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Lokales
Autonomes Zentrum Köln begegnet der Kündigung kreativ
„Zwei Jahre sind nicht genug“
Von Ariane Dettloff
Das Autonome Zentrum Köln hat schon weit länger überlebt als alle anfangs dachten. Im April will es seinen zweiten Geburtstag feiern – leider wieder unter Existenzbedrohung. „Wir bleiben!“ lautete die Botschaft der Vollversammlung des AZ am 4. Februar, kurz vor dem für den 14. Februar erwarteten finalen Ratsbeschluss, den mühsam ausgehandelten Nutzungsvertrag zu kündigen. Pläne wurden ausgeheckt, um die Verantwortlichen im Stadtrat, in der Stadtverwaltung und in den Parteien unter Druck zu setzen.
Online-Flyer Nr. 340 vom 08.02.2012
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Lokales
Autonomes Zentrum Köln begegnet der Kündigung kreativ
„Zwei Jahre sind nicht genug“
Von Ariane Dettloff
Das Autonome Zentrum Köln hat schon weit länger überlebt als alle anfangs dachten. Im April will es seinen zweiten Geburtstag feiern – leider wieder unter Existenzbedrohung. „Wir bleiben!“ lautete die Botschaft der Vollversammlung des AZ am 4. Februar, kurz vor dem für den 14. Februar erwarteten finalen Ratsbeschluss, den mühsam ausgehandelten Nutzungsvertrag zu kündigen. Pläne wurden ausgeheckt, um die Verantwortlichen im Stadtrat, in der Stadtverwaltung und in den Parteien unter Druck zu setzen.
Plakat zur Besetzung der ehemaligen Werkskantine 2010
Quelle: http://twitter.com/unsersquat
Ziel ist die Duldung zumindest bis zur Umsetzung des Bebauungsplans, der den Abriss der ehemaligen Werkskantine der einstigen Klöckner/Humboldt/Deutz AG in Kalk vorsieht, in der sich das Autonome Zentrum eingerichtet hat. Um das zu erreichen, sollen einerseits Aktionen, die Ämter und Politiker nerven, stattfinden. Zugleich wollen die AktivistInnen um Sympathien und Unterstützung der Bevölkerung und städtischer Prominenz werben. Vorbild ist die Hamburger Kampagne „not in our name“, die folgende Erklärung abgab:
„Wir haben die Schnauze voll von den Lippenbekenntnissen der Politik, die dann doch bei jeder sich bietenden Gelegenheit versucht, uns zu spalten, zu manipulieren oder, durch fingierte „Bürgerbeteiligungen“ und Verträge, über den Tisch zu ziehen. Was kann denn so schwer daran sein, den Menschen wieder die Verantwortung über ihr Lebensumfeld, ihre Stadt zurückzugeben? An jeder Ecke wird von uns Eigenverantwortung eingefordert. Wir wollen sie, die Selbstverwaltung, die Verantwortung für das was uns am direktesten betrifft. Denn die Stadt gehört uns!“
Vertreibungspolitik wird nicht einfach hingenommen
NRhZ-Archiv
Im Kölner AZ werden jetzt Flyer, Broschüren, Filme, Radiosendungen, Plakate, Postkarten und Veranstaltungen konzipiert, um Unterstützung zu mobilisieren. Zugleich will man der Stadt zeigen, dass ihre Vertreibungspolitik nicht einfach hingenommen wird. Das Liegenschaftsamt beispielsweise könnte mit Liegen bestückt und belegt werden, im Kulturamt werden autonome Überraschungskonzerte aufgeführt, im Standesamt wird rumgestanden etc. pp. Zugleich bereitet man einen "Tag der offenen Tür“ vor, der einem breiteren Publikum die Räume und Inhalte des AZ nahe bringen soll. Auf einen Ersatzort, der bei den städtischen Akteuren diskutiert wird, will sich erst mal niemand einlassen, sondern viele AZ-Unterstützer werden sich am Dienstag, 14. Februar, um 16 Uhr rechtzeitig vor dem Rathaus treffen, wo dann wahrscheinlich die Kündigung des AZ beschlossen werden soll. .
Währenddessen läuft der Betrieb im Autonomen Zentrum weiter. Das Angebot reicht von politischen Filmen über Seminare zu urbanen Gärten als Orten des Widerstands oder Aufständen in Geschichte und Gegenwart bis zur veganen Volksküche und dem „Profeministischen Männercafé“. Letzteres definiert sich so: „Wir wollen einen Raum schaffen, in dem wir uns als Männer mit unseren eigenen Sexismen, unserer eigenen Produktion von Männlichkeit, unseren eigenen Privilegien, unserer eigenen Täterschaft und Herrschaft kritisch auseinandersetzen – solidarisch mit feministischen Positionen.“
Kein Wunder, dass die rechtspopulistische rassistische Partei „Pro Köln“ sich provoziert fühlt durch so ein Programm. Schon zwei Anti-AZ-Demonstrationen der Rechten durch den Stadtteil Kalk wurden durch große Gegendemonstrationen marginalisiert. Wie und mit welchen offiziellen Begründungen diesmal für „Pro Köln“ 2000 Polizisten aus ganz Deutschland eingesetzt wurden, um den etwa 80 AZ-Gegnern teilweise mit Gewalt den Weg frei zu machen, berichtete die NRhZ vor einer Woche (1)
Gern schmücken sich die VolksvertreterInnen der Stadt Köln mit einem "Bürgerhaushalt“, der Vorschläge aus der Bevölkerung zur Stadtentwicklung sammelt und aufgreifen soll. Bei den eingereichten Wünschen für Einsparungen im Kulturbereich rangierte auf dem Spitzenplatz der Erhalt des Autonomen Zentrums. Doch der Kulturausschuss beschäftigt sich nicht damit.
Das AZ plant indessen seine Beteiligung am Kölner "Sommerblutfestival“ im Mai. Als Schirmherr fungiert da Oberbürgermeister Jürgen Roters, SPD. Der "Sommerblut“-Verein „engagiert sich für alternative Kulturprojekte innerhalb des kulturellen Lebens der Stadt Köln, mit dem Ansatz, aktuelle politische und kulturelle Themen im Spannungsfeld sich ständig verändernder gesellschaftlicher Rahmenbedingungen aufzugreifen“, heißt es in dessen Selbstdarstellung, und: „Neben dem Ziel eines offenen, alternativen, internationalen und vielfältigen Kulturprogramms stehen vor allem inklusive, integrative professionelle Kulturprojekte im Fokus, in denen der Verein an den Grenzen konventioneller Sehgewohnheiten arbeitet und diese bisweilen auch überschreitet, um auf kreative Weise Tabubrüche zu inszenieren und gesellschaftliche Diskurse und Weiterentwicklungen anzuregen.“ - Das klingt wie zugeschnitten auf das Autonome Zentrum. (PK)
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