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Kommentar vom "Hochblauen"
Kniefall des EU-Parlaments vor Peres Märchenstunde
Von Evelyn Hecht-Galinski
Online-Flyer Nr. 398 vom 20.03.2013
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Kommentar vom "Hochblauen"
Kniefall des EU-Parlaments vor Peres Märchenstunde
Von Evelyn Hecht-Galinski
Chronologisch gesehen war es eine sehr fruchtbare Zeit für die israelische Hasbara (Propaganda)-Maschinerie in den letzten Wochen. Beginnen wir mit Präsident Shimon Peres, dem "Vater des Siedlungsbaus und der Atombombe", dem als erstem israelischen Staatschef die Ehre zuteilwurde, vor dem EU-Parlament sprechen zu dürfen. Es war ein schwarzer Tag in der Geschichte dieses Parlaments, nicht nur wegen der "standing ovations", die Peres bekam, sondern auch wegen des EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz, der Peres mit "Ehren" empfing und ihn als Mann mit "visionärem Mut" begrüßte.
Shimon Peres am 12. März vor dem EU-Parlament
Quelle: http://www.europarl.europa.eu
Ist das die natürliche Fortführung der SPD-"Baumpflanz-Aktion" - übrigens dank der Arbeit der vielen unermüdlichen Aktivisten und Kritiker ein Flop! Bis dato wurden trotz massiver "Hasbara"-Aktionen der jüdischen Sozialdemokraten nur wenige (ca. 650) Bäume gespendet! Wie konnte also Martin Schulz als SPD-Mitglied und höchster Vertreter des EU-Parlaments diesem Staatsoberhaupt eines zionistischen Besatzer- und Unrechtregimes, dem jüdisch/rassistischen Israel, diese Ehre erweisen und dieser Propaganda eine Bühne geben? Ohne auch nur ein kritisches Wort ließ man Peres seine altbekannten "Schmonzes" vortragen und beklatschte diese auch noch frenetisch. Hier Auszüge dieser "Peres Hasbara- Schmonzetten" und dazu meine Anmerkungen:
"Ich stehe hier vor Ihnen, brennende Erinnerungen im Herzen, große Hoffnungen in der Seele. Ich trage tiefen Schmerz wegen der Vergangenheit in mir. Und schaue vertrauensvoll in die Zukunft".
Meint Peres die Erinnerungen an seine Zeit in der terroristischen Haganah, oder an die Vertreibung der Palästinenser und den Diebstahl ihres Landes?
Klar, dass er vertrauensvoll in die Zukunft schaut, weiß er doch die EU und die USA völlig hinter sich, weiß er doch, dass der jüdische Staat weiter ungestraft seine Siedlungsaktivitäten gegen das palästinensische Volk fortführen kann.
"Ich bin hier, um unsere Bewunderung für das veränderte Europa auszudrücken.… Israel wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges aus der Asche geboren…. Für uns wird das Europa der Shoah ein Europa, das unsere Wiedergeburt unterstützt…. Sie haben Armeelager in einen Universitätscampus umgewandelt."
Europa hat bis heute eine "Wiedergeburt" eines jüdisch/zionistischen Kolonialregimes Israel unterstützt, beginnend mit der Staatsgründung 1948, ohne Rücksicht auf die dort lebenden Palästinenser. Man sah tatenlos zu, wie sich dieser Staat ohne Grenzen wie eine Krake ausbreitete und den Palästinensern die Luft abdrückte und sie entrechtete. Das Regime Israel täte gut daran, von Europa zu lernen und nicht, wie soeben geschehen, Land der Palästinenser zum wiederholten Male zu rauben für Militäreinrichtungen und Armeelager. Und wenn er schon die Shoah erwähnt, ein übliches instrumentalisierendes Ritual, dann sollte man nicht vergessen, dass auch die Palästinenser Leidtragende der Shoah sind.
"Israel hat ein Assoziationsabkommen mit Europa und unterhält enge Beziehungen mit der EU auf beinahe allen Feldern".
Ein Verbrechen der EU, weiter diese Abkommen mit diesem Apartheidregime Israel auszuweiten. Man vergaß allerdings "ein Feld", nämlich das der zerstörten Ernten und Olivenbäume, hier drückt man diskret die Augen zu.
"Ich bin hier, um Ihnen für Ihre Freundschaft zu danken, die auf gemeinsamen Werten, geographischer Nähe und einer langen Geschichte basiert".
Was sind das für gemeinsame Werte? Waffentechnologien, Drohnen, Sicherheits- und Abhörmaßnahmen, oder Austausch von Foltermethoden? Administrativhaft - so etwas haben wir hinter uns, oder? Welche Werte meint Peres, die seiner christlich-zionistischen- evangelikalen-philosemitschen gleichgesinnten Freunde, die letzten, die noch blieben?
"Religiös gesehen ist Israel die Wiege der drei großen, monotheistischen Religionen. Wissenschaftlich ist es fortschrittlich auch nach europäischen Standards".
Jerusalem soll nach dem Willen der Machthaber im jüdischen Staat für immer jüdisch bleiben. Christen verließen schon in großer Zahl den jüdischen Staat, und Moslems/Palästinenser werden massiv an der Ausübung ihrer Religion im "scheinheiligen Land" gehindert.
"Israel ist eine Insel im stürmischen Ozean. Wir müssen unsere Insel verteidigen".
Kurz und bündig, wenn man auf einer Insel lebt, muss man sich das Meer zum Freund machen.
"Gemeinsam mit meinem Partner Yitzhak Rabin habe ich die Fundamente für Frieden mit den Palästinensern gelegt".
Welchen Friedensprozess meint Peres eigentlich? Den der Verhandlungen ohne Vorbedingungen, mit dem Siedlungsbau und dem ungeteilten Jerusalem für alle Zeiten? Interessanterweise wollte Lea Rabin, die Witwe Rabins, Peres nicht bei der Beerdigung ihres Mannes, nach dem schrecklichen Mordattentat eines jüdischen Terroristen an Rabin dort sprechen lassen und verweigerte ihm den Handschlag! Warum wohl? Sie verstand sich deutlich besser mit Yassir Arafat! Soviel zur Freundschaft zwischen Peres und Rabin!
"Unsere Hand bleibt allen Ländern im Nahen Osten gegenüber zum Frieden ausgestreckt".
Diese abgedroschene Hasbara-Phrase kann man schon nicht mehr anhören. Diese ausgestreckte Hand ist eine leere Hand, die keinen Frieden verbreitet und schon wiederholt Friedensangebote der Arabischen Liga ablehnte. Peres forderte die EU dazu auf, "nicht die Siedlungen zu verurteilen, sondern den Terror, denn die Siedlungen sind kein Friedenshindernis".
"Nächste Woche werden wir Präsident Obama in Israel als willkommenen und geschätzten Gast begrüßen. Seine Unterstützung für unsere Sicherheit ist außergewöhnlich, und seine Hingabe zum Frieden ist unerschütterlich. Wir sind glücklich darüber, dass die Vereinigten Staaten und Europa jetzt zusammenarbeiten, Frieden unterstützen und Terror bekämpfen".
Tatsächlich macht der "Drohnenkönig" für die Sicherheit des jüdischen Staates viel, er versorgt das israelische Regime mit Milliardenhilfen und Raketen, Waffen und Raketenabwehrsystemen, unerschütterlich Seit an Seit. Trotz ungefähr 46 Millionen US-Bürgern die von Lebensmittelkarten abhängig sind. Übrigens sieht man in Haaretz oft einen Spendenaufruf, um ca. 860.000 hungrigen israelischen Kindern zu helfen. Hand in Hand, dieselbe Perversität, aufgerüstet bis an die Zähne, aber ohne Rücksicht auf Verluste, auch der eigenen Bevölkerungen! Kriege und Angriffe, auch da versteht man sich gut. Terrorbekämpfung seit 9/11 ein Freibrief für ALLES! Ach ja, wenn Obama kommt, steht Pessach, das Fest, das an den Auszug der Juden aus Ägypten vor der Sklaverei erinnert. Deshalb bekommt er im "Pessach-reinen", gemeint ist vom Brot gesäuberten "King David- Hotel, welches natürlich komplett für ihn und seine Entourage reserviert wurde, nur noch Matzes zu essen. Vielleicht eine Anregung, auch für ihn, wenn er dann an den Matzes knabbert, einmal über einen Auszug der Juden aus dem besetzten/gestohlenen Palästina nachzudenken. Zumal ihm das neue israelische Gruselkabinett schon vorab ein Gastgeschenk auf den Flug gab. Da kündigte der neue Vize-Verteidigungsminister Danny Danon an, die Besiedlung von Judäa und Samaria, in Galiäa und im Negev zu verstärken, außerdem noch deutlich mehr zu siedeln im Westjordanland. Jetzt weiß man auch, warum Obama keinen Friedensplan mitbringt. Friedensverhandlungen - eine leere abgedroschene Phrase, ebenso wie die sogenannte Zweistaatenlösung. Aber die Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen mit den Palästinensern spielt im neuen Koalitionsvertrag sowieso keine Rolle mehr, worüber soll man auch verhandeln? Auch der "Chef" von Danon, der neue Verteidigungsminister Mosche Jaalon, hat ein schönes Gastgeschenk für Obama. Er lehnt die Gründung eines unabhängigen Palästinenserstaats ab, ebenso wie den Baustopp in den Siedlungen. Das sind doch einmal offene Worte. Auch Jaalon sollte die "Ehre" bekommen, die nächste Rede vor dem EU-Parlament zu halten, dann kann Schulz auch ihm zu seinem "visionären Mut" gratulieren.
Inzwischen sieht Obama laut Haaretz keinen Sinn darin, Druck auf den jüdischen Staat auszuüben, weil dieser nicht zu Zugeständnissen bereit sei. So scheint es auch, dass Obama nur noch als Propagandist für den jüdischen Staat von diesem benutzt wird. Deshalb auch seine Besuche im jüdischen Museum, um durch das Ansehen der Torah-Rollen vom Toten Meer, die ewigen jüdischen Bande zu Israel seit Tausenden von Jahren zu beweisen. Beim Besuch des Grabes von Theodor Herzl wird die Zementierung und klare Unterstützung für den Zionismus gezeigt. In Yad Vaschem dann die Erinnerung an den Holocaust, also ein "Hollywood like" inszeniertes Hasbara-Programm vom Feinsten. Das Reut-Institut und die Bar-Ilan Universität (die Kaderschmieden der Hasbara) lassen grüßen. Mit dieser Reise werden dann die Bande der USA mit dem jüdischen Volk gefestigt. Ein Beispiel für "viel jüdisch und wenig demokratisch". Schließlich ist Israel nur eine Demokratie für die jüdischen Bürger erster Klasse, in extra Bussen, extra Straßen und mit eigenen Rechten. Wie Haaretz schrieb: diese neue Regierung plant eine "Orgie von antidemokratischen Gesetzentwürfen". Ja, das kann er unerreicht, dieser jüdische Staat!
Zurück zu Peres. Er warb auch für ein Eingreifen in Syrien. Er meinte eine Militärintervention der Arabischen Liga, die dann eine provisorische Regierung in Syrien bilden solle, um das Massaker zu beenden (mit Massakern kennt er sich ja bestens aus). Natürlich unterstützt von der UNO, aber ohne ausländische Einmischung. Warum diese Kriegswerbung? Erstens will man die besetzten Golan-Höhen doch nicht zurückgeben, oder geht es um die Firma "Genie Energy"? Diese Firma wird vom ehemaligen Infrastruktur-Minister Effie Eitam geleitet, der selbst in einer illegalen jüdischen Siedlung auf dem Golan lebt! Man will natürlich expandieren auf dem Golan - sind nicht auch Dick Cheney, ehemals Bush-Minister, Berater dieser Firma, und Rupert Murdoch Anteilseigner? Ein Schelm wer Böses dabei denkt! Auch hier funktioniert die US/Israel-Connection!
Dann kam Peres natürlich auf das "wichtigste" Thema, die Bedrohung durch den Iran:
"Niemand bedroht den Iran. Der Iran bedroht andere. Er bedroht die unabhängigen arabischen Länder. Er bedroht die Existenz Israels. Er schmuggelt Waffen in viele Länder, um ihre Stabilität zu erschüttern. Die EU und die USA haben ihre Schlüsse gezogen und sich richtig entschlossen, wirtschaftliche Sanktionen zu erlassen. Wir sind glücklich darüber, dass die USA und Europa jetzt zusammenarbeiten, Frieden unterstützen und Terror bekämpfen.
Wir rufen sie auf: Nennen Sie Terror Terror. Die Internationale Gemeinschaft muss die Hisbollah als Terrororganisation benennen."
Soviel mir bekannt ist, hat der Iran, ganz im Gegensatz zu Israel, noch nie ein anderes Land in der Neuzeit angegriffen oder bedroht. Aber der jüdische Staat droht dem Iran, weil er außer sich keine "Atom-Götter" neben sich duldet. Man steht schon in den Startlöchern für den Iran-Angriff. Ist auch das ein Grund für Obamas Besuch? In Waffenverkäufen kennt sich das israelische Regime auch gut aus. Darf nur Israel bestimmen, wer die Waffen bekommt? Israel hat schon immer eine traurige Bilanz der Freundschaft und Hilfe für Diktaturen gezeigt, von Südafrika in Apartheid-Zeiten, bis Schwarz-Afrika und Süd- und Mittel-Amerika. Am liebsten würde man auch noch den Rauch bei der Papstwahl bestimmen.
Klar die Hisbollah, die legal im Libanon an der Regierung ist, ist dem jüdischen Staat ein Dorn im Auge. Weiß diese doch nur zu gut über die Angriffe während der Libanon-Kriege, die Israel wie auch in Gaza mit schmutzigen Waffen und geächtetem Phosphor führte, nur allzu gut Bescheid, oder?
Wirtschaftliche Sanktionen, natürlich will das israelische Regime diese gegen Iran. Aber wenn BDS-Maßnahmen gegen es selbst erlassen werden sollen, wird das mit Nazi-Vergleichen verächtlich gemacht. Es bleibt dabei: nur BDS gegen den Besatzerstaat Israel helfen dem palästinensischen Volk und seinen legalen Ansprüchen wie einem Leben in Freiheit und Selbstbestimmung, ohne Demütigung und Schikane, und seinem legalen Anspruch auf das Rückkehrrecht in seine geraubte Heimat.
Für diese Rechte sollte das Europäische Parlament "standing ovations" klatschen und Martin Schulz diese Visionen mutig nennen. Aber ist dieser SPD-Mann überhaupt noch zu Visionen fähig?
Nach dieser Rede von Peres und den Vorbereitungen für den anstehenden Obama-Besuch in Israel, sowie nach den Ankündigungen der neuen israelischen Regierung wird mein Satz leider immer wahrer: "Israel darf alles".
Die Menschen fordern den politischen Systemwechsel im historischen Palästina: Für einen gemeinsamen demokratischen Staat für alle seine Bürger! Siehe http://senderfreiespalaestina.de/pdfs/konferenzprogramm_2013_deutsch.pdf
zur zweiten Palästina-Solidaritätskonferenz in Stuttgart vom 10. bis 12. Mai 2013. (PK)
Evelyn Hecht-Galinski ist Publizistin, Autorin und Tochter des 1992 verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom "Hochblauen", dem 1186 m hohen "Hausberg" im Badischen, wo sie mit ihrem Mann Benjamin Hecht lebt.
2012 kam ihr Buch "Das elfte Gebot: Israel darf alles" heraus. Erschienen im tz-Verlag ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro..
2012 kam ihr Buch "Das elfte Gebot: Israel darf alles" heraus. Erschienen im tz-Verlag ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro..
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