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Kriegsgewinnler
Von Peter Kleinert
Am 14. August 1947 stehen die Konzern-Chefs der IG-Farben, Karl Krauch, Hermann Schmitz, Georg von Schnitzler, Max Ilgner, Friedrich Jähne, Hans Kühne, Karl Lautenschläger vor dem Nürnberger Kriegsverbrechergericht. Sie werden angeklagt, dass sie "Deutschland in eine alles zerstörende Kriegsmaschine verwandeln" wollten, "um Europa und andere Länder in Übersee zu unterjochen." Darüber hinaus hätten sie nahe dem Konzentrationslager Auschwitz für den Konzern die Fabrik Monowitz errichten lassen, in der Zwangsarbeiter aus dem KZ nicht nur umsonst arbeiten mußten, sondern durch diese Arbeit gezielt vernichtet wurden.
Nach der Befreiung vom Faschismus wurden die IG Farben unter dem Druck der Alliierten wieder in die Unternehmen BAYER, BASF, Hoechst, Cassella, Kalle aufgeteilt, die sich unter Carl Bosch von der BASF als Vorstandsvorsitzendem und Carl Duisberg von der Bayer AG als Aufsichtsratsvorsitzendem 1925/1926 bis zum Ende der Nazizeit in der I.G. Farbenindustrie AG zusammengeschlossen hatten.
Am 16. Juli 1993 protestieren in Frankfurt/Main einige hundert Menschen des "Bündnisses IG Farben in Abwicklung" gegen eine Aktionärsversammlung von "IG Farben in Abwicklung". Sie wollen, wie ihr Sprecher Peter Gingold sagt, dass das Vermögen des Konzerns, dem in der Auschwitz-Fabrik Monowitz 30.000 Menschen zum Opfer fielen und durch dessen Produkt Zyklon B die Nazis zwei Millionen Menschen in den Gaskammern umbrachten, nicht bei den Aktionären bleibt, sondern in eine Stiftung für Überlebende umgewandelt wird. Schon gar nicht wollen sie, dass die Aktionäre nun, nach der "Wiedervereinigung", auch noch von der DDR enteignete Konzerngrundstücke in Ost-Berlin zurück bekommt.
Dies ist das Thema des Magazins "Z" 5/93, zu dem die beiden Ost-Berliner Clowns Mensching & Wenzel, die West-Berliner Video-Künstler-Gruppe "dogfilm" und die Leipziger Musiker und Kabarettisten Erwin Stache und Wolfgang Krause-Zwieback ihren Teil beisteuern. Sprecher der "IG Farben in Abwicklung" kommen nicht zu Wort. Sie verweigerten Interviews ebenso wie schriftliche Antworten auf per Fax gestellte Fragen zum Thema.
Über aktuelle undemokratische Methoden der IG Farben-Nachfolgerin BAYER AG versucht immer mal wieder die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) Öffentlichkeit herzustellen, was deren Aktivisten allerdings in den üblichen von Werbe-Einnahmen abhängigen Medien nicht allzu oft gelingt. Lesen Sie deshalb in dieser Ausgabe den CBG-Bericht darüber wie der Leverkusener Multi in den USA die Gewerkschaften aus seinen Werken heraus drängt. Fabriken mit organisierter Arbeiterschaft schließt er gleich reihenweise. Offen setzt BAYER die Beschäftigten unter Druck, keiner Arbeitnehmer-Vertretung beizutreten. Dementsprechend besitzt nur ein Siebtel der US-Belegschaft einen Tarifvertrag. Am Standort Berkeley demonstrierten nun Belegschaftsangehörige gegen Entlassungen und steigenden Arbeitsdruck. Ähnliche Schikanen erleben Gewerkschafter aber auch in den BAYER-Betrieben in Deutschland. Siehe: "Kündigungsgrund: Gewerkschaftler" von Philipp Mimkes. (PK)
Kriegsgewinnler
IG Farben wiedervereinigt - Zur Geschichte des Konzerns
"Z" 5/93
Autoren: Peter Kleinert, Katja Leyrer
"Z"-Team:
Christoph Bigalke, dogfilm Berlin, Tina Ellerkamp, Peter Harz, Jörg Heitmann, Tom Kaiser, Lars Klietsch, Dieter Königsmann, Birgit Köster, Merle Kröger, Manfred Linke, Steffen Mensching, Dorothee Plaß, S&W Leipzig, Philip Scheffner, Erwin Stache, Cordula Thonett, Stephan Thonett, Marianne Tralau, Astrid Vandekerkhove, Hans-Eckardt Wenzel, Wolfgang Krause-Zwieback
Produktion: KAOS Film- und Video-Team Köln
Auftraggeber: Kanal 4, Produktionsjahr: 1993
Länge: 29 min
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