NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 19. April 2024  

zurück  
Druckversion

Sport
Nackenschläge in Frauenbundesliga für Duisburg, Hamburg, Bayern und Frankfurt
Konsequente Schiedsrichterinnen
Von Bernd J.R. Henke

Vor dem neunten Spieltag der der 1. Fußballbundesliga der Frauen fanden bereits zwei Trainerentlassungen statt - Wegmann beim 1. FFC Frankfurt und jüngst die Woche zuvor Rommel beim SC Freiburg. Das zeigte Wirkung und zum ersten Mal erkämpften die Freiburgerinnen drei Big Points. Das Team aus dem Breisgau setzte sich beim Hamburger SV 1:0 (1:0) durch und bescherte dem neuen Trainer Ede Beck einen Einstand nach Maß.

Kopfball von Conny Pohlers (FFC) bedrängt von Bianca Schmidt (Turbine), dahinter Babette Peters (Turbine)
Alle Fotos: Jan Kuppert, Potsdam
 
Juliane Maier erzielte in der 13. Minute den Siegtreffer für die Gäste. Die Hamburgerinnen konnten in keiner Phase des Spiels an die exzellente Offensiv-Leistung beim Auswärtssieg gegen den 1. FC Saarbrücken anknüpfen. Saarbrücken wiederum gelang ein überraschendes Unentschieden 1:1 (0:1) im PCC Stadion in Duisburg. Durch ein frühes Tor der nigerianischen Weltklassestürmerin Cynthia Uwak in der ersten Halbzeit, bahnte sich ein echter Paradigmenwechsel an. Die Spielstärke und Taktik eines Aufsteigers reichte aus, einer europäischen Spitzenmannschaft in einem Ligaspiel ein Bein zu stellen. Die konsequente Aufbauarbeit des Ex-Frankfurter Zweitliga Trainers Stephan Fröhlich im neuen Saarbrücker Umfeld zeigte erste Früchte.
 
Ohne Disziplin                                                                                                                                                                
FCR Stadionsprecher Andreas Schumann hatte es nach dem Abpfiff schwer, akustisch gegen die Missfallenskundgebungen der knapp 800 Zuschauer anzukämpfen. „Seid fair, ein Punkt ist besser als kein Punkt” – dieser Versuch, die Wogen zu glätten, schlug erwartungsgemäß fehl. Ein nicht gegebenes Abseitstor von Simone Laudehr durch die konsequent pfeifende Unparteiische Moiken Reichert erhitzte die Gemüter der Duisburger Zuschauer so sehr, dass Nationalspielerin Inka Grings sich in aufgeheizter Stimmung eine Gelb-Rote Karte wegen Meckerns einfing. Unsportliches Verhalten muss nach Reglement geahndet werden, das gilt auch für die Weltklassespielerin Grings.
 
In der ersten Halbzeit blieben die Gastgeberinnen weit unter ihren Möglichkeiten und erspielten kaum Chancen. Das gefürchtete Duisburger Angriffsspiel mit den Nationalspielerinnen Bresonik, Grings und Laudehr kam nicht zur Entfaltung. Die Saarbrückerinnen gewannen mehr und mehr Sicherheit. Die Amerikanerin und Neuzugang Kelli Cronkrites trat einen harten Freistoß (25.). FCR Torfrau Ursula Holl parierte. Die gut aufgelegte Cronkrite schickte Cynhtia Uwak auf die Reise. Die Nigerianerin entwischte Annike Krahn und vollendete überlegt zum 1:0 (33.) für Saarbrücken. Duisburg kam mit viel Wut im Bauch aus der Kabine und bedrängte die Saarländerinnen erheblich. Saarbrücken verteidigte mit fairem, aber hartem Körpereinsatz. Die erfolgsverwöhnten Duisburgerinnen schienen erst dann torgefährlich in Gang zu kommen, als Alexandra Popp in die Sturmspitze wechselte. Ein klares Foul von Ann-Katrin Schinkel führte zu einem Elfmeter (71.), den Inka Grings zum verdienten Ausgleich verwandelte. Gegen Ende klärte Torhüterin Barbara Legrand (90.) mit einer tollen Parade einen Schuss von Luisa Wensing. Die faustdicke Überraschung stürzte Duisburg von der Tabellenführung. Glück für Saarbrücken und Ernüchterung für den FCR 01 Duisburg, der gegen einen vermeintlichen Abstiegskandidaten Punkte verlor.                                                                                                                                                                         
Formation ohne Druck
 
Im sogenannten Spitzenspiel des Tages entschied der 1. FFC Turbine Potsdam das Spiel gegen den wiedererstarkten 1. FFC Frankfurt zu seinen Gunsten mit 4:1 (0:0) und rückte damit vor dem FCR 01 Duisburg an die Spitze. Das numerisch sehr hoch ausgefallene Ergebnis der Potsdamerinnen bedeutet insgesamt keinen Beinbruch für das Frankfurter Team, denn die Mannschaft war weite Strecken ebenbürtig mit Potsdam. „Unglücklich für und spielentscheidend gegen Frankfurt war, dass die Anfangsformation ohne die torgefährliche Spanierin Laura del Rio Garcia und die quirlig irritierende Svenja Huth auflief," erklärte Fußballexperte Johann Blaha, „dadurch wäre mehr Druck im Potsdamer Kessel gewesen, um zu einem Führungstor für Frankfurt zu gelangen." Die Begegnung begann rasant und mit guten Torraumszenen auf beiden Seiten. Bereits in der fünften Minute hatte der 1. FFC Frankfurt die erste Torchance. Nach einem Einwurf von Petra Wimbersky setzte sich Conny Pohlers an der rechten Strafraumgrenze durch und passte flach an den Elfmeterpunkt, wo Birgit Prinz den Ball mit der Fußspitze erreichte. Allerdings bekam die Nationalstürmerin nicht genügend Druck hinter den Ball und so wurde Potsdams Torfrau Desirée Schumann nicht ernsthaft geprüft.


Torschuß zum 1:0 - von rechts: Anja Mittag, Sarah Günther (13), Dzeniffer Marozsan (10), Ally Krieger (14), Torfrau Nadine Angerer
 
In der Folgezeit kamen die Potsdamerinnen einige Male durch gefährliche Konter zu Chancen, bei denen vor allem „Lira“ Bajramaj in Erscheinung trat. In der 18. Minute überbrückte der 1. FFC Frankfurt schnell das Mittelfeld und Petra Wimbersky legte vor dem 16er mit der Hacke auf die heranstürmende Sandra Smisek ab, die mit dem Ball halblinks bis auf Höhe des Elfers ging und gefährlich auf das Tor schoss. Potsdams Keeperin hatte einige Probleme, konnte den Ball jedoch im Nachfassen sichern. Nur zwei Minuten später hatten wiederum die Turbinen eine Großchance. Fatmire Bajramaj spielte auf die in den Strafraum stürmende Anja Mittag, die frei zum Schuss kommt. Eine Glanzparade von Nadine Angerer verhinderte den Gegentreffer, der Ball prallte erneut zur Potsdamer Mittelstürmerin und deren Nachschuss wurde von Sarah Günther auf der Torlinie geklärt. In den letzten zehn Minuten vor der Halbzeit drehten die Frankfurterinnen förmlich auf und hatten diverse Torgelegenheiten. Potsdam kam praktisch nicht mehr aus der eigenen Hälfte. Zunächst wurde “Piwi“ steil geschickt, jedoch kurz vor dem Strafraum von Stefanie Draws gefoult. Über die persönliche Strafe lässt sich streiten, denn keine Potsdamerin hätte danach den Torschuss verhindern können. Dennoch beließ es Schiedsrichterin Christine Beck bei der gelben Karte. In der 38. und 39. Spielminute war es wieder Petra Wimbersky die letztlich zum Abschluss kam. Einmal von halbrechter Position und dann zentral aus 17 Metern. Beide Schüsse verfehlten jedoch ihr Ziel. Nur eine Minute später erkämpfte Sara Thunebro den Ball auf der linken Seite, Kerstin Garefrekes übernahm und spielte schräg in den 16er. Bevor Birgit Prinz den Pass erreichen konnte, klärte Babett Pater in höchster Not.


Kerstin Garefrekes und Stefanie Draws
 
Nach knapp zehn Minuten in der zweiten Halbzeit folgte dann die Vorentscheidung zu Gunsten des 1. FFC Turbine Potsdam. Jennifer Zietz spielte einen langen Ball auf rechts außen und Fatmire Bajramaj lief bis an die Grundlinie. Von dort passte sie flach vor den Fünfer und Anja Mittag kam mit der Fußspitze heran. Angerer konnte den Ball abwehren, jedoch nicht festhalten, und so erhielt die Potsdamer Nationalstürmerin eine zweite Chance, die sie aus kürzester Distanz zum Führungstor 1:0 nutzte. Wenig später entschied Schiedsrichterin Christine Beck konsequent auf Elfmeter für Turbine Potsdam, nachdem zuvor Jessica Wich von Sarah Günther im Strafraum klar regelwidrig zu Fall gebracht wurde (57.). Den fälligen Elfmeter verwandelte Jennifer Zietz zum 2:0. In der Folgezeit dauerte es etwas, ehe die FFC-Spielerinnen den Schock verdaut hatten. Endgültig den Nerv zog den Gästen schließlich das 3:0 durch die heute überragend aufspielende Anja Mittag (68.) nach guter Vorarbeit von Monique Kerschowski. In der Folgezeit dauerte es etwas, ehe die FFC-Spielerinnen den Schock verdaut hatten. Und so kamen die Potsdamerinnen zu weiteren Konterchancen.  

Verspäteter Offenbarungseid

Die Wechsel von Laura del Rio für Conny Pohlers (61.) und Svenja Huth für Petra Wimbersky (66.) waren der eigentliche verspätete Offenbarungseid des Frankfurter Trainers Sven Kahlert. Unmittelbar danach lief Monique Kerschowski auf der rechten Seite durch, bekam das Zuspiel von „Lira“ Bajramaj und passte flach vor den Fünfer. Nadine Angerer konnte den Ball nicht erreichen und so musste Anja Mittag nur noch ungestört aus fünf Metern ins leere Tor einschieben. Das vierte und letzte Tor der Gastgeberinnen fiel erneut nach einem Konter über Fatmire Bajramaj, die in höchstem Tempo auf die Abwehr zulief und an Saskia Bartusiak vorbei in den freien Raum spielte. Anja Mittag lief quer und kam vor der herausstürmenden Nadine Angerer an den Ball, umspielte sie und schob den Ball vom Fünfereck aus ins leere Tor.
 
Die Frankfurterinnen ließen trotz dieses uneinholbaren Rückstands nicht nach und versuchten wenigstens das Ergebnis zu verbessern. Aber mehr als der 4:1-Anschlusstreffer durch einen an Kerstin Garefrekes verursachten Foulelfmeter, den Sandra Smisek sicher verwandelte, sprang nicht mehr heraus. Quasi mit dem Schlusspfiff hatte Birgit Prinz noch eine Großchance, nachdem sie von Laura del Rio in Szene gesetzt wurde. Aber der fulminante Schuss aus etwa elf Metern wurde glänzend von Potsdams Schlussfrau Desirée Schumann pariert.

Viel Tore und neuer Dritter
                                                
Die Frankfurter Niederlage ermöglichte dem SC 07 Bad Neuenahr den Sprung auf Platz drei. Zwar geriet der SC beim 6:2 (3:1) gegen den FF USV Jena schon in der ersten Minute durch Genoveva Anonma in Rückstand, doch Nationalspielerin Celia Okoyino da Mbabi (11., 26.) und Yunhee Cha (23.) drehten mit ihren Toren die Partie bis zum Pausenpfiff. Nach dem Wechsel erhöhten Lena Goeßling (48., 70.) jeweils per Foulelfmeter sowie Lydia Neumann (60.) auf den 6:1-Zwischenstand. Ivonne Hartmann verwandelte in der Schlussphase ebenfalls einen Strafstoß zum Endstand (85.). Die konsequente Schiedsrichterin Sandra Pansch aus Ahrensburg erteilte Yvonne Hartmann und Susanne Utes (beide FF USV Jena) sowie Sarah Schröder (SC 07 Bad Neuenahr) die gelbe Karte. Drei der insgesamt acht Tore des Spielers waren verwandelte Foulelfmeter.
 
Remis im Mittelfeld
                                                                           
In einem weiteren Spiel trennten sich die SG Essen-Schönebeck und der VfL Wolfsburg beim 2:2 (1:0) ebenfalls unentschieden. Kira Malinowski (12.) und Caroline Haman (69.) erzielten die Treffer für die Gastgeberinnen, Stephanie Bunte (53.) und Selina Wagner (68.) waren für den VfL erfolgreich. DFB Schiedsrichterin Angelika Söder aus Schwarzenbruck erteilte Melanie  Hoffmann (SGS) nach mehrmaligem Foulspiel in der 88. Minute durch Gelb-Rot einen Platzverweis. Deren Essener Vereinskollegin Stephanie Goddard (SG Essen-Schönebeck) verwarnte die konsequente Schiedsrichterin mit einer gelben Karte. Den Wolfsburgerinnen Annelie Brendel und Martina Müller ereilte ebenfalls Gelb durch die aufmerksame Schiedsrichterin.
 
Veilchenladies lassen Bayern stolpern

Der FC Bayern München büßte mit dem 2:2 (1:1) bei Tennis Borussia Berlin wichtige Punkte ein. Zwar brachten Bianca Rech (16.) und Nina Aigner (54.) die Münchnerinnen beim Aufsteiger zweimal in Führung, doch TeBe kam durch Anna Fechner (24.) und Constanze Heß (56.) jeweils zurück. Es herrscht Tristesse beim Vizemeister. Innerhalb von nur vier Tagen platzten gleich zwei Träume der Bayern. Zuerst schied man im Achtelfinale der Champions League gegen Montpellier auf eigenem Platz nach einem 0:1 in der Verlängerung aus. Zudem verpasste das Team den ersehnten Sprung ins Viertelfinale des DFB-Pokals: Gegen den VfL Wolfsburg gab es ein bitteres 1:3. Nur eine Woche danach kam es zum überraschenden Unentschieden gegen Aufsteiger TeBe Berlin. Der Abstand zur Tabellenspitze der Frauen-Bundesliga beträgt nunmehr sechs Punkte.
 
Berlinerinnen trauen sich

Bereits in der 7. Minute erkämpfte sich TeBes Topstürmerin Anne-Sophie Fechner nach einem Laufduell den Ball, gab ihn zurück auf die mitgelaufene Hess, dessen Schuss abgeblockt wurde. Der Ball gelang zu Teodoridis, die den Ball auf Brückner legte, die den Ball links aber am Tor vorbei schoss. Nur zwei Minuten danach waren die Bayern am Zug, aber scheiterten an Borussias Torfrau Prusas. In der 16. Minute traf Bianca Rech nach einem Freistoß per Kopf zum 0:1 für die Gäste. Es dauerte nur neun Minuten bis Berlin antwortete: Nach einer Vorlage von Monique Braun lief Fechner alleine auf Ulrike Schmetz, behielt die Nerven und traf ins linke Toreck zum 1:1 Ausgleich. Eine Minute später war der FC Bayern erneut durch einen Standard gefährlich. Diesmal entschärfte Kerstin Prusas den Kopfball. Erst in 39. Minute musste Prusas wieder aktiv ins Geschehen eingreifen als Bayern nach einem Vorstoß nur knapp an einem weiteren Torerfolg scheiterte. In der 43. Minute versuchte Constanze Hess noch ihr Glück mit einem Fernschuss, aber kurz danach wurde die unterhaltsame, wenn auch insgesamt nicht von Torraumszenen geprägte, erste Hälfte abgepfiffen.

Berlinerinnen kontern schnell

Die zweite Halbzeit begann ähnlich wie die erste aufhörte und in der 54. Minute durfte der FC Bayern erneut jubeln: Nina Aigner traf aus kurzer Distanz in den rechten Winkel. Doch TeBe ließ sich davon nicht beeindrucken und schlug nur zwei Minuten später zu. Diesmal war es Constanze Hess, die per Kopf traf. Die entscheidende Vorarbeit leistete der schnell ausgeführte Einwurf von Christin Lüdtke auf Fechner, die die Übersicht behielt und im richtigen Moment flankte. Bayern war im gesamten Spiel besonders durch Standardsituation gefährlich, so dass nur die starke Abwehr von TeBes Torhüterin schlimmeres verhinderte (72. Fußabwehr nach Freistoß, 82. Zur Ecke nach Kopfball geklärt). Auch in der 83. Minute war Prusas am Posten als Rech aus halblinker Position abzog. Die Berlinerinnen versuchten sich durch Konter zu befreien, konnten aber auch nicht zählbares mehr erzwingen. Als Schiedsrichterin Wozniak nach 93. Minuten abpfiff, war die Erleichterung im ganzen Stadion förmlich zu spüren. Tennis Borussia zeigte eine kämpferisch starke Leistung und ließ den Kopf nach den Rückständen nicht hängen. Ein absolut verdienter Punktgewinn für den Berliner Aufsteiger. (PK)
 
Berichte über Spiele der 2. Frauenfußball-Bundesliga Gruppe Süd mit 1.FC Köln und Bayer 04 Leverkusen: http://www.kulturexpress.de. Direkter Kontakt zur FF-Redaktion www.myspace.com/frauenfussball2011

Online-Flyer Nr. 225  vom 25.11.2009

Druckversion     



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FOTOGALERIE