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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Lokales
Aktionen von Studierenden vor der Kölner Uni gegen die "Summer School"
"Nie wieder Krieg!" - Antikriegstag am 1. September
Von Peter Förster

Am Montagmittag sammelten in der Hauptmensa der Universität Köln Aktive einiger Studierenden-Organisationen Unterschriften für die Kampagne "Lernen für den Frieden - Keine Rüstungsindustrie und kein Militär in Bildungseinrichtungen!". Die Kampagne soll dazu ermuntern, "für eine Gesellschaft einzutreten, die von Aufklärung, Solidarität und Argumentation statt der kriegerischen Durchsetzung partikularer Interessen geprägt ist". Am 9. Oktober sollen die ersten Unterschriften bei der Kultusministerkonferenz abgegeben werden, ca. 16.000 sind schon zusammen gekommen.
 

Quelle: NRhZ - Archiv
Am Montagabend verteilten Aktivisten der Hochschulgruppen Aktion Zivilklausel, Campus:Grün, DieLinke.SDS und Wendepunkt, Sozialisten und weitere Aktive an der Uni Köln einen Antrag an das Studierendenparlament mit der Überschrift "Nie wieder Krieg! Nein zur Kooperation der Universität mit der Bundeswehr, Aktivitäten zum Antikriegstag am 1. September unterstützen!". Darin wird u.a. gegen die "Summer School", die Bundeswehr und Uni Köln gemeinsam veranstalten, aufgeklärt. In dem Hörsaalgebäude, vor dem diese Aktion ab 19 Uhr stattfand, hielt ein an der "Summer School" maßgeblich beteiligter Professor einen Vortrag. Ziel der "Summer School" ist vor allem, der Bundeswehr und damit indirekt dem Verteidigungsministerium eine Plattform für ihre Sicht auf deutsche Kriegseinsätze und damit zur Kriegslegitimation zu geben.
 
Hier der Text des Antrags "Nie wieder Krieg! Nein zur Kooperation der Universität mit der Bundeswehr! Aktivitäten zum Antikriegstag am 1. September unterstützen!":
 
„WIR, DIE VÖLKER DER VEREINTEN NATIONEN - FEST ENTSCHLOSSEN,
• künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat,
• unseren Glauben an die Grundrechte des Menschen, an Würde und Wert der menschlichen Persönlichkeit, an die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie von allen Nationen, ob groß oder klein, erneut zu bekräftigen,
• Bedingungen zu schaffen, unter denen Gerechtigkeit und die Achtung vor den Verpflichtungen aus Verträgen und anderen Quellen des Völkerrechts gewahrt werden können,
• den sozialen Fortschritt und einen besseren Lebensstandard in größerer Freiheit zu fördern,
 
und für diese Zwecke
• Duldsamkeit zu üben und als gute Nachbarn in Frieden miteinander zu leben,
• unsere Kräfte zu vereinen, um den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren, (...)

HABEN BESCHLOSSEN, IN UNSEREM BEMÜHEN UM DIE ERREICHUNG DIESER ZIELE ZUSAMMENZUWIRKEN.“ (Präambel der UN Charta)
 
Am 1. September jährt sich zum 75. Mal der Beginn des 2. Weltkrieges durch den faschistischen Überfall auf Polen und damit der Beginn eines 6-jährigen Eroberungs- und Vernichtungskriegs, dem weltweit über 60 Millionen Menschen zu Opfer fielen, davon allein 27 Millionen Menschen aus der Sowjetunion. Die Sowjetunion sollte dem „3. Reich“ als „Lebensraum im Osten“ als Kolonialreich dienen. Die zu „Untermenschen“ erklärte Bevölkerung wurde systematisch vertrieben und ausgehungert. Sechs Millionen jüdische Menschen, aber auch Sinti und Roma, sozial Deklassierte, Homosexuelle und Oppositionelle wurden in Konzentrationslagern zu Sklavenarbeit für die deutsche Industrie gezwungen und ermordet.
 
Nie wieder! Das Erinnern und Handeln im Sinne aller, die gegen den Faschismus gekämpft haben und für diejenigen, für die die Befreiung zu spät kam, bedeutet heute: Wehret den Anfängen - Mit den Waffen des Geistes gegen den Ungeist der Waffen. Die noch einzulösende Schlussfolgerung der Vereinten Nationen lautete: Demilitarisierung und Demokratisierung, Abrüstung und zivile Produktion, Völkerverständigung und Zusammenarbeit zur Verbesserung der Lebensbedingungen, um den Krieg aus der Welt schaffen und global Frieden und Menschenwürde zu realisieren.
 
An den Hochschulen hat die 68er-Bewegung die notwendigen Konsequenzen gezogen: Für die Demokratisierung der Hochschulen mittels ihrer sozialen Öffnung sowie der Etablierung der „Gruppenuniversität“, für einen verantwortlichen, gesellschaftskritischen Bezug der Wissenschaften auf die von Re-Militarisierung, Restauration der alten Eliten und sozialer Ungleichheit geprägte Gesellschaft, für Frieden und Emanzipation.
 
Dem stehen heute die gesteigerten Versuche entgegen, mittels Einflussnahme durch das Verteidigungsministerium die Hochschulen für die deutsche Kriegspolitik nutzbar zu machen. Beispielsweise plant die Bundeswehr in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Internationale Politik und Außenpolitik der Uni Köln – zeitgleich zum Antikriegs- oder Weltfriedenstag am 1. September – eine „summer school“. Die Veranstaltung richtet sich an Master- und Promotionsstudierende, die mit Credit-Points umworben werden. Wörtlich heißt es dort: "Die Summer School "Krieg im 21. Jahrhundert" zielt auf die Vermittlung eines umfassenden Überblicks über aktuelle wissenschaftliche Debatten sowie politikpraktische Trends in den Bereichen der Friedens- und Konfliktforschung sowie der Militärsoziologie. Während der Summer School wechseln sich Lehrvorträge mit Besuchen in thematisch relevanten Einrichtungen ab."
 
Diese "thematisch relevanten Einrichtungen" sind zum großen Teil Einrichtungen der Bundeswehr oder des Verteidigungsministeriums, die auch wesentlich die geplanten Vorträge halten werden. Das Ganze erfüllt damit den Zweck, der Bundeswehr als kriegsführender Armee und der Regierung als derjenigen, die Krieg führen lässt, die Möglichkeit zu geben, in einem scheinbar universitär-wissenschaftlichen Rahmen die deutsche Kriegspolitik zu legitimieren und zu rechtfertigen.
 
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) initiierte 1957 am 1. September unter dem Motto „Nie wieder Krieg“ in Gegnerschaft zur Remilitarisierung in der Bundesrepublik den Antikriegstag und ruft seitdem jährlich zu Demonstrationen und Kundgebungen auf. Das Studierendenparlament unterstützt die Aktivitäten des DGB und der Friedensbewegung am Antikriegstag und spricht sich entschieden gegen die Kooperation der Universität Köln mit dem Verteidigungsministerium im Rahmen der "Summer School“ aus. Alle werden dazu aufgerufen, am 1. September für den Frieden zu demonstrieren. Das Präsidium des Studierendenparlaments wird aufgefordert, diesen Beschluss allen Mitgliedern des Senats und des „Instituts für Politische Wissenschaft und Europäische Fragen“ der Uni Köln zu übermitteln." (PK)
 
Peter Förster ist engagiert im AK Zivilklausel an der Uni Köln
 
Den Text der Kampagne und weitere Informationen auf finden Sie unter www.lernenfuerdenfrieden.de und unter http://www.jaeger.uni-koeln.de/fileadmin/cfa.pdf
 


Online-Flyer Nr. 467  vom 16.07.2014

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