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Globales
Cuba, die Annäherung mit den USA und die Konzernmedien
Nachrichten aus der Jauchegrube
Von Heinz W. Hammer

Nach der endgültigen Befreiung der MIAMI 5 und den Ankündigungen der Normalisierung zwischenstaatlicher Beziehungen durch die Präsidenten Cubas und der USA am 17. Dezember 2014 haben die Freundinnen und Freunde Cubas darauf hingewiesen, dass nun mit einer Zunahme der anticubanischen Propaganda und der ideologischen Auseinandersetzung zu rechnen sei. Diese Prognose hat sich seither mehrmals bestätigt. Die hiesigen Konzernmedien geben sich weiterhin alle Mühe, das sozialistische Cuba im möglichst schlechtesten Licht darzustellen, die Fakten zu verdrehen und vor allem die Rolle der Opfer und der Täter zu verschleiern.

Fidel Castro (89) im Gespräch mit dem venezolanischen Journalisten Mario Silva
Quelle: http://www.cubafreundschaft.de
 
Anlässlich der Wiedereröffnung der US-Botschaft in Havanna am 14. August wurde beispielsweise ein nicht namentlich gezeichneter dpa-Artikel in mehreren Zeitungen platziert (»Habt keine Angst“ – USA hissen Sternenbanner im sozialistischen Kuba nach mehr als 50 Jahren politischer Eiszeit«, NRZ, 15.08.). Darin, wie in den meisten anderen Veröffentlichungen wird u.a. verschwiegen, dass es die USA waren, die 1961 einseitig die diplomatischen Beziehungen abgebrochen hatten.
 
Im Artikel heißt es dann: »US-Invasion in der Schweinbucht, Stationierung von Mittelstreckenraketen im Kalten Krieg, ein immer noch bestehendes Wirtschaftsembargo der USA: Das über Jahrzehnte geschürte Misstrauen beider Seiten sitzt tief.«
Hier wird eine absurde Gleichsetzung betrieben, die bar jeden Realitätsbezuges ist. Wir machen den Faktencheck:
•          Die Stationierung der sowjetischen Mittelstreckenraketen war kein aggressiver Akt Cubas oder der SU, sondern eine direkte (Verteidigungs-)Antwort auf die gerade zurückgeschlagene Invasion in der Schweinebucht und die unmittelbar bevorstehende nächste Attacke, die »Operation Mongoose« durch die USA.
•          Die in dem Artikel euphemistisch »Wirtschaftsembargo« genannte umfassende Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade hat, wie der cubanische Außenminister im Oktober 2014 vor der UNO nachwies, dem cubanischen Staat bis Oktober 2014 einen Schaden in Höhe von 1 Billion 112 Milliarden 534 Millionen Dollar bereitet.
•          Die cubanische Regierung legte 2001 dem UN-Menschenrechtsrat eine Klage vor, in der bis 1999 3.478 Tote und 2.099 Invaliden aufgrund von Terroranschlägen, die vom US-amerikanischen Territorium ausgingen, nachgewiesen wurden.
•          Allein auf den historischen Führer der cubanischen Revolution und langjährigen Präsidenten Fidel Castro wurden nachweislich über 600, zumeist CIA-gestützte, Attentate/Attentatsversuche durchgeführt. Hinzu kamen ungezählte Mordversuche an anderen führenden Vertretern der Revolution.
•          Die US-Regierungen unter 11 Präsidenten haben 55 Jahre lang mit direkter militärischer Invasion, biologischer, chemischer und medialer Kriegsführung sowie der o.g. völkerrechtswidrigen Blockade die cubanische Revolution zu vernichten versucht.
•          Die cubanische Regierung ihrerseits hat seit dem Sieg der Revolution und der Befreiung von der US-gestützten blutigen Bastista-Dikatur am 1. Januar 1959 nachweislich nicht einen einzigen Versuch unternommen, die USA auch nur ansatzweise mit ähnlichen Mitteln anzugreifen oder nur zu bedrohen.. 
 
Das Misstrauen BEIDER Seiten sitzt tief?
 
Es gibt nur eine Seite, die allen Grund der Welt hat, misstrauisch zu sein, und dies ist die cubanische!
Diese Art der Gleichsetzung von Opfern und Tätern treibt die »Süddeutsche Zeitung« in ihrer Ausgabe vom 14.08. auf die Spitze. In seinem Beitrag »Annäherung in Trippelschritten« versteigt sich der Autor Boris Herrmann in Bezug auf die 138 Fahnenmasten vor der bisherigen US-Interessenvertretung in Havanna, die als Mahnmal für die cubanischen Opfer des US-Terrorismus errichtet wurden, zu der Behauptung, dies sei Ausdruck einer »surrealen Propagandaschlacht, die (…) bisweilen an eine Nachbarschaftsfehde erinnert, wie man sie aus Kleingartenkolonien kennt«. Und Herrmann behauptet, »die USA und Kuba [haben] 1962 ihre diplomatischen Beziehungen abgebrochen«. Das Ganze wird dann von ihm als »kalter Kleinkrieg« subsummiert. Opfer und Täter gibt es dabei nicht, sondern nur zwei unvernünftige Straßenlümmel, die sich gegenseitig das Leben schwer machen…
Wer dermaßen unverhohlen die Fakten verdreht, benötigt eine Projektionsfläche, auf der andere Schuldige auszumachen sind. Da werden dann ausgerechnet die cubanischen Medien angegriffen.
 
In einem dpa-Artikel wird behauptet: »Die Staatsmedien berichten nur ganz am Rande über den historischen Besuch Kerrys, wichtiger ist ihnen der 89. Geburtstag des Revolutionsführers Fidel Castro (…).« Hier wird endgültig die Grundlage des professionellen Journalismus verlassen und stattdessen mit plumper Lüge gearbeitet. Denn tatsächlich veröffentlichte bspw. die deutschsprachige »Granma Internacional« am 14.08. ganze sechs Artikel dazu. Zum Vergleich: Die »Washington Post« veröffentlichte am 12.08.2015 einen sowie am 14. und 15.08. je einen weiteren Artikel.
 
Interessanterweise behauptete auch die »SOZIALISTISCHE TAGESZEITUNG – neues deutschland« am 15.08. fast wortgleich mit der dpa-Meldung: »In den offiziellen kubanischen Medien dagegen wurde die Botschaftseröffnung vorab eher am Rande behandelt.« Der Unterschied zur dpa-Falschmeldung besteht im Einfügen des Wörtchens »vorab«. Doch das macht die Behauptung nicht wahrer. Tatsächlich haben alle cubanischen Medien im Zusammenhang mit der Wiedereröffnung der cubanischen Botschaft in Washington am 20. Juli, also rund drei Wochen lang, immer wieder »vorab« auf die Zeremonie am 14. August in Havanna verwiesen. Bleibt die Frage: Was veranlasst das »nd«, sich beim Verunglimpfen der cubanischen Medien der hiesigen Konzernpresse anzudienen? In einer Korrespondenz des zuständigen »nd«-Redakteurs mit dem Autor bezeichnete ersterer diese Kritik als »Beckmesserei«. Doch es geht hier wie bei den Artikeln in der Konzernpresse darum, mit subtilen Andeutungen der hiesigen Leserschaft zu suggerieren, dass die cubanischen Medien ihren Leserinnen und Lesern wichtige Fakten vorenthalten. Eine lang erprobte Praxis, um letztlich die cubanische Revolution selbst zu delegitimieren.
 
Anfang der 90er Jahre wurden die Aktivisten der Cuba-Solidarität in fast jeder Diskussion auch von wohlmeinenden Menschen gefragt: »Was meinst Du – wird Cuba überleben?« Die Antwort damals lautete: »Die Frage muss heißen: Was können WIR für Cubas Überleben tun?«. Diese Antwort hat auch heute noch – unter veränderten Bedingungen – Gültigkeit. Cuba benötigt weiter die internationale Solidarität gegen die anhaltende Blockade. Dazu zählt auch, der anticubanischen Berichterstattung in den Konzern- und anderen Medien offensiv entgegenzutreten. (PK)
 
Heinz-W. Hammer, Vorsitzender der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba, ist erreichbar über die Holtener Straße 2, 45143 Essen, Tel. & Fax: 0201 – 62 26 30, fg.essen@tele2.de, www.cubafreundschaft.de


Online-Flyer Nr. 525  vom 26.08.2015

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