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Kultur und Wissen
Die kinetische Sammlung Gelsenkirchen
Licht & Bewegung
Von Georg Giesing
Es funkeln Sterne in einem blauschwarzen Raum. Lichter vernetzen sich zu einem unendlichen Nachthimmel. Ein raffiniertes Arrangement mit Spiegeln und Licht der Düsseldorfer Objektkünstlerin Inge Haas. Assoziiert werden intergalaktische Weiten. Der Zuschauer staunt.
Wenn man sich dem Billardtisch nähert, laut spricht oder in die Hände klatscht, setzen sich große und kleine Metallkugeln in Bewegung, sie prallen aneinander, stoßen sich ab. Ein dynamisches Bild, vom Besucher zu immer neuen, zufälligen Konstellationen gestaltet.
Objekt von David Fried.Selbst organisiertes Stilleben
Foto: GEO Giesing
An der Wand hängt ein dreidimensionales, grobgemustertes Objekt aus Plexiglas. Ein Relief, hinter dem Licht zu Mustern zerfließt. Der Künstler, Werner Bauer, hat eine verdeckte Lichtschiene hinter Plexiglaskegeln montiert, die sich langsam bewegt. Es ist ein unendliches, sich wandelndes Licht - Bild, das seine magische Wirkung nicht verfehlt. Glitzernd und irritierend zugleich.
Objekt von Günther Dohr
Foto: GEO Giesing
Plexiglasobjekt von Werner Bauer
Foto: GEO Giesing
Kommt der Besucher nach Gelsenkirchen, findet er ein Museum in einer baulich gelungenen Symbiose aus Gründerzeit-Villa und modernem Gebäude. Zwischenebenen, Treppen und eine Brücke verbinden die Häuser. Raumöffnungen machen den Blick frei. Ein Ort für Erstaunliches, Witziges und Originelles. Die Sammlung Kinetischer Kunst ist in NRW einzigartig.
Herkömmlichen Vorstellungen von Kunst werden hier über Bord geworfen. Besucher sind ganzheitlich angesprochen. Sinneslust und interaktive Prozesse werden gefördert. Viele Kunstwerke sind mobil, lassen sich bewegen oder erwecken durch optische Täuschungen den Eindruck von Bewegung. Die Objekte drehen sich, können gebogen, geschoben und verändert werden. Es wackelt, klappert, summt und brummt. Hinweisschilder fordern auf: Bitte schieben! Bitte drücken!
Keine Geisterhände, keine Magie oder übersinnliche Kräfte sind hier am Werk. Physikalisches und mechanisches Wissen, die Kenntnisse über die Gesetze des Magnetismus, die Wirkung von Licht, Luft, Schall und Schwerkraft, die Nutzung der Elektrizität, haben die Künstler inspiriert. Hier ist neue Kunst zwischen Malerei und Plastik entstanden. Die Übergänge zur Op-Art und Konstruktivismus sind fließend.
Kaufhausobjekt Serienschalter von Rolf Glasmeier
Foto: GEO Giesing
Da ist das aus Kippschaltern bestehende "Kinetisch-magnetische Objekt" von Hartmut Böhm. Die durch Lichtunterbrechung aktivierte "Klangsäule" von Peter Vogel. Der vibrierende "Heavy Metal" Gong von Sandro Antal.
Die "Spanische Fliege" von Kees aaf Jes ist Höhepunkt der Sammlung. Das überdimensionierte Monstrum, welches unheimlich und erwartungsvoll auf dem Boden hockt, will gestreichelt werden. Das Biest reagiert, fängt an zu sprechen, krächzt, stöhnt und kommentiert die Bemühungen der taktilen Liebesbekundung: "Bitte streichele mich!" "Mehr." Spitze!" "Caramba!" Das Ungeheuer scheint erregt, es steigert sein Wohlbefinden und gerät fast in Ekstase. Die Gier nach Zuwendung ist unendlich. Ein Riesenspaß, für Kinder unbedingt, doch auch der Erwachsene lässt sich gerne auf das Spiel ein. Eine heitere Kommunikation zwischen Objekt und Besucher entsteht. Eigenes Handanlegen ist in diesem Museum gewünscht.
Die spanische Fliege von Kees Aafjes
Foto: GEO Giesing
Wer sich mehr Zeit nimmt, wird im Museum Gelsenkirchen auch eine Sammlung expressionistischer und impressionistischer Gemälde finden. Ebenso eine Sammlung konstruktivistischer Bilder von Anton Stankowski.
Über die aktuellen Wechselausstellungen sollte man sich vorher erkundigen oder sich überraschen lassen. Und wer vom Rheinland einmal in den Pott will; von Köln sind es keine 100 Kilometer, das Städtische Museum Gelsenkirchen ist eine wirklich gute Adresse. Gelsenkirchen hat nicht nur Schalke 04, Gelsenkirchen hat auch gute Kunst.
Städtisches Museum Gelsenkirchen
Horster Straße 5 - 7
Geöffnet: Di. - So. 11 - 18 Uhr
Eintritt frei
Telefon: 0209 - 169-43 61
Autobahn A2, Abfahrt Gelsenkirchen - Buer
museum@gelsen-net.de
Drehscheibe von Jörg Wiele
Foto: GEO Giesing
Online-Flyer Nr. 34 vom 07.03.2006
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Kultur und Wissen
Die kinetische Sammlung Gelsenkirchen
Licht & Bewegung
Von Georg Giesing
Es funkeln Sterne in einem blauschwarzen Raum. Lichter vernetzen sich zu einem unendlichen Nachthimmel. Ein raffiniertes Arrangement mit Spiegeln und Licht der Düsseldorfer Objektkünstlerin Inge Haas. Assoziiert werden intergalaktische Weiten. Der Zuschauer staunt.
Wenn man sich dem Billardtisch nähert, laut spricht oder in die Hände klatscht, setzen sich große und kleine Metallkugeln in Bewegung, sie prallen aneinander, stoßen sich ab. Ein dynamisches Bild, vom Besucher zu immer neuen, zufälligen Konstellationen gestaltet.
Objekt von David Fried.Selbst organisiertes Stilleben
Foto: GEO Giesing
An der Wand hängt ein dreidimensionales, grobgemustertes Objekt aus Plexiglas. Ein Relief, hinter dem Licht zu Mustern zerfließt. Der Künstler, Werner Bauer, hat eine verdeckte Lichtschiene hinter Plexiglaskegeln montiert, die sich langsam bewegt. Es ist ein unendliches, sich wandelndes Licht - Bild, das seine magische Wirkung nicht verfehlt. Glitzernd und irritierend zugleich.
Objekt von Günther Dohr
Foto: GEO Giesing
Plexiglasobjekt von Werner Bauer
Foto: GEO Giesing
Kommt der Besucher nach Gelsenkirchen, findet er ein Museum in einer baulich gelungenen Symbiose aus Gründerzeit-Villa und modernem Gebäude. Zwischenebenen, Treppen und eine Brücke verbinden die Häuser. Raumöffnungen machen den Blick frei. Ein Ort für Erstaunliches, Witziges und Originelles. Die Sammlung Kinetischer Kunst ist in NRW einzigartig.
Herkömmlichen Vorstellungen von Kunst werden hier über Bord geworfen. Besucher sind ganzheitlich angesprochen. Sinneslust und interaktive Prozesse werden gefördert. Viele Kunstwerke sind mobil, lassen sich bewegen oder erwecken durch optische Täuschungen den Eindruck von Bewegung. Die Objekte drehen sich, können gebogen, geschoben und verändert werden. Es wackelt, klappert, summt und brummt. Hinweisschilder fordern auf: Bitte schieben! Bitte drücken!
Keine Geisterhände, keine Magie oder übersinnliche Kräfte sind hier am Werk. Physikalisches und mechanisches Wissen, die Kenntnisse über die Gesetze des Magnetismus, die Wirkung von Licht, Luft, Schall und Schwerkraft, die Nutzung der Elektrizität, haben die Künstler inspiriert. Hier ist neue Kunst zwischen Malerei und Plastik entstanden. Die Übergänge zur Op-Art und Konstruktivismus sind fließend.
Kaufhausobjekt Serienschalter von Rolf Glasmeier
Foto: GEO Giesing
Da ist das aus Kippschaltern bestehende "Kinetisch-magnetische Objekt" von Hartmut Böhm. Die durch Lichtunterbrechung aktivierte "Klangsäule" von Peter Vogel. Der vibrierende "Heavy Metal" Gong von Sandro Antal.
Die "Spanische Fliege" von Kees aaf Jes ist Höhepunkt der Sammlung. Das überdimensionierte Monstrum, welches unheimlich und erwartungsvoll auf dem Boden hockt, will gestreichelt werden. Das Biest reagiert, fängt an zu sprechen, krächzt, stöhnt und kommentiert die Bemühungen der taktilen Liebesbekundung: "Bitte streichele mich!" "Mehr." Spitze!" "Caramba!" Das Ungeheuer scheint erregt, es steigert sein Wohlbefinden und gerät fast in Ekstase. Die Gier nach Zuwendung ist unendlich. Ein Riesenspaß, für Kinder unbedingt, doch auch der Erwachsene lässt sich gerne auf das Spiel ein. Eine heitere Kommunikation zwischen Objekt und Besucher entsteht. Eigenes Handanlegen ist in diesem Museum gewünscht.
Die spanische Fliege von Kees Aafjes
Foto: GEO Giesing
Wer sich mehr Zeit nimmt, wird im Museum Gelsenkirchen auch eine Sammlung expressionistischer und impressionistischer Gemälde finden. Ebenso eine Sammlung konstruktivistischer Bilder von Anton Stankowski.
Über die aktuellen Wechselausstellungen sollte man sich vorher erkundigen oder sich überraschen lassen. Und wer vom Rheinland einmal in den Pott will; von Köln sind es keine 100 Kilometer, das Städtische Museum Gelsenkirchen ist eine wirklich gute Adresse. Gelsenkirchen hat nicht nur Schalke 04, Gelsenkirchen hat auch gute Kunst.
Städtisches Museum Gelsenkirchen
Horster Straße 5 - 7
Geöffnet: Di. - So. 11 - 18 Uhr
Eintritt frei
Telefon: 0209 - 169-43 61
Autobahn A2, Abfahrt Gelsenkirchen - Buer
museum@gelsen-net.de
Drehscheibe von Jörg Wiele
Foto: GEO Giesing
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