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Die Zukunft des Islam im PEGIDA-Zuschnitt
Neutralisieren, ausschalten, eliminieren
Von Ulrich Gellermann
"200 Dschihadisten neutralisiert", erzählt der französische Verteidigungsminister Jean-Ives Le Drian jüngst einer Öffentlichkeit, die schon weiß, dass Dschihadisten Terroristen sind und dass die wiederum Islamisten sind und wo der Islamist ist, da kann der Islam, denkt sich der gewöhnliche Bundesbürger, nicht weit sein. Das schöne Wort "neutralisieren", gern mit ausschalten oder eliminieren übersetzt, kommt aus dem James-Bond-Wörterbuch: Es klingt nach Mann gegen Mann, nach Abenteuer und trockenen Martinis. Dass es sich um heraushängende Gedärme handelt, um spritzende Gehirnmasse und abgerissene Gliedmassen, wenn "neutralisiert" wird, wer mag das schon wissen in einer Welt der Gewissheiten von Gut und Böse.
Online-Flyer Nr. 490 vom 24.12.2014
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Die Zukunft des Islam im PEGIDA-Zuschnitt
Neutralisieren, ausschalten, eliminieren
Von Ulrich Gellermann
"200 Dschihadisten neutralisiert", erzählt der französische Verteidigungsminister Jean-Ives Le Drian jüngst einer Öffentlichkeit, die schon weiß, dass Dschihadisten Terroristen sind und dass die wiederum Islamisten sind und wo der Islamist ist, da kann der Islam, denkt sich der gewöhnliche Bundesbürger, nicht weit sein. Das schöne Wort "neutralisieren", gern mit ausschalten oder eliminieren übersetzt, kommt aus dem James-Bond-Wörterbuch: Es klingt nach Mann gegen Mann, nach Abenteuer und trockenen Martinis. Dass es sich um heraushängende Gedärme handelt, um spritzende Gehirnmasse und abgerissene Gliedmassen, wenn "neutralisiert" wird, wer mag das schon wissen in einer Welt der Gewissheiten von Gut und Böse.
Karikatur: Kostas Koufogiorgos
"In Deutschland sympathisiert fast jeder zweite Bundesbürger mit Demonstranten, die gegen die Terrormiliz 'Islamischer Staat' und die 'Islamisierung des Abendlandes' auf die Straße gehen", weiß die angeblich intellektuelle ZEIT zu berichten und tischt dem erschrockenen Leser eine selbst hergestellte Neuigkeit auf: Jetzt geht es auf den Dresdener Straßen, behauptet die ZEIT in ihrer Umfrage, also auch um den Kampf gegen den IS. Auch wenn die PEGADISTEN sich bisher eigentlich auf das Abendland beschränkten, da die ZEIT die beiden Kämpfe in ihrer Umfrage miteinander verklammert, liegt sie voll im Trend. Der Islam, na schön, der radikale Islam, muss bekämpft werden wo er auftritt. Abendland, Morgenland, es geht, wie immer, um Menschenrechte.
Leute wie der Außenminister Frank-Walter Steinmeier sind es, die solche Trends herstellen. Sollen doch bald Bundeswehrsoldaten in den Irak und weil sich Steinmeier nicht ganz sicher ist, ob denn auch wirklich alle SPD-Bundestagsabgeordnete diesem Einsatz (auch Operation genannt, Mission oder Mandat, aber keinesfalls "Krieg") zustimmen werden, schreibt er denen einen Brief, in dem er eine "Bitte der irakischen Regierung nach Unterstützung" erwähnt, der man sich nicht "verschließen" könne. Der Befreiung der Sprache vom Sinn geht immer und gern die Entleerung des Gehirns voraus: Wer ist die "irakische" Regierung? Sie wurde unter Kriegsrecht gewählt und ist letztlich das Produkt eines Krieges, den die USA gegen den Irak geführt haben, und der ein zerstörtes, zerrüttetes, zermürbtes Land hinterlassen hat. Saddam wurde "neutralisiert", Mission Accomplished, es ist vollbracht, Land kaputt, Auftrag erledigt.
Nun sollen auch die Deutschen - so will es eine Regierung, die ob der Pegadisten Sorge heuchelt - in den Irak und heizt so die allgemeine Islamophobie mit einem "Einsatz" an. Seit mehr als zehn Jahren ziehen deutsche Soldaten in den von den USA ausgerufenen "Krieg gegen den Terror". Und zumeist wird den Gegnern in diesem Krieg das Etikett des Islam angeklebt. Doch der Westen, in dessen Zwangsjacke deutsche Regierungen gern und begeistert stecken, macht mehr als ankleben. Er produziert geradezu islamistische Terroristen: Von den afghanischen Taliban, die dem Westen ein guter Partner im Kampf gegen die Sowjetunion waren, über die Zerstörung Libyens, die Terror-Banden aller Art hervorbrachte, die mit dem Islam wedeln um ihren Raubzügen eine religiöse Maske aufzusetzen, bis hin zum Versuch eines Regime-Changes in Syrien, der dem "Islamischen Staat" fast so viel Geld, Waffen und Personal zuführte wie der Irak-Krieg.
Die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan, sie wollte mal Bundespräsidentin werden, sagte vor ein paar Tagen bei Günther Jauch: "Was früher das Judentum war, ist heute der Islam." Sofort meldet sich in der WELT der Pawlowsche Terrier Henryk M. Broder und beißt wild um sich: "Gibt es irgendwo einen jüdischen Staat, in dem Dieben die Hände abgehackt, Ehebrecherinnen gesteinigt und Homosexuelle aufgehängt werden?" Das ist der eklige Schaum vor dem Mund, der sich in Deutschland Staatsraison nennen darf und dem keiner die Frage entgegenhält ob es irgendwo einen arabischen Staat gibt der in wenigen Tagen 500 Kinder umgebracht hat, wie das die israelische Armee in Gaza so tapfer leistete.
"Die Angst vor radikalen Islamisten treibt laut der Umfrage eine Vielzahl der Menschen in Deutschland um. 73 Prozent der Bundesbürger gaben an, Sorge zu haben, dass der radikale Islam an Bedeutung gewinnt", schreibt die ZEIT und schämt sich nicht. Denn die ZEIT, eines der vielen deutschen Pro-Irak-Krieg-Medien, ist an der Herstellung radikaler Islamisten führend beteiligt. Wie die vielen anderen Zeitungen und Sender, die sich bis heute nicht bei ihren Konsumenten für ihre Zustimmung zum Afghanistan-, Libyen- und Syrienkrieg entschuldigt haben. Sie alle sind PEGIDA. (PK)
Diese Glosse haben wir mit Dank von Ulrich Gellermanns Blog
Online-Flyer Nr. 490 vom 24.12.2014
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