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Aktueller Online-Flyer vom 23. November 2024  

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Aktuelles
Deutschen Spitzenpolitikern gewidmet, die Obama gratuliert haben
Die Sprache der Bücklinge
Von Volker Bräutigam

Auch die deutschen „Spitzenpolitiker“ hätten die Wiederwahl Obamas zum US-Präsidenten einhellig „begrüßt“, meldete die hiesige Medien-Mafia im Gleichlaut. „Der Bundespräsident hat ...“, „die Bundeskanzlerin hat...“ Beide waren, selbstredend, „... unter den ersten, die telegrafisch gratulierten ...“ – Es folgten in diesen Hofnachrichten jeweils ein bis zwei tragende Sätze, entnommen den Ergebenheitsadressen unsres Berliner Spitzenpersonals. Mit Floskeln wie „...langjährige Freundschaft“, „...Menschenrechte und Demokratie“, „unverbrüchlich zur Seite“ oder „Grundlage gleicher Werte“. Kein TV-Sender und nur wenige Zeitungen brachten diese Texte ungekürzt. Was schade war, denn sie lassen tief blicken. 
 
 
Nach diplomatischer Gepflogenheit gratulieren sich Träger politischer Ämter gegenseitig zur Wahl resp. Wiederwahl. Der Schreibstil zeigt, ob der Absender höflich einer Pflichtübung nachkam, ob er sich selbst als fast gleichrangigen Kumpan des Jubilars empfindet oder nur einmal mehr seine Lakaienrolle spielt und Verbalschleim absondert. Nachfolgend in Gänze, was einige unsere Berliner Repräsentanten Herrn Obama öffentlichkeitswirksam übermitteln zu müssen glaubten. Ich erlaube mir jeweils am Schluss Antworten an die Autoren.
 
Bundespräsident Joachim Gauck:
 
„Sehr geehrter Herr Präsident,
zu Ihrer Wiederwahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gratuliere ich Ihnen, auch im Namen meiner Landsleute, sehr herzlich. Unsere Länder sind einander auf der Grundlage gemeinsamer Werte, der Freiheit, der Menschenrechte und der Demokratie, fest verbunden. Sie sind das Fundament der langjährigen Freundschaft zwischen beiden Staaten und Völkern. Nie werde ich vergessen, dass die Vereinigten Staaten von Amerika uns Deutschen unverbrüchlich zur Seite standen, wann immer es um die Freiheit und Einheit unseres Landes ging. Als Partner gleicher Werte und Überzeugungen tragen wir gemeinsam Verantwortung in unserer einen Welt, auch über die Grenzen unserer Länder hinaus. Wir sind gefordert, die globalen Herausforderungen und Bedrohungen für Freiheit, Frieden, Wohlstand und unsere Umwelt anzunehmen. Dazu wird Deutschland an der Seite der Vereinigten Staaten von Amerika auch weiterhin verlässlich seinen Beitrag leisten. Für die vor Ihnen liegenden Aufgaben wünsche ich Ihnen Glück, Erfolg und Gottes Segen
Ihr Joachim Gauck, Präsident der Bundesrepublik Deutschland“.
 
Werter Präsident Gauck, dass Pfaffen einst Kanonen segneten ist bekannt; die Kanoniere zu segnen ist nur eine modernere Variante. Dass Sie als Expfaffe und nunmehriger Bundespräsident auf Traditionslinie bleiben, darf niemanden überraschen. Sie leisten Fürbitte beim Allerhöchsten für einen Schreibtisch-Massenmörder, und Ihr lieber Gott wird, wie wir ihn kennen, dafür ein offenes Ohr haben. Deutschland und die USA seien „Partner gleicher Werte“, schrieben Sie, da hätte man nur gern gewusst, ob Sie die in Euro oder die in Dollar  meinen. Der Wert der vielen Drohnen-Volltreffer aufgrund wöchentlicher Mordbefehle des US-Präsidenten müsste ebenfalls noch definiert werden. Wobei die mindestens 182 Kinder, die dabei bisher kollateral zu Tode kamen, den Wert nicht unbedingt mindern. Werter Herr Präsident der Bundesrepublik Deutschland, der Sie bereit sind, mit solch einem Widerling „... die globalen Herausforderungen und Bedrohungen für Freiheit, Frieden, Wohlstand“ anzunehmen: Nach Abgabe dieser Devotionalie dürfen Sie sich rückwärts schreitend entfernen. Bleiben Sie im Bückling, zumindest, bis Sie außer Sichtweite sind. Demutshaltung zeichnet den Theologen aus.
 
Bundeskanzlerin Merkel:
 
„Sehr geehrter Herr Präsident,
zu Ihrer Wiederwahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gratuliere ich Ihnen sehr herzlich. Wir haben in den vergangenen Jahren eng und freundschaftlich zusammengearbeitet. Unsere zahlreichen Begegnungen und Gespräche über alle Fragen zur Weiterentwicklung der deutsch-amerikanischen und der transatlantischen Beziehungen, nicht zuletzt aber auch über die Bewältigung der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, über unser gemeinsames Engagement in Afghanistan oder das iranische Nuklearprogramm schätze ich außerordentlich. Ich freue mich darauf, dies fortsetzen zu können, damit unsere beiden Länder auch weiterhin Seite an Seite die wichtigen außenpolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen wir als Freunde und Verbündete stehen, gemeinsam meistern können. Es wäre mir eine Freude, Sie bald wieder als meinen Gast in Deutschland begrüßen zu können. Für die vor Ihnen liegende zweite Amtszeit wünsche ich Ihnen weiterhin viel Kraft und Erfolg.
Angela Merkel, Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland.“
 
Sie schätzen „...unser gemeinsames Engagement in Afghanistan oder das iranische Nuklearprogramm ... außerordentlich.“ Ich schätze, das passt zu Ihnen, Frau Bundeskanzlerin, es ist ausgesprochen ekelhaft.
 
Übrigens:

Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir erwies sich als fleischgewordene Geschmacksverirrung. Er bezeichnete im ARD-„Morgenmagazin“ Obamas Amtsverbleib als „eine gute Nachricht für uns Europäer“. Und fügte hinzu: „Wir haben einen Partner in den USA, der die gleiche Sprache spricht wie wir.“ Freilich, das NATO-olivgrüne Killerlatein.
 
Mit der Linkspartei habe ich zwar nichts am Hut, aber im hier gegebenen Zusammenhang Respekt für ihren Vorsitzenden Bernd Riexinger. Der schickte kein Telegramm nach Washington, sondern beließ es bei einer Bemerkung auf dem Internet-Portal Twitter: „Ich gratuliere Barack Obama. Ich hoffe, er kümmert sich um Jobs und Infrastruktur in Amerika und führt weniger Kriege in aller Welt.“
 
Ach, hätten doch die Berliner Regierenden den Mut, ihrem Herrn in Washington statt widerwärtiger Elogen solch fromme Wünsche ins Poesiealbum zu kleben.... (PK)


Online-Flyer Nr. 380  vom 15.11.2012

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