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Lokales
Bündnis gegen Castorexporte kritisiert „Entsorgungs“Konzeptpapier des FZJ
Auseinandersetzungen um Atommüll gehen weiter
Von Peter Kleinert

AtomkraftgegnerInnen fordern sicherheitsorientierte Konzepte und die Rückkehr des Landes NRW zu Recht und Gesetz. „Entsorgungs“konzepte konzentrieren sich offenbar auf Export der „Verantwortung“. Nach der Ankündigung des Forschungszentrums Jülich (FZJ) vom 15. Dezember 2014, das Genehmigungsverfahren für die Castor-Einlagerung in Ahaus wieder aufzunehmen, nach Einsicht in das bisher zurückgehaltene Konzeptpapier des FZJ zur Zukunft der Castoren und nach einem Bericht des für die Atomaufsicht zuständigen NRW-Wirtschaftsministers Garrelt Duin in der Atommüllkommission sind die AtomkraftgegnerInnen weiterhin verärgert.
 

NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin
Quelle: wikipedia/ © Raimond Spekking /
CC BY-SA-4.0
Wirtschaftsminister Duin hatte am 5. Dezember 2014 betont, dass es dem FZJ überlassen bleibe, ob man einen Export in die USA, einen Transport in das Zwischenlager Ahaus oder einen Verbleib in einem neu zu errichtenden Zwischenlager in Jülich vorantreibe. Eine aktive Mitwirkung an der Entwicklung dieser Konzepte schließe er aus, heißt es in einer Pressemitteilung von Marita Boslar von Westcastor.
 
In der Vergangenheit hätte das FZJ jedoch mehrfach seine Verantwortung nicht hinreichend wahrgenommen und sei durch Intransparenz und Falschinformationen aufgefallen. Auch das aktuelle FZJ–Konzeptpapier vom 31. Oktober 2014 für die Atomaufsicht musste offenbar mehrfach nachgebessert werden.
 
Aus Sicht der AtomkraftgegnerInnen kann damit nicht vom nötigen Vertrauen die Rede sein. Dass Minister Duin das FZJ gewähren lasse, werfe "ein besorgniserregendes Licht auf die Rolle der Politik. Das Land NRW ist nämlich nicht nur Miteigentümer des FZJ, sondern muss auch 30 Prozent der immensen Jülicher Entsorgungskosten tragen", so Marita Boslar von Westcastor.
 
"Das FZJ setzt seit zwei Jahren einseitig auf einen Export des Atommülls in die USA. Entscheidend hierfür ist laut dem uns jetzt vorliegenden 27-seitigen FZJ-Konzept vom 31. Oktober 2014 ein rein zeitliches Argument, da diese Variante angeblich innerhalb von drei Jahren abgeschlossen werden kann. Die Alternativen würden laut FZJ wesentlich mehr Zeit in Anspruch nehmen."
 
Für den Transport der Castoren nach Ahaus würden mehr als fünf Jahre, für den Neubau eines Zwischenlagers in Jülich nahezu neun Jahre veranschlagt. Bei der US-Variante werde optimistisch angenommen, dass der gesamte Transport in die USA einschließlich von neun Schiffstransporten über den Atlantik innerhalb eines Jahres möglich sei. Umweltaspekte würden im FZJ-Konzeptpapier nicht diskutiert.
 
Die von Minister Duin reklamierte "unabhängige gutachterliche Prüfung des FZJ-Konzeptpapiers durch den TüV Nord" werde von den AtomkraktgegnerInnen mit Skepsis zur Kenntnis genommen. Angesichts der komplexen Materie seien vielmehr spezielle Gutachten zu jeder einzelnen der genannten Varianten erforderlich – "unter Einbeziehung nuklear-kritischer Experten".
 
Obwohl eine Entfernung der Castoren aus dem aktuellen genehmigungslosen Jülicher Lager vor November 2016 nicht beginnen kann, da die Krananlage vernachlässigt wurde und saniert werden muss, strebe das FZJ laut Konzeptpapier einen Vertragsabschluss mit den USA für Mai 2015 an.
 
Marita Boslar von Westcastor: „Es stellen sich da noch einige Fragen. Zunächst sprach der Minister noch im Sommer dieses Jahres ein Machtwort und forderte das Forschungszentrum ultimativ auf, ein schlüssiges Konzept zum Umgang mit den hochradioaktiven Abfällen zu entwickeln. Jetzt stellt er den Betreibern fast einen Freibrief aus. Das FZJ hat sich im Laufe vieler Jahre als Verantwortungsträger disqualifiziert. Woher der Minister nun das Vertrauen nimmt und dem FZJ die Kompetenz zuspricht, bleibt rätselhaft. Die Absicht, den Atommüll unter sachlich kaum haltbaren Argumenten und entgegen einschlägigen Gesetzen in die USA abzuschieben, weil dies am schnellsten
gehe, bestätigt die Verantwortungslosigkeit, mit der man in Jülich, Düsseldorf und Berlin die Problematik exportieren will.“
 
Die AtomkraftgegnerInnen weisen darauf hin, dass es nicht darum gehen darf, wie man Atommüll möglichst schnell los wird, sondern dass es darum gehen muss, einen möglichst sicheren und verantwortungsvollen Umgang damit zu finden. Sie fordern, Sicherheitsaspekten Vorrang einzuräumen. Dann aber dürfte der Atommüll weder in die USA exportiert, noch nach Ahaus verschoben werden.
 
„Wir brauchen endlich ein modernes Atommülllager in Jülich – gleichermaßen gegen Erdbeben und Flugzeugabstürze gesichert. Hierauf haben die Menschen in der Region ebenso ein Anrecht, wie die, die Dutzenden von Atommülltransporten ausgesetzt wären.Was wir nicht brauchen, ist Sankt-Florians-Aktionismus und das rechtswidrige Abwälzen von Verantwortung“, erklärt Claudia Baitinger Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) NRW.

Die Antiatominitiativen rufen zu Protesten in Ahaus am Sonntag, 21. Dezember um 14 Uhr vor dem Ahauser Atommülllager auf. „Wir haben 2012 die Castortransporte nach Ahaus mit dem Autobahnaktionstag und anderen Protesten verhindert – und werden dies auch wieder tun“, so Matthias Eickhoff von SOFA (Initiative für den sofortigen Atomausstieg) aus Münster. "Weder Ahaus noch USA sind für die Antiatominitiativen eine Option. Das FZJ muss für
den eigenen Atommüll endlich auch selbst die Verantwortung übernehmen." (PK)

 
Kontakte: Marita Boslar, Westcastor: 0171 7642267 oder 02461 9367093
Claudia Baitinger, Arbeitskreis Atom des BUND NRW: 0172 28 17 451 oder 02369 24296, Claudia.Baitinger@bund.net
Dr. Rainer Moormann: 0157 76815826 oder 0241 158260
Das Westcator vorliegende FZJ-Konzeptpapier wird auf Wunsch zur Verfügung gestellt.


Online-Flyer Nr. 490  vom 24.12.2014

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