NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 21. November 2024  

zurück  
Druckversion

Krieg und Frieden
Streitschrift gegen Kriegsforschung und Aktion Straßenumbenennung:
"Jetzt entrüsten!"
Von Dietrich Schulze

Pünktlich zur Aktionswoche „Militärfreie Bildung und Forschung“ ist am 20. September im Verlag Peter Grohmann "Die AnStifter", eine 48-seitige Streitschrift unter dem Titel "Jetzt entrüsten! Hochschulen: Zukunftswerkstätten oder Kriegs»Dienstleister«?" über den Karlsruher Kongress gegen Kriegsforschung erschienen. Der Kongress am 15./16. Juni im Karlsruher Institut für Technologie KIT stand unter dem Leitgedanken „Mit den Waffen des Geistes – Gegen den Geist der Waffen“.


Jetzt entrüsten!
Quelle: Alle Fotos vom Autor
Die auf dem Kongress behandelten Themen waren: „Verantwortung der Wissenschaften“, „Irrweg Atomkraft“, Zivilklausel („Forschung und Lehre nur für zivile Zwecke“), Dual Use (Doppeltverwendbarkeit der Forschung für zivile und militärische Zwecke), Atomforschung, Drohnen für Krieg und Überwachung. Dazu kam eine Podiumsdiskussion mit TeilnehmerInnen aus Friedenswissenschaft, Studierendenschaft, Gewerkschaften und Politik. Verbindende Klammer für alle Beiträge war die Tätigkeit des Karlsruher Physikers und Friedenswissenschaftlers Werner Buckel (1920 – 2003), die zum Kongressbeginn gewürdigt wurde.
 
Die Botschaft des Kongresses: Die WissenschaftlerInnen, die Studierenden und die Beschäftigten der öffentlich geförderten Hochschulen und Forschungseinrichtungen müssen sich angesichts der globalen menschheitsgefährdenden Probleme Umweltzerstörung, Hunger und Armut entscheiden. Wollen sie ihre schöpferischen Kräfte friedlichen oder kriegerischen Zwecken widmen? Wollen sie sich an der Schaffung von Aufbaumitteln für eine soziale Gesellschaft oder von Vernichtungsmitteln für Interventionskriege beteiligen?
 
Die HerausgeberInnen der Streitschrift - Roland Blach, Nadja Brachmann, Lothar Letsche, Christoph Müller-Wirth, Sonnhild Thiel und ich selbst - haben versucht, diese Botschaft der Vortragenden Peter Herrlich, Reiner Braun, Wolfgang Liebert, Harry Block, Sören Böhrnsen, Volker Eick und Peter Förster in prägnanten Texten zu vermitteln. Wir wollen damit ein Zeichen gegen die Militarisierung der Hochschulen setzen und diese dazu anregen, sich gegen die Indienstnahme für das Militär zur Wehr zu setzen und für eine Friedensbindung mittels Zivilklausel in Grundordnungen und Landeshochschulgesetzen zu streiten.
 
Im Kongress ist auch die geschichtliche Lehre, dass von deutschem Boden immer nur Frieden ausgehen sollte, behandelt worden. Der zitierte Leitgedanke „Mit den Waffen des Geistes - Gegen den Geist der Waffen“ ist das Leitmotiv des Münchener Holocaust-Überlebenden und antifaschistischen Widerstandskämpfers Martin Löwenberg. Die Würdigung Martin Löwenbergs wird in einem Vorwort von Heribert Prantl (Süddeutsche Zeitung) aufgegriffen. Er appelliert an uns alle und verweist auf die Flugblätter der Weißen Rose: „Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den ihr um euer Herz gelegt habt“. Und er erinnert an Erich Kästner und dessen Mahnungen in den fünfziger Jahren gegen die Wiederaufrüstung, wozu sein Zweizeiler „Wer wagt es, sich gegen donnernde Züge zu stellen? Die kleinen Blumen in den Eisenbahnschwellen.“ gehört. Die mangelnde Zivilcourage bei allen „die nichts als ihre Pflicht tun“, hatte er mit dem Bild „der kleinen Blumen in den Eisenbahnschwellen“ konterkariert. Prantl stellt der Initiative „Jetzt Entrüsten!“ einen Strauß davon auf den Tisch.
 
Der Freiburger Friedensforscher Wolfram Wette zeigt der herrschenden Politik in einem Geleitwort die Rote Karte für die Preisgabe des Grundsatzes „Nie wieder Krieg!“ Er stellt klar, dass der Übergang zu einer militärisch instrumentierten Außenpolitik kein naturgegebener Prozess ist und dass die Zivilgesellschaft aufgerufen ist, den Machern zu verdeutlichen, dass nur noch gewaltfreie Methoden der Konfliktbearbeitung akzeptiert werden.
 
Bitte um Unterstützung für die Broschüre
 
Wie jedes demokratisch-antimilitaristische Bürgerprojekt hat diese Streitschrift keine finanzkräftigen Sponsoren. Die HerausgeberInnen bitten deswegen um kräftige Verbreitung und vor allem um Bestellungen der preiswerten Broschüre.
 
"Jetzt entrüsten! Hochschulen: Zukunftswerkstätten oder Kriegs»Dienstleister«?" Verlag Peter Grohmann, Stuttgart 2012, 48 Seiten, 4,50 Euro – bei Abnahme von zehn Exemplaren jeweils 2,50 Euro. ISBN 978-3-944137-01-8
Bezug: Verlag Peter Grohmann, Olgastraße 1 A, 70182 Stuttgart, E-Mail: kontakt@die-anstifter.de bzw. DFG-VK Baden-Württemberg, Werastraße 10, 70182 Stuttgart, E-Mail: dfg-vk@paritaet-bw.de
Kontakt: Für Bestellungen: Roland Blach, DFG-VK Baden-Württemberg, dfg-vk@paritaet-bw.de 0711 51885601 / Für inhaltliche Rückfragen: Dr.-Ing. Dietrich Schulze, Initiative gegen Militärforschung an Universitäten dietrich.schulze@gmx.de, 0160 99113131.
Mehr: Web-Dokumentation www.stattweb.de/files/DokuKITcivil.pdf
Pressemitteilung vom 20.09.2012 zur Streitschrift als pdf
http://www.stattweb.de/files/civil/Doku20120920.pdf
Kurzfassung der PM in junge Welt 24.9.2012 http://www.jungewelt.de/2012/09-24/006.php
NRhZ-Beitrag 27.6.2012 über den Kongress http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=17942
 
Rüstungsatlas für Baden-Württemberg
 
Inhaltlich und zeitlich passend zur Streitschrift hat die Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. einen Rüstungsatlas für Baden-Württemberg zusammengestellt, in dem kompakt über die Rüstungsindustrie, über Bundeswehr- und Rüstungsstandorte wie Institutionen der Rüstungsforschung informiert wird.
"Rüstungsatlas Baden-Württemberg", IMI, Tübingen 2012, 72 Seiten, 3,50 Euro (bei Bestellung von zehn Exemplaren jeweils 3 Euro). Bezug per E-Mail: ruestungsatlas@imi-online.de. Kostenloser Download im Internet: www.imi-online.de Nachtrag des Autors vom 30. September 2012
 
Aktionen an vielen Hochschulorten




Zum Abschluss der Aktionswoche „Militärfreie Bildung und Forschung“ hat es an vielen Hochschulorten am 28./29. September Aktionen gegeben. Hier sei nur die dem Autor näher bekannte Aktion an dem Ort geschildert, an dem der Kongress im Juni stattfand. Dazu nachfolgend die Pressemitteilung der DFG-VK Karlsruhe:
 
Im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche "Militärfreie Bildung und Forschung" fanden/finden vom 24.-29. September bundesweit die verschiedensten Aktivitäten statt. Auch in Karlsruhe wurden/werden das Friedensbündnis und die Initiative gegen Militärforschung an Universitäten aktiv. Am 26. September diskutierten die beiden Landtagsabgeordneten Alexander Salomon (Die Grünen) und Johannes Stober (SPD) in einem Podiumsgespräch mit Lena Sachs von der Kampagne "Schulfrei für die Bundeswehr" und Hagen Battran von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg und einem sehr interessierten Publikum über die Frage "Friedensbildung ohne Militär ?"



Am Samstag, 29. September zog nach einem Informationsstand zwischen 11-12 Uhr (an der Kleinen Kirche, Nähe Marktplatz) eine Wanderdemo zur Universität/KIT, wo um ca. 12.30 Uhr eine symbolische Straßenumbenennung stattfand. Der Fritz-Haber-Weg erhielt neue Straßenschilder mit dem Namen seiner Frau Clara Immerwahr.
 
Die Aktion sollte auf die Verantwortung der Wissenschaft hinweisen und die Forderung nach der Einführung von Zivilklauseln an Universitäten bekräftigen.
 
Flyer-Informationen
 
Zur Vorbereitung auf die Aktion war an der Universität, bei der genannten Veranstaltung am 26. September und bei den Schüleraktionstagen in Karlsruhe ein Flyer verteilt worden, in dem über die Streitschrift informiert und Fakten zur Betroffenheit von KIT verbreitet wurden.
 
Textauszug des Flyer: „In einer Urabstimmung votierten die Studierenden 2009 für die einheitliche Zivilklausel (Lehre und Forschung nur für friedliche Zwecke) d.h. Verzicht auf jegliche Rüstungsforschung. Dafür wurden im März 2011 über 450 Unterschriften übergeben, darunter der Hiroshima-Bürgermeister und Nobelpreisträger. Im Mai 2012 lehnte Grün-Rot die versprochene Zivilklausel für das KIT-Gesetz ab. Im Juni beim Podium zum Kongress gegen Kriegsforschung am KIT mit Teilnehmenden von Grün-Rot gab es Konsens für Nachbesserung von KIT-Gesetz und Zivilklausel für Landeshochschulgesetz. Antrag von Grüne Jugend und Campusgrün unterwegs. Und das KIT-Präsidium? Für Präsident Eberhard Umbach ist die Zivilklausel „Schnee von gestern“. Von wegen: KIT (Institut ITE) ist nachweislich an Forschung für Kriegsdrohnen beteiligt. Die Uni forscht traditionell für militärische Zwecke. Eine Anfrage der DFG-VK und der Ini vom Mai 2012 über frühere nachrichtentechnische Rüstungsforschung ist bis heute unbeantwortet. Zum Stichwort Tradition: Dem Atom-Ausstiegsbeschluss zum Trotz hält KIT an Atomreaktorforschung fest. Der Atommanager eines KIT-Vorläufers, Rudolf Greifeld, Alt-Nazi und Antisemit, ist KIT-Ehrensenator. Skandal! Für eine Zukunft des KIT: Rüstungs- und Atomforschung raus!"
 
Wanderdemo
 
Bei der Wanderdemo vom Karlsruher Marktplatz zum Fritz-Haber-Weg in der Universität wurden drei Transparente mitgeführt. Während der Montage des Clara-Immerwahr-Straßenschilds hielt Richard Marbach, Studierender am KIT, eine Ansprache. Er erklärte dort mit Bezug auf die deutsche Geschichte, dass mit der bereits zum vierten Mal praktizierten Straßenumbenennung erneut ein demonstratives Zeichen für die bewusste Ablehnung der Wissenschaften im Dienst von Wirtschafts- und Militärinteressen gesetzt wird. An der Aktion beteiligte sich u.a. Philipp Rudo, Vorsitzender der Unabhängigen Studierendenvertretung UStA des KIT. (PK)
 
 
(1) "Jetzt entrüsten! Hochschulen: Zukunftswerkstätten oder Kriegs»Dienstleister«"?
(ISBN 978-3-944137-01-8)
Vollständiger Wortlaut der Ansprache: http://www.stattweb.de/files/civil/Doku20120929.pdf
Audiomitschnitt im Querfunk http://freie-radios.net/51119
 


Online-Flyer Nr. 373  vom 30.09.2012

Druckversion     



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FOTOGALERIE