulierung einer Gündungserklärung für eine “nationale Heimstätte” der Juden in Palästina arbeitete, die im Nachhinein zur “Belafour-Deklaration” führte. Ein weiterer wichtiger Financier der zionistischen Bewegung war ein anderer Rothschild: Edmond James de Rothschild. Bereits 1882 hatte er Land in Palästina erworben und vieles davon später jüdischen Siedlern zur Verfügung gestellt. Durch Gönner wie ihn konnten viele - in Europa verfolgte - Juden in Palästina ein neues Leben anfangen.
Zwei Versprechen Großbritanniens
Im Verlauf und in der Folge des ersten Weltkriegs machte die Regierung des britischen Königreiches zwei folgenreiche Versprechen: Einerseits sagte sie der arabischen Bevölkerung, die das “Empire” im Krieg gegen die Osmanen unterstützt hatte, einen eigenen Staat zu, in welchem dem der Großteil der arabischen Völker des Nahen Ostens vereint sein sollte. Andererseits wurde am 2. November 1917 die Belafour-Deklaration verabschiedet, in der es heißt, dass die “Regierung seiner Majestät” “mit Wohlwollen” die “jüdisch-zionistischen Bestrebungen” zur “Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina” unterstütze. Die Verantwortlichen in London unternahmen diesen Schritt nicht ohne Hintergedanken: Durch die Hilfe für die jüdische Minderheit erhoffte sich die britische Krone, die zu dieser Zeit bereits offizieller Verwaltungsherr über Palästina war, eine finanzielle Unterstützung der jüdischen Bankiers im ersten Weltkrieg. Fünf Jahre später erhielt Großbritannien vom Völkerbund das Mandat zur “Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina”, allerdings sollten dadurch die “bürgerlichen und religiösen Rechte bestehender nichtjüdischer Gemeinschaften in Palästina” nicht beeinträchtigt werden.(2)
Aufgrund dieses Völkerbundsmandats und gefördert durch die zionistische Bewegung machten sich in den Jahren nach 1922 viele europäische und russische Juden auf die Reise nach Palästina um dort ein neues Zuhause zu suchen. Zwar hatten die Briten strikte Einwanderungsquoten für das Gebiet festgelegt, diese wurden jedoch vor allem in den Jahren nach der Machtergreifung der Nazis immer wieder missachtet. Die größten Einwanderungswellen jüdischer Siedler fanden in der Zeit von 1931-1940 statt, als etwa 350.000 bis 450.000 - vornehmlich europäische und russische Juden - in mehreren Schüben, und - aus britischer Sicht - zum größten Teil illegal, nach Palästina einreisten (siehe de.wikipedia.org/wiki/Alija_Bet).
HaSchomer
Die sich stark vermehrende Anzahl jüdischer Siedler stieß bei der arabischen Bevölkerung in Palästina auf Missmut. Doch auch schon vor den großen Einwanderungswellen war es in Palästina immer wieder zu blutigen Zusammenstößen zwischen Arabern und Juden gekommen, die nicht selten mit Toten auf beiden Seiten endeten. Um die Siedlungsgebiete (“Kibbuzim”) zu verteidigen, organisierten sich einige jüdische Siedler in kleinen Verteidigungsgruppen. Die wohl einflussreichste unter diesen Gruppen ist unter dem Namen “HaSchomer” bekannt, ihre Einheit bestand aus weniger als 100 Mann. HaSchomer, in ihren Anfängen noch eine zionistisch-sozialistische Gruppe, wurde etwa 1909 gegründet, mit dem primären Ziel, die kollektiv-organisierten Kibbuzim mit Waffengewalt zu beschützen, aber auch, sie frühzeitig vor arabischen Übergriffen zu warnen. Schon wenige Jahre nach ihrer Gründung operierte die HaSchomer nur noch aus dem Untergrund heraus. Mitbegründer und Mitglieder von HaSchomer waren unter anderem die späteren israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Ben Tzwi, Jitzchak Schamir und David Ben Gurion.
Zwar konnten die Aktionen der HaSchomer, in die nur die besten Männer aufgenommen wurden, durchaus als „erfolgreich“ angesehen werden, doch mit der Besetzung Palästinas durch die Briten und der stetig wachsenden Zahl jüdischer Einwanderer konnte diese kleine Gruppe den Ansprüchen der Siedler nach mehr Schutz nicht mehr gerecht werden. Und so lösten ihre Mitglieder die HaSchomer auf - mit dem Ziel eine größere Gruppe zu schaffen.
Hagana
Als ihr indirekter Nachfolger gilt die besser strukturierte und besser besetzte Hagana (“Verteidigung”), eine paramilitärische Organisation, in der sich viele der früheren HaSchomer-Mitglieder wiederfanden und die nach der Gründung des souveränen Staates Israel fast vollständig in die heute aktiven israelischen Streitkräfte (IDF) integriert wurde.
Hagana wurde zwar auch mit dem Ziel gegründet, die zunehmenden Zusammenstöße zwischen Arabern und Juden besser in den Griff zu bekommen - vor allem aber hatten die Gründer der Gruppe die Absicht, eine ernstzunehmende Verteidigungseinheit für die israelischen Siedler, deren Zahl um 1922 die 80.000 überschritt, gegen die britischen Besatzer zu unterhalten. Hagana operierte wie HaSchomer vorrangig aus dem Untergrund heraus, da ihre Strukturen, vor allem aber ihre Aktionen, unter britischem Recht illegal waren. Zur Zeit der arabischen Aufstände von 1936 bis 1939, bei denen mehrere tausend Araber und einige hundert Juden und britische Soldaten ums Leben kamen, und zehntausende verletzt wurden, zählte Hagana bereits etwa 10.000 aktive und 40.000 einsatzbereite Mitglieder. Viele der Hagana-Kämpfer kooperierten während der Unruhen mit der britischen Besatzung, wenn auch diese - wie erwähnt - deren illegale Strukturen nicht offiziell anerkannte. Ausgewählte Einheiten und versteckte Waffenlager der Hagana wurden von den offiziell anerkannten britisch-jüdischen Polizeieinheiten, der “Jewish Settlement Force” (JSF), im Kampf gegen die ausschreitende arabische Protestbewegung eingesetzt. Entsprechend waren zu dieser Zeit bereits Strukturen, Kontakte und Mittel vorhanden, die - gemeinsam mit der passenden Ideologie - den Nährboden für künftige terroristische Aktionen radikaler Zionisten bildeten. (PK)
Alan Schink, Jahrgang 1985, studiert an der Universität Stuttgart Philosophie und Soziologie und interessiert sich seit den Anschlägen vom 11. September 2001 für Terrorismus und dessen Ursachen, für Geopolitik sowie das Entstehen und Wirken von Machtstrukturen. Teil 2 seiner Serie folgt in der nächsten NRhZ
(1) http://de.wikisource.org/wiki/Der_Judenstaat/Society_of_Jews_und_Judenstaat
(2) http://avalon.law.yale.edu/20th_century/palmanda.asp
Lesen Sie dazu auch den Beitrag von Thomas Früh "Gaza: Gezielte Eskalation?"
Online-Flyer Nr. 183 vom 04.02.2009
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