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Wirtschaft und Umwelt
RWE npower: Statt CO2-Schleuder bald weltweit größtes Biomasse-Kraftwerk?
Profit auf Kosten der Wälder
Von Lothar Reinhard

Neben dem unternehmerisch sehr kontraproduktiven radikalen Atomkurs setzt/e RWE weiter massiv auf heimische Braunkohle und billige Importkohle, ist also nicht zufällig einsame Spitze als Europas Klimakiller Nr. 1. Um sich dafür sogenannte Verschmutzungsrechte der EU zu sichern, baute der Konzern u.a. für sage und schreibe 120 Mio. € das weltweit größte Werk für Holzpellets in Georgia, USA. Dort sollen im ganz großen Maße amerikanische Sumpfkiefern verarbeitet werden, um dann die Pellets nach Europa zu schicken - zur Verfeuerung in niederländischen und britischen Kohlekraftwerken, was in Deutschland verboten ist.
 

Bäume als Pellets zum Verfeuern aus den
USA nach Europa
NRhZ-Archiv
Mit Hilfe dieses Konzeptes will RWE vorerst viele Millionen € weniger für CO2-Verschmut-zungsrechte aus Kohle bezahlen, weil Kiefern als nachwach- sende Rohstoffe (noch) als CO2-neutral bewertet werden. Doch das Ganze läuft auf eine riesige ökologische Katastrophe hinaus, deren Bevorzugung sicher in wenigen Jahren beendet werden wird. Und dieser ökologische Wahn- sinn wird den ohnehin maroden RWE-Konzern finanziell noch weiter in Turbulenzen reißen.
 
Auf Kosten der kanadischen Wälder
 
Genauso wie beim umstrittenen holländischen Eemshaven, wo der Konzern für Milliarden ein riesiges Kohlekraftwerk baut, dessen Genehmigung aber vom höchsten holländischen Verwaltungsgericht verworfen wurde, will RWE im Kohlekraftwerk Tilbury B an der Themsemündung mit einem weiteren gigantischen Biomasseprojekt die Kosten für seine Verschmutzungsrechte reduzieren. Dort vor allem auf Kosten der kanadischen Wälder, wie man von der Initiative "Rettet den Regenwald" (1) unter der Überschrift "Großbritannien: RWE will die Wälder verheizen" erfahren kann. An einer Protestaktion dagegen haben sich seit dem 7. Februar  4.540 Menschen beteiligt.
 
Das in Essex an der Themse-Mündung gelegene Kraftwerk Tilbury B produziert seit vierzig Jahren Strom aus Kohle. Nun will der Betreiber RWE npower, eine Tochter des deutschen RWE-Konzerns, die CO2-Schleuder zum weltweit größten Biomasse-Kraftwerk umbauen. 750 Megawatt Energie für 1,5 Millionen Haushalte soll das riesige Kraftwerk schon bald erzeugen.
 
Sieben Millionen Tonnen Biomasse für ein Kraftwerk
 
Der Haken dabei: Der Holzbedarf ist gewaltig und lokal nicht zu beschaffen. Sieben Millionen Tonnen Biomasse sollen in dem Kraftwerk verbrannt werden, mehr als drei Viertel der Holzmenge, die in britischen Forsten pro Jahr eingeschlagen wird. RWE plant deshalb global. Über den eigenen Hafen des Kraftwerkes an der Themsemündung soll das Holz aus Kanada, den USA und anderen Teilen Europas importiert werden. Auch die industriellen Eukalyptusplantagen in Südamerika und Westafrika kommen in Frage.
 
Umweltschützer sehen schwarz für die kanadischen Wälder, aus denen RWE 60 Prozent des Holzes für Tilbury B beziehen will. Deren Studie “Fueling a BioMess” kommt zu vernichtenden Ergebnissen: Kahlschläge im großen Maßstab, industrieller Holzeinschlag und hochgradig schädliche Extraktionspraktiken. Daneben sollen auch Pflanzenöle in dem Kraftwerk verheizt werden. Der großflächige Anbau von Palm- und Sojaöl zerstört die Tropenwälder und verschärft die Hungerkrise auf der Erde. 
 
Rettet den Regenwald hat deshalb zur Unterstützung der Protestaktion von Biofuel Watch aufgerufen, durch die der RWE-Vorstandsvorsitzende Jürgen Großmann, Volker Beckers, von RWE npower Group CEO sowie Ian Calvert, Leiter RWE-Biomasse (UK) angeschrieben werden sollten. (2)
(PK)
 
(1) https://www.regenwald.org/aktion/837
 
(2) Adressen:
juergen.grossmann@rwe.com
volker.beckers@rwe.com
ian.calvert@rwenpower.com


Online-Flyer Nr. 341  vom 15.02.2012

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