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Fotomontagen von Jos Deenen im 25. Jahr der Galerie Arbeiterfotografie
art is like religion
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
Eine Flut desorientierender Bilder erstickt heutzutage das Bewusstsein der Menschen im "Westen" der Welt. Ist es denkbar, diese Bilder so zusammenzuführen, dass der zerstörerische Prozess durchbrochen wird und das Wesen einer dekadenten, desorientierten Gesellschaft offenbar wird? Die Fotomontagen des Niederländers Jos Deenen sind eine Antwort auf diese Frage. Sie werden ab dem 9. April 2015 in der Kölner Galerie Arbeiterfotografie im 25. Jahr ihres Bestehens zu sehen sein. "Seit meiner Jugend war ich fasziniert von der Arbeit von Bosch und Bruegel, und dann erkannte ich, dass Maler wie Grosz und Dix fünfhundert Jahre später die Grausamkeit und die Dekadenz der Gesellschaft auf eine gleichermaßen brillante und kritische Weise schilderten", sagt Jos Deenen. Und auch John Heartfield mit seinen Fotomontagen der 1920er und 1930er Jahre ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Kann dessen Werk Künstler von heute noch inspirieren? Auch auf diese Frage gibt die Ausstellung in der Galerie Arbeiterfotografie eine Antwort.
"Wir haben es nicht gewusst!" (2010)
Solange das Wasser den Horizont küsst, werden auch weiterhin Lesefrüchte stranden (2008)
Krieg! – Und da ist noch viel mehr im Fass (2008)
Selektive Gastfreundschaft (2005)
Wenn Dir das Sprechen verboten ist, greif zu Schere und Kleister (1991)
Nachdem die israelischen Soldaten Palästina mit einer sechs Meter hohen Mauer umschlossen hatten, war die Gefangennahme Jesu ein Kinderspiel (2012)
Es ist an Ihnen (1995)
Re-sponsor-bality? Nie gehört, wie das Wort zu buchstabieren ist? (2005)
Liebe macht blind. Blinde vertrauen auf ihr Gefühl. Wenn in der Liebe das Vertrauen missbraucht wird, wird das Gefühl von blinder Wut genährt. (2009)
Zwei dicke Freunde versunken in süßen Träumereien über die gute, alte Zeit (2007)
Auch moderne Kreuzfahrer müssen knien, knien, knien, knien, knien vor dem Kreuz (2008)
Der Schrei (1998)
Sollte auch nur einer seine Schnauze aufmachen (2011)
Survival of the fittest (Das Überleben der Stärksten) – Darwin hatte recht! (2008)
Die Bildwelten des Jos Deenen sind fotografischer Natur. Vertrautes Reales wird unter der Hand des niederländischen Künstlers, der nicht mit der Kamera sondern mit der Schere operiert, zu einem Szenario des Erstaunens, zu einer Theaterkulisse, einem Schauspiel, einer Erzählung mit tausend Geheimnissen in allen Bildwinkeln, erschütternd in ihrer künstlerischen Konfrontation.
Freiheit für und vor Religion
Der Niederländer Deenen ist durch und durch Gestalter, Künstler, Komponist mit Kleister und Schere. Sein Drang zur Unabhängigkeit manifestiert sich u.a. in der Bezeichnung seines Ateliers, das auch als Ausstellungsraum dient. Es ist seine eigene Republik, die Franse Republik! Hier, in Venlo, hat er die Oberhoheit. Wenn Dir jemand den Mund verbieten will, greif zu Kleister und Schere, ist sein Motto und der Titel einer seiner vielen Arbeiten, die sich in privaten und öffentlichen Sammlungen befinden. Alle Arbeiten sind Unikate.
Eigenantrieb statt Akademie. Jos Deenen studiert unermüdlich und auf eigene Faust. Er fühlt sich angeregt von dem auch Bauernbruegel genannten Pieter Bruegel und dem niederländischen Renaissance-Maler Hieronymus Bosch. Deenens erste Bücher entstehen. Es sind Unikate in Form von Klebemontagen gesammelter (Text-)Artikel, die ein Geschichtszeugnis ablegen. Eines dieser Bücher ist „Frühling in der Stiftung Heiliges Land“.
Die Verhöhnung des blinden Glaubens
Die ersten Montagen entstehen 1989, vor über 25 Jahren. Neben dem DaDa-Künstler George Grosz, Expressionisten und Surrealisten ist vor allem der DaDa-Künstler und politische Karikaturist, der „Monteurdada“ John Heartfield, Geburtshelfer. Technisch betrachtet sieht sich Deenen nicht als Fotomonteur, sondern als Collageist. Er fertigt keine eigenen Fotos an oder lässt sie auch nicht anfertigen. Er bedient sich der überbordenden gedruckten Bild-Welt, die die Menschheit im Illustrierten-Zeitalter überschwemmt.
Das Fantastische wird herausgelöst aus dem in tausendfacher Auflage Gedruckten, schnell Konsumierten, zum Ausstopfen regennasser Schuhe, zum Anheizen des Kamins, zum Einwickeln zerbrechlicher Ware Verwendeten, des oft nur kurz Beachteten oder achtlos Weggeworfenen. Jos Deenen sammelt und sucht und studiert unaufhaltsam.
Basis seiner Sezier- und Komponierkunst ist ein thematisch sortiertes Archiv, in dem er die Elemente seiner künftigen Neuen Welt sammelt (Kosmos, Ölpest, Papst, Krieg oder Reserve).
Drei mal krähte der Hahn
Die Grausamkeit und Dekadenz der Gesellschaft – wie sie seine Vorbilder Bruegel, Bosch, Grosz und Dix zu ihrer Zeit in Bildern fixierten – ist Antrieb eines ehrlichen Moralisten, der an den Fassaden der Macht rüttelt. Da findet das niederländische Königshaus keine Schonung, im Gegenteil. Und die römisch-katholische Männer-Kirche mit Päpsten und Priestern, muss ihm gezwungenermaßen Beichte ablegen. Aber auch der einzelne kleine Mensch, der sich gern im Anonymen versteckt und alle Wirtschaftswunder glaubt folgenlos genießen zu können, wird seiner Schutzhäute beraubt. Alle sind wir mit verantwortlich. Mit dieser Wucht konfrontiert Deenen die Betrachter seiner oft phantastisch erscheinenden Bildwerke. Alle wollen hoffen und glauben und ihre dunklen Seiten verbergen. Aber Deenens Kunst ist schonungslos. Der einzige Ausweg ist Flucht, ist die Verleugnung seiner Kunst.
Die Ausstellung „Art is like Religion“ ist der erste Part einer Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe anlässlich des 25jährigen Bestehens der Galerie Arbeiterfotografie in Köln.
Angaben zur Ausstellung:
25 Jahre Galerie Arbeiterfotografie
art is like religion
Jos Deenen, Fotomontagen
Ausstellung: 9. bis 30. April 2015
Mi/Do 19-21 Uhr
Sa 11-14 Uhr und nach Vereinbarung
Galerie Arbeiterfotografie
Merheimer Str. 107, 50733 Köln
0221 - 727 999
Eröffnung: Do, 9. April 2015, 19 Uhr
in Anwesenheit von Jos Deenen
Eröffnungsrede Prof. Roland Günter, Deutscher Werkbund,
Autor von Fotografie als Waffe:
„Mit Bildern unsere Welt gestalten“
Musikalisches Intermezzo von Ratio con Anima,
Violine und Akkordeon
Filmabend: Sa, 18. April
19 Uhr: Deutschland DaDa, 63 Min. (D 1969)
20.15 Uhr: John Heartfield, Fotomonteur, ca. 60 Min. (D 1977)
Filme von Helmut Herbst, cinegrafik
aus der Reihe: 3 Filme zur Kunstgeschichte
des 20. Jahrhunderts
UKB 10 Euro / erm. 3 Euro
Finissage: Fr, 1. Mai.2015, 15 Uhr
Vortrag Jos Deenen:
art is like religion
Workshop: Fr, 1.Mai 2015, 17 Uhr
mit Jos Deenen:
Die Welt durch die Augen meiner Schere gesehen
Teilnehmerzahl begrenzt
Unkostenbeitrag 25 Euro / Ermäßigung auf Anfrage
Anmeldung erforderlich
Flyer zur Ausstellung:
http://www.arbeiterfotografie.com/galerie/25-jahre/2015-25-jahre-jos-deenen-einladung-plakat.pdf
Flyer zu „25 Jahre Galerie Arbeiterfotografie“
http://www.arbeiterfotografie.com/galerie/25-jahre/2015-25-jahre-faltblatt.pdf
Online-Flyer Nr. 504 vom 01.04.2015
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Fotomontagen von Jos Deenen im 25. Jahr der Galerie Arbeiterfotografie
art is like religion
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
Eine Flut desorientierender Bilder erstickt heutzutage das Bewusstsein der Menschen im "Westen" der Welt. Ist es denkbar, diese Bilder so zusammenzuführen, dass der zerstörerische Prozess durchbrochen wird und das Wesen einer dekadenten, desorientierten Gesellschaft offenbar wird? Die Fotomontagen des Niederländers Jos Deenen sind eine Antwort auf diese Frage. Sie werden ab dem 9. April 2015 in der Kölner Galerie Arbeiterfotografie im 25. Jahr ihres Bestehens zu sehen sein. "Seit meiner Jugend war ich fasziniert von der Arbeit von Bosch und Bruegel, und dann erkannte ich, dass Maler wie Grosz und Dix fünfhundert Jahre später die Grausamkeit und die Dekadenz der Gesellschaft auf eine gleichermaßen brillante und kritische Weise schilderten", sagt Jos Deenen. Und auch John Heartfield mit seinen Fotomontagen der 1920er und 1930er Jahre ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Kann dessen Werk Künstler von heute noch inspirieren? Auch auf diese Frage gibt die Ausstellung in der Galerie Arbeiterfotografie eine Antwort.
"Wir haben es nicht gewusst!" (2010)
Solange das Wasser den Horizont küsst, werden auch weiterhin Lesefrüchte stranden (2008)
Krieg! – Und da ist noch viel mehr im Fass (2008)
Selektive Gastfreundschaft (2005)
Wenn Dir das Sprechen verboten ist, greif zu Schere und Kleister (1991)
Nachdem die israelischen Soldaten Palästina mit einer sechs Meter hohen Mauer umschlossen hatten, war die Gefangennahme Jesu ein Kinderspiel (2012)
Es ist an Ihnen (1995)
Re-sponsor-bality? Nie gehört, wie das Wort zu buchstabieren ist? (2005)
Liebe macht blind. Blinde vertrauen auf ihr Gefühl. Wenn in der Liebe das Vertrauen missbraucht wird, wird das Gefühl von blinder Wut genährt. (2009)
Zwei dicke Freunde versunken in süßen Träumereien über die gute, alte Zeit (2007)
Auch moderne Kreuzfahrer müssen knien, knien, knien, knien, knien vor dem Kreuz (2008)
Der Schrei (1998)
Sollte auch nur einer seine Schnauze aufmachen (2011)
Survival of the fittest (Das Überleben der Stärksten) – Darwin hatte recht! (2008)
Die Bildwelten des Jos Deenen sind fotografischer Natur. Vertrautes Reales wird unter der Hand des niederländischen Künstlers, der nicht mit der Kamera sondern mit der Schere operiert, zu einem Szenario des Erstaunens, zu einer Theaterkulisse, einem Schauspiel, einer Erzählung mit tausend Geheimnissen in allen Bildwinkeln, erschütternd in ihrer künstlerischen Konfrontation.
Freiheit für und vor Religion
Der Niederländer Deenen ist durch und durch Gestalter, Künstler, Komponist mit Kleister und Schere. Sein Drang zur Unabhängigkeit manifestiert sich u.a. in der Bezeichnung seines Ateliers, das auch als Ausstellungsraum dient. Es ist seine eigene Republik, die Franse Republik! Hier, in Venlo, hat er die Oberhoheit. Wenn Dir jemand den Mund verbieten will, greif zu Kleister und Schere, ist sein Motto und der Titel einer seiner vielen Arbeiten, die sich in privaten und öffentlichen Sammlungen befinden. Alle Arbeiten sind Unikate.
Eigenantrieb statt Akademie. Jos Deenen studiert unermüdlich und auf eigene Faust. Er fühlt sich angeregt von dem auch Bauernbruegel genannten Pieter Bruegel und dem niederländischen Renaissance-Maler Hieronymus Bosch. Deenens erste Bücher entstehen. Es sind Unikate in Form von Klebemontagen gesammelter (Text-)Artikel, die ein Geschichtszeugnis ablegen. Eines dieser Bücher ist „Frühling in der Stiftung Heiliges Land“.
Die Verhöhnung des blinden Glaubens
Die ersten Montagen entstehen 1989, vor über 25 Jahren. Neben dem DaDa-Künstler George Grosz, Expressionisten und Surrealisten ist vor allem der DaDa-Künstler und politische Karikaturist, der „Monteurdada“ John Heartfield, Geburtshelfer. Technisch betrachtet sieht sich Deenen nicht als Fotomonteur, sondern als Collageist. Er fertigt keine eigenen Fotos an oder lässt sie auch nicht anfertigen. Er bedient sich der überbordenden gedruckten Bild-Welt, die die Menschheit im Illustrierten-Zeitalter überschwemmt.
Das Fantastische wird herausgelöst aus dem in tausendfacher Auflage Gedruckten, schnell Konsumierten, zum Ausstopfen regennasser Schuhe, zum Anheizen des Kamins, zum Einwickeln zerbrechlicher Ware Verwendeten, des oft nur kurz Beachteten oder achtlos Weggeworfenen. Jos Deenen sammelt und sucht und studiert unaufhaltsam.
Basis seiner Sezier- und Komponierkunst ist ein thematisch sortiertes Archiv, in dem er die Elemente seiner künftigen Neuen Welt sammelt (Kosmos, Ölpest, Papst, Krieg oder Reserve).
Drei mal krähte der Hahn
Die Grausamkeit und Dekadenz der Gesellschaft – wie sie seine Vorbilder Bruegel, Bosch, Grosz und Dix zu ihrer Zeit in Bildern fixierten – ist Antrieb eines ehrlichen Moralisten, der an den Fassaden der Macht rüttelt. Da findet das niederländische Königshaus keine Schonung, im Gegenteil. Und die römisch-katholische Männer-Kirche mit Päpsten und Priestern, muss ihm gezwungenermaßen Beichte ablegen. Aber auch der einzelne kleine Mensch, der sich gern im Anonymen versteckt und alle Wirtschaftswunder glaubt folgenlos genießen zu können, wird seiner Schutzhäute beraubt. Alle sind wir mit verantwortlich. Mit dieser Wucht konfrontiert Deenen die Betrachter seiner oft phantastisch erscheinenden Bildwerke. Alle wollen hoffen und glauben und ihre dunklen Seiten verbergen. Aber Deenens Kunst ist schonungslos. Der einzige Ausweg ist Flucht, ist die Verleugnung seiner Kunst.
Die Ausstellung „Art is like Religion“ ist der erste Part einer Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe anlässlich des 25jährigen Bestehens der Galerie Arbeiterfotografie in Köln.
Angaben zur Ausstellung:
25 Jahre Galerie Arbeiterfotografie
art is like religion
Jos Deenen, Fotomontagen
Ausstellung: 9. bis 30. April 2015
Mi/Do 19-21 Uhr
Sa 11-14 Uhr und nach Vereinbarung
Galerie Arbeiterfotografie
Merheimer Str. 107, 50733 Köln
0221 - 727 999
Eröffnung: Do, 9. April 2015, 19 Uhr
in Anwesenheit von Jos Deenen
Eröffnungsrede Prof. Roland Günter, Deutscher Werkbund,
Autor von Fotografie als Waffe:
„Mit Bildern unsere Welt gestalten“
Musikalisches Intermezzo von Ratio con Anima,
Violine und Akkordeon
Filmabend: Sa, 18. April
19 Uhr: Deutschland DaDa, 63 Min. (D 1969)
20.15 Uhr: John Heartfield, Fotomonteur, ca. 60 Min. (D 1977)
Filme von Helmut Herbst, cinegrafik
aus der Reihe: 3 Filme zur Kunstgeschichte
des 20. Jahrhunderts
UKB 10 Euro / erm. 3 Euro
Finissage: Fr, 1. Mai.2015, 15 Uhr
Vortrag Jos Deenen:
art is like religion
Workshop: Fr, 1.Mai 2015, 17 Uhr
mit Jos Deenen:
Die Welt durch die Augen meiner Schere gesehen
Teilnehmerzahl begrenzt
Unkostenbeitrag 25 Euro / Ermäßigung auf Anfrage
Anmeldung erforderlich
Flyer zur Ausstellung:
http://www.arbeiterfotografie.com/galerie/25-jahre/2015-25-jahre-jos-deenen-einladung-plakat.pdf
Flyer zu „25 Jahre Galerie Arbeiterfotografie“
http://www.arbeiterfotografie.com/galerie/25-jahre/2015-25-jahre-faltblatt.pdf
Online-Flyer Nr. 504 vom 01.04.2015
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