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Aktueller Online-Flyer vom 21. November 2024  

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Fotogalerien
Aus Projekten der Kölner Arbeiterfotografie der 70er/80er Jahre
Stadtplanung – für wen?
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

"Stadtplanung – für wen?" – Das war eine Ausstellung der Kölner ArbeiterfotografInnen für die Bürgerinitiative Nördliche Altstadt – kurz BINA. Sie stammt aus dem Jahr 1978. Die Ausstellung war das Ergebnis eines der zahlreichen Projekte der Kölner ArbeiterfotografInnen zu einer breiten Palette von Themenkomplexen: Arbeitswelt – Stadtplanung – Situation von Frauen, Kindern, Flüchtlingen, Ausländern, Roma und Sinti – Widerstand – Frieden, Rüstung, Krieg... Die hier gezeigte Fotogalerie mit Bildern aus dem Projekt "Stadtplanung – für wen?" ist damit als ein Beispiel für das vielfältige Wirken der Kölner ArbeiterfotografInnen zu sehen. Die Original-Ausstellungstafeln aus diesem und weiteren Projekten werden von Februar bis Juli 2015 im Museum Reina Sofia in Madrid im Rahmen einer aus aller Welt zusammengetragenen Präsentation über Engagierte Fotografie der 70er und 80er Jahre zu sehen sein – in Nachbarschaft unter anderem zu Picassos Guernica (siehe Hinweis).


STADTAUTOBAHN: Der Fortschritt rollt... im Interesse der Bürger? (Fotomontage)


Nord-Süd-Fahrt am Ebertplatz: Riesige Rollbahnen zerteilen das Viertel.


Ebertplatz: "Erholungsanlage für Kölner Bürger"


Ebertplatz: "Erholungsanlage für Kölner Bürger"


Ebertplatz: "Erholungsanlage für Kölner Bürger"


Hier gibt es ihn noch: den Laden an der Ecke.


Aus Hinterhöfen könnte man sicherlich mehr machen.


Hier gibt es ihn noch: den Laden an der Ecke.


Weissenburgstraße im Agnes-Viertel: Wohnstrassen werden von Autos verstopft.


Wochenmarkt auf dem Sudermannplatz – dahinter die vom Abriss bedrohte Alte Feuerwache


"Pänz ins Fort!": Wir brauchen einen Abenteuerspielplatz – Aktion der BINA im Sommer 1977 im Fort X


Vom Grüngürtel zur Stadtautobahn – Juli 1977


Vom Grüngürtel zur Stadtautobahn – August 1977


Vom Grüngürtel zur Stadtautobahn – September 1977


Vom Grüngürtel zur Stadtautobahn – Januar 1978


Vom Grüngürtel zur Stadtautobahn – März 1978


Stadtplanung – für wen? (Fotomontage)


Stadtplanung – für wen? (Fotomontage)


Stadtplanung – für wen? (Fotomontage)


Für Kinder gibt es täglich weniger Spielfläche. (Fotomontage)

Mit dem Text der Titeltafel der Ausstellung "Stadtplanung – für wen?" wird deutlich, worum es ging: „In wessen Interesse wird Stadtplanung betrieben? Indem wir diese Frage stellen, ist eigentlich schon beantwortet, was uns bewegt, uns mit der Problematik der Stadtplanung auseinanderzusetzen. Wenn durch den Bau einer Straße eine Grünanlage zerstört wird, wenn ein gut erhaltenes Gebäude abgerissen wird und dafür ein Versicherungskoloss entsteh, oder wenn Kinder in einem Stadtviertel immer weniger Möglichkeiten zu kreativem Spielen finden, dann ist dieses, so meinen wir, keine unbeeinflußbare Entwicklung, die über den wehrlosen Bürger einer Stadt hereinbricht, sondern ein Prozeß, der sehr wohl aufzuhalten und in eine andere Richtung zu lenken ist. Da Stadtplanung also allgemein im Interesse von Banken, Versicherungen, Kaufhauskonzernen und Automobilindustrie betrieben wird, haben wir uns die Aufgabe gestellt, diejenigen Kräfte zu unterstützen, die für die Interessen der Bevölkerung eintreten. Daraus ergab sich für uns die Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative nördliche Altstadt (BINA) und die Mitarbeit im Bürgerzentrum Alte Feuerwache, das in der nördlichen Altstadt für ein selbstverwaltetes Bürgerzentrum kämpft, für den Bau eines Abenteuerspielplatzes und die Verkehrsberuhigung innerhalb des Stadtteils.“


Ausstellung "Stadtplanung – für wen?", beim Sommerfest der BINA 1978 auf dem Gelände der Alten Feuerwache

Arbeiterfotografie ist und war politisch engagierte Fotografie, ist und war das Zusammenwirken mit Kräften der Gesellschaft, die sich einsetzen für eine bessere, gerechtere Gesellschaft. „Arbeiterfotografie ist eine parteiunabhängige Vereinigung, deren Mitglieder im Interesse der arbeitenden Bevölkerung fotografieren. Arbeiterfotografie als realistische Fotografie soll die menschlichen und materiellen Probleme als gesellschaftlich bedingte bewusst machen, soll Dokumentation und fotografische Gestaltung  der Lebens- und Arbeitsbedingungen der arbeitenden Menschen, ihren politischen Kampf, aber auch ihre Persönlichkeiten, ihre Ideen und Freuden in den Mittelpunkt stellen. Sie knüpft damit an die Erfahrungen der Arbeiterfotografen-Bewegung der zwanziger und dreißiger Jahre an. Sie muss von den Interessen der demokratischen Bewegung unseres Landes bestimmt sein und dazu beitragen, soziale und politische Konflikte auf gesellschaftliche Perspektiven zu orientieren. Arbeiterfotografie als alternative Fotografie tritt der Flut von Bildern entgegen, die in den bürgerlichen Massenmedien und der Freizeitindustrie ein wirksames Mittel zur Verschleierung der gesellschaftlichen Wirklichkeit sind. Die Arbeiterfotografen unterstützen mit ihrem Medium, der Fotografie, den antimonopolistischen und antifaschistischen Kampf. Sie setzen sich gegen jeden Abbau demokratischer Rechte und für eine demokratische Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse in unserem Land ein.“ So heißt es in der Satzung des 1978 gegründeten Bundesverbands Arbeiterfotografie, deren Teil die Kölner Gruppe war und ist.

In den 70er und 80er Jahren entstanden in der "Arbeiterfotografie Gruppe Köln" unter anderem folgende Ausstellungen: "Wohnen in Köln" (1975), "Spielen am Brüsseler Platz" (1976), "Chilenische Flüchtlinge in Köln" (1976), "Stadtplanung für wen?" (1978), "'Frauen am Arbeitsplatz" (1978), "Mülheim – Portrait eines Kölner Stadtteils" (1979), "Ausländische Kinder in Köln" (1979-81), "NachRüstung kommt Krieg" (1981), "No Future? – Jugendliche in der BRD" (1981/82), "Ohne Arbeit gehste kaputt – Arbeitslose Frauen in Köln" (1982/83), "Sage niemand, er habe es nicht wissen können – Betrachtungen zum Thema Nachrüstung" (1983-86), "Widerstandskämpfer – gegen das NS-Regime" (1985), "Roma - das heißt Mensch" (1987), "Wieviel Straße braucht der Mensch? – Verkehrsberuhigung im Agnes-Viertel" (1987), "Industrie und Alltag in Ehrenfeld gestern und heute" (1989).

Für die Geschichtsschreibung bleibt also noch einiges aufzuarbeiten und zu zeigen – vielleicht in den kommenden Wochen und Monaten anhand von weiteren Projekten der Arbeiterfotografie in Form von weiteren Fotogalerien.

In einer Reihe von Auseinandersetzungen, bei denen es darum ging, im städtischen Raum bestimmte Entwicklungen zu verhindern bzw. Forderungen der Bürger durchzusetzen, und bei denen dies gelungen ist, hat die Arbeiterfotografie unterstützend mitgewirkt. Die Verhinderung der Stadtautobahn zwischen nördlicher Altstadt und dem Stadtteil Nippes im Zusammenwirken mit der BINA und der Nippeser Baggerwehr ist ein Beispiel. Die Durchsetzung der Forderung, dass die Alte Feuerwache im Agnesviertel erhalten geblieben und schließlich zu einem selbstverwalteten Bürgerzentrum geworden ist, ist ein weiteres Beispiel. Und auch die Verkehrsberuhigungen im Agnesviertel und am Brüsseler Platz gehören zu den Erfolgen, an denen die Arbeiterfotografie beteiligt war.(PK)


Hinweis zur Ausstellung:

Aún no. Sobre la reinvención del documental y la crítica del modernismo, 1968-1989
Not yet. On the Reinvention of Documentary and the Critique of Modernism, 1968-1989
11. Februar bis 13. Juli 2015
Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía
Calle Santa Isabel, 52, 28012 Madrid
http://www.museoreinasofia.es/exposiciones/aun-no-sobre-reinvencion-documental-critica-modernismo-1968-1989

Online-Flyer Nr. 488  vom 10.12.2014

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