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Inland
“Eltern-Lan“ und andere Einfallstore kostenträchtiger Softwareangebote
Bundeszentrale auf Abwegen
Von Sabine Schiffer
Ein Spiel der “LAN-Party
nur für Eltern“, für das die
BpB auf ihrer Webseite wirbt
Quelle: www.bpb.de
In der Tat, es ist ein Skandal, was Rolf Stumberger am 5.4.2009 auf TELEPOLIS über die unkritische Haltung der Bundeszentrale für Politische Bildung (BpB) gegenüber der Computerspieleindustrie darlegt. Gerade das Eltern-Lan-Konzept und seine fadenscheinigen Begründungen haben sein Interesse geweckt, und der Autor geht der Verknüpfung der BpB mit Turtle-Entertainment nach und zeigt auf, wie die – eigentlich zur Unabhängigkeit verpflichtete BpB – Verkaufsparolen der Spieleindustrie nachbetet und mit dem Label „Medienpädagogik“ versieht. Gut, dass Stumberger auch aufzeigt, dass die Marktschreier des sogenannten e-Sport sämtlich der gleichen Industriebranche entspringen.
Auf Kritik reagiert die BpB sauer
Der Verantwortliche der BpB, Arne Busse, verweist natürlich darauf, dass man das „differenzierter“ sähe – ein durchschaubarer Begriff und längst enttarnter Spin der besagten Industrie in der Bedeutung von „Relativierung“. Und zwar ganz klar Relativierung von zuverlässigen Forschungsergebnissen. Auf eine Anfrage an Herrn Busse aus unserem Institut für Medienverantwortung im letzten Jahr, wie er denn mit unseren Forschungsergebnissen zum inszenierten Wissenschaftsstreit um die Auswirkungen von früher Computerisierung und Mediengewalt (s. hintergrund.de) umzugehen gedenke, und ob er einen wissenschaftlichen Beleg für die Ausrichtung der BpB anbringen könne, erhielten wir lediglich eine schriftliche Aufforderung, die BpB als Kooperationspartner unseres Instituts nicht mehr zu nennen – inhaltlich nahm er bis heute nicht Stellung. Obwohl er offensichtlich nicht weiß, dass wir mit einer anderen Stelle im Hause gut kooperierten und uns eine schriftliche Bestätigung dieser Nennung vorliegt, beschlossen wir, den Verweis auf die Bundeszentrale zu streichen: Obwohl sie in anderen Bereichen gute Arbeit leistet, können wir schlicht keine Werbung mehr für diese Institution machen, die sich ohne wissenschaftliche Absicherung einer marktfreundlichen Ausrichtung von Medienpädagogik verschrieben hat, die verantwortungslos und für die politische Bildung gefährlich ist!
„Klinke in die Hand“
Insofern hätte die Kritik Herrn Stumbergers durchaus noch etwas ausführlicher ausfallen können: Denn über das genannte “Spielraum-Institut“ der FH-Köln haben auch Electronic Arts, Nintendo und weitere die Finger direkt im Spiel und deren “Wissenschaftler“ reichen sich nicht nur bei den Publikationen der BpB, sondern auch bei Vertretern im Bundestag – Jörg Tauss und Dorothee Bär – die Klinke in die Hand. Insofern ist die BpB, wie auch das Forschungs-, Bildungs- und Familienministerium, Unterstützer eines wachsenden Industriezweiges, dessen Einfluss über den Bundesverband Interaktiver Unterhaltungssoftware eben auch in ehemalige Institutionen politischer Bildung reicht, die wir einst sicher waren zur Wahrung und zur Förderung von Demokratie zu benötigen. Wie der TELEPOLIS-Autor richtig schreibt, ein „ganz normales Public-Private-Partnership“: Die Privatisierer Bertelsmann & Co. hatten schon immer ein besonderes Augenmerk auf den Bildungssektor – freilich nur zur „Qualitätssteigerung“ im ökonomischen Sinne. (PK)
Den Artikel von Rudolf Stumberger finden Sie unter http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30074/1.html
Mehr zum Thema finden Sie auch
im NRhZ-Online-Flyer Nr. 176 vom 10.12.2008
Industrie, Politik, Medien und FH Köln im Taumel der Kriegsspiele
Kindheitskiller auf dem Gabentisch
und im Online-Flyer Nr. 158 vom 06.08.2008
Wie Jugendamt Nürnberg und FH Köln bei Computersucht „helfen“
Fahrlässige Empfehlungen für Eltern
Dr. Sabine Schiffer ist Medienwissenschaftlerin und Leiterin des Instituts für Medienverantwortung in Erlangen - www.medienverantwortung.de.
Online-Flyer Nr. 193 vom 15.04.2009
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Inland
“Eltern-Lan“ und andere Einfallstore kostenträchtiger Softwareangebote
Bundeszentrale auf Abwegen
Von Sabine Schiffer
Ein Spiel der “LAN-Party
nur für Eltern“, für das die
BpB auf ihrer Webseite wirbt
Quelle: www.bpb.de
Auf Kritik reagiert die BpB sauer
Der Verantwortliche der BpB, Arne Busse, verweist natürlich darauf, dass man das „differenzierter“ sähe – ein durchschaubarer Begriff und längst enttarnter Spin der besagten Industrie in der Bedeutung von „Relativierung“. Und zwar ganz klar Relativierung von zuverlässigen Forschungsergebnissen. Auf eine Anfrage an Herrn Busse aus unserem Institut für Medienverantwortung im letzten Jahr, wie er denn mit unseren Forschungsergebnissen zum inszenierten Wissenschaftsstreit um die Auswirkungen von früher Computerisierung und Mediengewalt (s. hintergrund.de) umzugehen gedenke, und ob er einen wissenschaftlichen Beleg für die Ausrichtung der BpB anbringen könne, erhielten wir lediglich eine schriftliche Aufforderung, die BpB als Kooperationspartner unseres Instituts nicht mehr zu nennen – inhaltlich nahm er bis heute nicht Stellung. Obwohl er offensichtlich nicht weiß, dass wir mit einer anderen Stelle im Hause gut kooperierten und uns eine schriftliche Bestätigung dieser Nennung vorliegt, beschlossen wir, den Verweis auf die Bundeszentrale zu streichen: Obwohl sie in anderen Bereichen gute Arbeit leistet, können wir schlicht keine Werbung mehr für diese Institution machen, die sich ohne wissenschaftliche Absicherung einer marktfreundlichen Ausrichtung von Medienpädagogik verschrieben hat, die verantwortungslos und für die politische Bildung gefährlich ist!
„Klinke in die Hand“
Insofern hätte die Kritik Herrn Stumbergers durchaus noch etwas ausführlicher ausfallen können: Denn über das genannte “Spielraum-Institut“ der FH-Köln haben auch Electronic Arts, Nintendo und weitere die Finger direkt im Spiel und deren “Wissenschaftler“ reichen sich nicht nur bei den Publikationen der BpB, sondern auch bei Vertretern im Bundestag – Jörg Tauss und Dorothee Bär – die Klinke in die Hand. Insofern ist die BpB, wie auch das Forschungs-, Bildungs- und Familienministerium, Unterstützer eines wachsenden Industriezweiges, dessen Einfluss über den Bundesverband Interaktiver Unterhaltungssoftware eben auch in ehemalige Institutionen politischer Bildung reicht, die wir einst sicher waren zur Wahrung und zur Förderung von Demokratie zu benötigen. Wie der TELEPOLIS-Autor richtig schreibt, ein „ganz normales Public-Private-Partnership“: Die Privatisierer Bertelsmann & Co. hatten schon immer ein besonderes Augenmerk auf den Bildungssektor – freilich nur zur „Qualitätssteigerung“ im ökonomischen Sinne. (PK)
Den Artikel von Rudolf Stumberger finden Sie unter http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30074/1.html
Mehr zum Thema finden Sie auch
im NRhZ-Online-Flyer Nr. 176 vom 10.12.2008
Industrie, Politik, Medien und FH Köln im Taumel der Kriegsspiele
Kindheitskiller auf dem Gabentisch
und im Online-Flyer Nr. 158 vom 06.08.2008
Wie Jugendamt Nürnberg und FH Köln bei Computersucht „helfen“
Fahrlässige Empfehlungen für Eltern
Dr. Sabine Schiffer ist Medienwissenschaftlerin und Leiterin des Instituts für Medienverantwortung in Erlangen - www.medienverantwortung.de.
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