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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Medien
Anstatt Kontroll-Instanz zu sein, betreibt das ZDF US-Interessenpolitik
Besonders entlarvend bei Maybrit-Illner
Von Luz María De Stéfano Zuloaga de Lenkait

Niemals zuvor war eine ZDF-Politik-Sendung so tendenziös und maliziös wie die letzte Maybrit-Illner-Sendung am 20.11.. Schon der Titel, "Ukraine Krise, Putins Machthunger - wie weit wird Moskau gehen" war ein Affront, eine Verleumdung Russlands und eine auf den Kopf gestellte internationale Realität: Die USA-EU sind monatelang zu weit gegangen gegen Russland. Moskau hat zurückhaltend reagiert. Degradiert zu einem der Instrumente der medial gezielt antirussischen Kampagne en vogue hatte die ZDF-Redaktion offensichtlich einen Auftrag zu erfüllen, einen Auftrag seitens der regierenden CDU-Partei, die weiterhin versucht, ihren US-Patron zufrieden zu stellen.

Maybrit Illner
Quelle: ZDF
 
Dieselbe Sendung entlarvte den super-mächtigen Patron, den wahren Aggressor in den aktuellen Weltverhältnissen, der mittels seiner Leute bis hinein in das ZDF die Fäden zieht: Der US-Präsident Barack Obama im Hintergrund, auch bei der Sendung Maybrit Illner am 20.11., wie alle Zuschauer sehen konnten. Seine Attacken ohne Hand und Fuß gegen Russland wurden dort noch einmal übertragen sowie die synchronisierten Auffassungen einer der US-Marionetten in Deutschland, Mitglied der US-Einflussagentenorganisation "Carneggie-Stiftung" in Brüssel, der an dieser Sendung auch teilnahm. Diese Person, die schon früher als deutsches Sprachrohr von US-Interessen aufgefallen war, lobte offen den unwürdigen hinterhältigen Auftritt der Bundeskanzlerin in Sydney gegen Russland. Eigentlich war die unerwünschte Merkel-Rede gar kein Original-Ton von ihr, sondern lediglich eine traurige Nachahmung der vorhergehenden Rede von Barack Obama gegen Russland. Ist es in der ZDF-Redaktion "Maybrit Illner" wirklich noch nicht klar, wer der große Manipulator und wer die manipulierte Puppe ist? Washington hat endlich die deutsche Kanzlerin da, wo es sie haben will, gegen Russland in Szene gesetzt.
 
Teilnehmer der Illner-Sendung, die das reaktionäre neokonservative politische Spektrum repräsentierten, haben, wie zu erwarten war, kein richtiges Contra gegen die NATO-Erweiterung in Europa zu geben. Ja, die Sendung machte noch einmal klar, dass es in Deutschland kein Contra gegen US-Interessenpolitik geben darf. Die Anwesenheit von Egon Bahr wirkte als schwaches Alibi, denn der alte SPD-Politiker war niemals ein NATO-Gegner.
 
Absurd und ahnungslos wirkten die Fragen von Maybrit Illner bezüglich der Einflusssphäre Russlands auf dessen nächste geographische Umgebung. Die Tatsache, dass sich nach der Öffnung der Ost-West-Grenze der Warschauer Pakt auflöste und trotzdem der Militärpakt der USA-Supermacht allein in Europa weiter bestand, verursachte keine Bedenken, keine Überlegung, keine intelligente Frage bei Maybrit Illner. Der russische Botschafter hat die Differenzen mit dem Westen als gegenwärtige Realität festgestellt. In Wahrheit hat der Kalte Krieg nie aufgehört, da die NATO in Europa weiterbesteht, ohne Gegenmacht, ohne Balance und damit die ungebremste, ungehinderte westliche potentielle Aggressivität. Deshalb erklärt Außenminister Sergerj Lawrow völlig zutreffend: "Die NATO-Expansion ist eine Fortsetzung des Kalten Krieges. Sie schließt nicht nur ein, die Trennungslinie zu erhalten, sondern diese Linie weiter nach Osten auszudehnen." Erstaunlicherweise hat die ZDF-Maybrit-Illner-Redaktion das Wesen der NATO überhaupt nicht begriffen, wie jeder hören konnte. Nicht einmal der ehemalige polnische Botschafter. Er sprach von der NATO, als ob es sich dabei um eine harmlose zulässige Organisation handelte, völlig unwissend, dass diese rechtlich gesehen eine illegitime Organisation ist, wie der einstimmige Beschluss des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag vom 8. Juli 1996 belegt. Darin wurde die nukleare Abschreckung der NATO-Strategie einstimmig als illegitim erklärt. Nach dem Bomben-Angriff auf Belgrad von März bis Juli 1999 hat die NATO ihre vernichtende Aggressivität und Gefährlichkeit völlig demaskiert und damit der ganzen Welt mit aller Brutalität gezeigt, worin ihre Abschreckungsstrategie besteht und wohin sie führt. Diese Tatsachen dürfte eine Moderatorin Maybrit Illner kennen, anstatt so banal die Einkreisung Russlands durch dieselbe kriminelle NATO anzusprechen.
 
Russische Maschinen, die im internationalen Luftraum ganz legal unterwegs waren, wurden von Maybrit Illner als Bedrohung geschildert. Aber die Raketen, die die USA demnächst an Polen liefern werden, mit einer Reichweite von bis zu 400 Kilometern in das russische Territorium hinein, waren bei Illner kein Thema. Auch nicht die dort stationierten US-Militärflugzeuge. <In diesem Jahr sind schon dreimal solche US-Flugzeuge von Basen in Italien und Deutschland aus nach Polen verlegt worden. Sie könnten auch stark befestigte Ziele zerstören. Als Eskorte würden polnische Flugzeuge somit arbeitsteilig an Atomschlägen mitwirken. ... Von solchen Machtdemonstrationen möchte die polnische Regierung noch mehr haben. Verteidigungsminister Tomasz Siemoniak sagte in Berlin am 26.10., Russland sei eine "Gefahr" für Osteuropa; deshalb müsse der Westen seine eigene Militärpräsenz dort ausbauen. ... sein Land aber wolle keinen neuen Kalten Krieg. Demokratien führten keine Kriege, fabulierte der Minister.> ("Mittun beim Atomschlag" von Reinhard Lauterbach, Nekielka - Junge Welt, 1.11.) Keine Frage von Maybrit Illner an den polnischen Teilnehmer über diese wahnsinnigen Machtdemonstrationen, die sich nur erklären lassen, wenn man Kriegsabsichten annimmt.
 
Dr. Willy Wimmer, ehemaliger CDU-CSU-Bundestagsabgeordneter mit Direkt-Mandat, ehemaliger Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium und Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung der OSZE (1994-2000) erklärte in einem Interview am 25.2.2014: "Die USA wollen Europa in den Krieg ziehen." Im Rückblick auf den 1. und 2. Weltkrieg befürchtet Willy Wimmer, dass ein möglicher Kriegsherd in der Ukraine auch einen Krieg in Europa auslösen könnte. Wissen Maybrits Redakteure darüber nichts?
 
<In dieser Lage hat Russland,...entsprechend dem klassischen Machtbalance-System, kraftvoll den Vereinigten Staaten und der EU bedeutet, dass jetzt die Grenze erreicht ist, wo Russland, um nicht wie Jugoslawien oder Irak aufgelöst und vernichtet zu werden, bereit ist, sich militärisch zu verteidigen. Wenn die USA und die EU das Spiel weiter treiben, kommt es zu einem neuen Krieg, einem größeren Krieg in Europa. Mit aller Wahrscheinlichkeit kein Atomkrieg (außer vielleicht mit kleineren taktischen Atomwaffen). Aber ein Krieg, der das Niveau der beiden vergangenen Weltkriege in Europa erreicht. Ein Krieg, nach dem zumindest Deutschland - wie Karthago, worauf Berthold Brecht verwies - vermutlich zu einem verwüsteten Ödland wird, wie die Großmächte der Antike jetzt in Zentralasien.> (aus dem Buch "Die Ukraine im Fokus der NATO. Russland - das eigentliche Ziel" von Brigitte Queck).
 
Vollständig zynisch klingt es, wenn Serbien als erwünschtes Mitglied der NATO-USA genannt wird, wo doch alle Welt weiß, dass jede serbische Regierung die NATO wegen der schrecklichen NATO-Bombardierungserfahrungen in ihrem Land als abstoßend kriminell ablehnt.
 
<Die US-Administration anerkannte im Juni 1998 öffentlich die Terrororganisation, genannt KLA (Kosovan Liberation Armee), als "Befreiungs" Organisation an. Der britische Colonel John Crossland, der damals britischer Militärattaché in Belgrad war, hat dem Haager Tribunal ein schriftliches Zeugnis überreicht, in dem unter anderem vermerkt war, dass sich im Juni 1998 Präsident Clinton, Richard Holbrooke und Madeleine Albright entschlossen hatten, Milosevic zu stürzen und festlegten, dass die KLA (eine terroristische Organisation) im Kosovo der "Türöffner" dafür war, dieses Ziel objektiv zu erreichen. "Von diesem Moment an war es absolut irrelevant, was wir über die KLA dachten, ob es eine Terror- oder eine Befreiungsorganisation war, da "das Zentrum der Macht entschieden hatte, dass es ein Alliierter war". Diese Organisation wurde während der NATO-Aggression gegen Jugoslawien, die am 24. März 1999 begann, eine Basisorganisation der NATO. Die NATO war in der Luft und die KLA am Boden. Aktuell sehen wir eine ähnliche Vorbereitung einer solchen Aggression>. (Syrien, Ukraine) So Brigitte Queck in ihrem Buch "Die Ukraine im Fokus der NATO. Russland - das eigentliche Ziel" (Zambon Verlag, 2014).
 
Wonach trachtet eine solche armselige Maybrit-Illner-Sendung? Eine regierende Volkspartei, die CDU, zeigt sich aus unbekannten Gründen völlig in den Händen der Kriegstreiber und Wahnsinnigen aus Washington. Erst der unerwartete überraschende Auftritt gegen Russland von Angela Merkel in Sydney (15.11.), dann der CDU-Mann und Bundeskanzleramtschef Altmaier bei Maybrit Illner, der weiterhin medial Obama hinterherhinkt. Das politische Register für Deutschland hat offensichtlich nicht die CDU in den Händen, sondern die US-Regierung. Das wurde in dieser ZDF-Sendung am 20.11. kristallklar, als Illner sich nicht scheute, Obama als Patron im Hintergrund zu zeigen.
 
Besonders auffällig war in dieser Sendung auch, dass die erfolgreiche Mission vom deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier in Moskau gar nicht erwähnt wurde. Wieso eigentlich fragt sich jeder aufmerksame Zuschauer. Die einzige Erklärung, die sich anbietet, ist, dass Steinmeiers Diplomatie ganz offensichtlich nicht in den Anti-Russland-Propaganda-Auftrag der Sendung passte. Die Gespräche des deutschen Außenministers mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow im Kreml am 18.11. waren ja erfolgreich, wie ihre gemeinsame Pressekonferenz in Moskau zeigte. Zum Schluss wurde Steinmeier sogar von Präsident Wladimir Putin empfangen. Das wurde in deutschen Medien nicht nur vertuscht, sondern der Erfolg wurde dort, wo man darüber berichtete, hinterhältig als Misserfolg, als Scheitern dargestellt, um das hässliche Gesicht der Kanzlerin zu wahren.
 
Der investigative Journalist Rainer Rupp weist auf das jüngste Gespräch von Außenminister Sergej Lawrow mit seinem US-Amtskollegen John Kerry hin, worüber Lawrow bei einer Anhörung vor dem russischen Parlament am 18.11. berichtete. <Auf den Hinweis, Obama habe doch kurz zuvor erneut Russland zur größte Gefahr für die Welt nach Ebola und IS erklärt, habe Kerry Lawrow aufgefordert, das "zu vergessen". Hatte der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier bei seinem Besuch am 18.11. nach den Ausfällen Angela Merkels gegen Putin in Australien eine ähnliche Aufgabe wie Kerry?> (Leitartikel: "Ukraine und Beziehung USA-Russland - Wozu "totaler Krieg"?" von Rainer Rupp, Junge Welt, 21.11.).
 
Die unverschämten Unterstellungen gegen Russland von Kanzleramtschef Peter Altmaier bei Maybrit Illner zeigen das Gegenteil. Das Bundeskanzleramt ist nicht dabei, sich beim russischen Präsidenten zu entschuldigen oder aus dem Schlamassel einen Ausweg zu suchen, sondern es bleibt bei seinem Fehlkurs. Verantwortungslos blind, aber im Sinne der US-Interessenpolitik. Das lässt eine Zäsur in der Koalition erkennen. Zweifellos hat sich der deutsche Außenminister im Kreml für den gravierenden Faux-Pas der deutschen Kanzlerin entschuldigt. Es wäre empfehlenswert und ein Ausweg, wenn die Regierungskoalition zerbräche, damit endlich konsequent und klar eine Außenpolitik im Interesse Deutschlands verfolgt werden kann. Die SPD darf sich nicht weiter für eine hoch gefährliche Außenpolitik benutzen lassen. Die konstruktive Arbeit des SPD-Außenministers wird dadurch torpediert.
 
<Allerdings scheint auch der Merkel-Regierung in Berlin langsam klargeworden zu sein, dass sie in puncto Drohgebärden gegen Moskau, wenn es darum geht, die russophoben osteuropäischen Staatschefs zu beruhigen, nicht mit den US-Amerikanern mithalten kann. Erst recht nicht, wenn Berlin weiterhin gute Wirtschaftsbeziehungen zu Russland beibehalten will. Hier hat sich Berlin mit seinem Ukraine-Abenteuer in eine Zwickmühle manövriert, aus der es nicht herauskommen wird, ohne politisch und ökonomisch Federn zu lassen>. ("Ukraine-Krise - deutsche Strategie in der Sachgasse?" von rwr - Kolumne Junge Welt, 14.11.)
 
Wolfgang Gehrke, Stellvertretender Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE im Bundestag aktualisiert die Lage in der Ukraine nach seiner Reise dorthin, die er zusammen mit seinem Kollegen Andrej Hunko unternahm, so: <Mir ist noch einmal klargeworden, wie festgefahren und aggressiv die jetzige Regierung der Ukraine auf den Aufstand im Osten des Landes reagiert. In Kiew spricht man mittlerweile sogar von "totalen Krieg" - das gilt für die Anhänger des Staatspräsidenten Petro Poroschenko ebenso wie für die von Regierungschef Arzenj Jazenjuk.> ("Ukrainische Regierung spricht schon von "totalem Krieg". Gespräch mit Wolfgang Gehrke, Junge Welt, 20.11.) Keine Reaktion bei Maybrit Illner, gar keine Frage, als ob es völlig normal wäre und als ob sie nicht wüsste, dass dieser ungeheuerliche Ausdruck von totalem Krieg auf die berüchtigte Sportpalastrede von Joseph Göbbels 1943 zurückgreift. Läßt das Maybrit Illner und ihre Redaktion völlig unerschüttert und kalt? Ist das Umgehen mit Faschisten völlig normal für die deutsche Bundesregierung und deutsche Redaktionen?
 
Wolfgang Gehrke weiter: <Die Regierung und die hinter ihr stehenden Kräfte setzen alles daran, die Ostukraine militärisch zu besiegen... Das ist ein Riesenproblem - nicht nur für die Ukraine selbst, sondern für ganz Europa... Wir haben die Rolle von Faschisten in der Ukraine mehrfach thematisiert, mit unterschiedlicher Resonanz. Linke Oppositionelle geben uns Recht, was die faschistische Gefahr angeht. Andere leugnen sie rundweg ab - wie es ja auch die deutsche Regierung macht. In der Ukraine hat sich die Form geändert, in der sich der Faschismus äußert: Die unmittelbare Bedrohung... ist vielmehr so, dass mittlerweile nicht nur im Parlament, sondern auch in der Regierung und an vielen Schaltstellen des Staatsapparates viele Rechte sitzen. Man fühlt sich auf den Straßen von Kiew nicht mehr sicher, wenn man weiß, dass ein Faschist der örtliche Polizeichef ist. Was macht Deutschland? Die ukrainische Armee handelt mit äußerster Brutalität, und ich fürchte, dass sie die noch steigert. Die Volksmilizen haben einen ungeheuren Rückhalt in der Bevölkerung der Ostukraine. Andrej Hunkos und mein Resümee ist: Die alte Ukraine gibt es so nicht mehr, es müssen unbedingt neue Vorstellungen entwickelt werden. Nötig ist ein Konzept, das auf Partnerschaft mit Russland setzt und nicht auf Krieg. ... In Donezk gibt es eine Kinderklinik, die dringend Medizin braucht. Warum sollte es nicht möglich sein, aus Deutschland einen Hilfskonvoi dorthin zu schicken? Mit Unterstützung der Bundesregierung selbstverständlich.> (Interview: Peter Wolter, Junge Welt, 20.11.)
 
Eine seriöse Politik-Sendung müsste Wolfgang Gehrcke oder Andrej Hunko als Teilnehmer einladen, die gerade aus der Ukraine zurückgekommen sind. Dadurch könnte eine ZDF-Sendung dazu beitragen, dort zu helfen, wo menschliche Hilfe dringend nötig ist. Nur Russland ist aktiv und präsent mit humaner Hilfe für die Bewohner der unabhängigen Volksrepubliken im Donbass. Mindestens eine menschliche Geste aus Deutschland sollte eine Fernseh-Sendung fördern können, anstatt in niederträchtige Propaganda gegen Russland zu verfallen. Alle Politik-Sendungen müssen klarstellen, was der Außenminister und der Präsident Russlands wiederholt erklärt haben: "Diejenigen, die auf einen Bürgerkrieg in der Ukraine zielen, mit dem Versuch, einen großen, ernsthaften und blutigen Krieg vom Zaune zu brechen, verfolgen eine kriminelle Politik. Aber wir werden diese Politik nicht nur verurteilen, sondern wir werden sie stoppen." Es ist wünschenswert, dass es Russland gelingt, die EU/USA in ihre Schranken zu weisen. Die USA/NATO sind ein Fremdkörper in Europa und dazu ein sehr gefährlicher, denn sie spielen mit dem atomaren Risiko gegen die Interessen Europas. Die USA müssen deshalb zum Rückzug aus Europa gedrängt werden. Es war schon unverantwortlich genug, sie schon so lange mitten in Europa geduldet zu haben. Gegen jede Vernunft und gegen die eigenen europäischen Interessen. Vor allem aber richtet sich die NATO gegen die gemeinsame europäische Sicherheit. Hier müssen sich deutsche Medien für Europas Existenz einsetzen. In voller Klarheit und in Kenntnis der realen verankerten Gefahr auf dem Kontinent.
 
<Wie gegen Wahnbilder kämpfen? Was wir sagten, ist vergeblich gegen eine Mentalität, die nicht hören will ... Die Lüge ist das Schlimmste in der Tat. ... Wir leben unter Rasenden, unter Wahnsinnigen. Vom Zustand der deutschen Lüge machen Sie sich keinen Begriff ... alle Zeitungen sind dem Wahn verfallen... Was tun? Zu Menschen sprechen, die sich den Finger in die Ohren stopfen und laut brüllen, um nicht denken zu müssen?> So Stefan Zweig in einem Brief an Sigmund Freud in den dreißiger Jahren. Es ist sehr bedrückend festzustellen, dass sich die geistige Lage wenige Generationen später nicht grundsätzlich geändert hat.
 
Zum Glück ist heute die deutsche Bevölkerung befreit vom Gift des Krieges und der Gewalt. Aber die Welt befindet sich weiterhin im Atom-Zeitalter, was die Gefahr der globalen Vernichtung ins Extreme steigert, wenn die westliche Außenpolitik weiter auf Konfrontation und Aggressivität setzt.
 
Die Einschätzung Russlands von Fidel Castro ist hoch aktuell und sehr treffend. Bei einer Zusammenkunft mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am 13.7.2014 sagte der ehemalige Staatschef Kubas: <Russland ist aus dem „Systemimperativ seiner und der NATO-Existenz“ die Friedensmacht in Europa, die die NATO stoppen kann!>. (Berliner Zeitung, 13.7.2014) Und das wissen die USA/NATO nur allzu gut! Deshalb verfallen sie in unkontrollierte propagandistische Reaktionen gegen Russland. Nicht zu vergessen, dass Obama noch schwächer geworden ist, nachdem die Republikaner die Oberhand durch die Kongress-Wahl am 2.11. gewonnen haben. Obamas unbesonnene Tirade gegen den russischen Präsidenten gehört also zu seiner Appeasement-Haltung gegenüber der extremen Rechten in Washington.
 
Aber warum fühlt man sich in deutschen Redaktionen verpflichtet, dieser unsäglichen US-Präsidenten-Linie gegen Russland nachzueifern? Wie soll das im Einklang stehen mit der Aufgabe der deutschen Medien, als Kontroll-Instanz der Bundespolitik zu funktionieren? Bemerkt die Illner-Redaktion die hochgefährliche Lage nicht, die eine so aggressive Haltung gegen Russland für Europa heraufbeschwört? Sie sollte sich darüber klar werden, dass die dummen Attacken der CDU-Regierung gegen Moskau den Frieden in Europa in sinnloser, unverantwortlicher Weise gefährden. Die Vernunft führt zu der berechtigten Frage: Was will Berlin mit diesem gefährlichen Unsinn erreichen? Wie weit will Europa gegen Russland gehen?
 
Ganz präzise stellt der investigative Journalist Rainer Rupp die hoch aktuelle Frage: <Wie lange kann die Berliner Koalition durchhalten, den provokativen Kurs der USA an der Seite Kiews zu stützen - gegen den Widerstand großer Teile der deutschen Industrie und Bevölkerung und bei Aufweichungserscheinungen in den eigenen Reihen, insbesondere in der SPD. Selbst die EU-Kommission fühlt sich von Kiew abgezockt. Zugleich scheint die Führungsmacht USA nicht mehr zu wissen, wer hier wohin führt.> (Wozu "totaler Krieg"? von Rainer Rupp, Junge Welt, 21.11.14)
 
Die Programmdirektion des ZDF und die Redaktion "Maybrit Illner" müssen sich besinnen. Sonst erleben wir dasselbe wahnsinnige Medien-Vorspiel, wie in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, als sich Journalisten der Aggression und Feindseligkeit am Rand des Abgrunds verschrieben, entgleisten und letztendlich in eitler Arroganz und größenwahnsinnigem Siegesrausch zusammen mit ihrem Land in den Abgrund stürzten. (PK)
 
Luz María de Stéfano Zuloaga de Lenkait war chilenische Rechtsanwältin und Diplomatin. Seit dem Putsch gegen Salvador Allende und dem Beginn der Militärdiktatur in Chile lebt sie in Deutschland.


Online-Flyer Nr. 486  vom 26.11.2014

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