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Aktueller Online-Flyer vom 21. November 2024  

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Inland
22.000 Demonstranten gegen Industrialisierung der Landwirtschaft in Berlin:
"Wir haben es satt!“
Von Peter Kleinert

Während der Internationalen "Grünen Woche" in Berlin trafen sich nicht nur Besucher und Landwirtschaftsminister aus aller Welt, sondern auch die internationalen Agrarkonzerne. Das Ziel von Monsanto, Müller Milch, BASF und Co. unter der Schirmherrschaft von Bundesagrarministerin und Dioxin-Heldin Ilse Aigner: die Industrialisierung der Landwirtschaft vorantreiben - inclusive Gentechnik, Tierfabriken und Dumping-Exporten. Gegen diese Agrarpolitik gingen am Samstag unter dem Motto "Wir haben es satt“ 22.000 DemonstrantInnen auf die Straße und forderten eine grundlegende Reform der Agrarpolitik, die Abkehr von der industrialisierten Landwirtschaft und besseren Verbraucherschutz.

Appell an Frau Merkel und Frau Aigner auf ihrer Agrarwirtschaftskonferenz
Foto: Jakob Huber
 
Bei der bislang größten Demonstration dieser Art zogen Bauern, Umweltschützer, Imker und Verbraucher gemeinsam vom Berliner Hauptbahnhof zur Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor. Mit 60 Bussen, Zügen und über 70 Traktoren waren Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet zu der Demonstration angereist. Getragen wurde die Veranstaltung von mehr als 120 Bauern- und Umweltverbänden, Bürgerinitiativen gegen Massentierhaltung und Gentechnik, sowie von Eine-Welt-Gruppen. Anlass der Demonstration war auch die von der Bundesregierung ausgerichtete Agrarwirtschaftskonferenz, die am selben Tag auf der "Grünen Woche“ begann.
 
Auf der Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor wurde als Konsequenz aus dem Dioxin- und anderen Lebensmittelskandalen gefordert, Bundesregierung und EU sollten statt Agrarfabriken die bäuerliche Landwirtschaft fördern. "Diese Berliner Kundgebung ist nur der Auftakt zahlreicher weiterer Aktionen", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger in seiner Rede. „Die Bundesregierung muss endlich begreifen, dass sie bei Fortsetzung ihrer Blockadepolitik gegen eine nachhaltige und gerechte Agrarreform in Europa schon beim nächsten Lebensmittelskandal wieder ins Schlingern gerät. Die Gesellschaft fordert die Durchsetzung einer artgerechten Tierhaltung, die Abkehr vom Irrweg der Gentechnik und die Umlenkung der Subventionen weg von der Agrarindustrie hin zur bäuerlichen und ökologischen Landwirtschaft."


Unter den angereisten Teilnehmern Landwirte auf mehr als 70 Traktoren
Foto: JAkob Huber
 
Maria Heubuch, Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft sagte: "Massentierhaltung und Gentechnik sind eine gefährliche Sackgasse für die Bauern und ein erhöhtes Risiko für die Verbraucher. Agrarfabriken gehören verboten und nicht weiter mit Steuergeldern subventioniert. Tiergerechte Haltung, heimisches Futter und besonders Eiweißfutter ohne Gentechnik - das ist unsere Zukunft!"
 
Für die Veranstalter erklärte Campact-Geschäftsführer Felix Kolb: "Der heutige Protest zeigt: Die Bevölkerung will ein Ende der industriehörigen Landwirtschafts- und Lebensmittelpolitik. Strengere Lebensmittelkontrollen alleine reichen nicht aus. Wir brauchen eine grundlegende Wende in der Agrarpolitik. Bundesagrarministerin Ilse Aigner muss eine echte EU-Agrarreform und den Ausstieg aus der Massentierhaltung voranbringen anstatt beides zu bremsen."
 

Alternativer Nobelpreisträger
Nnimmo Bassey
Quelle: www.bund.net
Besonderen Beifall erhielt der alternative Nobelpreisträger Nnimmo Bassey aus Nigeria, Vorsitzender der internationalen Umweltorganisation Friends of the Earth (Freunde der Erde). Die Auswirkungen der europäischen Agrarpolitik seien für die Entwicklungsländer verheerend, sagte er, der weltweite Protest der Zivilbevölkerung gegen Gentechnik, Agrarfabriken und Dumping-Exporte sei für die Ernährungssicherheit der Welt dringend notwendig.
 
Er sei nach Berlin gekommen, teilte Nnimmo Bassey mit, weil die Industrielandwirtschaft jeden Tag ein Stück der weltweiten Ernährungssouveränität auffrisst. Mit Gentechnik, mit Fleisch- und Milchpulverausfuhren zu Dumpingpreisen und mit der Abhängigkeit vom Erdöl zerstöre sie das Menschheitswissen über lokale, nachhaltige Ernährungssicherung. Nur wenn Menschen aus Nord und Süd gemeinsam für den Wandel des Systems die Stimme erheben würden, hätten Gerechtigkeit, Klimaschutz und Hungerbekämpfung eine Chance.
 
Als Auftakt hatte es Freitagabend ab 17 Uhr in der Markthalle in Berlin-Kreuzberg in Kooperation mit den "prinzessinnengärten" einen Empfang mit leckerer Gemüsesuppe gegeben, außerdem ein Marktgespräch "Machtkampf ums Essen" mit Nnimmo Bassey. (PK)
 
Weitere Informationen: http://www.bund.net/bundnet/themen_und_projekte/landwirtschaft/lebensmittelpolitik/wir_haben_es_satt/, www.wir-haben-es-satt.de und www.meine-landwirtschaft.de


Online-Flyer Nr. 286  vom 26.01.2011

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