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Lokales
Katholik Aloys Odenthal distanzierte sich nicht von den Kommunisten
Widerstrebende Ehrung für einen Antifaschisten
Von Gerry Kuss

100 Jahre alt wäre der Düsseldorfer Ehrenbürger Aloys Odenthal am 8. März 2012 geworden, wenn er nicht am 30. November 2003 gestorben wäre. Aus diesem Anlass hatte Uwe Koopmann, von 1999 bis 2009 Vertreter der DKP im Gerresheimer Rathaus beantragt, dieses aufrechten Antifaschisten in besonderer Weise zu gedenken. Der Bürger- und Heimatverein in Gerresheim hatte das Anliegen in seiner Jahreshauptversammlung – bei wenigen Enthaltungen aus dem CDU-Umfeld – unterstützt. Geplant war eine angemessene Würdigung im Rathaus und ein anschließendes gemeinsames Gedenken der Bezirksvertretung und der Heimatfreunde an Odenthals Grab. Es kam anders.

Das Ehrengrab von Aloys Odenthal mit dem Kranz des Düsseldorfer 
Oberbürgermeisters. Die Bedenkenträger gegen eine Würdigung Odenthals 
im Gerresheimer Rathaus haben den Friedhof inzwischen verlassen.
Foto: Bettina Ohnesorge
 
Das Programm wurde auf eine "Einladung zur Kranzniederlegung“ reduziert – offensichtlich nicht auf Wunsch von Dr. Wolfgang Wehler, dem neuen Vorsitzenden des Bürger- und Heimatvereins, denn zwischen der zustimmenden Beschlussfassung bei den Heimatfreunden und dem Treffen auf dem Friedhof gab es anscheinend eine politische Intervention hinter den Kulissen, die darauf abzielte, Aloys Odenthal nur in kleinerem Rahmen, an seinem Grab, zu ehren.
 
Von denen, die es wissen müssen, wurden der DKP auch Erklärungen geliefert: Die Beziehung von Odenthal, dem tiefgläubigen Katholiken, zu den Kommunisten sei wohl zu eng gewesen. Das sei für die Antikommunisten in der CDU nicht akzeptabel gewesen. Eine vertrauensvolle Nähe hatte Odenthal über Jahre bewusst gesucht: Schon in der Zeit des Faschismus zu dem Arzt und KPD-Genossen Dr. Karl Hagedorn, auf den er sich, wie er berichtete, hundertprozentig verlassen konnte.
 
Diese fehlende Distanzierung zu den Kommunisten brachte 1999/2000 schließlich den Bruch zwischen Odenthal und der CDU: Er trat aus Protest aus seiner Partei aus. Die hatte es abgelehnt, einem Antrag von Koopmann zuzustimmen. Der hatte auch damals gefordert, dass die Persönlichkeiten des Widerstandes gegen die Nazis geehrt werden sollen. Die CDU-Prominenz bekniete Odenthal, seine Entscheidung zu revidieren. Aber Odenthal blieb konsequent: Seinen Freunden falle man nicht in den Rücken. Vielleicht war für sie die Entscheidung besonders schmerzhaft, weil Odenthal 1985 die Ehrenbürgerrechte der Stadt Düsseldorf verliehen worden war.
 
Die Auszeichnung stammt aus einer Zeit, als die CDU noch nicht den Oberbürgermeister stellte. Sie wurde beschlossen, weil Odenthal und wenige Freunde, als die Nazis die Stadt gemäß dem "Nero-Befehl" vernichten wollten, Düsseldorf vor der Zerstörung retteten. Fünf Männer des Widerstandes zahlten am letzten Kriegstag dafür mit ihrem Leben. Odenthal gelang es, die US-Truppen zu einem friedlichen Einmarsch zu bewegen. Er setzte damit sein Leben ein für die Bürger der Stadt.
 
Das Gerresheimer Rathaus hat eine knappe CDU/FDP-Mehrheit. Und es gibt dort eine Kleine Kommission, in der die Vertreter von CDU, FDP, SPD, Grünen und Linkspartei geheim tagen. Dort wird auch schon mal über Veranstaltungen beraten, auch über die Würdigung für Aloys Odenthal...(PK)


Online-Flyer Nr. 345  vom 14.03.2012

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