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Aktueller Online-Flyer vom 23. November 2024  

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Aktuelles
Die NRhZ-Kolumne
Frankreich brennt - Deutschland pennt
Von Norbert Arbeiter

Ja, ja die Franzosen, klingt es in unseren Medien, die haben eben eine Streikkultur, quasi in ihren Genen. Schon bei dem Sturm auf die Bastille zeigten die ihre renitente Art. Oder als das gute deutsche Flensburger-Punktesystem eingeführt werden sollte, blockierten LKW-Fahrer in grossen Teilen Frankreichs Strassenkreuzungen mit dem Argument: dann verlieren wir ja unsere Führerscheine. Auf die Idee, langsamer zu fahren, kamen die gar nicht. Und die arme Regierung, muss viele Gesetze schnell und heimlich an diesem renitenten Volk vorbei beschliessen. Wenn sie dann dabei erwischt wird, geht es richtig rund. Selbst verabschiedete Gesetze mussten schon zurück genommen werden. Auch die Jugend, bei ihren immer wiederkehrenden Versuchen - nur aus lauter Frust und Perspektivlosigkeit - Vorstädte abzufackeln, zeigt diese Verhaltensweisen.

Aktuell jetzt die Rentenreform, durch die das Rentenalter ja nur von 60 auf 62 Lebensjahre angehoben werden soll. Obwohl jede vierte Tankstelle streikbedingt keinen Treibstoff mehr hat und deshalb die beginnenden Ferien beeinträchtigt werden, zeigen 70% der Bevölkerung Verständnis für diese landesweiten Streiks.
 
Da kann man als anständiger Deutscher nur den Kopf schütteln. Zum Glück haben wir die altbewährte Sozialpartnerschaft zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern. Die bringt gleichbleibende Lohnerhöhungen um 2% im Jahresmittel, leider durch 2% Inflation im Jahresmittel null Lohnzuwachs. Trotz härtester Kämpfe in den Verhandlungssälen bei den Tarifverhandlungen in partnerschaftlichem Geiste, seit Beginn der 1990ger Jahre kein Reallohnzuwachs. Das ist einzigartig in Europa, aber der deutsche soziale Frieden hält, was für die Banken und Konzerne sehr, sehr gut ist. - Aber wird schon werden.

Dank der wenigsten Streiktage in der EU, als einziges Kern-Land ohne flächendeckende Mindestlöhne, mit den meisten Leiharbeitern und den meisten Arbeitsverhältnissen, die nur durch Lohn-Aufstockung seitens des Staates eine Familie ernähren, nach einem Jahr Arbeitslosigkeit direkt in die Sozialhilfe (heute Hartz IV) fallen, sind wir Exportweltmeister geworden. Nicht weil unsere Güter konkurrenzlos gut sind, nein weil konkurrenzlos billig hergestellt. Die mit Abstand niedrigsten Lohnstückkosten in Europa.
 
Dass von der im Ausland erwirtschafteten einen Billion Euro das meiste in Trusts  ( von globalen Konzernen ausgegliederte Finanzeinheiten )  auf irgendwelche Inseln verschwindet, da wäre vielleicht noch Änderungsbedarf, das zu verhindern.

Dank der guten Sozialpartnerschaft sind von 6,4 Millionen Hartz IV-Empfängern nur 3 Millionen arbeitslos. Das deutsche Jobwunder durch die mathematische Unschärfetheorie. Dazu sind noch 500.000 Stellen unbesetzt. Ist das nicht alles verwunderlich schön?
Wenn jetzt die deutschen Gewerkschaften einen heissen Herbst angekündigt haben, meinten die doch wohl nur die Klimaerwärmung, oder? (PK)


Online-Flyer Nr. 272  vom 21.10.2010

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