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Globales
US-Blackwater-Chef Prince in Morde und Kinderprostitution verwickelt?
Ehemalige Söldner packen aus
Von Regine Naeckel

Die berüchtigte US-amerikanische “Sicherheitsfirma“ Blackwater, deren Söldner im Auftrag des Pentagon und mit Genehmigung des Kongresses seit Jahren in den Kriegsgebieten Irak, Afghanistan und nun sogar in Pakistan operieren, sorgt derzeit in den USA für einen Skandal.

Erik Prince
Demnächst vor Gericht? - Söldner-Chef Erik Prince
Quelle: www.democraticunderground.com
 
Das Bundesgericht in Virginia ermittelt gegen den Gründer und Chef des Unternehmens, Erik Prince. In einer siebzig Seiten langen Anklageschrift wird Blackwater wegen Kriegsverbrechen und anderer Verfehlungen in Irak angeklagt. Die Klage wurde von irakischen Zivilisten angestrengt, die selbst Opfer dieser Verbrechen sind oder Familienmitglieder durch Übergriffe der Blackwater-Söldner verloren haben.
 
Am 3. August reichten zwei ehemalige Sicherheitskräfte von Blackwater, einer davon ein ehemaliger Angehöriger der US Marine Corps, eidesstattliche Erklärungen bei Gericht ein, die eine Reihe explosiver Beschuldigungen enthalten. Der Journalist Jeremy Scahill, erklärter Kritiker privater Militärfirmen, berichtete in The Nation, die beiden Männer beschuldigten Blackwater-Chef Prince, über Personen, die die Bundesbehörden bei den Ermittlungen gegen Backwater unterstützen, möglicherweise einen Mordauftrag verhängt zu haben.
 
Blackwaters religiöse Mission
 
Für die islamischen Länder, in denen Blackwater im Auftrag der US-Regierung operiert, habe Prince den Slogan ausgegeben, sie (Blackwater) seien “christliche Kreuzfahrer“, deren Aufgabe die Beseitigung von Muslimen und des islamischen Glaubens in der Welt sei. Prince Führungskräfte machen offen unter ihren Mitarbeitern für den Irakeinsatz “Reklame“, dort bekäme man die „Hajiis (Schimpfwort des Militärs für Iraker) auf dem Teller präsentiert“. Auf dieser ideologischen Basis habe Prince „die Zerstörung irakischen Lebens" geradezu in Auftrag gegeben. Der Einsatz im Irak sei wie ein Sport. Für diesen Einsatz soll Blackwater in den Jahren 2002 bis 2006 Regierungsaufträge im Wert von mehr als einer Milliarde Dollar erhalten haben.
 
Waffenschmuggel
 
Einer der Männer behauptet, dass Prince erhebliche zusätzliche Einnahmen durch Waffenschmuggel in den Irak erzielte. So habe er illegal Waffen mit seinem Privatflugzeug – das unter dem Namen “Presidential Airlines“ fliegt - in das Land gebracht. Der Zeuge selbst habe gesehen, wie diese Waffen aus Hundefutterbeuteln gezogen wurden. Auf diese Weise soll Prince auch rechtswidrige Waffen mit abgesägtem Lauf oder halbautomatische Maschinenpistolen mit Schalldämpfern durch illegale Kanäle in Nah- und Mittelost vertreiben. Der Vorwurf des Waffenschmuggels in Hundefutterbeuteln ist nicht neu, schon im November 2008 berichtete ABC News über derartige Ermittlungen gegen Blackwater.
 
Die Blackwater-Mitarbeiter ließ Prince mit nicht zugelassenen Waffen ausrüsten, so z.B. mit illegaler Spezialmunition der US-Firma LeMas. Diese Munition explodiert nach dem Eindringen in den menschlichen Körper, reisst verheerende Wunden oder tötet die Opfer. Prince wollte, so der Zeuge, den Menschen im Irak größtmöglichen Schaden zufügen.
 
Sämtliches belastende Material, wie z.B. E-Mails, Videos und andere Dokumente, die die Vergehen belegen, seien im Vorfeld des Verfahrens von Prince und anderen hochrangigen Mitarbeitern der Firma beiseite geschafft worden, so die beiden aktuellen Zeugen.

Im Namen des US-State Departments
 
Susan Burke, eine Anwältin vom Center for Constitutional Rights (Zentrum für Verfassungsrechte – eine US-amerikanischen Anwaltsvereinigung, die u.a. die Strafanzeige gegen G.W. Bushs Verteidigungsminister Donald Rumsfeld wegen Kriegsverbrechen einreichte), ist derzeit in fünf separaten zivilrechtlichen Fällen gegen Blackwater Anklagevertreterin.
 
Blackwater hält allen Verfahren und Beschuldigungen entgegen, dass sowohl Prince als auch die gesamte Firma sich kein Fehlverhalten vorzuwerfen haben sondern vielmehr ihre Aufgaben professionell im Namen ihres Arbeitgebers, dem US-State Department, wahrnehmen.
 
Zeugen haben Angst
 
Aus Sorge um die Sicherheit der beiden Zeugen wurde - wie in solchen Fällen in den USA üblich - vom Gericht deren Identität nicht preisgegeben. In den Akten finden sich die Aussagen anonymisiert mit den Platzhalternamen „John Doe #1“ und „John Doe #2“.
 
So behauptet John Doe #2, er habe vier Jahre für Blackwater gearbeitet und sei bei seinem Ausscheiden von Prince mit Mord- und Gewaltdrohungen verabschiedet worden. John Doe #1, der ehemalige US Marine, der für Blackwater im Irak war, beschwört in einer gesonderten Erklärung, dass „eine oder mehrere Personen, die Informationen über Prince und Blackwater sammelten, unter verdächtigen Umständen zu Tode kamen“. Wie sein Kollege hat auch er Angst vor Blackwater, weil er vor dem Gericht Aussagen gemacht habe. Beide Zeugen geben an, dass sie bereits im Vorfeld mit der Bundes-Staatsanwaltschaft in der strafrechtlichen Untersuchung gegen Blackwater kooperiert hatten.
 
Zwangsprostitution mit Kindern
 
Am 6. August enthüllte Keith Olbermann in seiner vielgesehenen TV-Sendung bei MSNBC weitere schwere Vorwürfe, die die beiden Zeugen unter Eid erhoben haben. So soll Blackwater mit Wissen und Billigung des Chefs Erik Prince in der “Grünen Zone“ von Bagdad Kinder zur Prostitution gezwungen haben, für Oral-Sex verlangten die “Vermittler“ einen US-Dollar. Die Kinder wurden in das “Blackwater Man Camp“ geschafft und standen Mitgliedern der Firma zur Verfügung. Prince besuchte das Camp häufig, sei Zeuge der Verbrechen geworden und habe nichts dagegen unternommen.
 
Johannes Roth, Sprecher des US-Staatsanwaltschaft in Columbia, erklärte auf Anfrage von The Nation, er dürfe in einer laufenden Ermittlung und in einem laufenden Verfahren keine Angaben machen. Das sei Aufgabe des Gerichts. Von Seiten Blackwaters (das Unternehmen hat kürzlich seinen Namen in „Xe Services LLC“ geändert) war niemand bereit, zu den Beschuldigungen Stellung zu nehmen. (PK) 
 
Dieser Beitrag erschien zuerst in www.hintergrund.de

Online-Flyer Nr. 211  vom 19.08.2009

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