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Inland
Nachtrag eines ehemaligen Lehrers und Sozialarbeiters zu Winnenden
Wie man in den Wald schießt…
Von Hartmut Barth-Engelbart
Kannte die Ursachen schon zwei Tage danach – Landesinnenminister Heribert Rech
Quelle: www.cdu-sha.de
Auf Wahnsinn folgt Wahnsinn. Weder Videospiele sind der Kern des Problems noch Schützenvereine. Diese Problemchen werden eher von Bürgermeistern und Landräten gehätschelt oder als eventuelles Hilfspolizeireservoir gepflegt. Jetzt soll der Bundesgrenzschutz auf den Campus, Polizeiwachen auf den Schulhof, sponsored by PepsiCola oder Karamalz. Kaum jemand weist öffentlich darauf hin: Wie man in den Wald schießt, so schießt’s auch wieder raus.
Sich für Schüler Zeit nehmen?
Wieder geht ein Ruck durch die Nation. Schüler müssen wegen der Nestwärme enger zusammenrücken. Wo 33 reinpassen, passen auch 35 rein. Im Hauruckverfahren werden Schwachstellen in der Auslastung der Lehrkörper gefunden, Einsparpotentiale durch Stellenrücken. Optimierung der Betreuungsdichte bei Sozialpädagogen und Schulpsychologen (Beratung per Internet). Es werden Haushaltstitel verrückt und nach Ende der Trauerveranstaltungen wieder zurechtgerückt. Vollzogene oder beschlossene Kürzungen im Bereich der Jugendhilfe, der Jugendsozialarbeit etc. werden übertüncht, getarnt aus der Schußlinie genommen und ins rechte Licht gerückt. Jahrelang wurde offiziell gegen die “Kuschelpädagogik“ gehetzt, das Zentralabitur möglichst schon in die vierte Grundschulklasse vorverlegt, das Grenzensetzen gepredigt. Sich für Schüler Zeit nehmen, heißt heute “Zeit verlieren“. Wer sich die Zeit stiehlt, begeht ein Dienstvergehen. Diebstahl auf Kosten der Kollegen und des Staates. Wie sollen Schüler zu Menschen Vertrauen gewinnen, die keine Zeit für sie haben, die nicht zuhören können, die ihnen nichts zu sagen haben, weil sie ihre Probleme gar nicht kennen, die sie sanktionieren, bestrafen, bloßstellen, erniedrigen, von oben herab be- und verurteilen, benoten und nicht wissen wollen, was das bewirkt?
Pädagogikaustreibung
Dieses Regel-Räderwerk wird tradiert, seit Jahrhunderten, nur die Blutspuren sind nicht mehr so alltäglich. Die nichtprügelnde Prügelpädagogik wird nicht gelehrt, sie wird eindressiert, nicht auf den Paukböden schlagender Verbindungen (auch die sind wieder im Kommen!), sondern in den Dressurveranstaltungen der Lehrerausbildung (besser: Pädagogikaustreibung, schulpolitischer Exorzismus) in überfüllten Vorlesungen - ausgelastet bis zum letzten Notstehplatz, betriebswirtschaftlich durchkalkuliert.
Und gibt es noch Professoren, die ihre Studenten kennen können? Wann kommt der erste Anschlag in einer Hochschule? Ich kenne eine Reihe von Studenten verschiedenster Fachrichtungen, die subjektiv vor der Wahl standen: Springen oder Sprengen? Wer kann sie aufhalten? Kann sein, daß die Entscheidung bereits in der kostengünstigeren Großgruppe in der Kindertagesstätte gefallen ist, in der 32er Grundschulklasse (eine 23er ist schon viel zu groß) oder an der Türe des Lehrerzimmers, die aufging und eine entnervte Stimme krächzte etwas gereizt: „Jetzt habe ich aber gar keine Zeit“. Klar, war ja große Pause und die Arbeitsblätter noch nicht kopiert, nicht genügend Bücher für die ganze Klasse und die Koordination noch nicht fertig und zwei Eltern am Telefon und der Kaffee schon kalt.
Real-Gewalt-Videos
So werden Opfer Täter und Täter Opfer. Und dann, Herr Schröder, sind es “faule Säcke“. Achtung vor Menschenleben? Schießen unsere Schnellen Eingreiftrupps etwa aus Wasserpistolen und werfen unsere Tornados etwa nur Kalorienbomben ab? Hat ein deutscher Leopard heute keine Reißzähne mehr wie vor 70 Jahren der deutsche Tiger? Das alles ist Reality-TV und kein Videospiel. Wer diese Real-Gewalt-Videos abstellt, rettet zigtausendfach mehr als 17 Menschenleben. Und gibt den Youngsters eine andere Orientierung.
Orientierung? Andere ? WIR MACHEN DEN WEG FREI: Die Bundeswehr sucht vor Arbeitsagenturen und in Schulen Nachschub für die Auslandseinsätze! Da kriegt das Schiessen doch einen Sinn!!! Da hat man sein Auskommen mit dem Einkommen durch Umkommen. Da kann man auch als HARTZ-4er Heimspielverlierer noch mitkommen. Aggressive Potentiale kreativ umsetzen heißt das auf Neudeutsch. (PK)
Mehr in dem Artikel "Zum School Shooting von Winnenden" in dieser Ausgabe und unter www.barth-engelbart.de.vu
Online-Flyer Nr. 190 vom 25.03.2009
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Nachtrag eines ehemaligen Lehrers und Sozialarbeiters zu Winnenden
Wie man in den Wald schießt…
Von Hartmut Barth-Engelbart
Kannte die Ursachen schon zwei Tage danach – Landesinnenminister Heribert Rech
Quelle: www.cdu-sha.de
Auf Wahnsinn folgt Wahnsinn. Weder Videospiele sind der Kern des Problems noch Schützenvereine. Diese Problemchen werden eher von Bürgermeistern und Landräten gehätschelt oder als eventuelles Hilfspolizeireservoir gepflegt. Jetzt soll der Bundesgrenzschutz auf den Campus, Polizeiwachen auf den Schulhof, sponsored by PepsiCola oder Karamalz. Kaum jemand weist öffentlich darauf hin: Wie man in den Wald schießt, so schießt’s auch wieder raus.
Sich für Schüler Zeit nehmen?
Wieder geht ein Ruck durch die Nation. Schüler müssen wegen der Nestwärme enger zusammenrücken. Wo 33 reinpassen, passen auch 35 rein. Im Hauruckverfahren werden Schwachstellen in der Auslastung der Lehrkörper gefunden, Einsparpotentiale durch Stellenrücken. Optimierung der Betreuungsdichte bei Sozialpädagogen und Schulpsychologen (Beratung per Internet). Es werden Haushaltstitel verrückt und nach Ende der Trauerveranstaltungen wieder zurechtgerückt. Vollzogene oder beschlossene Kürzungen im Bereich der Jugendhilfe, der Jugendsozialarbeit etc. werden übertüncht, getarnt aus der Schußlinie genommen und ins rechte Licht gerückt. Jahrelang wurde offiziell gegen die “Kuschelpädagogik“ gehetzt, das Zentralabitur möglichst schon in die vierte Grundschulklasse vorverlegt, das Grenzensetzen gepredigt. Sich für Schüler Zeit nehmen, heißt heute “Zeit verlieren“. Wer sich die Zeit stiehlt, begeht ein Dienstvergehen. Diebstahl auf Kosten der Kollegen und des Staates. Wie sollen Schüler zu Menschen Vertrauen gewinnen, die keine Zeit für sie haben, die nicht zuhören können, die ihnen nichts zu sagen haben, weil sie ihre Probleme gar nicht kennen, die sie sanktionieren, bestrafen, bloßstellen, erniedrigen, von oben herab be- und verurteilen, benoten und nicht wissen wollen, was das bewirkt?
Pädagogikaustreibung
Dieses Regel-Räderwerk wird tradiert, seit Jahrhunderten, nur die Blutspuren sind nicht mehr so alltäglich. Die nichtprügelnde Prügelpädagogik wird nicht gelehrt, sie wird eindressiert, nicht auf den Paukböden schlagender Verbindungen (auch die sind wieder im Kommen!), sondern in den Dressurveranstaltungen der Lehrerausbildung (besser: Pädagogikaustreibung, schulpolitischer Exorzismus) in überfüllten Vorlesungen - ausgelastet bis zum letzten Notstehplatz, betriebswirtschaftlich durchkalkuliert.
Und gibt es noch Professoren, die ihre Studenten kennen können? Wann kommt der erste Anschlag in einer Hochschule? Ich kenne eine Reihe von Studenten verschiedenster Fachrichtungen, die subjektiv vor der Wahl standen: Springen oder Sprengen? Wer kann sie aufhalten? Kann sein, daß die Entscheidung bereits in der kostengünstigeren Großgruppe in der Kindertagesstätte gefallen ist, in der 32er Grundschulklasse (eine 23er ist schon viel zu groß) oder an der Türe des Lehrerzimmers, die aufging und eine entnervte Stimme krächzte etwas gereizt: „Jetzt habe ich aber gar keine Zeit“. Klar, war ja große Pause und die Arbeitsblätter noch nicht kopiert, nicht genügend Bücher für die ganze Klasse und die Koordination noch nicht fertig und zwei Eltern am Telefon und der Kaffee schon kalt.
Real-Gewalt-Videos
So werden Opfer Täter und Täter Opfer. Und dann, Herr Schröder, sind es “faule Säcke“. Achtung vor Menschenleben? Schießen unsere Schnellen Eingreiftrupps etwa aus Wasserpistolen und werfen unsere Tornados etwa nur Kalorienbomben ab? Hat ein deutscher Leopard heute keine Reißzähne mehr wie vor 70 Jahren der deutsche Tiger? Das alles ist Reality-TV und kein Videospiel. Wer diese Real-Gewalt-Videos abstellt, rettet zigtausendfach mehr als 17 Menschenleben. Und gibt den Youngsters eine andere Orientierung.
Orientierung? Andere ? WIR MACHEN DEN WEG FREI: Die Bundeswehr sucht vor Arbeitsagenturen und in Schulen Nachschub für die Auslandseinsätze! Da kriegt das Schiessen doch einen Sinn!!! Da hat man sein Auskommen mit dem Einkommen durch Umkommen. Da kann man auch als HARTZ-4er Heimspielverlierer noch mitkommen. Aggressive Potentiale kreativ umsetzen heißt das auf Neudeutsch. (PK)
Mehr in dem Artikel "Zum School Shooting von Winnenden" in dieser Ausgabe und unter www.barth-engelbart.de.vu
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