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Arbeit und Soziales
Wie Cap-Anamur dem zehnjährigen Ibrahim in Mogadischu helfen konnte
Auf der Kinderstation des Benadir-Krankenhauses
Von Stefanie Miebach

Seit über einem Jahr engagiert sich ein Cap-Anamur-Team in Somalias Hauptstadt Mogadischu für die Opfer der Dürre. Eine, die von Beginn an dabei ist, ist die Ärztin Jacqueline Hupfer. Sie arbeitet mit ihren vier Teamkollegen auf der Kinderstation des Benadir-Krankenhauses. Auch heute, ein Jahr nach Beginn der großen Dürre, sind dort noch viele Patienten unterernährt.
 

Ibrahim im Benadir-Krankenhaus
von Mogadischu
Quelle: Cap Anamur
Der zehnjährige Ibrahim war bei seinem Eintreffen vor etwa sechs Wochen in einem sehr schlechtem Zustand. Er wog gerade mal 20 Kilo. Bei der Untersu- chung stellte sich heraus, dass Ibrahim unter der bei uns sehr seltenen Infektionskrankheit viszerale Leishmaniose leidet - auch bekannt als "Schwarzes Fieber" - die seine inneren Organe befallen hatte. Das Immun-system des Jungen war herunterge-fahren, Leber und Milz stark vergrößert. „Obwohl es in Somalia einige Gebiete gibt, in denen diese Krankheit gehäuft vorkommt, gilt sie bei der WHO als neglected disease, eine sogenannte vernachlässigte Krankheit, die insbesondere bei ärmeren Menschen in Entwicklungsländern auftritt“, erklärt Jacqueline Hupfer. „Hier im Benadir-Krankenhaus haben wir etwa fünf bis zehn Patienten mit diesem Krankheitsbild im Jahr und deswegen Erfahrung damit.“
 
Ibrahim wird nun von der Cap-Anamur-Ärztin und der einheimischen Medizinerin und Leiterin der Pädiatrie, Dr. Lul, behandelt: Er musste bereits mehrere Bluttransfusionen bekommen und ist noch immer sehr schwach. Während der ersten Wochen konnte er kaum alleine aufstehen. Doch mit den täglichen Infusionen des Medikaments gegen seine Infektion geht es langsam bergauf. „Das Mittel hat zwar viele Nebenwirkungen, doch der Junge verträgt es glücklicherweise gut“, sagt die 38-jährige Medizinerin. „Die Therapie wird noch mehrere Wochen dauern, und solange werden wir ihn genau im Auge behalten. In der ersten Phase der Therapie wollte ihn sein Vater mitnehmen und zu einem traditionellen Heiler bringen. Vermutlich wurde er unruhig, weil er keine Besserung erkennen konnte. Mit der Unterstützung von Dr. Lul konnten wir ihn aber überzeugen, seinen Sohn bei uns im Krankenhaus zu lassen. Das hat sich gelohnt: Am darauffolgenden Morgen saß Ibrahim lächelnd im Bett und konnte sogar schon kurz alleine aufstehen.“
 
Mittlerweile ist Ibrahim dort geradezu bekannt: An der Universität von Mogadischu wurde ein Vortrag über ihn gehalten. Und der Zuständige der WHO für neglected diseases hat Ibrahim in der vergangenen Woche einen Besuch abgestattet. Seine Genesung schreitet langsam aber stetig voran, und der Junge bleibt geduldig und erträgt die Transfusionen tapfer. Bei der jüngsten Kontrolle sah es dann schon recht gut aus: Die Blutzellen normalisieren sich, die Leberfunktion ist wieder im normalen Bereich. Das Wasser im Bauch wird weniger. Und eine der Stationshilfen kocht extra eiweißhaltiges Essen für den Jungen, weil der Eiweißgehalt in der gängigen somalischen Nahrung zu niedrig ist.
 
„Seine Spaziergänge über die Station werden immer ausgiebiger. Das ist schön zu beobachten. Allerdings müssen wir nun noch besser aufpassen, dass er sich nicht bei anderen Patienten mit Masern oder Durchfall ansteckt“, erzählt Jacqueline Hupfer. „Bald werden wir Ibrahim impfen können, und wenn seine Blutwerte danach so stabil bleiben, können wir durch eine Biopsie der Milz feststellen, ob die Infektion tatsächlich verschwunden ist.“ Bis dahin wird Ibrahim weiterhin regelmäßig von seinen drei Geschwistern besucht, die ihm sein geliebtes Kaugummi und Kamelmilch mitbringen. Sein Vater ist nach wie vor bei dem Jungen im Krankenhaus und kümmert sich gut um seinen Sohn. Früher lebte die Familie von einigen Ziegen und etwas Landwirtschaft, bis sie im vergangenen Jahr während der Dürre alles verloren haben. Seither leben sie in einem Flüchtlingslager in der Nähe von Mogadishu. Wie es weitergeht, wissen sie nicht. Das Wichtigste ist nun erst mal, dass Ibrahim wieder ganz gesund wird. (PK)
 
Stefanie Miebach ist Mitarbeiterin bei Cap Anamur in der Thebäerstraße 30 in 50823 Köln.
Cap Anamur / Deutsche Not-Ärzte e.V. ist ein gemeinnütziger Verein. Mehr Informationen: www.cap‐anamur.org, stefanie.miebach@cap‐anamur.org


Online-Flyer Nr. 368  vom 22.08.2012

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