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Literatur
Der Kölner Kabarettist Wilfried Schmickler zum Lesen
Bürgers Zorn
Von Wolfgang Bittner

Seine Satiren und Glossen, von denen einige nun seit Kurzem in einem Band vorliegen, gehen über das hinaus, was in der "Spaßkultur“ allgemein üblich und bekannt ist. Zwar kalauert Wilfried Schmickler auch oder er macht Witze – besonders gute übrigens –, aber vorwiegend beschäftigt er sich mit unserer Befindlichkeit, unserem Unwohlsein in der Gesellschaft, und mit den "Umständen“ und denen, die dafür verantwortlich sind.
 

Wilfried Schmickler – Kölner "Zornbürger“
Quelle: wikipedia
Schmickler ist ein "Zornbürger“, der Zornbürger überhaupt im besten Sinne des Wortes. Schmickler kann das! Er hat die Nase voll, er schimpft und wettert, er deckt auf und nimmt Stellung. Das alles in seiner schnoddrigen, leichten und doch so hintergrün- digen Weise.
 
Es geht um „Kahlschlagstrategen und Privatisierungsfetischisten“, die den Sozialstaat „noch nicht völlig gerodet haben“; er spricht die Kriegspropaganda an, Korruption, Rechtsextremismus, religiösen Fundamentalismus, Wachstumswahn und den ganzen Irrsinn in Politik, Wirtschaft, Medien und täglichem Leben, der jeden, der zu denken gelernt hat, aufregt, manchen fast in den Wahnsinn treibt.
 
Die Spitzenpolitiker nennt er „die ganz großen, feuchten Waschlappen der deutschen Politik“; Angela Merkel, „die sich den ganzen Kapitalismus nach der Wende erst mühsam draufschaffen“ musste, ist für ihn „die neue Königin von Deutschland“, Gerhard Schröder der „selbstverliebte Maulheld“, der die eigene Partei „in Grund und Boden reformiert hat“. In der FDP sieht er „all die zwielichtigen Gestalten, die das Fähnlein der Fiberalen in den jeweils herrschenden Wind gehängt haben“, allen voran „die Oberplinse vom Ofenschützenverein FDP“ Guido Westerwelle.
 
Das Licht am Ende des Tunnels ist für diesen menschenfreundlichen Wüterich „nicht das Ende des Tunnels, sondern der entgegenkommende Zug“. Aber Schmickler bietet auch (bedingt) Allgemeinverträgliches wie: „Was ist eigentlich eine Hysterie?“ oder „Warum gibt es kein Sprechverbot in der Bahn?“ Schließlich fragt er mit einer gewissen Berechtigung: „Was ist eigentlich normal?“
 
Schmicklers Texte sind informativ und kurzweilig, vor allem böse, aber auch geistvoll. Das macht den Reiz dieser Lektüre aus. Alles nachhaltig anregend, amüsant und sogar lehrreich! (PK)
 
Wilfried Schmickler: "Es war nicht alles schlecht“, Taschenbuch, Aufbau Verlag, Berlin 2012, 208 Seiten, 8,99 Euro.
 


Online-Flyer Nr. 372  vom 19.09.2012

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