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Globales
Analyse eines Begriffs
Arabischer Frühling
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
"Arabischer Frühling" – was für ein Begriff! Es ist klar: er ruft den "Prager Frühling" wach, einen propagandistischen Begriff, der geschaffen wurde, um damit in Zeiten des so genannten "Kalten Krieges" die gegen die Sowjetunion wirkenden Kräfte zu stärken und sie mit einem Mantel der Hoffnung zu umgeben. Ähnlich ist es mit dem "Arabischen Frühling". Auch dieser Begriff soll suggerieren, es handele sich um eine hoffnungsfrohe Entwicklung. Niemand soll auf die Idee kommen, dass es um die US-Strategie zur Neuordnung des Nahen und Mittleren Ostens geht – um eine Phase, in deren Zusammenhang die damalige US-Außenministerin Condoleezza Rice 2006 von den „Geburtswehen eines neuen Mittleren Ostens“ gesprochen hat.
Operationsfeld "Arabischer Frühling": Tunesien, Ägypten, Libyen, Syrien,...
„Schauspiel in drei Akten“ haben wir genannt, was sich in den ersten Monaten des Jahres 2011 vollzog: "Revolution" in Tunesien, "Revolution" in Ägypten und dann der Überfall auf Libyen. Es wurde eine Stimmung des Aufbruchs erzeugt. Ein Begriff wie "Arabischer Frühling" war eine "perfekte" Wahl. Gekonnt hat er die Unterschiedlichkeit der Situation in den drei Ländern verkleistert: Tunesien und Ägypten als Vasallen der USA einerseits und das aufstrebende, weitgehend unabhängige Libyen andererseits. Mittlerweile ist das Schauspiel noch um den einen oder anderen Akt erweitert worden bzw. kann mit weiteren Akten gerechnet werden. Der Akt Syrien ist in vollem Gange.
Interessant wäre zu ermitteln, wo der Begriff "Arabischer Frühling" das Licht der Welt erblickt hat. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man in einem der großen imperialistischen Think-Tanks fündig würde. Ein Indiz dafür ist, dass er begierig von den Herrschaftsmedien aufgegriffen worden ist, ähnlich wie es mit dem Begriff "Revolution" für das, was sich in Tunesien und Ägypten vollzogen hat, der Fall war.
Die siegreiche Springer-Obama-Revolution
„Bezüglich Tunesien und Ägypten aber ist allenthalben von "Revolution" die Rede. Auch im Hause Springer, dessen Journalisten vertraglich den Interessen der USA und Israels verpflichtet sind, wird der Rückzug der "Diktatoren" als Revolution gefeiert. "Bild" schreibt: "In Washington sprach Obama vom Echo der Geschichte und verglich die Revolution in Ägypten mit dem Fall der Mauer..." Die Springer-Obama-Revolution hat gesiegt! Spätestens jetzt wird klar, was gespielt wird.“ So haben wir es in unserem Artikel „Schauspiel in drei Akten“ eingeschätzt. Und so sehen wir es nach wie vor. „Würden die USA in den "oppositionellen" Bewegungen eine Gefahr gesehen haben, die ihre Machtbasis bedroht, hätten sie die "oppositionellen" Bewegungen nicht gewähren lassen - niemals.“
Die USA haben die "oppositionellen" Bewegungen in Tunesien und Ägypten nicht unterstützt – könnte jetzt ein Einwand lauten. Doch: das ist der Fall gewesen. Michel Chossudovsky hat in dieser Richtung recherchiert und ist fündig geworden. Auch das ist in unserem Artikel „Schauspiel in drei Akten“ nachzulesen.
Ein Begriff, der gute Arbeit geleistet hat
Wie kann die Frage "Arabischer Frühling – ein Begriff des Imperialismus?" beantwortet werden? Mit einem eindeutigen JA. Der Unterschied zum "Prager Frühling" besteht darin, dass 1968 der Versuch, ein Land in den Machtbereich des US-Imperialismus zu überführen, zunächst gescheitert ist. 2011 ist die Strategie bezüglich Libyen in wenigen Monaten aufgegangen. Der Begriff "Arabischer Frühling" hat dabei gute Arbeit geleistet. Er hat selbst große Teile der Linken und der Friedensbewegung in die Irre geführt.
Vorab-Veröffentlichung aus der Quartalsschrift DAS KROKODIL, Ausgabe 5 (Juni 2013) – Grundsatzschrift über die Freiheit des Denkens – bissig – streitbar – schön und wahr und (manchmal) satirisch.
Mehr dazu und wie es sich bestellen lässt, hier: http://www.das-krokodil.com/
Hinweise:
Schauspiel in drei Akten
Betrachtung zu den Vorgängen in Tunesien, Ägypten und Libyen
von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann - 10.3.2011
http://www.arbeiterfotografie.com/nordafrika/index-nordafrika-0005.html
Afghanistan, Irak, Libanon, Libyen – und jetzt Syrien?
Der Krieg hat längst begonnen
Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann in NRhZ-Flyer Nr. 346 vom 21.3.2012
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=17603
Online-Flyer Nr. 404 vom 01.05.2013
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Globales
Analyse eines Begriffs
Arabischer Frühling
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
"Arabischer Frühling" – was für ein Begriff! Es ist klar: er ruft den "Prager Frühling" wach, einen propagandistischen Begriff, der geschaffen wurde, um damit in Zeiten des so genannten "Kalten Krieges" die gegen die Sowjetunion wirkenden Kräfte zu stärken und sie mit einem Mantel der Hoffnung zu umgeben. Ähnlich ist es mit dem "Arabischen Frühling". Auch dieser Begriff soll suggerieren, es handele sich um eine hoffnungsfrohe Entwicklung. Niemand soll auf die Idee kommen, dass es um die US-Strategie zur Neuordnung des Nahen und Mittleren Ostens geht – um eine Phase, in deren Zusammenhang die damalige US-Außenministerin Condoleezza Rice 2006 von den „Geburtswehen eines neuen Mittleren Ostens“ gesprochen hat.
Operationsfeld "Arabischer Frühling": Tunesien, Ägypten, Libyen, Syrien,...
„Schauspiel in drei Akten“ haben wir genannt, was sich in den ersten Monaten des Jahres 2011 vollzog: "Revolution" in Tunesien, "Revolution" in Ägypten und dann der Überfall auf Libyen. Es wurde eine Stimmung des Aufbruchs erzeugt. Ein Begriff wie "Arabischer Frühling" war eine "perfekte" Wahl. Gekonnt hat er die Unterschiedlichkeit der Situation in den drei Ländern verkleistert: Tunesien und Ägypten als Vasallen der USA einerseits und das aufstrebende, weitgehend unabhängige Libyen andererseits. Mittlerweile ist das Schauspiel noch um den einen oder anderen Akt erweitert worden bzw. kann mit weiteren Akten gerechnet werden. Der Akt Syrien ist in vollem Gange.
Interessant wäre zu ermitteln, wo der Begriff "Arabischer Frühling" das Licht der Welt erblickt hat. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man in einem der großen imperialistischen Think-Tanks fündig würde. Ein Indiz dafür ist, dass er begierig von den Herrschaftsmedien aufgegriffen worden ist, ähnlich wie es mit dem Begriff "Revolution" für das, was sich in Tunesien und Ägypten vollzogen hat, der Fall war.
Die siegreiche Springer-Obama-Revolution
„Bezüglich Tunesien und Ägypten aber ist allenthalben von "Revolution" die Rede. Auch im Hause Springer, dessen Journalisten vertraglich den Interessen der USA und Israels verpflichtet sind, wird der Rückzug der "Diktatoren" als Revolution gefeiert. "Bild" schreibt: "In Washington sprach Obama vom Echo der Geschichte und verglich die Revolution in Ägypten mit dem Fall der Mauer..." Die Springer-Obama-Revolution hat gesiegt! Spätestens jetzt wird klar, was gespielt wird.“ So haben wir es in unserem Artikel „Schauspiel in drei Akten“ eingeschätzt. Und so sehen wir es nach wie vor. „Würden die USA in den "oppositionellen" Bewegungen eine Gefahr gesehen haben, die ihre Machtbasis bedroht, hätten sie die "oppositionellen" Bewegungen nicht gewähren lassen - niemals.“
Die USA haben die "oppositionellen" Bewegungen in Tunesien und Ägypten nicht unterstützt – könnte jetzt ein Einwand lauten. Doch: das ist der Fall gewesen. Michel Chossudovsky hat in dieser Richtung recherchiert und ist fündig geworden. Auch das ist in unserem Artikel „Schauspiel in drei Akten“ nachzulesen.
Ein Begriff, der gute Arbeit geleistet hat
Wie kann die Frage "Arabischer Frühling – ein Begriff des Imperialismus?" beantwortet werden? Mit einem eindeutigen JA. Der Unterschied zum "Prager Frühling" besteht darin, dass 1968 der Versuch, ein Land in den Machtbereich des US-Imperialismus zu überführen, zunächst gescheitert ist. 2011 ist die Strategie bezüglich Libyen in wenigen Monaten aufgegangen. Der Begriff "Arabischer Frühling" hat dabei gute Arbeit geleistet. Er hat selbst große Teile der Linken und der Friedensbewegung in die Irre geführt.
Vorab-Veröffentlichung aus der Quartalsschrift DAS KROKODIL, Ausgabe 5 (Juni 2013) – Grundsatzschrift über die Freiheit des Denkens – bissig – streitbar – schön und wahr und (manchmal) satirisch.
Mehr dazu und wie es sich bestellen lässt, hier: http://www.das-krokodil.com/
Hinweise:
Schauspiel in drei Akten
Betrachtung zu den Vorgängen in Tunesien, Ägypten und Libyen
von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann - 10.3.2011
http://www.arbeiterfotografie.com/nordafrika/index-nordafrika-0005.html
Afghanistan, Irak, Libanon, Libyen – und jetzt Syrien?
Der Krieg hat längst begonnen
Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann in NRhZ-Flyer Nr. 346 vom 21.3.2012
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=17603
Online-Flyer Nr. 404 vom 01.05.2013
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