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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Arbeit und Soziales
DKP Düsseldorf solidarisch mit kämpfenden KollegInnen
„Bei Zamek fängt der Wahnsinn an!“
Von Uwe Koopmann

„...mit Zamek fängt die Mahlzeit an“ – so lautet der eingängige Werbespruch eines Lebensmittelherstellers aus Düsseldorf. Die Qualität der Produkte, hergestellt von etwa 450 fleißigen ArbeiterInnen, rechtfertigt die Werbung. Die gute Entwicklung der Produktivkräfte entspricht allerdings nicht dem aktuellen Stand der kapitalistischen Produktionsverhältnisse. Da gilt eher der Spruch „Bei Zamek fängt der Wahnsinn an!“

An diesem Tor wird die Meinungs- und Koalitionsfreiheit eingeschränkt. Vorstandskritische Parolen und Zutritt für Gewerkschaftsfunktionäre sind verboten.
Foto: Uwe Koopmann
 
Solche oder ähnliche Vergleiche mag das Firmenmanagement nicht. Es schlägt zurück mit vier fristlosen Kündigungen, davon betroffen sind auch zwei Mitglieder des Betriebsrates. Zamek-Geschäftsführer Michael Krüger spricht von „planmäßigen, nachhaltigen und wiederholten Beleidigungen und Verleumdungen der Geschäftsleitung, des Personalleiters und des Unternehmens Zamek“. Und es wird nachgeladen: „Während der Streiks wurden von den Betroffenen, wie auch von einem Gewerkschaftssekretär beleidigende Parolen auf den Straßen von Reisholz skandiert.“ So wird Krüger in der Rheinischen Post zitiert. Erschwerend kam offensichtlich hinzu, dass Streikleiter Dieter Schormann (NGG) dagegen nicht eingeschritten sei.
 
Zurückgeschlagen wird auch mit Hausverbot: der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) darf das Firmengelände nicht betreten. Und zurückgeschlagen wird mit der Streichung von Arbeitsplätzen in Düsseldorf. Im Gespräch sind 150 Arbeitsplätze, die von Düsseldorf nach Dresden verlagert werden sollen. Gleichzeitig wurde die Zahl der Leiharbeiter von 70 auf 105 gesteigert.
 
Hintergrund der Auseinandersetzung sind ganz normale Lohnforderungen von 6,5 Prozent, die Zamek aber zu hoch sind, obwohl die Kolleginnen und Kollegen in der Vergangenheit sogar Lohnverzicht geübt hatten, weil ihnen gesagt wurde, dass sonst die Arbeitsplätze wackeln würden. Nach Aussage der NGG liegt der Lohn bei Zamek 6,25 Prozent unter dem in vergleichbaren Betrieben. Die Ursache: 2009 wurde vom damaligen Tarifvertrag ein "Sanierungsbeitrag“ über die Reduzierung des Urlaubsgeldes, des Weihnachtsgeldes und bei der Lohnerhöhung abgezogen. Das sollte nur für zwei Jahre gelten. Von einem Ausgleich aber will Zamek heute nichts mehr wissen.
 
Am 29. Mai scheiterte die dritte Tarifverhandlung. Die Kolleginnen und Kollegen ließen sich nicht einschüchtern. Es folgte ein Warnstreik über 24 Stunden bei allen drei Schichten. 91,2 Prozent stimmten nun Ende Juni für Streik. Zuletzt zogen die Kolleginnen und Kollegen vom Werk an der Kappeler Straße durch den Düsseldorfer Industrie-Stadtteil Reisholz.
 
Einen besonderen Geschmack bekommen die Auseinandersetzungen bei dem Hersteller von Suppen, Soßen und Fertiggerichten dadurch, dass etwa zeitgleich an der Börse eine Anleihe von 35 Millionen Euro zu einem Zinssatz von 7,75 Prozent innerhalb kurzer Zeit erfolgreich eingeworben wurde. Die Laufzeit beträgt fünf Jahre. Mit dem Geld sollen weitere nationale und internationale Expansionen finanziert werden. Geschäftsführerin Petra Zamek und Geschäftsführer Miachael Krüger zeigten sich hoch erfreut. Im Vergleich zum Zinssatz für den Profit sieht es mit den Lohnsteigerungen wahrlich geschmacklos aus. – Bei dem Portal job voting bekommen die Kollegen vier von fünf möglichen Sternen, die Vorgesetzten nur drei.
 
Die DKP Düsseldorf solidarisiert sich mit den engagierten Kolleginnen und Kollegen. In ihrer Erklärung heißt es: „Der Verlauf der bisherigen Auseinandersetzungen – wir würden sagen: des bisherigen Klassenkampfes – hat deutlich gemacht, dass es nicht nur um Lohnbetrug, vorenthaltenen Lohn oder abgelehnte Lohnsteigerungen geht.
 
Deutlich wurde, dass ‚sozialpartnerschaftliche’ Beziehungen in der Tarifauseinandersetzung eine Illusion sind. Die Kapitalvertreter versuchen, ihre Positionen ohne Rücksicht auf Recht und Gesetz zu oktroyieren. Das lassen sich die Kolleginnen und Kollegen nicht gefallen, wie die Abstimmungen deutlich gezeigt haben. Vielleicht dürfen wir das so sagen: Wir sind stolz auf Euch!
 
Der Arbeitskampf bei Zamek zeigt aber noch mehr: Die Geschäftsleitung will die grundgesetzlich verbriefte Meinungsfreiheit nach Gutsherrenart beschneiden: Kolleginnen und Kollegen sollen nicht mehr ihre Meinung sagen dürfen. Selbst die kürzesten ‚Gedichte’ auf die Geschäftsleitung sollen verboten werden. Regiert wird mit der Peitsche: mit fristlosen Kündigungen.
 
Und der Höhepunkt: das ebenfalls grundgesetzlich garantierte Koalitionsrecht wurde eingeschränkt, indem Gewerkschafter Hausverbot bekamen. NGG-Verhandlungsführer Dieter Schormann (Geschäftsführer der NGG-Region Düsseldorf-Wuppertal) wurde untersagt, das Gelände zu betreten.
 
Der eiskalte Hammer zum Schluss: Zamek droht mit Arbeitsplatz-Ausgliederung nach Dresden. Das bedeutet Arbeitsplatzvernichtung am Standort Reisholz. Das bedeutet drohende Arbeitslosigkeit.
 
Wir wünschen allen Kolleginnen und Kollegen, dass sie zusammen mit der NGG diese unverschämten Angriffe erfolgreich abwehren!“ (PK)


Online-Flyer Nr. 361  vom 04.07.2012

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