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Lokales
Tierschützer verwandeln Kölner Wallrafplatz zum Tierversuchslabor
BAYER AG an der Spitze
Von Franco Clemens

Der 27. April ist ein trüber Samstag in Köln und viele Menschen sind in der Stadt unterwegs. Plötzlich dort, wo sich die Hohe Straße zum Wallrafplatz öffnet, fast am Dom angelangt, bleiben die Passanten wie angewurzelt stehen. Man sieht eine riesige Kuh aus Pappe mit einem Loch im Bauch aus dem immer wieder eine Tierexperimentatorin mit blutigem Handschuh Pansen-Proben holt. Angstvolles Muhen ertönt gleichzeitig über Stereo.
 

Simulation eines Tierversuchs mit einem Affen
Quelle für alle Fotos: http://www.bmt-tierschutz.de
Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V.
Dies ist nur einer der vielen simulierten Tierversuche, die am Samstag in der Kölner Innenstadt stattfinden. Anlässlich des Internationalen Tages zur Abschaffung der Tierversuche informieren zahlreiche Tierschutzorganisa-tionen über Tierver- suche in Deutschland und speziell auch in Köln. Unter der Organisation der "Ärzte gegen Tierversuche" e.V. beteiligen sich "Schüler für Tiere e.V.", das Tierheim Köln-Dellbrück, "Aktion Fairplay", "Tierrechtsinitiative Köln" (TIK), "Well-Being" (ein veganes Restaurant), "Animal Rights Watch e.V." (ARIWA) und "TOL Store" (Tiere ohne Leid, vegane und tierversuchsfreie Haushaltsmittel).
 
Der Platz ist bunt mit Ständen und Bannern. Viele Bilder und Plakate dokumentieren die Grausamkeit von Tierversuchen. An den Informations-ständen liegen zahlreiche Broschüren aus. Überall sind Steiftiere, an denen Tierexperimente dargestellt werden – z.B. Beagles, die von Zigarettenfirmen zum Rauchen gezwungen werden, Mäuse, die mit Botox-Spritzen getötet werden und Kaninchen, denen Chemikalien in die Augen gegeben werden. Der Gang über den Platz wird zu einem aufwühlenden Erlebnis.

Schüler bei der Demo gegen Tierversuche auf dem Wallraffplatz
 
„Wir wollen nicht länger hinnehmen, dass Köln ein Zentrum der Tierversuchsindustrie ist und diesen Forschungszweig weiter ausbaut“, sagt Claus Kronaus von der AG Köln des bundesweiten Vereins Ärzte gegen Tierversuche. In Köln und Umgebung finden Tierversuche in großem Stil statt. 2011 führte allein die Firma BAYER Versuche an 200.000 Tieren durch. Das entspricht fast der Hälfte aller Tierversuche in Nordrhein-Westfalen – insgesamt 456.352. Auch der Tabakkonzern Philip Morris unterhält ein großes Labor in Köln-Porz, in dem viele Tiere getötet werden. Mittlerweile ist das Kölner Labor federführend bei zahlreichen Tierversuchen im Ausland, besonders in Leuven, Belgien.
 
Visueller und emotionaler Höhepunkt des Tages ist die eindrucksvolle Simulation eines Tierversuchs mit Affen, die von dem Verein Schüler für Tiere durchgeführt wird. Fünf als Affen verkleidete Tierschützer sitzen in Käfigen und rütteln an den Stangen. Einzeln werden sie auf einem Metallstuhl fixiert und von einer Laborantin im weißen Kittel gespritzt. Begleitet wird dies von angstvollen Affenschreien im Originalton auf Stereo. Eine Passantin wischt sich die Tränen aus den Augen.
 

Als Affe verkleideter Tierschützer
Am Infostand der AG Köln der Ärzte gegen Tierversuche prangt ein großes Banner. „Tierversuche gefährden Ihre Gesundheit“. Dieses Thema findet großes Interesse bei den Besuchern. Vielen Menschen sind die bereits schon zahlreich entwickelten Möglichkeiten der tierversuchsfreien Forschung wie beispielsweise Zell- und Gewebekulturen, Mikrochips und Computersimulationen noch gar nicht bekannt.
 
„Tierversuche bringen nichts für die menschliche Gesundheit. Das Leiden der Tiere ist absolut unnötig. Es gibt tierversuchsfreie Methoden, die viel besser auf den Menschen übertragbar sind“, so die Ärztin Dr. med. Kristina Bee vom Verein Ärzte gegen Tierversuche. „Wegen ihren falschen Ergebnissen halten Tierversuche den medizinischen Fortschritt nur auf. Ohne Tierversuche wäre die Medizin schon viel weiter“. (PK)


Online-Flyer Nr. 405  vom 08.05.2013

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