Filmclips
"Truppenspieler"
Von Peter Kleinert
Freitag, 22. August 1998. Okahandja im Herzen Namibias. Auf einem Sandplatz am Rande der Stadt sind im Laufe des Tages hunderte Herero aus dem ganzen Land eingetroffen. Militärische Kommandos von Männern in Uniformen wie zur deutschen Kaiserzeit und Anfeuerungsschreie von Frauen in viktorianischen Kleidern wechseln sich ab mit dem Anrufen der Ahnen. Willkommensgrüße an die Besucher des zum 75. Mal gefeierten Herero-Gedenktages gehören auch zum Zeremoniell. Die Uniformierten tragen keine Waffen. Sie werden seit den 20er Jahren "Truppenspieler" genannt.
Zu den Waffen gegriffen hat das Volk der Herero zuletzt im Jahre 1904. Damals erhob es sich in einem Aufstand gegen die Kolonialherrschaft in "Deutsch-Südwest". Kaiser Wilhelm II. antwortete mit einem Vernichtungsbefehl. Dessen Ausführung durch General Lothar von Trotha und die deutsche "Schutztruppe" ging als der erste Völkermord einer deutschen Regierung in die Geschichte ein.
Wir waren bei den Herero. In Okahandja, in den ehemaligen Reservaten nahe der Grenze zu Botswana und in der Hauptstadt Windhoek versuchten wir, herauszubekommen, warum die Nachkommen des kurz nach der Jahrhundertwende von etwa 100.000 bis auf etwa 20.000 Menschen fast ausgerotteten Volkes auch heute noch eine merkwürdig anmutende Liebe zu den Deutschen haben.
Im Jahr 2004 versuchte Herero-Chief Riruako bei einem Besuch der BRD vergeblich, die deutsche Regierung zu einer Entschuldigung für die Verbrechen zu bewegen, die "das Kaiserreich" in Namibia begangen hat. Einige Nachfahren der damals Ermordeten haben inzwischen Klage bei einem US-Gericht eingereicht.
Im Jahr 2004 versuchte Herero-Chief Riruako bei einem Besuch der BRD vergeblich, die deutsche Regierung zu einer Entschuldigung für die Verbrechen zu bewegen, die "das Kaiserreich" in Namibia begangen hat. Einige Nachfahren der damals Ermordeten haben inzwischen Klage bei einem US-Gericht eingereicht. (PK)
Hierzu auch der Artikel "Blut und Brand schon in Namibia" in dieser Ausgabe
"Truppenspieler" - Über die merkwürdige Liebe der Herero zu den Deutschen
Autoren: Rea Karen und Peter Kleinert
Auftraggeber: WDR
Produktionsjahr: 1998
Länge: 29 min.
Kamera und Ton: Rea Karen und Peter Kleinert
Schnitt: Peter Kleinert
Grafik: Michaela Jordan
Sprecher: Sabine Paas, Jochen Kolenda und Josef Tratnik
Produktionsleitung: Nele Köhlert
Redaktion: Ellen Beyer
Weitere Infos und Filmbestellung unter:
info@kaos-archiv.de
www.kaos-archiv.de
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