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Globales
Offener Brief an Israels Premier und an den „Verteidigungsminister“
"Ich werde kein Soldat in Eurer Armee sein!"
Von Omar Saad

Omar Saad, ein junger (drusischer) Palästinenser, Musikant aus dem Dorf al-Mughar in Galiläa, erhielt unlängst einen Einberufungsbescheid zur Ableistung seiner Wehrpflicht in der israelischen Armee. Die drusischen Bürger Israels werden seit 1956 als Wehrdienstleistende - ohne die Chance einer Verweigerung - in die Armee Israels einberufen. Das Gesetz sieht vor, dass Drusen (nicht die anderen palästinensischen Israelis) Wehrdienst leisten müssen! Studien stellten fest, dass rund 2/3 der drusischen jungen Männer im Falle eines freiwilligen Wehrdienstes, diesen verweigern würden. Hier sein Brief – die Redaktion.
 

Ehud Barak, Isaraels Verteidigungsminister,
zu Besuch im Pentagon
Quelle: wikipedia












"An den Israelischen Premierminister,                                                                                     
an den „Verteidigungsminister“                                                                                   
Betrifft: Zurückweisung der Einberufung zum Militärdienst

Ich, der Unterzeichnende, Omar Zahr Eldin Mohammad Saad aus dem Dorf Mughar / Galiäa, habe für den 31.10.2012 einen Einberufungsbescheid bekommen und soll mich zuerst in einem Rekrutierungsbüro einigen Tests unterziehen, alles gemäß den Sondergesetzen für die Drusische Gemeinschaft.
 
Dazu möchte ich einige Punkte festhalten:
Ich verweigere die Teilnahme an den Tests, weil ich wegen meiner Zugehörigkeit zur Drusischen Gemeinschaft den Wehrpflichtgesetzen widerspreche. Ich verweigere, weil ich ein friedlicher Mensch bin und alle Formen von Gewalt ablehne. Militärische Formationen repräsentieren für mich den absoluten Gipfel an körperlicher und mentaler Gewalt. Seit ich Ihren Bescheid mit der Aufforderung zu den Eignungstest bekam, hat sich mein Leben verändert. Ich bin sehr unruhig geworden, meine Gedanken verlieren an Systematik und mir werden dauernd brutale Bilder ins Gedächtnis gerufen. Ich kann mich nicht in militärischer Bekleidung vorstellten und damit an der Unterdrückung des palästinensischen Volkes beteiligen oder sogar gegen meine Arabischen Brüder kämpfen. Ich verweigere die Rekrutierung in Israels Militär und jeder anderen Armee, aus Gewissens- und nationalen Gründen. Ich hasse jede Ungerechtigkeit und bin gegen jede Form von Besatzung. Ich hasse Intoleranz und Beschränkung von Freiheit. Ich hasse diejenigen, die Kinder einsperren, alte Menschen und Frauen.
 
Ich bin Musiker, der an vielen Orten seine Bratsche spielt, ich habe Musiker aus vielen Städten zu Freunden - in Ramallah, Jericho, Jerusalem, Hebron, Nablus, Jenin, Shafa’amr, Rom, Athen, Amman, Beirut, Damaskus, Oslo, und wir alle spielen für Freiheit, Menschlichkeit und Frieden. Unsere Waffe ist die Musik und wir werden niemals andere Waffen haben. Ich stamme aus einer Gemeinschaft, die schon lange durch ungerechte Gesetze eingeschnürt ist, wie sollten wir dann unsere Verwandten in Palästina, Syrien, Jordanien und im Libanon bekämpfen? Wie sollte ich Waffen auf meine Brüder in Palästina richten? Wie kann ich Soldat sein, der am Qalandia-Checkpoint oder einem anderen Kontrollpunkt steht, nachdem ich die Willkür an Kontrollpunkten selber erfahren musste? Wie kann ich Menschen aus Ramallah vom Besuch Jerusalems abhalten? Wie kann ich an der Apartheid-Mauer Streife gehen? Oder gar Gefängniswärter meines eigenen Volkes sein, während ich genau weiß, dass die Mehrheit derer, die ich bewachen soll, Freiheitskämpfer waren oder nur für Gerechtigkeit im Kleinen einstanden? 
 
Ich musiziere aus Freude für Freiheit, für einen gerechten Frieden, ein Ende des Siedlungsbaus und der Besetzung Palästinas. Ich spiele für einen unabhängigen palästinensischen Staat mit Jerusalem als seiner Hauptstadt, für die Freilassung aller Gefangenen aus ihren Gefängnissen in Israel und für die Rückkehr aller heimatlos gewordenen Flüchtlinge.
 
Viele junge Leute aus meiner Gemeinschaft leisteten ihren Wehrdienst in Israels Armee ab, was erreichten sie damit? Die Diskriminierung auf allen Ebenen geht weiter, unsere Siedlungen sind die ärmsten, unser Land ist größtenteils „konfisziert“ - geraubt - und es gibt keinen ernsthaften Plan zur Entwicklung unserer Siedlungsgebiete. Die Hochschulabschlüsse in unserer Region sind schon fast eine Seltenheit, die Arbeitslosigkeit ist immer noch hoch. Selbst normale Gesetze isolieren uns von unseren familiären Kontakten in den Nachbarstaaten.
 
In diesem Jahr beendige ich die Schule und möchte ein Hochschulstudium anschließen. Ich bin sicher, sie werden meine persönlichen Bestrebungen anerkennen; trotzdem unterstreiche ich noch einmal: Ich, Omar Zahr Eldin Mahammad Saad, werde das Feuer Ihrer Kriege nicht noch anblasen und ich werde niemals Soldat Ihrer Armee sein!"
Omar Saad
(PK)


Online-Flyer Nr. 378  vom 31.10.2012

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