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Arbeit und Soziales
Stéphane Hessel ermuntert Alt und Jung zum globalen Aufbegehren
„Empört Euch!“
Von Marianne Bäumler
„93 Jahre. Das ist schon wie die allerletzte Etappe. Wie lange noch bis zum Ende? Die letzte Gelegenheit, die Nachkommenden teilhaben zu lassen an der Erfahrung, aus der mein politisches Engagement erwachsen ist.“ - Ein Zitat aus dem hier rezensierten Buch des Widerstandskämpfers gegen die Nazis, Stéphane Hessel, den die FAZ „das Gewissen der westlichen Welt und Frankreichs Rebell der Stunde" nennt. – Die Redaktion
Angesichts der verwirren- den Unübersichtlichkeit auf unserem ökonomisch wie ökologisch bedrohten Planeten dürfe hier und jetzt dennoch niemand „sich kleinmachen und kleinkriegen lassen von der internationalen Diktatur der Finanzmärkte, die es so weit gebracht hat, Frieden und Demokratie zu gefährden". Das klingt zunächst wie der schlichte Appell eines tapferen Veteranen, der in der Résistance für die Demokratie eines befreiten Frankreichs kämpfte, das KZ Buchenwald überlebte und 1948 die universell gültige Menschenrechts-erklärung der Vereinten Nationen in New York mitverfasst hat.
Online-Flyer Nr. 291 vom 02.03.2011
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Arbeit und Soziales
Stéphane Hessel ermuntert Alt und Jung zum globalen Aufbegehren
„Empört Euch!“
Von Marianne Bäumler
„93 Jahre. Das ist schon wie die allerletzte Etappe. Wie lange noch bis zum Ende? Die letzte Gelegenheit, die Nachkommenden teilhaben zu lassen an der Erfahrung, aus der mein politisches Engagement erwachsen ist.“ - Ein Zitat aus dem hier rezensierten Buch des Widerstandskämpfers gegen die Nazis, Stéphane Hessel, den die FAZ „das Gewissen der westlichen Welt und Frankreichs Rebell der Stunde" nennt. – Die Redaktion
Jedoch: Stéphane Hessel ist nicht naiv - er besteht beharrlich auf der Aktualität jener am Gemeinwohl orientierten Grundsätze nach der Befreiung vom deutschen Faschismus, sich gemeinsam zu engagieren in einer Gesellschaft, in der mitmenschliche Solidarität „brüchig geworden ist, in der die Reichen die Medien beherrschen, und die gerechte Verteilung des in der Arbeitswelt geschaffenen Wohlstands“ nach wie vor nicht gewährleistet sei.
„Die Macht des Geldes in vielen Schaltstellen der privatisierten Gewinnmaximierer“ verursache den Niedergang demokratischer Strukturen, formuliert er klar im Sinn von Tacheles reden. Hessel legt Wert darauf, dass auch diejenigen seine Streitschrift in die Hand nehmen und lesen, die sich sonst gar nicht in Bibliotheken hineintrauen. Aber auch aus seiner Kritik an der israelischen Besatzung macht ein undogmatischer Jude wie Stéphane Hessel kein Hehl: „Was den Gaza-Streifen betrifft, so ist er für anderthalb Millionen Palästinenser ein Gefängnis unter freiem Himmel. Selbstverständlich halte ich den Terrorismus für inakzeptabel. Aber ist es wirklich realistisch zu erwarten, dass ein mit unendlich überlegenen militärischen Mitteln besetzt gehaltenes Volk gewaltlos reagiert?“
Aus der Tradition des antifaschistischen Widerstands lehnt Hessel das Führerprinzip ab: „…konnten wir uns der Einsicht nicht entziehen“, dass jeglicher Totalitarismus, auch Stalins so genannter Kommunismus, menschenverachtend ist. Er plädiert vielmehr für Empathie und basisdemokratische Bewegungen, wo die Individuen sich selbst bestimmt beteiligen. Unterdrückung lasse sich weltweit gewaltlos abschaffen durch „einen Aufstand in Friedfertigkeit“. Insofern ist der Begriff „Hoffnung“ für ihn die lebendige Grundlage einer konstruktiven Veränderung und keinesfalls brutale Zerstörung. Diese befürchtet er jedoch einerseits durch Kriegsgeschäfte, die immer auch Terror bedeuten für jegliche Zivilbevölkerung.
Andererseits ruft Stéphane Hessel mit „Empört Euch!“ zum Widerstand auf gegen einen destruktiven kapitalistischen Fortschrittswahn, der unseren hektischen Globus mit immer mehr Plastik, Beton und Autos zumüllt und verpestet. Er geht von gezielten Verdummungsstrategien für die Bürger durch knallbunte Massenmedien und kalkulierten Konsumterror aus, der den Widerstand erschwere. Unser so genanntes „Wachstumsbeschleunigungsgesetz“ dürfte den meisten Bundesbürgern so unverständlich wie unheimlich sein, doch wirken solche Vokabeln fatal bleiern, untergraben eher gezielt „den Zorn über die Ungerechtigkeit“.
Frankophonen Ländern wie Tunesien – der Text ist seit Oktober 2010 für 3 € in hoher Auflage auf dem französischen Buchmarkt - dürfte diese kleine Broschüre, die nun die Welt ja deutlich weiter bewegt, Mut gemacht haben, siehe Ägypten, Libyen, Algerien etc. Einklagbare Rechte, auf die alle Menschen einen Anspruch haben, dafür lohne es überall, sich öffentlich zu empören. (PK)
Stéphane Hessel: "Empört Euch!" 32 Seiten, € 3,99 Ullstein Verlag
Erleben Sie "Empört Euch!" als "fahrende Lichtinstallation":
http://www.youtube.com/watch?v=xGuGid4lLcE
http://www.youtube.com/watch?v=xGuGid4lLcE
Online-Flyer Nr. 291 vom 02.03.2011
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