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Kultur und Wissen
"Verfemte Kunst" im Solinger Museum Baden bis Juni 2006 - Folge 3
Leo Haas - Ein Künstler im "Vorhof der Hölle"
Von Georg Giesing
Reichsprotektor Reinhard Heydrich hatte die Idee, Juden aus ganz Europa im KZ-Theresienstadt zusammenzuführen und von dort in die Vernichtungslager zu transportieren. Zu diesem Zwecke wurde ein Film unter dem Titel "Der Führer schenkt den Juden eine Stadt" gedreht.
Die Wahrheit sah anders aus.

Kinderzug in Theresienstadt
Sammlung: Gerhard Schneider
Die Hoffnung der Gefangenen am Ende des Krieges auf Befreiung erfüllte sich in den Jahren 1944/45 nicht so schnell wie erhofft. Logistische und militärische Probleme ließen die Alliierten im Westen und die Rote Arme im Osten in diesem Zeitraum stocken. Die SS nutzte diese Situation aus. Die Vernichtung der KZ-Gefangenen wurde immer schneller durchgeführt. Die Transporte in die Vernichtungslager fuhren pausenlos. Auch aus Theresienstadt!
Zu den traurigen Höhepunkten in der Geschichte dieses Konzentrationslagers gehörte der so genannte Künstlertransport von Theresienstadt nach Auschwitz am 16. Oktober 1944. Zu den Menschen in diesem Transport gehörten unter anderem die Komponisten Hans Krasa, Gideon Klein, Viktor Ullmann, der Schriftsteller Peter Kien, der Dirigent Rafael Schaechter und der Jazz-Musiker Coco Schumann. Von den 141.000 in Theresienstadt gefangenen Juden überlebten knapp zehn Prozent den Holocaust. Unter ihnen war der Maler und Zeichner Leo Haas.
Leo Haas wurde 1901 in Troppau in Böhmen geboren. 1919 bis 1922 studierte er an der Kunstakademie in Karlsruhe. Es folgte ein Studium in Berlin bei Emil Orlik und Willy Jaeckel. Von 1926 an arbeitete Leo Haas als Pressezeichner und Karikaturist in der Tschechoslowakei. 1937 wurde Leo Hass inhaftiert und zur Zwangsarbeit nach Ostrau gebracht. Damit begann sein Leidensweg durch verschiedene Konzentrationslager.

"Nicht nur Vorhof zur Hölle,"
Sammlung: Gerhard Schneider
Leo Haas war im Ghetto Theresienstadt, in Auschwitz und Sachsenhausen. In Auschwitz war er Häftling im "Erkennungskommando" von Josef Mengele. In Theresienstadt wurde er von Eichmann verhört. Im KZ-Sachsenhausen gehörte Haas auf Grund seiner großen zeichnerischen Begabung zwangsweise dem "Geldfälscherkommando" an. 1945 wurde Leo Haas aus dem Todeslager Mauthausen evakuiert und überlebte.
Das KZ-Theresienstadt hatte für Leo Haas eine besondere Bedeutung. Es war nicht nur der "Vorhof zur Hölle", sondern auch ein Ort des geistigen Widerstandes. Der Kölner Schriftsteller Ralph Giordano sprach später davon, dass Theresienstadt der einzige Ort in Europa gewesen sei, "wo sich geistige Kraft gegen die Gewalt behaupten konnte." Das galt auch für Leo Haas.

"sondern auch ein Ort des geistigen Widerstandes"
Sammlung: Gerhard Schneider
Hier erlebte der Maler und Zeichner das ganze Drama der Entwürdigung. Hier machte er aber auch Erfahrungen, die seine künstlerischen Fähigkeiten stimulierten, sein Wissen und seine Gefühle in einmalige Zeitdokumente zu verdichten. In Theresienstadt entstanden Zeichnungen, die Leo Haas als Grundlage für seinen 1947 entstandenen Zyklus "Konzentrationslager" dienten. Eine Serie von 12 Lithographien von erschreckender Eindringlichkeit. Bilder der Trauer, des Schmerzes und des Leidens. Bilder, die Empörung auslösen, auch Zorn über die Willkür des Verbrechens, mit dem wir uns auch noch nach über 60 Jahren auseinander müssen.
Die Kommentare zu dem Zyklus "Konzentrationslager" erschienen bisher in tschechischer, russischer, französischer und englischer Sprache, in Deutsch noch nicht.
Leo Haas´ Bilder aus den Konzentrationslagern spielten im späteren Eichmann-Prozess eine Rolle. Ab 1955 lebte er in der DDR, arbeitete dort als Zeichner für verschiedene Zeitungen, so für "Neues Deutschland" und die Satirezeitschrift "Eulenspiegel" und wurde mit einer Professur für seine eindrucksvolle Kunst gewürdigt.
Leo Haas starb im August 1983 in Berlin.
Die hier veröffentlichten Bilder sind in der Ausstellung "Unser Weg durch die Nacht" der "Bürgerstiftung für verfemte Künste mit der Sammlung Gerhard Schneider" in Solingen zu sehen.
Museum Baden
Wuppertaler Straße 160
42653 Solingen (Gräfrath)
Tel.: 0212 - 25 81 40
Öffnungszeiten:
Di. bis So. 10 - 17 Uhr, Mo. geschlossen
Die NRhZ trauert um Georg Giesing, dessen Tod für uns alle überraschend war. Georg war ein kreativer Autor, ein guter Fotograf, der unser Projekt bis zu seinem Tod unterstützt und bereichert hat. Seine Serie über Graffiti, seine Ausstellungsbesprechungen und seine Glossen drückten seine differenziert Weltsicht aus, die heutzutage zunehmend selten wird. Doch nicht nur der Autor und Fotograf Georg ist gestorben, mit ihm haben wir auch einen Freund und Berater verloren.
Online-Flyer Nr. 42 vom 02.05.2006
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Kultur und Wissen
"Verfemte Kunst" im Solinger Museum Baden bis Juni 2006 - Folge 3
Leo Haas - Ein Künstler im "Vorhof der Hölle"
Von Georg Giesing
Reichsprotektor Reinhard Heydrich hatte die Idee, Juden aus ganz Europa im KZ-Theresienstadt zusammenzuführen und von dort in die Vernichtungslager zu transportieren. Zu diesem Zwecke wurde ein Film unter dem Titel "Der Führer schenkt den Juden eine Stadt" gedreht.
Die Wahrheit sah anders aus.

Kinderzug in Theresienstadt
Sammlung: Gerhard Schneider
Die Hoffnung der Gefangenen am Ende des Krieges auf Befreiung erfüllte sich in den Jahren 1944/45 nicht so schnell wie erhofft. Logistische und militärische Probleme ließen die Alliierten im Westen und die Rote Arme im Osten in diesem Zeitraum stocken. Die SS nutzte diese Situation aus. Die Vernichtung der KZ-Gefangenen wurde immer schneller durchgeführt. Die Transporte in die Vernichtungslager fuhren pausenlos. Auch aus Theresienstadt!
Zu den traurigen Höhepunkten in der Geschichte dieses Konzentrationslagers gehörte der so genannte Künstlertransport von Theresienstadt nach Auschwitz am 16. Oktober 1944. Zu den Menschen in diesem Transport gehörten unter anderem die Komponisten Hans Krasa, Gideon Klein, Viktor Ullmann, der Schriftsteller Peter Kien, der Dirigent Rafael Schaechter und der Jazz-Musiker Coco Schumann. Von den 141.000 in Theresienstadt gefangenen Juden überlebten knapp zehn Prozent den Holocaust. Unter ihnen war der Maler und Zeichner Leo Haas.
Leo Haas wurde 1901 in Troppau in Böhmen geboren. 1919 bis 1922 studierte er an der Kunstakademie in Karlsruhe. Es folgte ein Studium in Berlin bei Emil Orlik und Willy Jaeckel. Von 1926 an arbeitete Leo Haas als Pressezeichner und Karikaturist in der Tschechoslowakei. 1937 wurde Leo Hass inhaftiert und zur Zwangsarbeit nach Ostrau gebracht. Damit begann sein Leidensweg durch verschiedene Konzentrationslager.

"Nicht nur Vorhof zur Hölle,"
Sammlung: Gerhard Schneider
Leo Haas war im Ghetto Theresienstadt, in Auschwitz und Sachsenhausen. In Auschwitz war er Häftling im "Erkennungskommando" von Josef Mengele. In Theresienstadt wurde er von Eichmann verhört. Im KZ-Sachsenhausen gehörte Haas auf Grund seiner großen zeichnerischen Begabung zwangsweise dem "Geldfälscherkommando" an. 1945 wurde Leo Haas aus dem Todeslager Mauthausen evakuiert und überlebte.
Das KZ-Theresienstadt hatte für Leo Haas eine besondere Bedeutung. Es war nicht nur der "Vorhof zur Hölle", sondern auch ein Ort des geistigen Widerstandes. Der Kölner Schriftsteller Ralph Giordano sprach später davon, dass Theresienstadt der einzige Ort in Europa gewesen sei, "wo sich geistige Kraft gegen die Gewalt behaupten konnte." Das galt auch für Leo Haas.

"sondern auch ein Ort des geistigen Widerstandes"
Sammlung: Gerhard Schneider
Hier erlebte der Maler und Zeichner das ganze Drama der Entwürdigung. Hier machte er aber auch Erfahrungen, die seine künstlerischen Fähigkeiten stimulierten, sein Wissen und seine Gefühle in einmalige Zeitdokumente zu verdichten. In Theresienstadt entstanden Zeichnungen, die Leo Haas als Grundlage für seinen 1947 entstandenen Zyklus "Konzentrationslager" dienten. Eine Serie von 12 Lithographien von erschreckender Eindringlichkeit. Bilder der Trauer, des Schmerzes und des Leidens. Bilder, die Empörung auslösen, auch Zorn über die Willkür des Verbrechens, mit dem wir uns auch noch nach über 60 Jahren auseinander müssen.
Die Kommentare zu dem Zyklus "Konzentrationslager" erschienen bisher in tschechischer, russischer, französischer und englischer Sprache, in Deutsch noch nicht.
Leo Haas´ Bilder aus den Konzentrationslagern spielten im späteren Eichmann-Prozess eine Rolle. Ab 1955 lebte er in der DDR, arbeitete dort als Zeichner für verschiedene Zeitungen, so für "Neues Deutschland" und die Satirezeitschrift "Eulenspiegel" und wurde mit einer Professur für seine eindrucksvolle Kunst gewürdigt.
Leo Haas starb im August 1983 in Berlin.
Die hier veröffentlichten Bilder sind in der Ausstellung "Unser Weg durch die Nacht" der "Bürgerstiftung für verfemte Künste mit der Sammlung Gerhard Schneider" in Solingen zu sehen.
Museum Baden
Wuppertaler Straße 160
42653 Solingen (Gräfrath)
Tel.: 0212 - 25 81 40
Öffnungszeiten:
Di. bis So. 10 - 17 Uhr, Mo. geschlossen

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