NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

zurück  
Druckversion

Sport
Saisonstart 2. Frauen-Bundesliga Süd – Spielbericht 1. FC Köln
„Geißböckinnen“ gegen Dorfclub 1:1
Von Bernd J.R. Henke

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Der Saisonstart der FC Köln Frauen im Profifußball in der Gruppe Süd geschah in Deutschlands erfolgreichster Fußballprovinz. Das Badische Land verfügt mit dem Freiburger SC sowie ASV Hagsfeld bei Karlsruhe und dem SC Sand im Ortenaukreis über einen bodenständigen Frauenfußballzauber. Besonders stolz ist man auf die frisch gebackene Europameisterin Melanie Behringer. Sie entspringt der soliden Jugendarbeit der Fußballprovinz zwischen der Rheinebene, dem Neckar und dem Schwarzwald.

Der Badische Fußballpräsident Ronny Zimmermann gilt als überzeugter Förderer des Mädchen- und Frauenfußballs. Das Mädchen- und Frauenfußball Zentrum in Hoffenheim bei Heidelberg und das Jugendförder-Zentrum in St. Leon-Rot gelten bundesweit als modernste Ausbildungsstätten. Für die anstehende Frauen-WM 2011 befindet sich das Dietmar-Hopp-Jugendförderzentrum in St. Leon-Rot in der engeren Auswahl der Bewerber, die sich als Trainingsstandort für die in Sinsheim spielenden Mannschaften angeboten haben.

Provinzzauber

Mehr als 500 Zuschauer, Alte und Junge, Familien mit Kind und Kegel, erwarteten mit großer Spannung das neu formierte favorisierte Profiteam des 1.FC Köln auf dem Dorf-Fußballplatz des SC Sand. Obwohl im Nachbarort der Spargelstadt Willstädt der traditionelle Jahrmarkt für Spaß und Vergnügen sorgte, spielten die Frauen des SC Sand 1946 im ersten Saisonspiel trotzdem vor einer begeisterungsfähigen Kulisse. Der Fußballzauber regiert im Dorf Sand, nicht jedoch in der

Großstadt Berlin. Zum Spiel des Aufsteigers Tennis Borussia Berlin gegen den Erstligaclub Bad Neuenahr mit der Europameistern Célia Okoyino da Mbabi erschienen nur 160 Leute.

Erfolgsstreben

Dass Kölns „Legionärinnen“ sich aber noch einspielen müssen, zeigte sich schon in der ersten Runde des DFB-Pokals. Erst in der Verlängerung gelang beim Regionalligisten SV Weinberg ein hart umkämpfter 2:1 Erfolg (0:1, 1:1, 2:1 n. Verl.) Wesentlich leichter tat sich die gut eingespielte


Frauenmannschaft des SC Sand. Beim saarländischen SV Bardenbach hatte die Mannschaft von Trainer Oliver Dewes sicher mit 4:0 gewonnen. Insgesamt sechszehn Neuzugänge verzeichnete Köln nach Fusion und Lizenzübernahme des Aufsteigers FFC Brauweiler im Sommer, darunter zahlreiche erfahrene Erst- und Zweitliga Spielerinnen. Spektakulär war der Wechsel der Europameisterin Sonja Fuss. Ohne Zweifel strebt der 1.FC Köln mit dieser Führungsspielerin den Aufstieg in die Erste Liga an. (Siehe Kasten: „Geißböckinnen in persona“)

1. FC Köln Damen SC Sand, Veth | Foto: EEH/FB
Torjägerin Christine Veth (SC Sand 1949) im Zweikampf mit Maike Seuren (1.FC Köln), dahinter Europameisterin Sonja Fuss | Foto: EEH/FB

Defensivkonter

Von Beginn an setzten die Kölner Frauen den Gastgeber unter Druck. Während Köln mit kurzen Pässen das Mittelfeld s
chnell überbrückte, versuchte Sand mit langen Bällen auf Torjägerin Christine Veth den Weg zum Erfolg. Jedoch sie musste sich mit Europameisterin Sonja Fuss auseinandersetzen, die im zentralen Abwehrbereich auflief. Den ersten Warnschuss gab Veth in der 23. Minute ab, doch Kölns Torüterin Kathrin Wojtasik war auf dem Posten. Zwei Minuten später wiederum gelang der überraschende Sander Führungstreffer: Birgit Zieger setzt sich auf der linken Seite durch und bediente Christine Veth, die im Strafraum das Laufduell mit Fuss gewann. Dieser Treffer gab der Sander Mannschaft mehr Sicherheit, und sie entwickelte in der Defensive viel Kampfgeist.

Nur wenige Entlastungsangriffe von Sand standen zwei klaren Kölner Chancen entgegen. Zuerst zog Nina Windmüller über das Tor, anschließend traf sie die Latte. Aus einer Standardsituation entwickelte sich der Ausgleich: Nach einem Freistoß von Sonja Fuss schraubte sich Nicole Bender im Sander Strafraum in die Höhe und köpfte aus sechs Metern unter die Latte zum 1:1.

Rote Karte

Nach der Pause wurde die Kölner Überlegenheit noch drückender. Doch die SC Sand Defensive hielt stand. In der 51. Minute verletzte sich Christine Veth bei einer Drehung und musste mit einer Muskelverletzung an der linken Wade vom Platz. Danach hatte Sand in der gesamten zweiten Hälfte noch bei einem Angriff über Birgit Zieger und Havva Kutal noch eine Chance sowie in der Schlussminute nach einer Kölner Ecke bei einem Konter über Regina Huber und Zieger.

Susanne Becker 1. FC Köln Damen SC Sand | Foto: EEH/FB
Spielerin des Tages Torhüterin Sabine Becker (SC Sand 1949)
Foto: EEH/FB

Obwohl Köln ab der 67. Minute nach einer roten Karte gegen Charline Hartmann in Unterzahl spielte, hatten die Rheinländerinnen mehr Spielanteile. Die beste Spielerin auf dem Platz war Torhüterin Susanne Becker vom SC Sand. Trainer Klaus Schmischke wechselte mit Bilgin Defterli eine weitere Sturmspitze ein. Doch die Sander Torfrau Susanne Becker, während des Spiels ein großer Rückhalt hinter der Abwehr, hielt in der Nachspielzeit einen Fernschuss von Frauke Renner und damit das Unentschieden. Auch wenn zehn Kölnerinnen bis zur letzten Sekunde alles versuchten, den verdienten Sieg zu holen, hatte sich Sand einzig allein mit Kampf und Defensivtaktik und ohne spielerischen Glanz ein verdientes Unentschieden zum 1:1 (1:1) erarbeitet.

„Mit diesem Punkt können wir gut leben“, sagte Sands Trainer Oliver Dewes, und fügte hinzu: „Wir haben uns gegen eine starke Mannschaft, die auch in Unterzahl ihre Klasse gezeigt hat, mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung und hoher Effektivität einen Punkt erkämpft.“ Fußballexperte Johann Blaha befand nach dem Spiel: „Der Platz ließ kein gutes Kombinationsspiel zu, zum Nachteil des 1.FC Köln, während die Hausherrinnen mit langen Bällen für überraschende Gefahr sorgten. Es wäre auch aus gesundheitlichen Gründen (Verletzungsgefahr) zu wünschen, für bessere Platzverhältnisse zu sorgen.“

1. FC Köln Damen SC Sand, Frauke Renner | Foto: EEH/FB
Frauke Renner (1. FC Köln) im Duell mit Anne Kaiser (SC Sand)
Foto: EEH/FB

Restliche Ergebnisse

NachbarBayer 04 Leverkusen legte einen Start nach Maß in die neue Saison hin. Im Heimspiel gegen den FV Löchgau setzten sich die Rheinländerinnen am 1. Spieltag 4:0 (2:0) durch. Francesca Weber (5.), zweimal Lisa Schwab (28./(62.) und Johanna Elsig (90.) sorgten für den ersten Erfolg der Leverkusenerinnen. Eine Tor-Gala lieferte die zweite Mannschaft des FCR Duisburg beim 6:2 (2:2) gegen den Aufsteiger TuS Wörrstadt ab. Dabei waren die Gäste durch Loreana Liebetanz (10.) sogar 1:0 in Führung gegangen. Ana Cristina Oliveira Leite (16.) und Barbara Müller (35.) drehten die Partie, ehe Ann-Christin Angel (42.) kurz vor der Pause ausglich. In der zweiten Halbzeit schossen zweimal Valentina Oppedisano (55./87.) sowie erneut Barbara Müller (57.) und Luisa Wensing (67.) den klaren Sieg der Duisburgerinnen heraus.

Vize-Meister VfL Sindelfingen hatte gleich zum Saisonstart in der Staffel Süd der 2. Frauen-Bundesliga seine Aufstiegsambitionen eindrucksvoll unterstrichen. Die Mannschaft von Trainer Nikolaus Koutroubis kam am 1. Spieltag gegen die Reserve des 1. FFC Frankfurt zu einem 6:0 (3:0)-Heimsieg. Dabei sorgte Nicole Rolser mit einem lupenreinen Hattrick (24./25./38.) für die beruhigende Pausenführung. Theresa Betz (46., Foulelfmeter) erhöhte auf 4:0, ehe erneut Nicole Rolser (73.) auch noch ihren vierten Treffer erzielte. Für den Endstand sorgte die eingewechselte Annika Schmidt (90.). Trotz Trainingslager der Frankfurterinnen in Rothenburg ob der Tauber kam startete Frankfurt mit enttäuschender Mannschaftsleistung.

Bundesliga-Absteiger TSV Crailsheim bezwang den FFC Wacker München 5:2 (1:1). Die Gäste gingen durch Helene Brevart (11., Foulelfmeter) und Arlind Maurer (57.) zweimal in Führung, mussten sich am Ende aber deutlich geschlagen geben. Carolin Hörber (27./88.) und Lisa Wich (66./78.) erzielten jeweils zwei Treffer für Crailsheim. Außerdem war Veronika Jakl (76.) erfolgreich. Der stark Ersatz geschwächte Neuling FC Bayern München II kam beim 1:1 (0:0) gegen den ASV Hagsfeld erst in letzter Minute zum Ausgleich. Ramona Werner verwandelte einen Foulelfmeter (90.) zum Endstand. Bis dahin hatten die Gäste durch die eingewechselte Elena Obert (79.) 1:0 geführt.

„Geißböckinnen“ in persona:
Tor: Kathrin Wojtasik (FC Gütersloh), Sonja Metz (FCR 2001 Duisburg II), Marina Hergenröther (FFC Brauweiler), Klara Muhle (Wattenscheid 09) Abwehr: Jeanette Blömen, Romina Frommont, Janine Grewe, Julia Pfannschmidt, Frauke Renner (alle FFC Brauweiler), Lena Fehrenbach, Maike Seuren (beide Bayer Leverkusen), Catherina Zaumsell (FCR 2001 Duisburg II), Susanne Kasperczyk (Essen-Schönebeck), Mittelfeld: Paula Balzer, Nicole Bender, Anne Lenz (alle FFC Brauweiler), Sonja Fuss und Yvonne Zielinsky (FCR 2001 Duisburg), Patricia Hanebeck und Tekkal Tugba (beide Hamburger SV), Nina Windmüller (Bayer Leverkusen), Angriff: Charline Hartmann und Bilgin Defteri (FFC Brauweiler), Lena Schueth (SG Lüttgendortmund).
(CH)

Online-Flyer Nr. 216  vom 23.09.2009

Druckversion     



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FOTOGALERIE