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Lokales
Konjunkturprogramm II hat für Düsseldorfer Kranbauer einen Haken
Es drohen massive Arbeitsplatzverluste
Von Peter Kleinert und Bettina Ohnesorge

Finanzhilfen aus dem Konjunkturprogramm II für die von massiven Arbeitsplatzverlusten bedrohten Beschäftigten des Kranbauers Gottwald in Düsseldorf-Benrath haben DKP-Vertreter und DIE LINKE aus den Bezirksrathäusern von Gerresheim, Benrath und Eller von der Stadt gefordert. Antwort von Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU): Dafür seien die von der Bundesregierung zur Verfügung gestellten Mittel „nicht vorgesehen“.


Demag-Kran auf einer Schiffswerft in Emden
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Nordseewerke
 
Unter dem Motto „100 Jahre – Gottwald – bewegt die Welt“ hatten noch am 9. September 2006 an die 4.000 Besucher auf dem Werksgelände des Kran- und Anlagenbauers Gottwald Port Technology GmbH an der Benrather Forststraße in Düsseldorf das 100-jährige Bestehen des traditionsreichen Unternehmens gefeiert. Arbeiter mit ihren Familien, Pensionäre, Geschäftspartner und Vertreter aus Stadtverwaltung und Politik, darunter auch Joachim Erwin, der damalige CDU-Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf, feierten den Erfolg, dass „Gottwalds Krane in den Häfen der Welt längst zur festen Größe geworden“ sind. So die Homepage www.gottwald.com.
 
Inzwischen ist die Gottwald Port Technology GmbH mit der Demag Cranes & Components zur Demag Cranes AG zusammengelegt worden, die an der Börse notiert ist, weltweit mehr als 6.000 Menschen beschäftigt und ihre Aktionäre mit satten Dividenden bedient. Der Konzern will nun allein bei seiner Tochter Gottwald 250 von 800 Arbeitsplätzen streichen. Viele Beschäftigte sind bereits in Kurzarbeit. Laut Rheinische Post leidet der weltgrößte Hersteller von Hafenmobilkranen massiv unter der Weltwirtschaftskrise, nachdem man in Düsseldorf in der Vergangenheit vom blühenden Welthandel kräftig profitiert hatte.


Uwe Koopmann (links) und Henning Kroymann bei einer Mahnwache vor Gottwald | Foto: Bettina Ohnesorge
 
Solidarität mit den Beschäftigten des Kranbauers Gottwald in Düsseldorf-Benrath fordern deshalb die DKP-Vertreter in den Düsseldorfer Bezirksrathäusern von Gerresheim und Eller, Uwe Koopmann und Christiane Schnura, sowie Henning Kroymann, der die Linke-Liste Düsseldorf-Süd im Stadtbezirk 9 vertritt. Koopmann: „Wer Geld für marode Banken hat, der muss auch Geld für Kranbauer haben. Wir fordern Finanzhilfen aus dem Konjunkturprogramm II, damit die Arbeitsplätze gesichert werden.“ Diese Forderung für die Kranbauer hat allerdings einen Haken, den sich die Bundesregierung in Berlin ausgedacht hat: Geld für die Absicherung der Arbeitsplätze von Arbeitern ist nicht vorgesehen.
 
Vorgaben der CDU/SPD-Bundesregierung
 
Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) hat deshalb ein Problem mit den Vorgaben der CDU/SPD-Bundesregierung. Er ließ den linken Kommunalpolitikern antworten: „Die Finanzmittel im Rahmen des Konjunkturprogramms II werden den Kommunen lediglich für einen eingeschränkten Bereich von Maßnahmen zur Verfügung gestellt. Diese Maßnahmen müssen jeweils spezielle, gesetzlich normierte Förderkriterien erfüllen. Die von Ihnen angedachte Verwendung der Mittel zum Zwecke des Erhalts von Arbeitsplätzen durch eine direkte Unterstützung betroffener Firmen und Unternehmen ist jedoch nicht vorgesehen.“
 
Koopmann: „Bei einer genaueren Betrachtung müssen wir natürlich sehen, dass es nicht nur um das miese Verhalten der Koalitionsregierung gegenüber den Arbeitsplätzen geht. Es geht auch um die Couponschneider, die sich trotz Krise eine fette Dividende genehmigen – und gleichzeitig die Entlassung von mehr als einem Drittel der Beschäftigten planen.“
 
Dividendenrendite bei fast 8 Prozent 
 
Henning Kroymann hat als ausgewiesener Finanzfachmann deshalb die Börsenbewegungen unter die Lupe genommen: „Trotz des erheblichen Kursanstieges der Demag Cranes-Aktie in allerjüngster Zeit liegt deren Dividendenrendite immer noch bei fast 8 Prozent. Daraus kann der Schluss gezogen werden, dass die derzeitigen Umsatzeinbrüche als vorübergehend einzuschätzen sind.“ Für die Bezirksvertretung in Düsseldorf-Benrath er dazu einen Antrag eingebracht: „Die BV 09 appelliert daher an die Werksleitung und die Verantwortlichen bei Demag-Cranes/Gottwald, alle Möglichkeiten wie etwa Kurzarbeit auszuschöpfen, um ihren hochqualifizierten Mitarbeiterstamm zu halten und dadurch auch künftigen Anforderungen gerecht zu werden."
 
Oberbürgermeister Elbers ließ abschließend verlauten: „Ich bedauere Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihrer Anregung nicht entsprochen werden kann, hoffe aber vor dem Hintergrund der vorstehenden Ausführungen auf Ihr Verständnis.“ Schnura, Kroymann und Koopmann sind sich einig: Dieses Verständnis wird er nicht bekommen. Es sei denn: Der Oberbürgermeister käme zu der Erkenntnis, im Kapitalismus keine Lösungsmöglichkeit mehr zu finden. Dann würden sie schon mit ihm über Alternativen reden... (PK)

Online-Flyer Nr. 203  vom 24.06.2009

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