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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Wirtschaft und Umwelt
Gesellschafterentscheidung über Kohlekraftwerk in Krefeld am Donnerstag
Widerstand gegen BAYER und Trianel
Von Peter Kleinert

Der Stadtwerkeverbund Trianel will zusammen mit dem Chemiekonzern BAYER in Krefeld ein Kohlekraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 750 Megawatt bauen. Am Donnerstag entscheiden die Gesellschafter der Trianel Kohlekraftwerk Krefeld Projektgesellschaft mbH (TKK) über die Zukunft des umstrittenen Projekts. Im Vorfeld dieser Entscheidung forderten Umweltverbände und Bürgerinitiativen die Vertreter der rund 30 an dem Projekt beteiligten deutschen Stadtwerke auf, die Planung des Kohlekraftwerks offiziell zu beenden und stattdessen auf ein hocheffizientes Gaskraftwerk umzuschwenken.
 
  „Wir können uns keinen weiteren Klimakiller leisten, wenn NRW seine unlängst beschlossenen Klimaschutz- ziele erreichen will“, sagte Dirk Jansen, Geschäftsleiter des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Nordrhein-Westfalen. „Das geplante 750-Megawatt-Kohlekraftwerk würde jährlich mehr als 4,4 Millionen Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid ausstoßen. Dazu käme ein Mix aus Feinstaub, Schwermetallen und anderen Schad-stoffen. Weder die Vorgaben zur Luftreinhaltung noch der gesetzliche Gewässerschutz können so eingehalten werden. Demgegenüber käme ein Gaskraftwerk nur auf etwa 40 % der CO2-Emissionen und einen Bruchteil der sonstigen Schadstoffe.“
 
Die Gegner des Kohlekraftwerks appellierten deshalb an die Gesellschafterversammlung, den guten Beispielen der Düsseldorfer und Kölner Stadtwerke zu folgen, und die Kohlekraftwerksplanung offiziell zugunsten eines hocheffizienten Gaskraftwerks mit Kraft-Wärme-Kopplung zu beerdigen. Unter dem Motto „Wir lassen uns nicht verkohlen“ hatten schon - wie die NRhZ berichtete - bis zu 1.500 Menschen in Krefeld-Uerdingen gegen das dort geplante Steinkohlekraftwerk und für Klimaschutz und saubere Luft demonstriert. Die von Trianel, “Deutschlands führender Stadtwerkekooperation“, und dem Leverkusener BAYER-Konzern geplante Anlage mit einer Feuerungswärmeleistung von 1.705 Megawatt sei ebenso überflüssig wie klima- und gesundheitsschädlich.
 
„Der Bau weiterer Kohlekraftwerke ist nicht nur umwelt- und klimapolitisch unverantwortlich, er behindert auch den Weg in das regenerative Zeitalter“, betonte Jürgen Quentin von der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH). Die Stromversorgung mit Erneuerbaren Energien erfordere einen Kraftwerkspark, der schnell und flexibel auf die naturgemäß schwankende Stromeinspeisung aus Wind und Sonne reagieren könne. „Neue Kohleblöcke sind dazu weder technisch noch wirtschaftlich in der Lage. Was wir noch brauchen, sind Gaskraftwerke, die aufgrund ihrer guten Regeleigenschaften und ihrer vergleichsweise geringen Treibhausgasemissionen eine energiewirtschaftlich sinnvolle und klimapolitisch akzeptable Ergänzung der Erneuerbaren sicherstellen“, so Quentin weiter.
 
„Auch für die Anforderungen des Uerdinger Chemieparks und die dortige Versorgung mit Prozessdampf wäre ein Gaskraftwerk die sinnvollere Lösung“, sagte Norbert Bömer von der Bürgerinitiative Saubere Luft aus Duisburg. „Wir hoffen, dass nicht nur die Trianel-Gesellschafterversammlung auf eine solche Lösung umschwenkt, sondern auch der Chemipark-Betreiber Currenta mitzieht“. Darüber hinaus böte ein Gaskraftwerk auch die Chance, die Fernwärmeversorgung der Bevölkerung links- und rechtsrheinisch auszubauen.
 
„Aus dem Bau eines Gaskraftwerks ergäbe sich eine klassische Win-win-Situation für die gesamte Region“, ist sich Ulrich Grubert vom Niederrheinischen Umweltschutzverein aus Krefeld sicher. „Die Bürgerinnen und Bürger würden von zusätzlichen Schadstoffen verschont, die Umwelt vor gravierenderen Beeinträchtigungen geschützt und die berechtigten Belange der Industrie gewahrt.“ Gleichzeitig erinnerte Grubert daran, dass Trianel beim Festhalten an einem Kohlekraftwerk weiter mit erbittertem juristischen Widerstand von BUND, DUH und Bürgerinitiativen rechnen müsse. (PK)


Online-Flyer Nr. 309  vom 06.07.2011

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