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Aktueller Online-Flyer vom 26. Dezember 2024  

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Arbeit und Soziales
Ein Samstagnachmittag in der Erlangener Tafel in Büchenbach
„Ich danke euch. Ihr seid wirklich lieb.“
Von Franziska Schneider

Sie sitzt in sich versunken auf der Treppe, redet nicht, schaut nur. Vor ihr steht ein leerer grau-karierter Ziehkoffer. Daneben unterhalten sich ein lebhaft gestikulierender Rentner mit Schapka und eine Frau, die sich vor Kälte ein gelb-goldiges Tuch um die Ohren gebunden hat. Eine Handvoll Senioren, Migranten, Schwerbehinderte und Langzeitarbeitslose eint die Armut und das Warten, dass die von der Diakonie eingerichtete Erlangener Tafel in Büchenbach öffnet.

„Da kommt er!“, ruft eine kleine, zierliche Frau, als sie den weißen Kleintransporter um die Ecke biegen sieht. Er kommt von einem letzten Spender aus Erlangen, der kostenlos Lebensmittel bereitgestellt hat, und hält direkt an der Treppe, die zur gläsernen, sich im selben Moment öffnenden Tür führt, aus der eine brünette Frau tritt und mit kräftiger Stimme fragt: „Wo sind unsere starken Männer, die beim Tragen helfen?“ Nur Sekunden später wird ihr eine große Pappkiste mit Mandarinen über den, durch einen Bierzelttisch angedeuteten Verkaufstisch gereicht. Auch die vermutlich älteste Dame, mit dicker, schwerer Brille und langem schwarz-grauen Mantel, packt mit an. Nachdem die letzten Paletten mit Lebkuchen, Brotkisten und Milchkartons hineingetragen sind, schließt sich für gefühlte – niemals endende – vier Minuten erneut die Tür. Keiner drängelt. Jeder weiß: Hier herrschen Gerechtigkeit und vor allem Nächstenliebe untereinander. In der Not wird geteilt.



Fotos: www.diakonie-erlangen.de

Das Firmenschild rechts neben der Tür ist überdeckt mit einem provisorischen Schild, auf dem ein Tellerumriss und in der Mitte eine dreizackige Gabel und ein Messer abgebildet sind: das Tafel-Symbol. Endlich öffnet sich die Tür wieder. „Der Erste!“, ruft der Fahrer des Transporters. Es ist 15 Uhr und wie jeden Samstag beginnt die Lebensmittelverteilung in der Ausgabestelle in Büchenbach. Hinter der angedeuteten Ladentheke begrüßen drei freundlich lächelnde Frauen den ersten Gast, nach dem die Tür wieder geschlossen wird. Die kleine Frau zeigt unaufgefordert ihren Ausweis mit dem “S“ auf der Rückseite, legt drei Euro auf die Theke und reicht die drei leeren Plastiktüten den Frauen zu. “S“ steht für schwerbehindert. Sie haben bei der Tafelausgabe den Vorrang.

„Wollen sie einen Salat?“, fragt die erste ehrenamtlich arbeitende Verteilerin. „Ist es Eisbergsalat?“ - „Nein, den gibt es heute nicht, nur Feldsalat.“ Sekunden später ruft die älteste der drei Helferinnen, ein knusprig braunes Brot hoch haltend: „Essen sie Schwarzbrot?“ - „Ja.“ Und schon landet es in der großen Plastiktüte. In ihr wurde sicher von Pfandflaschen bis Hundefutter schon so ziemlich alles transportiert. Hinzu kommen Vollkornschrippen, Brezeln, Käselaugenstangen und zum Schluss ein Pfannkuchen Vor der „Kundin“ steht schon der dritte Beutel, der schwer gepackt mit Milch, Nudeln, Müsli, Marmelade, Schokoweihnachtsmännern und Pfefferkuchen ist. „Ich danke euch. Ihr seid wirklich lieb.“, sagt sie in vertrautem Ton und mit großen staunenden Augen zu den Helferinnen. Dann dreht sie sich zur Tür, eckt mit ihren überfüllten Plastiktüten links und rechts an und steigt die Treppe unsicher hinunter.



Ehrenamtlich arbeitende Verteilerinnen

Nun tritt der Nächste in den Ausgaberaum, zeigt seinen Ausweis und bekommt für drei Euro drei gefüllte Tüten. Nachdem dem 47sten Bedürftigen mit den notwendigsten Lebensmitteln geholfen ist, werden die übrig gebliebenen Mandarinen, Weihnachtsmänner und Baguettes in Milchkartons verteilt und auf den Ladentisch gestellt. Die Tür öffnet sich ein letztes Mal für besonders schwere Sozialfälle: Senioren.

In Windeseile zerkleinern die drei Verkäuferinnen die Pappkisten und fegen die Brotkrümel vom braunen Fußboden. Die Brötchenpaletten werden übereinander gestapelt und ins Auto getragen. Alles läuft Hand in Hand und schon wird die Tür verschlossen. Jeder ist von seiner heutigen ehrenamtlichen Arbeit entlassen. „Und nochmal danke!“, wird ihnen von den letzten Bedürftigen zugerufen. (PK)

Online-Flyer Nr. 237  vom 17.02.2010

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