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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Sport
Frauen-Fußballbundesliga – 15. Spieltag und zwei Spielerinnen-Interviews
Meisterschaftsrennen mit Superkick
Von Bernd J.R. Henke und Johann Blaha

Der FCR 2001 Duisburg kam auch ohne Inka Grings mit einem Kantersieg an die Spitze, der 1. FFC Frankfurt stürzte Tabellenführer Bayern München, Turbine Potsdam schlug den HSV zu Hause mit 3:1. Dieser 15. Spieltag war ein Superkick: Mit einem Paukenschlag ist das Meisterschaftsrennen in der Fußball-Bundesliga der Frauen wieder offen: Durch das Tor des Tages von Karolin Thomas in der 90. Minute schlug Meister 1. FFC Frankfurt am Sonntag den bisherigen Tabellenführer FC Bayern München mit 1:0 (0:0).

Nur die Folter für die Fans dauerte bis zur Schlussminute – zuvor hatten die überlegen spielenden Frankfurterinnen die tollsten Torchancen vergeben. FFC Manager Dietrich tänzelte nervös vor Anspannung, denn zuvor gelang es der spät eingewechselten Bayern Stürmerin Mandy Islacker nach Vorarbeit von Katharina Baunach mit einem Schrägschuss von links fast, den bisherigen Spielverlauf auf den Kopf zu stellen. Doch Weltklasse Torhüterin Nadine Angerer klärte reflexartig und rettete den Ball und für Frankfurt das Spiel.

Karolin Thomas im Kampf mit Mandy Islacker in der letzten Viertelstunde, (links Banecki, rechts Günther) | Foto: A2 Fotoagentur
Karolin Thomas im Kampf mit Mandy Islacker in der letzten Viertelstunde, (links Banecki, rechts Günther) | Foto: A2 Fotoagentur

Das Fehlen von Tanja Wörle vom FC Bayern im Mittelfeld und der große körperliche und mentale Einsatz und Siegeswille der FFC-Frauen ließen der Entfaltung von Nationalspielerin Melanie Behringer im Mittelfeld nur wenig Spielräume. Schon die Wiederauferstehung des Rekordmeisters 1. FFC Frankfurt vor zwei Wochen in Wolfsburg (nach einem 0:2 Rückstand) mit einem 3:2 Auswärtssieg zeigte die unbändige Kampfkraft, die in der Frankfurter Mannschaft steckt. Trainer Wegmann kann mit Recht auf seine Mannschaft stolz sein.

Tor des Tages durch Goalgetterin Karolin Thomas (21) dahinter in Siegerpose Birgit Prinz (9)
Tor des Tages durch Goalgetterin Karolin Thomas, dahinter in Siegerpose
Birgit Prinz | Foto: Krieger

Und dasselbe galt auch für die verletzten FFC Spielerinnen, wie Nationalspielerin und Torjägerin Conny Pohlers, die 158-fache Nationalspielerin Ariane Hingst und US-Mittelfeldstar Alexandra Krieger und sicher ebenso für den Sponsor Fraport, der das Bundesliga Spitzenspiel präsentierte. Frankfurts Stadträtin für Soziales und Sport Daniela Birkenfeld strahlte, und Sportreferent Markus Graff freute sich verschmitzt „dass bei solchen Erfolgen nun notwendige städtische Investitionen für das Stadion besser zu realisieren wären.“

Dieser Einschätzung konnte der anwesende Theo Zwanziger nur zustimmen. Der 15. Spieltag war ein Geschenk für den DFB Präsidenten, denn nunmehr gibt es drei Spitzenmannschaften im deutschen Frauenfußball, die mit dem Rekordmeister aus Frankfurt um die Meisterschaft kämpfen. „So eine breite Spitze gab es noch nie bei den Frauen,“ meinte Fußballexperte Johann Blaha.


Harter Kampf um die Spitze: Bayernstürmerin Islacker am Boden
Foto: Krieger

Die ebenfalls anwesende Bundestrainerin Sylvia Neid, hatte schon während der Halbzeit, das Spiel der kämpferisch überlegenen Frankfurtinnen gelobt. Vor 3190 Zuschauern im Stadion am Brentanobad kassierten die Münchnerinnen schließlich ihre erste Saisonniederlage und fielen wegen der schlechteren Tordifferenz hinter den neuen Spitzenreiter FCR Duisburg mit 32 Punkten auf Rang zwei zurück.

Der FCR hatte beim TSV Crailsheim 7:0 gewonnen. Der SG Essen-Schönebeck hatte drei Tage vor dem Revierschlager gegen den neuen Spitzenreiter FCR 2001 Duisburg einen 4:0 (2:0)-Sieg gegen den Herforder SV erzielt und sich auf den fünften Tabellenplatz verbessert.

Favoritenschreck Essen könnte die Spannung in der Liga nochmals toppen, wenn am Mittwoch die Damen von Schönebeck und die neuen Spitzenreiter zum Duell auflaufen werden. Es wird ein Superkick mit vielen Toren, meinen die Fachleute und Fans.

Mehr dazu im Interview „Nach dem Spiel ohne Ball“ von Sportkommentator Johann Blaha mit der Nationalspielerin Melanie Behringer und der Torjägerin Mandy Islacker, beide FC Bayern München.


Interview von Johann Blaha
mit Persönlichkeiten der Fußball Bundesliga der Frauen:


Melanie Behringer – Nationalspielerin FC Bayern München 

Melanie Behringer Quelle: FC Bayern
Melanie Behringer | Quelle: FC Bayern               
Frau Behringer, Sie spielten beim SC Freiburg und jetzt beim FC Bayern. Nennen Sie uns einige Unterschiede!

Bayern hat die besseren Einzelspieler, Freiburg dagegen ist als Mannschaft familiärer.

Sie verfolgen sicherlich auch die Bundesliga der Herren. Was gefällt Ihnen, und was gefällt Ihnen nicht?


Mir gefallen die Aggressivität auf dem Feld und die Spannung im Meisterschaftskampf. Unschön find ich, dass sich viele wegen jeder Kleinigkeit theatralisch fallen lassen und dann aufstehen als wäre nichts passiert.

Der Frauenfußball dagegen entwickelt sich immer schneller weiter, das kann man nun auch in der Bundesliga sehen. Der Meisterschaftskampf und Abstiegskampf ist spannender denn je.

Eine Frage zum Algarve-Cup: Das erste Spiel gegen Finnland wurde 2:0 gewonnen. Sie wurden eingewechselt und haben das 1:0 erzielt. Warum waren Sie nicht von Anfang an dabei?

Dazu kann ich leider nicht viel sagen. Ich hatte in Düsseldorf gegen China gespielt, vielleicht wollte Frau Neid einfach Lira Bairamai sehen. Sie hatte vor dem Turnier gesagt, dass sie vieles sehen und ausprobieren will.

Nach dem 0:3 Rückstand gegen Schweden sah es fast so aus, dass die deutsche Mannschaft nach 3:0 Sieg gegen China das Spiel zu locker angegangen war. Wie ist ihre persönliche Einschätzung dazu?

Das stimmt auf keinen Fall. Wir wollten dieses Spiel unbedingt gewinnen. Die ersten 20 Minuten haben wir auch gut angefangen, nur leider sind wir nach dem 1:0 eingebrochen. Nach der Pause haben wir Moral gezeigt und eine gute 2. Halbzeit gespielt.

Der Kampf um Platz 3 gegen Dänemark wurde bekanntlich 0:1 verloren. Hatte die Mannschaft schon den Bundesliga-Alltag im Kopf?

Das Spiel war sicherlich kein gutes, und das weiß auch jede unserer Spielerinnen. Die Däninnen haben verdient gewonnen. Sie waren einfach spritziger und fitter als wir.

Melanie Behringer im Mittelfeld gegen Kerstin Garefrekesund Meike Weber Foto: Krieger
Melanie Behringer im Mittelfeld gegen Kerstin Garefrekes und Meike Weber
Foto: Krieger

Zurück in die Bundesliga und zum Spiel gegen Frankfurt: Uns fiel auf, dass die Mannschaft des FC Bayern München einen zu großen Respekt vor der Frankfurter Mannschaft und vielleicht vor der „großen Zuschauerkulisse“ hatte. Warum konnten Sie für das Offensivspiel nicht mehr tun? Und wie sehen Sie Ihre persönliche Leistung?

Meine persönliche Leistung war nicht gut, und ich werde sie auch nicht schönreden.

Man darf und kann keine Mannschaft in der Bundesliga unterschätzen. Ich glaube Respekt sollte man vor jeder Mannschaft haben, und mit dem Zuschauer hat es sicherlich nichts zu tun, da die ohnehin sehr leise waren. Wir haben gegen Frankfurt sehr wenig für die Offensive getan, das ist richtig. Unsere Mannschaftsteile waren oft zu weit auseinander, und wir waren meist den Tick langsamer am Ball. Wenn man nur hinterher läuft, wird es schwierig etwas nach vorne zu tun.
 
Das Spiel hätte nicht verloren gehen müssen. Ihr Fazit...?
 
Es ist sehr ärgerlich, wenn man ein Spiel in der 90. Minute verliert. Frankfurt hat den Sieg aber schlussendlich verdient, da sie in der 1. Halbzeit schon viele Torchancen hatten. Das Spiel müssen wir einfach schnellstmöglich vergessen und nach Vorne schauen, weil der Meisterschaftskampf jetzt erst richtig losgeht.


Interview von Johann Blaha
mit Persönlichkeiten der Fußball Bundesliga der Frauen:


Mandy Islacker – FC Bayern München

Mandy Islacker Quelle: FC Bayern, Pressefoto
Mandy Islacker | Quelle: FC Bayern                  
Frau Islacker, Sie sind am 8.8.’88 geboren. Werden Sie oft darauf angesprochen?

Ja, schon öfter (lacht), und ich bin froh darüber, so kann man sich wenigstens meinen Geburtstag leicht merken!

Ursprünglich spielten Sie im Ruhrpott. Erzählen Sie uns doch, wie Sie zum FC Bayern kamen!

Ich wollte neue Erfahrungen sammeln. Bayern München ist ein super Verein mit klasse Umfeld, und ich suchte eine neue Herausforderung.

Sie verfolgen sicherlich auch die Bundesliga der Herren. Was gefällt Ihnen, was gefällt Ihnen nicht?

Mir gefällt das Spieltempo und das klasse Kombinationsspiel sehr. Ich würde mir wünschen, dass besonders die jüngeren Spieler noch mehr Einsätze bekämen.

Und was gefällt Ihnen an der Frauenbundesliga?

Dass es ab der nächsten Saison auch eine Champions-League gibt und dass der Frauenfußball immer mehr Anerkennung und Aufmerksamkeit bekommt.

Auf der Homepage des FC Bayern geben Sie „Beruf: Bürokauffrau“ an. Wie vereinbart sich das mit Ihren Trainingseinheiten?

Ja, es ist schwierig die Ausbildung und das intensive Training unter einen Hut zu bringen. Aber mein Ausbildungsbetrieb, Schulfreunde und Lehrer an der Berufsschule haben immer ein offenes Ohr und unterstützen mich. Das nächste Jahr wird besonders schwierig für mich, da meine Abschlussprüfung ansteht, aber wenn man es will, dann schafft man auch beides.

Zum Spiel gegen den 1. FFC Frankfurt: Sie waren für Ivana eingewechselt worden und haben gleich Schwung ins Spiel gebracht. Wir wundern uns, warum Sie nicht von Anfang an gespielt haben...

Ich konnte wegen einer Verletzung an der Vorbereitung nicht komplett teilnehmen, besonders eine Woche vor dem Frankfurt-Spiel konnte ich wegen einer Grippe nicht trainieren. Ich hoffe, dass ich den Rest der Saison verletzungsfrei bleibe, sodass ich so schnell wie möglich meinen konditionellen Rückstand aufholen kann.

Mandy Islacker im Fight mit Petra Wimbersky und Anne Marciak vom FFC Foto: Krieger
Mandy Islacker im Fight mit Petra Wimbersky und Anne Marciak vom FFC
Foto: Krieger

Im Spiel hatten Sie eine große Chance, die eigene Mannschaft in Führung zu bringen. Wie sehen Sie die Situation im Nachhinein?

Es wäre super gewesen, wenn der Ball rein gegangen wäre, da wir in diesem Spiel nicht so viele Chancen hatten. Mich ärgert das natürlich sehr...

Hatte der FC Bayern zu großen Respekt vor Frankfurt im Heimstadion? 

Wir hatten Respekt vor Frankfurt, aber keine Angst. Aber, es macht besonders viel Spaß vor einer so großen Kulisse Fußball zu spielen, das ist ein richtiger Motivationsschub.

(CH)

Online-Flyer Nr. 189  vom 20.03.2009

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