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Beitrag von Klaus Steiniger zum Projekt "Meine Zeit – Meine Welt"
Die Tauben von Hiroshima
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

Noch bis zum 30. September ist Gelegenheit, sich am Jugend-Projekt "Meine Zeit – Meine Welt" des Bundesverbands Arbeiterfotografie zu beteiligen. Es können Einzelfotos, Serien, Montagen, Collagen oder Plakate und Videos sein, in denen Jugend zum Thema gemacht wird – sei es die eigene Jugend heute oder vor Jahren oder Jahrzehnten – oder sei es die Jugend unserer Kinder, Freunde, Bekannten oder von Menschen anderer Kulturkreise. Der heute 84jährige Journalist und Chefredakteur des RotFuchs, Klaus Steiniger, Ehrenmitglied des Bundesverbands Arbeiterfotografie, war 1971 in Hiroshima – 26 Jahre nach einem der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte – mit seiner Kamera unterwegs und hat im Friedenspark von Hiroshima Kinder und Jugendliche fotografiert.


Alle Fotos aufgenommen von Klaus Steiniger im Friedenspark, Hiroshima, 1971




Das Friedensdenkmal, der Atombombendom von Hiroshima, 1996 von der Unesco unter Ablehnung der USA zum Weltkulturerbe ernannt






















Symbolisches Grab für die Opfer des US-Atombombenabwurfs mit der Inschrift „Lasst alle Seelen hier in Frieden ruhen, denn wir wollen das Böse nicht wiederholen.“

Die Taube ist das Überlebens- und damit Friedenssymbol in der christlichen Ikonographie. Mit dem Ölzweig im Schnabel verkündete sie der „Arche Noah“ das Ende der Apokalypse. Die Taube ist die ikonographische Verkörperung des „Heiligen Geistes“ der christlich-göttlichen Dreieinigkeit. 1937 stirbt in Picassos Monumentalbild Guernica die Taube (der „Heilige Geist“)  im dunklen Hintergrund. Denn in Guernica findet der Untergang des Christentums (christlichen Abendlandes) statt. Gott-Vater, das Sonnenauge, dem nichts verborgen bleibt, wird der Beteiligung beschuldigt durch die eingemalte Glühbirne (spanisch: la bombillala, die Glühbirne als symbolisches Wortspiel für „la bomba“, die Bombe), sein Sohn Jesus stirbt in den Armen der Mutter, umgeben von Ochs und Esel (Stier und Pferd).

Die Taube stirbt in Guernica

Pablo Picasso übergibt 1937 der Weltausstellung in Paris – und damit der Welt-Öffentlichkeit – mit  dem Szenario der 1936 bombardierten „heiligen“ baskischen Stadt Guernica sein Menetekel des drohenden Untergangs: „Es ist mein Wunsch, Sie daran zu erinnern, dass ich stets davon überzeugt war und noch immer davon überzeugt bin, dass ein Künstler, der mit geistigen Werten lebt und umgeht, angesichts eines Konflikts, in dem die höchsten Werte der Humanität und Zivilisation auf dem Spiel stehen, sich nicht gleichgültig verhalten kann.“

Pablo Picasso, bereits zu Lebzeiten anerkannter und umstrittener Künstler von Weltrang, kultiviert nach dem Zweiten Weltkrieg die Taube mit künstlerischer Magie zum neuzeitlichen Friedenssymbol. 1949 gestaltet Picasso für das Plakat des Weltfriedenskongresses (der Partisanen) in Paris und 1950 für den zweiten Weltfriedenskongress im britischen Sheffield zwei Taubenmotive. Seiner 1949 geborenen Tochter gibt er den Namen Paloma, die Taube.

Die Taube lebt auf – Weltjugendfestspiele

Für die dritten Weltfestspiele der Jugend und Studierenden, die 1951 nach der deutschen Teilung in Ost-Berlin/DDR stattfinden, umgibt der Maler die Taube mit Menschen aller Hautfarben. Aus 104 Ländern der Welt strömen über 26.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Berlin. Motto: Für Frieden und Freundschaft – gegen Atomwaffen. Der westdeutsche Staat unternimmt alle Anstrengungen, Jugendliche an der Teilnahme zu hindern. Das Bildmotiv wurde auf Seidenschals für die französische Delegation gedruckt (laut Aktionskatalog), und es ist umrandet mit dem Schriftzug „Friede allen Völkern“ übersetzt in neun Sprachen. Weiter heißt es: „Als Plakatmotiv wurde es auch später immer wieder aufgegriffen. Dieses Motiv war Gegenstand jahrelanger kulturpolitischer Kämpfe. Während im Westen die Friedenstaube als Motiv lange verpönt war, ging es bei der Kritik im Osten eher um die formale Gestaltung. Picassos Friedenstaube galt als Symbol des Berliner Ensembles und war auch auf dessen Bühnenvorhang abgebildet.“

Das Deutschland des Marshall-Plans wird zum Drehort für Propaganda-Filme: Der Film (whitsun-holiday, Pfingsten) „zeigt die Freiheit der West-Europäer, ihre Freizeit selbst zu gestalten, im krassen Gegensatz zu den streng organisierten Feierlichkeiten des Weltjugendkongresses in Ost-Berlin.“ So heißt es in der Marshall Plan Filmography (MPF) zum 1953 fertig gestellten, englischsprachigen Film (Deutsches Historisches Museum). Privat genutzte Freizeit und eine Weltfestspiel-Veranstaltung miteinander vergleichen zu wollen, erscheint den Machern selbstverständlich. Ebenso selbstverständlich taucht die Losung „Für Frieden und Freundschaft – gegen Atomwaffen“ im Film nicht auf. Im Jahr 1953 finden die vierten Weltfestspiele des 1945 gegründeten  Weltbundes der demokratischen Jugend (WBDJ) in Bukarest statt.

Die Taube: „Befreit“ vom Leben

Zur „US-Legende über Hiroshima und Nagasaki“ schreibt der Theologe und Friedensaktivist Peter Bürger am 5. August 2005 in telepolis: „In seinem Potsdamer Tagebuch betont Truman bezogen auf den geplanten Atombombenabwurf über Japan: 'Wir haben die schrecklichste Waffe in der Menschengeschichte entwickelt. [...] Diese Waffe wird gegen Japan eingesetzt werden [...], so dass militärische Objekte, Soldaten und Seeleute die Ziele sind, jedoch nicht Frauen und Kinder.'“

„Befreier“ wie Bomber-Pilot Paul Tibbets (Tribunal für General Tibbets), die das Flugzeug der todbringenden Fracht mit dem Namen der eigenen Mutter versehen und Präsidenten wie Reagan, die Interkontinentalraketen  (MX Missile Experimental) auf den Namen „Peacekeeper“ (Friedenshüter) taufen, sprechen ihre eigene Sprache. Tauben haben darin keinen Platz, dafür Roboter-Bienen: Drohnen. Und Präsidenten wie Obama werden für ihre Sprachverwirrung mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet...


links: Plakat mit Taube von Pablo Picasso für den Weltfriedenskongress (der Partisanen) in Paris, 1949; Mitte: Berlin, Stadt des Friedens: Friedenstaube nach Picasso-Motiv der Friedenstaube von 1950; rechts: Plakat mit Taube von Pablo Picasso für den zweiten Weltfriedenskongress in Sheffield, 1950


Briefmarke der Sowjetunion, 1981 zum 100. Geburtstag von Pablo Picasso, mit dem Taubenmotiv des Friedenskongresses 1949 in Paris. Im selben Jahr kehrt „Guernica“ nach der Beendigung des Franco-Faschismus (Tod 1975) nach Spanien zurück und befindet sich heute im Nationalmuseum Reina Sofia. (Ausstellungsbeteiligung der Arbeiterfotografie dort 2015)


Bild von Pablo Picasso für die dritten Weltjugendfestspiele in Berlin (DDR), 1951


Foto des zerstörten Hiroshima, signiert von Hiroshima-Bomber-Pilot Paul Tibbets – Pilot der Enola Gay, USAF (US-Airforce)

Noch bis zum 30. September ist Gelegenheit, sich am Projekt "Meine Zeit - Meine Welt" des Bundesverbands Arbeiterfotografie mit Foto, Film, Montage, ... zu beteiligen. Die Einsendungen werden in einer Ausstellung zum 25jährigen Bestehen der Kölner Galerie Arbeiterfotografie gezeigt werden. Spezialthema: Kriegskinder. (PK)

Einsendungen bis 30. September 2015 an:
Galerie Arbeiterfotografie
Merheimer Str. 107, 50733 Köln
arbeiterfotografie@t-online.de

Weitere Infos hier:
Telefon: 0221 / 727 999
http://www.arbeiterfotografie.com/jugend

Online-Flyer Nr. 525  vom 26.08.2015

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