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Sport
Die türkische Nationalspielerin Deniz Özer vom SG Essen-Schönebeck
NACH DEM SPIEL OHNE BALL – Folge 1
Von Johann Blaha

Nach dem auch für sie trotz gelber Karte erfreulich mit einem 2.2 beendeten Spiel gegen den amtierenden Deutschen Meister im Frauenfußball, den 1.FFC Frankfurt, interviewte Fußballexperte Johann Blaha die türkische Nationalspielerin von der SG Essen-Schönebeck. – Die Redaktion.  

Deniz Özer (16) im Zweikampf mit Nationalspielerin Birgit Prinz (9) 
 
Johann Baha: Sie haben den gut klingenden Vornamen Deniz. Kann man Deniz auf Deutsch übersetzen, wenn ja, was bedeutet der Name?

Deniz Özer: Der Name bedeutet auf türkisch "das Meer".

Ihre Eltern stammen aus Mus in der Türkei. Welche größere Stadt liegt in der Nähe?

Die nächste größere Stadt bei Mus ist Diyarbakir. Und meine Mutter stammt aus Deutschland. Geboren ist Sie in Flörsheim am Main.

Beschreiben Sie uns einmal wie Sie zum Fußball gekommen sind?

Habe das Fußballspielen von meinem Vater und meinem Bruder. Ich bin eine gelernte Straßenfußballerin und spielte jeden Tag mit meinem Bruder draußen vor der Haustür. Mein Vater war früher selber Profifußballer in der Türkei. Mein Bruder ist jetzt auf dem Weg Profi zu werden. Er spielt zurzeit beim FSV Frankfurt. Ich habe als Schülerin beim 1.FFC Frankfurt begonnen. Da war ich 14 Jahre alt und spielte schon sehr früh in der U16.

Sie haben in großen Bundesligaclubs Erfahrungen sammeln können. Erklären Sie mal, welche Spielweise Ihnen am besten liegt.

Mit Sarah Schatton, die heute ein Tor für die Frankfurterinnen geschossen hat, habe ich meine erste Bundesligasaison 2005/2006 beim FSV Frankfurt gespielt. Ich spiele im linken Mittelfeld und schlage gerne Flanken. Und meine Schnelligkeit ist meine Stärke!


Deniz Özer (16) im Zweikampf mit Nationalspielerin Kerstin Garefrekes (18)

Wie kam es zu den vielen Ausflügen in verschiedene Clubs in allen Regionen des Frauenfußballs?

Nach der Auflösung der Frauenfußballabteilung des FSV Frankfurt suchte ich eine neue Herausforderung. Der VFL Wolfsburg machte mir ein Angebot und stellte mir eine Lehrstelle als Reisebürokauffrau in Aussicht. Der VFL Wolfsburg als Mannschaft und Verein kümmerte sich sehr um mich, aber das Heimweh war doch stärker.

Und wie ging dann die Reise weiter? Sie waren doch erst 18 Jahre alt.

Nun ja,  ich wollte trotzdem in Bundesligavereinen Erfahrungen sammeln und ging deshalb zur SG Wattenscheid.  Ich habe mich dort aber nicht wohl gefühlt, denn ich muss leider sagen, dass es zum Zickenkrieg mit der Trainerin kam, die mich dann auch nicht aufstellte. Ich kündigte zur Winterpause. Die  Trainerin wurde zwei Wochen später vom Verein
suspendiert. Hätte ich das alles vorher gewusst, wäre ich geblieben. Den Rest der Saison ging ich vorübergehend zum südhessischen Regionalliga-Verein SG Jügesheim.

Wie sind Sie aber so schnell in die Top Mannschaft des SG Essen-Schönebeck gelangt? Essen schlug ja  in dieser Saison immerhin den UEFA Womens Cup Finalisten FCR Duisburg.

Trainer Agoli suchte auf der linken Seite eine Linksfüsslerin. Er erinnerte sich an ein vergangenes Probetraining und engagierte mich wieder für die erste Liga. Ich war sehr happy darüber und zog nach Essen.
 

Ralf Agoli – Trainer des SG Essen-
Schönebeck
Sie wohnen in einem Appartement der Wohnbau Essen e.G., einem Partner des SG Essen-Schönebeck Sponsoren Pools. Wie fühlen Sie sich in Essen?

Ja, ich muss sagen, nachdem ich schon öfters umgezogen bin, fühle ich mich hier in Essen am wohlsten. Es liegt doch recht nahe an zu Hause und der Verein gibt mir manchmal ein paar Tage frei.

Wie steht es mit Ihrer Ausbildung. Wollten Sie nicht Reisebürokauffrauwerden? Wie ist der Stand der Dinge?

Also ich absolviere zurzeit in Essen eine Ausbildung als Bürokauffrau, die ich vom Verein vermittelt bekommen habe. Ich arbeite bei Gossens Reisen, dem Bus-Sponsor der SG Essen-Schönebeck.

Der Trainer der türkischen Frauen Hamdi Arslan, hoffen wir, hat Sie im Notizbuch auf dem Weg zur FIFA Frauenfußball-WM 2011. Ab dem  19. September 2009 bis 25. August 2010 steht die Türkei in der Gruppe 5 gegen die Teams von England, Spanien, Österreich und Malta. Wie sehen Sie die Chance, in der Gruppe weiter zu kommen?

Also schwer wird es schon, aber ich hoffe, dass wir weiter kommen, weil ich schon gerne mal bei der WM dabei sein möchte. Auch noch in Deutschland, sozusagen im eigenen Land.

Sie standen schon sehr früh 2005 mit der erfolgreichen 1.FFC Frankfurt-Spielerin Meike Weber in der U21 Auswahl des Hessischen Fußballverbandes. Haben Sie noch Erinnerungen daran?

Es ist schon lange her, ich kann mich noch leicht erinnern. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass es immer sehr viel Spaß gemacht hat, wenn wir zum Länderpokal gefahren sind. Hatten dort immer sehr viel Spaß. Kann auch sagen, das ich dort auch viele Erfahrungen gesammelt habe.

Wie kümmert sich der SGS Hauptsponsor KARSTADT Sports um die Spielerinnen? Was tut man für so einen wichtigen Sponsor? Unterschreiben Sie den Fans viele persönliche Autogrammkarten?

Wir haben viele Veranstaltungen... oder Autogrammstunden. Habe jedes Spiel Autogrammkarten dabei und muss sagen, dass immer irgendwelche Fans Autogramme von mir wollen.

Ihre Eltern sind Ihre Förderer. Wie ist Ihre Meinung dazu, was kann man darüber weitergeben?

Meine Eltern unterstützen mich sehr, sodass sich erfolgreich Fußball spielen kann. Sonst wäre ich niemals so weit gekommen ohne meine Eltern. Es ist zwar sehr schwer für mich, dass ich nicht mehr bei meinen Eltern wohne, da ich doch ein Familienmensch bin. Aber was macht man nicht alles für den Fußball.

Zum Abschluss kommen wir zum heutigen Spiel. Sie spielten von Anfang auf der linken Seite. In der 22. Minuten hatten Sie eine große Torchance.

Ja, das stimmt. Ich schoss mit Links, aber habe in das lange Eck das Tor knapp verfehlt.

In der 55. Minute kamen Sie mit Birgit Prinz im 16 Meter zu einem Zweikampf, der zu einem Elfmeter führte (wurde von  FFC Nationalspielerin Petra Wimberski verschossen) Wie sehen Sie die Situation nach dem Spiel?

Für mich war es eine normale Kampfszene, der Elfmeter war überflüssig, eine Schwalbe von Birgit Prinz.

Sie wurden in der 60.Minute ausgewechselt, und es kam für Sie Sabrina Dörpinghaus Nr.5 . Was war der Grund für Trainer Agoli?

Durch die gelbe Karte in der 55. Minute wollte der Trainer mich vor dem Risiko der roten Karte schonen.

Letzte Frage: Sind Sie zufrieden mit dem Endergebnis 2:2 gegen den 1.FFC Frankfurt?

Ja sehr. Gegen den amtierenden Deutschen Meister und Pokalmeister im eigenen Stadion ein 2:2 Endergebnis zu erzielen, davon träumen andere Mannschaften.

Deniz, Sie haben  einen Elfmeter verursacht und trotzdem mit einen Punkt geholt. Der Hürriyet-Journalist und Kollege Hasan Ayci war zum ersten Mal bei einem Bundesliga- Frauenfußballspiel. Sie waren die erste Türkin in unserer Serie NACH DEM SPIEL OHNE BALL. Danke für das Interview. (PK)
 
Den Bericht über das im Interview erwähnte Spiel finden Sie auch in dieser Ausgabe.

Bildrechte: A2 Bildagentur
Mehr zur FIFA Frauenfußball-WM 2011:http://de.fifa.com/womensworldcup/index.html 

Online-Flyer Nr. 194  vom 22.04.2009

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