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Lokales
Offener Brief an den Vorstand des “Kulturbunkers“ in Köln-Mülheim
„In eine gefährliche Abwärtsspirale gebracht“
Von Rainer Kippe

Über die “Gentrifizierung von Mülheim“, eines der ärmsten Kölner Stadtviertel hat Rainer Kippe, einer der Gründer der Sozialistischen Selbsthilfe Mülheim, in NRhZ 245 geschrieben. Anlaß für seinen Artikel war die Art und Weise „wie die Stadt Köln künftig mit ihrem “Kulturbunker“ umzugehen gedenkt“. Das Echo auf seinen Beitrag hat Rainer Kippe nun am 24. April zu einem Offenen Brief  als Beiratsmitglied des Kulturbunker Köln-Mülheim e.V. an den Vereinsvorstand Andreas Vetter veranlasst. Wir geben diesen Brief hier ungekürzt wieder. – Die Redaktion

NRhZ-Archiv
Lieber Andreas, auf Einladung von Rainer Bode von der Landesarbeitsgemeinschaft soziokultureller Zentren NRW LAG hat am Mittwoch den 21.04.10 eine Informationsveranstaltung zur Zukunft des Kulturbunkers in der Alten Feuerwache Melchiorstraße stattgefunden. Daran haben über 20 Personen teilgenommen, davon 11 Mitglieder, die alle die Forderung nach einer außerordentlichen und einer ordentlichen Mitgliederversammlung unterschrieben haben.
 
Es wurde mit Erstaunen festgestellt, dass mit Ausnahme des Kassenprüfers Rolf Bauerfeind niemand vom noch amtierenden Vorstand es für nötig empfunden hat, zu diesem Klärungsgespräch zu erscheinen. Dieses hätte dem Vorstand die Möglichkeit gegeben, die Vorstellungen bzgl. der von ihm gewünschten „Neuausrichtung“ darzulegen und dafür zu werben. Auch hätten die Versammelten gerne erfahren, wieso die beiden bewährten Mitarbeiter Martina Tenten und Thorsten Nagel ohne Information der Mitglieder Hals über Kopf entlassen werden mussten.
 
Rainer Bode machte deutlich, dass der Bunker aufgrund der bekannten Zahlen in keiner gravierenden finanziellen Schieflage ist. Dies wurde vom Kassenprüfer Rolf Bauerfeind bestätigt. Dagegen wurde deutlich, dass der noch amtierende Vorstand durch die Entlassung der beiden Mitarbeiter den Kulturbunker in eine gefährliche Abwärtsspirale gebracht hat. Nicht nur das Genderprojekt ist akut gefährdet, welches immerhin einen finanziellen Umfang von 120 000 € hat, auch sagen immer mehr Veranstaltungspartner ab. Dies bezieht sich sowohl auf Jürgen Becker und andere Kabarettisten und Stars, als auch auf die Goldenen Zitronen, eine bekannte Punkband, die nun am 19.05. in der Papierfabrik in Ehrenfeld auftreten werden.
 
Inzwischen machen auch die unsäglichen Mails die Runde, die der Vorstand in Umlauf bringt. Die eine wurde ja bereits in der NRhZ zitiert, die andere ist mit dem „A-Wort“ und dem „in die F hauen“ eigentlich nicht zitierfähig. Mich erstaunt, dass Du in Deinem ausführlichen Brief mit keinem Wort auf diese Entgleisungen eingehst. Wenn das jetzt schon der neue Ton des Vorstandes gegenüber Mitgliedern ist, dann hättet Ihr Euch wenigstens gegenüber Rainer Bode von der LAG entschuldigen müssen.
 
Euer Versagen bei den Verhandlungen mit der Stadt, wo Ihr Euch zu einem Befehlsempfänger der Kulturbürokratie habt degradieren lassen, Euere Sprachlosigkeit gegenüber Mitarbeitern und Mitgliedern, denen Ihr einfach nicht erklären könnt, was Ihr eigentlich wollt, und Eure Unfähigkeit, nach der handstreichartigen Entlassung der Mitarbeiter den Betrieb des Kulturbunkers aufrecht zu erhalten, machen zunehmend deutlich, dass Ihr als Vorstand heillos überfordert seid.
 
Die angesprochenen Mails zeigen, dass bei Euch offensichtlich das Chaos ausgebrochen ist. Nun sucht Ihr die Rettung in der Einstellung neuer Mitarbeiter, bevor die Arbeitsgerichtsprozesse mit den alten abgeschlossen sind. Für diese offensichtliche Misswirtschaft wollen wir als Mitglieder nicht die finanzielle Verantwortung übernehmen.
Die Mitglieder bitten Euch daher dringend durch Ihre Unterschrift, unverzüglich eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen, auf der die katastrophale Situation, in die Ihr den Bunker gebracht habt, besprochen werden kann. Weiter bitten Sie Euch, ebenfalls umgehend zu einer Jahreshauptversammlung einzuladen, auf der wir einen neuen Vorstand wählen können, der den Kulturbunker aus der Krise führt.
 
Ich mache Euch nochmals darauf aufmerksam, dass Eure Amtszeit am 30. März abgelaufen ist und dass Ihr nur noch geschäftsführend tätig seid. Insbesondere untersage ich Euch als Mitglied, neue Verbindlichkeiten, insbesondere durch Neueinstellungen, einzugehen, bevor der Stand der alten Beschäftigungsverhältnisse geklärt ist. Dazu habt Ihr keinerlei Ermächtigung durch die Mitgliederversammlung und seid als nur amtierender Vorstand dazu auch nicht befugt. Für daraus entstehende Verbindlichkeiten werden wir Euch persönlich haftbar machen.
 
Dass Neueinstellungen außerdem durch den Beirat laufen müssen, erwähne ich nur am Rande. Die von Dir geplante Einstellung zum 1.Mai über die Köpfe der Mitglieder und des Beirats hinweg solltest Du Dir deshalb wohl besser abschminken.
Mit freundlichen Grüßen, Rainer Kippe

Nachtrag der Redaktion:

Dieser Offene Brief war noch gar nicht richtig im Umlauf, da erfuhren die ersten Vereinsmitglieder am vergangenen Montag, dass Andreas Vetter am gestrigen Dienstag eine Einladung zu einer Mitgliederversammlung für Mittwoch, den 5. Mai rausschicken will. Der Vorstand plane außerdem vor den Sommerferien die überfällige Jahreshauptversammlung (mit Vorstandswahl) anzusetzen.
Kommentar eines NRhZ-Lesers und Mitglieds im Kulturbunker e.V.: „Offenbar hat der Artikel von Rainer Kippe in der NRhZ 245 vom 19. April bereits gewirkt, und der Vorstand versucht jetzt auf Zeit zu spielen. Er will erst die neuen Mitarbeiter installieren und danach in der Jahreshauptversammlung vor die Mitglieder treten.“
  
Den hier erwähnten NRhZ-Artikel aus der Nummer 245 finden Sie hier! 
(PK)


Online-Flyer Nr. 247  vom 28.04.2010

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