Filmclips
Eine Reise nach Cuba
Von Peter Kleinert
Durch meine Kontakte zu Kollegen der Journalistengewerkschaft in Cuba gelang es der Kölner Film- und Video-Gruppe Ende 1977, als auch die BRD sich an der von den USA verordneten Blockade der Inselrepublik beteiligte, dort als erstes westdeutsches Filmteam eine Drehgenehmigung zu erhalten. WDR-Redakteur Alexander von Cube sagte für das Projekt zwei Sendeplätze zu. Der zweite Film sollte von Cuba nach Angola führen, wo die Cubaner aufgrund der im eigenen Land gesammelten Erfahrungen eine Alphabetisierungskampagne in der ehemals portugiesischen Kolonie vorbereiteten.
Nach einem Spanisch-Intensiv-Kurs begleiteten wir eine der ersten westdeutschen Reisegruppen, deren Teilnehmer durchaus nicht frei von den Vorurteilen waren, die bundesdeutsche Medien seit Jahren über "die Herrschaft Castros" zu verbreiten pfleg(t)en. Sie waren nicht nur überrascht über die Offenheit, in der Gespräche mit Zigarren- oder Zuckerrohrarbeitern geführt werden konnten. Auch von der geplanten Reiseroute abweichende Wünsche - beispielsweise von einer Psychoterapeutin, die unbedingt eins der Häuser für psychisch Kranke besichtigen wollte - wurden erfüllt.
Noch erstaunter war unser Filmteam: Als wir eines Morgens von unserem Hotel in Cienfuegos aus auf der anderen Seite des nahen Meeresarms ein kleines Dorf liegen sahen und mit einer Fähre ohne Begleiter einfach rüberfuhren, lernten wir die Dorfbewohner und diese ihre ersten Europäer kennen. Wir änderten aufgrund intensiver Gespräche unser, beim Außenministerium hinterlegtes Konzept und beschlossen, einen erheblichen Teil unseres Reisefilms in Castillo de Jagua zu drehen. Mit "unserer" Reisegruppe konnten wir uns auch später wieder treffen.
So entstand ein Film, von dem unser Redakteur begeistert war, und den nach der Sendung der Unions-nahe Mediendienst "Telecontroll" "Propaganda für den Diktator auf der Roten Insel...auf Kosten der Gebührenzahler" nannte. WDR-Fernsehdirektor Heinz Werner Hübner schaute sich den Film daraufhin auch an, war derselben Auffassung und untersagte Alexander von Cube, seine Zusage für den zweiten Film mit Cubanern in Afrika einzuhalten.
Weil wir - auf 16 mm - für den vereinbarten Alphabetisierungs-Film auf unserer Reise natürlich entsprechend mehr gedreht hatten und einen Monat länger auf der Insel geblieben waren, sind wir durch diesen Programmeingriff des Direktors - ein halbes Jahr nach Gründung des Teams - beinahe pleite gegangen.
Kamera:
Wilfried Kaute
Wolfram Seeger
Yoash Tatari
Ton:
Reinhold Böhm
Peter Kleinert
Autor:
Peter Kleinert
Redaktion:
Alexander von Cube
Auftraggeber:
WDR
Produktionsjahr:
1977
Länge:
43 min
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Online-Flyer Nr. 368 vom 26. Dezember 2024