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Inland
Läßt Israels Regierung einen ihrer mutigsten Bürger endlich einmal ausreisen?
Ossietzky-Medaille für Mordechai Vanunu
Von Peter Kleinert
Mordechai Vanunu (56) setzt sich seit einem Vierteljahrhundert mit Zivilcourage und herausragender Standhaftigkeit für die vollständige atomare Abrüstung, für transparente Demokratie und für Frieden zwischen den Nationen ein. Deshalb wird dem Israeli, der die Welt 1986 über das bis dahin streng geheim gehaltene Atomprogramm seiner Regierung informierte und dafür zu einer Gefängnisstraße von 18 Jahren verurteilt wurde, am Sonntag, 12. Dezember 2010 um 11 Uhr in Berlin von der Internationalen Liga für Menschenrechte die Carl-von-Ossietzky-Medaille verliehen .
Mordechai Vanunu – im Garten der St. George's Kathedrale, zwei Tage nach der Entlassung aus dem Gefängnis – 23. April 2004
Eingesperrt in Israel, wo ihm selbst freie Bewegung und Kommunikation untersagt sind, gelang es Mordechai Vanunu dennoch, zahlreiche Interviews zu geben, wofür er wiederholt inhaftiert wurde. Zuletzt kam er am 10. Mai dieses Jahres wegen eines Interviews mit einem ausländischen Journalisten für drei Monate ins Gefängnis. Für den 11. Oktober 2010 ist beim Obersten Gerichtshof Israels eine Anhörung zu Vanunus widerrechtlicher Einsperrung in Israel vorgesehen.
Online-Flyer Nr. 270 vom 06.10.2010
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Inland
Läßt Israels Regierung einen ihrer mutigsten Bürger endlich einmal ausreisen?
Ossietzky-Medaille für Mordechai Vanunu
Von Peter Kleinert
Mordechai Vanunu (56) setzt sich seit einem Vierteljahrhundert mit Zivilcourage und herausragender Standhaftigkeit für die vollständige atomare Abrüstung, für transparente Demokratie und für Frieden zwischen den Nationen ein. Deshalb wird dem Israeli, der die Welt 1986 über das bis dahin streng geheim gehaltene Atomprogramm seiner Regierung informierte und dafür zu einer Gefängnisstraße von 18 Jahren verurteilt wurde, am Sonntag, 12. Dezember 2010 um 11 Uhr in Berlin von der Internationalen Liga für Menschenrechte die Carl-von-Ossietzky-Medaille verliehen .
Mordechai Vanunu – im Garten der St. George's Kathedrale, zwei Tage nach der Entlassung aus dem Gefängnis – 23. April 2004
Quelle: wikipedia, copyright Ronald H. Miller
Vanunu ist Sohn jüdisch-marokkanischer Einwanderer. Sein Vater war Rabbiner in Beerscheba. Nach dem Militärdienst studierte Vanunu zunächst ein Jahr lang Physik, bevor er das Studium aus finanziellen Gründen abbrechen musste und arbeitete von 1976 an als Techniker im von der israelischen Regierung lange geheim gehaltenen Dimona Nuclear Research Center im Negev, 90 km südlich von Jerusalem, bis er 1985 entlassen wurde.
International bekannt wurde Mordechai Vanunu 1986, nachdem er einer britischen Zeitung Informationen über das Kernforschungszentrum zur Veröffentlichung überlassen hatte, das Israel in den 1950er und 1960er Jahren in der Negevwüste unweit des Ortes Dimona aufgebaut hatte und seitdem dort betrieb. Die Prüfung der Informationen durch einen britischen Atomphysiker und einen amerikanischen Kernwaffenexperten ergab: Das in der Atomanlage produzierte und verarbeitete Plutonium machte Israel die Herstellung von 100 bis 200 Atomwaffen möglich.
Er legte die ihm während seiner Arbeit zugänglich gewordenen Informationen offen, weil ihn nach eigener Aussage die Menge des in Israel produzierten radioaktiven Plutoniums ängstigte. Er wollte die israelische und internationale Öffentlichkeit darüber aufklären, zumal Israels Führung die Bevölkerung über das Atomprogramm vollkommen im Unklaren ließ, was in einer Demokratie inakzeptabel sei.
Noch vor Veröffentlichung der Informationen in der Zeitung wurde Vanunu Ende September 1986 mit Hilfe einer Agentin des Geheimdienstes Mossad nach Rom gelockt, dort überwältigt und per Schiff in die Hafenstadt Ashdod gebracht. Im März 1988 verurteilte ihn ein Militärgericht am Ende eines streng geheimen Verfahrens wegen Landesverrats und Spionage zu einer 18jährigen Freiheitsstrafe.
Während seiner Haft wurde Vanunuer mehrmals für den Friedensnobelpreis nominiert und 1987 schlielßich mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Weitere Auszeichnungen folgten.
Am 21. April 2004 wurde Vanunu nach Verbüßung der Strafe – davon 11 Jahre in Isolationshaft in einer kleinen Zelle – aus dem Gefängnis entlassen. Allerdings unter Auflagen, die dem universellen Menschenrecht auf Freiheit Hohn sprechen: Er darf Israel nicht verlassen und keinen Kontakt mit ausländischen Botschaften und Journalisten aufnehmen und muss die Behörden über jeden geplanten Ortswechsel verständigen.
Die mutige Haltung Vanunus erinnert an den unerschrockenen Widerstand Carl von Ossietzkys gegen Aufrüstung und Krieg in der Weimarer Republik. Mit seiner Würdigung will die Liga die internationale öffentliche Aufmerksamkeit darauf lenken, dass er in Israel, trotz vollständig verbüßter Strafe und ungeachtet der nunmehr ein Vierteljahrhundert alten Informationen, weiterhin gefangen gehalten und elementarer Grund- und Menschenrechte beraubt wird.
Zugleich soll im 65. Jahr nach dem Abwurf der ersten Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki durch die USA die Mahnung Mordechai Vanunus vor den Gefahren atomarer Massenvernichtungswaffen für Mensch und Natur unterstrichen und sein unnachgiebiger Einsatz für ihre vollständige und weltweite Abschaffung nachhaltig unterstützt werden.
Die Liga appelliert im Geiste Carl von Ossietzkys an die Regierenden Israels, Mordechai Vanunu freie Ausreise zur persönlichen Entgegennahme der Carl-von-Ossietzky-Medaille 2010 in Berlin zu gewähren. (PK)
Online-Flyer Nr. 270 vom 06.10.2010
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