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"Blue Efficiency" oder "Efficient dynamics" - nur eine Werbemasche
Effizient! sehr witzig!
Von Franz Alt

Dass Autos Benzin oder Diesel verbrennen und dass sie Anteil an der Erderwärmung haben, weiß fast jeder, der mit Autos zu tun hat. Was aber die meisten nicht wissen ist, dass ein Auto mit Verbrennungsmotor, egal mit welchem Treibstoff, immer ineffizient ist. Wenn also manche Hersteller von 'Blue Efficiency' oder 'Efficient dynamics' sprechen, ist das nur eine Werbemasche. Stimmen tut es leider nicht.

Ein-Liter-Auto von VW
Quelle: wikipedia
 
Das liegt am niedrigen Wirkungsgrad des Verbrennungsprozesses im Motor. Benzin oder Diesel sind da völlig gleich. Man braucht nur deswegen weniger Liter Diesel, weil er schwerer ist als Benzin. Der physikalische Prozess des Benzinmotors kann keinen besseren Wirkungsgrad als 50% erreichen. Bei Diesel sind es immerhin 66%. Leider wären das Idealwerte, die in der Realität bei Weitem nicht erreicht werden.
 
Ca. 80% der im Treibstoff enthaltenen Energie wird benötigt, um den Motor am Laufen zu halten oder erhitzt nur völlig nutzlos das Fahrzeug. Die verbleibenden 20% können tatsächlich in Bewegung umgesetzt werden. Leider geht die Hälfte davon im Getriebe, im Differential zwischen den Antriebsachsen sowie durch Reibung in den Reifen als Wärme verloren. Übrig bleibt etwas zwischen 5% und 15%, die tatsächlich in Bewegungsenergie umgewandelt werden. Von den 9 Litern, die ein Mittelklassewagen benötigt, werden also nur 0,5l - 1,4l genutzt, der Rest wird einfach verbrannt. Anders gesagt, von den 80,- € für eine Tankfüllung werden 4,- € - 12.- € verfahren. Die restlichen 68,- € - 76,- € sind sinnlos verpulvert. Was ist daran effizient?
 
Den Autoherstellern sollte verboten werden, ihre Produkte als effizient, egal in welcher Hinsicht, zu bezeichnen. Autos mit Verbrennungsmotoren gehören zu den größten Energieverschwendern. Nur die Glühbirne ist mit 3% noch schlechter. Auch andere Versuche wie Start-Stop-Automatik oder Bremsenergiespeicherung sind keinesfalls wirklich effizient. Für Start-Stop-Automatik muss man Zigtausende Kilometer fahren, bis sich ihre Mehrkosten inklusive vorzeitiger Motoralterung amortisiert haben. Außerdem hatte es das bereits in den Achtzigern gegeben und konnte sich nicht durchsetzen. Warum wohl? Ach ja, bei Elektrofahrzeugen gibt's das übrigens gratis.
 
Bremsenergie- oder Schwungspeicher sind ahnlich gelagert. Sie ermöglichen eine gewisse Einsparung, sind aber eigentlich nur teuer und Zusatzgewicht. Vor 10 Jahren waren sie aber ein wichtiger Schritt zu den ersten Hybridfahrzeugen. Mittlerweile sind sie jedoch nicht mehr zeitgemäß und auch nicht mehr Stand der Technik.
 
Auch die viel beschworenen Hybridantriebe sind eine Mogelpackung, da die niedrigen Verbrauchsangaben nur für die ersten 100 km gelten und der Stromverbrauch gar nicht gerechnet wird. Der einzig sinnvolle Hybrid ist sowieso nur ein Elektroantrieb mit Range-Extender, also wenn der Verbrennungsmotor nur noch einen Generator antreibt. Da der Verbrenner nicht direkt antreibt, kann er in der Idealdrehzahl arbeiten, womit bereits eine Ersparnis von bis zu 30% möglich ist.
 
Die Entwicklung des Ein-Liter-Autos ist übrigens auch so ein Märchen und kurz gesagt unmöglich. Ein kleines Elektroauto kann mit ca. 10 kWh 100km zurücklegen. 10 kWh entsprechen der Energie von ca. 1 l Benzin. Jedoch nutzt ein Elektroauto die elektrische Energie zu bis zu 95%. Man kann also leicht erkennen, dass mit Verbrennungsmotoren und ihren Wirkungsgraden ein solcher Verbrauch unmöglich ist. Nur bei sehr leichten Fahrzeugen wären so niedrige Verbräuche möglich und die sind, wie man weiß, unverkäuflich.
 
Verbrennungsmotoren sind in jedem Fall ineffizient, ob mit fossilen Treibstoffen, Biotreibstoffen oder sogar Wasserstoff angetrieben. Die Verluste sind immer extrem hoch. Mit regenerativen Treibstoffen wie Ethanol oder Biogase, ein Hersteller nennt es sogar eGas, Motoren anzutreiben, ist unmöglich. Dafür ist die Erde bereits beim jetzt existierenden Fahrzeugbestand nicht groß genug. Ganz abgesehen vom hanebüchenen Herstellungsprozess mit seinen Problemen durch Monokultur, Pestizideinsatz, Wasserverbrauch etc.
 
Der Kunde und Autofahrer wird in Sachen Effizienz schlichtweg angelogen.
 
Es sollte uns endlich klar werden, dass der seltenste und damit wertvollste Stoff des uns bekannten Universums nicht einfach hirnlos verbrannt werden sollte. Und dass nicht immer so getan werden sollte, wir hätten die Wahl überhaupt etwas zu ändern. Haben wir nämlich nicht.
(PK)
 
Quelle: Starkstrompilot 2013. Den Beitrag haben wir auf der Sonnenseite von Franz Alt gefunden: http://www.sonnenseite.com/Umwelt,Effizient!+sehr+witzig!,16,a26019.html
17 Millionen Zuschauer sahen Ende der 70er-Jahre regelmäßig sein politisches Magazin "Report": Franz Alt, Journalist, Reporter, Buchautor und ökologisches Gewissen der Deutschen.
 


Online-Flyer Nr. 418  vom 07.08.2013

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