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25 Jahre Galerie Arbeiterfotografie: Meine Zeit – Meine Welt
Krieg braucht Killer – Frieden braucht uns
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
Der Bundesverband Arbeiterfotografie hatte eingeladen zur Beteiligung am Projekt "Meine Zeit – Meine Welt". Insbesondere junge Menschen waren angesprochen. Aber auch ältere Menschen waren gefordert. Herausgekommen ist eine Ausstellung, die zeigt, dass es der ständig, auf verschiedenen Ebenen geführte Krieg und der sich dagegen richtende ständige Kampf um ein Leben in Gerechtigkeit und Frieden sind, was engagierte Fotografinnen und Fotografen bewegt. Krieg dem Kriege - ist mehr denn je das Motto, dass das Bewußtsein von Menschen prägt, die sich und die Welt noch nicht aufgegeben haben. Krieg braucht Killer! Frieden braucht uns! Die Ausstellung ist vom 10. Dezember 2015 bis zum 6. Januar 2016 in der Galerie Arbeiterfotografie zu sehen.
Christian Fiege – Portrait Henner Berzau – „Meine Freiheit hört da auf, wo die Freiheit des anderen anfängt“ – aus dem Projekt „Trümmer und Träume“ in Zusammenarbeit mit der Ehrenfelder Geschichtswerkstatt, Köln, 1993
Annie Sauerland – Imagine Freedom, aus der Serie "Insight Out Gaza", 2009 – Portrait mit einem Kinderbild aus der Kunsttherapie
Annie Sauerland – All the blood I saw, aus der Serie "Insight Out Gaza", 2009 – Portrait mit einem Kinderbild aus der Kunsttherapie
Anabel Schnura – Bhopal/Indien, 2014 – 30. Jahrestag der Gas-Katastrophe von Bhopal
Anabel Schnura – Bhopal/Indien, 2009 – Noch heute leiden über 50000 Menschen an den Spätfolgen der Katastrophe von 1984
Merlind Sauerland – ungarischer Grenzzaun zu Serbien, 2015
Merlind Sauerland – Registrierungslager, Kroatien, 2015
Klaus Steiniger – Friedenspark, Hiroshima, 1971
Klaus Steiniger – Friedenspark, Hiroshima, 1971
Paul Smith – Kolumbien, 2015 – „Wir sind eine Klasse von Überlebenden, die sich weigern zu verschwinden.“ Zu Theaterprojekten von Inge Kleutgens
Jörg Boström – Duisburg-Bruckhausen, 1970er Jahre – aus dem Projekt „Bruckhausen – Ein Stadtteil kämpft“
Jörg Boström – Duisburg-Bruckhausen, 1970er Jahre – aus dem Projekt „Bruckhausen – Ein Stadtteil kämpft“
Christian Fiege – Frankreich, Département Marne, 2014 – 13786 deutsche und 30743 französische Tote des Ersten Weltkriegs
Hinrich Schultze – Florian H., geb. 1972 in Wuppertal, kaufmännischer Angestellter; Tanja Vlasovo, geb. 1984 in Moskau; zwei Kinder, geboren in Köln, 2 und 4 Jahre alt – „Als russisch-deutsche Familie hoffen wir, dass unsere beiden Heimatländer schon bald wieder Freunde sind“
Christian Fiege – Frankreich, Département Marne, 2014
Andreas Neumann – Köln, 1977 – aus einem Projekt über die nördliche Altstadt – entstanden für die Bürgerinitiative Nördliche Altstadt (BINA)
Andreas Neumann – Köln, 1977 – aus einem Projekt über die nördliche Altstadt – entstanden für die Bürgerinitiative Nördliche Altstadt (BINA)
Joachim Elz-Fianda – „Woodstock forever – Days of Love, Peace and Music“ – Waffenrod Festival, 2015
Gine Willrich – Generationenvertrag „Unsere Zukunft – atomwaffenfrei“, 2015
Anneliese Fikentscher – Computer-Spiel-Messe Gamescom, Köln, 2009
Ralf Cüppers – Mahnwache gegen die Militarisierung der Kieler Woche, 2015
Andreas Neumann – Köln, 2013 – Aus einem Streifzug durch die Stadt – Produziert durch Electronic Arts mit Hauptquartier in Redwood City, California (USA)
Anneliese Fikentscher – aus dem Arbeiterfotografie-Projekt „Kriegskinder“, 2015
Mit offenen Augen durch die Welt gehen und (doch nicht) sehen. Von Kriegsleid erfahren und (doch nicht) verstehen. Die Zeit und die Welt, in der ich lebe, darstellen. Positionen ausdrücken, diese Welt und Zeit mitgestalten zu wollen, dazu hatte der Bundesverband Arbeiterfotografie aufgerufen, insbesondere Jugendliche mögen sich mit Einsendungen beteiligen. Herausgekommen ist ein weit gespannter Bogen, der einen Zeitrahmen von bis zu 100 Jahren umfasst. Herauskristallisiert haben sich Szenarien rund um den Krieg mit dem Wunsch seiner Enttarnung als perverses Gesellschaftsspiel.
Drei jungen Fotografinnen gelingt der Blick auf die Normalität im Entsetzlichen. Annie Sauerland arbeitete mit traumatisierten Kindern in Gaza und verbindet ihre Portraits mit kunsttherapeutischen Kinderzeichnungen: All the blood I saw... In einer zweiten Serie zeigt sie die Lebensfreude einer jungen Fischerin in Gaza. Ihre Schwester Merlind kommt von einer Griechenlandreise und kann nicht an den Flüchtlingsströmen im Balkan vorbei. Sie zückt ihren Flachbildapparat, den heute jede/r in der Tasche trägt und dokumentiert, während sie als Helferin aktiv wird. Die Studentin Anabel Schnura macht ein Praktikum in der Sambhavna Trust Clinic in Bhopal, dem Ort eines Wirtschaftsverbrechens, das bis heute weder abgegolten, die Opfer entschädigt sind noch die Giftbelastung beseitigt ist. Mit Spiegelreflex-Kamera und einer semiprofessionellen Brigde-Kamera dokumentiert sie kapitalistische Brutalität. Der britische Fotograf Paul Smith stößt in Kolumbien zum Theaterprojekt der Pädagogin Inge Kleutgens. Gemeinsam inszenieren sie kompakte Aussagen zum unterbelichteten Thema des Menschen verachtenden Systems in Kolumbien außerhalb des Fokus nachrichtlichen Agenda-Settings für das Buchprojekt: „Wir sind eine Klasse von Überlebenden, die sich weigern zu verschwinden.“
Mit einem Hurrah-Schrei zogen Künstler, Literaten und Maler wie Walter Hasenclever, Hugo von Hoffmannsthal, Otto Dix 1914 wie im Rausch in den Krieg. Andere schrieben sich die Finger wund: „In seinem Antikriegs-Roman ‘Clerambault – Geschichte eines freien Gewissens im Krieg’ führt der französische Nobelpreisträger Romain Rolland uns an die beginnende Massenpsychose vor dem Ersten Weltkrieg heran“, so der Psychologe Rudolf Hänsel, der in der Abschlussveranstaltung zum 25jährigen Galerie-Bestehen der lapidaren Frage nachgeht, wie aus Kindern Mörder (in Uniform) werden. Aus seiner Praxis und Forschungstätigkeit weiß er die Gefahren von Computer-Gewaltspielen der Assassination Generation (svw. Killer-Generation) zu analysieren. Im Sog von gesellschaftlichen Strömungen, die auf Gewaltkonditionierung und sinkende Hemmschwellen zu „gerechten“ Kriegen ausgerichtet sind, liefert Rolland noch heute treffende Argumente: „Keine irdische Rechtfertigung entschuldigt das Kapitulieren der Vernunft vor der öffentlichen Meinung.“
Weitere Ausstellende in der Kölner Jubiläums-Abschluß-Schau sind Hinrich Schultze, Christian Fiege, Gine Willrich, Ralf Cüppers, Andreas Neumann, Joachim Elz-Fianda, Anneliese Fikentscher, Jörg Boström und Klaus Steiniger mit Beiträgen aus Deutschland, Griechenland, Ungarn, Japan, Palästina, Kolumbien und Indien. Ein umfangreiches Begleitprogramm bietet Gelegenheit zur Pflege kritischer Kreativität.
Im Jahr 70 nach Ende des Zweiten Weltkrieges gibt es eine bedeutende Bestätigung zum Wirken von Arbeiterfotografie. Das spanische Nationalmuseum Reina Sofia in Madrid übernahm vier Fotoausstellungen der Arbeiterfotografie aus den 1970er Jahren, die ein wichtiger Bestandteil der 2015 vorangegangenen internationalen Ausstellung zur sozialdokumentarischen Fotografie gewesen seien. Im Erdgeschoß befindet sich – unverrückbar – Picassos monumentales Antikriegsgemälde Guernica.
Angaben zur Ausstellung:
Meine Zeit - Meine Welt
Gemeinschaftsausstellung mit Sonderthema Kriegskinder
Galerie Arbeiterfotografie, Merheimer Str. 107, 50733 Köln
11. Dezember 2015 bis 6. Januar 2016
geöffnet mi/do 19-21 Uhr, sa 11-14 Uhr und nach Vereinbarung
ausser 24., 26., 31. Dezember
Eröffnung: Donnerstag, 10. Dezember 2015, 19 Uhr
mit Hartmut Barth-Engelbart (Textvortrag) und Ernesto Schwarz (Gitarre und Gesang) „Friede den Hütten“
Karl C. Fischer liest aus „Erwachsene Kinder“
Filmabend I: Fr, 11. Dezember 2015, 19 Uhr
„Liebe Grüße aus Nahost“ oder „Wir weigern uns, Feinde zu sein“. Dokumentation von Stefanie Landgraf und Johannes Gulde. D 2012, 93 Min., (UKB 10/3 Euro oder Spende)
Filmabend II: Di, 15. Dezember 2015, 19 Uhr
„Dagegen“, Dokumentarfilm über Protestkulturen junger Menschen, Medienprojekt Wuppertal 2015., ca. 60 Min.
und Kurzfilm „1914 Hurrah“, Ausschnitt der Aufzeichnung von rohes theater, Aachen, Leitung Eckhard Debour, ccaaff/arbeiterfotografie, D 2014, 15 Min. (UKB 10/3 Euro/ oder Spende)
Benefiz: Fr, 18. Dezember 2015, 19 Uhr
»Ein Schwert sollt ihr mir auf den Sarg legen«, Heinrich Heine als politischer Publizist – Szenische Lesung. Textauswahl und Conférence: Werner Rügemer. Unter Mitwirkung von Brigitte Evers-Schahmirzadi. Der Erlös kommt dem Museum ohne Etat, der Galerie Arbeiterfotografie zu Gute.
(Sitz-)Plätze begrenzt. Reservierung empfohlen.
Kunstmarkt, Di, 22. Dezember, 16 bis 20 Uhr
Angebote aus der Sammlung und den Editionen der Galerie und Arbeiten befreundeter Künstlerinnen und Künstler, Auswahl an Bücher-Raritäten
Gedenken: Di, 29. Dezember 2015, 17 Uhr
Eva tom Moehlen, Ingrid Straube, Georg Babioch, Wilfried Meins waren WeggefährtInnen und ExponentInnen der Arbeiterfotografie.
Finissage: Januar 2016 (Termin wird noch bekannt gegeben)
Dipl.-Psychologe und Autor Rudolf Hänsel zur "Assassination Generation" und Frage/Forderung Dave Grossman’s: „Wer hat unseren Kindern das Töten beigebracht? – Stop Teaching our Kids to kill!“
Siehe auch:
Fotogalerie "Die Tauben von Hiroshima"
Beitrag von Klaus Steiniger zum Projekt "Meine Zeit – Meine Welt"
NRhZ 525 vom 26.08.2015
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=21968
Fotogalerie "Meine Zeit – Meine Welt"
Aktion im Rahmen des Jahresthemas des Bundesverbands Arbeiterfotografie
NRhZ 520 vom 22.07.2015
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=21846
Fotogalerie "Die Revolution kommt – Noch Nicht"
Ausstellung mit Arbeiterfotografie der 1970er Jahre in Madrid
NRhZ 500 vom 04.03.2015
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=21390
Fotogalerie "Kultur-Offensive"
Ein kleiner Streifzug durch die Stadt
NRhZ 429 vom 23.10.2013
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=19581
Fotogalerie "Kriegskinder"
Arbeiterfotografie-Ausstellungspremiere bei der Nürnberger Linken Literaturmesse
NRhZ 535 vom 04.11.2015
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22222
Online-Flyer Nr. 540 vom 09.12.2015
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25 Jahre Galerie Arbeiterfotografie: Meine Zeit – Meine Welt
Krieg braucht Killer – Frieden braucht uns
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
Der Bundesverband Arbeiterfotografie hatte eingeladen zur Beteiligung am Projekt "Meine Zeit – Meine Welt". Insbesondere junge Menschen waren angesprochen. Aber auch ältere Menschen waren gefordert. Herausgekommen ist eine Ausstellung, die zeigt, dass es der ständig, auf verschiedenen Ebenen geführte Krieg und der sich dagegen richtende ständige Kampf um ein Leben in Gerechtigkeit und Frieden sind, was engagierte Fotografinnen und Fotografen bewegt. Krieg dem Kriege - ist mehr denn je das Motto, dass das Bewußtsein von Menschen prägt, die sich und die Welt noch nicht aufgegeben haben. Krieg braucht Killer! Frieden braucht uns! Die Ausstellung ist vom 10. Dezember 2015 bis zum 6. Januar 2016 in der Galerie Arbeiterfotografie zu sehen.
Christian Fiege – Portrait Henner Berzau – „Meine Freiheit hört da auf, wo die Freiheit des anderen anfängt“ – aus dem Projekt „Trümmer und Träume“ in Zusammenarbeit mit der Ehrenfelder Geschichtswerkstatt, Köln, 1993
Annie Sauerland – Imagine Freedom, aus der Serie "Insight Out Gaza", 2009 – Portrait mit einem Kinderbild aus der Kunsttherapie
Annie Sauerland – All the blood I saw, aus der Serie "Insight Out Gaza", 2009 – Portrait mit einem Kinderbild aus der Kunsttherapie
Anabel Schnura – Bhopal/Indien, 2014 – 30. Jahrestag der Gas-Katastrophe von Bhopal
Anabel Schnura – Bhopal/Indien, 2009 – Noch heute leiden über 50000 Menschen an den Spätfolgen der Katastrophe von 1984
Merlind Sauerland – ungarischer Grenzzaun zu Serbien, 2015
Merlind Sauerland – Registrierungslager, Kroatien, 2015
Klaus Steiniger – Friedenspark, Hiroshima, 1971
Klaus Steiniger – Friedenspark, Hiroshima, 1971
Paul Smith – Kolumbien, 2015 – „Wir sind eine Klasse von Überlebenden, die sich weigern zu verschwinden.“ Zu Theaterprojekten von Inge Kleutgens
Jörg Boström – Duisburg-Bruckhausen, 1970er Jahre – aus dem Projekt „Bruckhausen – Ein Stadtteil kämpft“
Jörg Boström – Duisburg-Bruckhausen, 1970er Jahre – aus dem Projekt „Bruckhausen – Ein Stadtteil kämpft“
Christian Fiege – Frankreich, Département Marne, 2014 – 13786 deutsche und 30743 französische Tote des Ersten Weltkriegs
Hinrich Schultze – Florian H., geb. 1972 in Wuppertal, kaufmännischer Angestellter; Tanja Vlasovo, geb. 1984 in Moskau; zwei Kinder, geboren in Köln, 2 und 4 Jahre alt – „Als russisch-deutsche Familie hoffen wir, dass unsere beiden Heimatländer schon bald wieder Freunde sind“
Christian Fiege – Frankreich, Département Marne, 2014
Andreas Neumann – Köln, 1977 – aus einem Projekt über die nördliche Altstadt – entstanden für die Bürgerinitiative Nördliche Altstadt (BINA)
Andreas Neumann – Köln, 1977 – aus einem Projekt über die nördliche Altstadt – entstanden für die Bürgerinitiative Nördliche Altstadt (BINA)
Joachim Elz-Fianda – „Woodstock forever – Days of Love, Peace and Music“ – Waffenrod Festival, 2015
Gine Willrich – Generationenvertrag „Unsere Zukunft – atomwaffenfrei“, 2015
Anneliese Fikentscher – Computer-Spiel-Messe Gamescom, Köln, 2009
Ralf Cüppers – Mahnwache gegen die Militarisierung der Kieler Woche, 2015
Andreas Neumann – Köln, 2013 – Aus einem Streifzug durch die Stadt – Produziert durch Electronic Arts mit Hauptquartier in Redwood City, California (USA)
Anneliese Fikentscher – aus dem Arbeiterfotografie-Projekt „Kriegskinder“, 2015
Mit offenen Augen durch die Welt gehen und (doch nicht) sehen. Von Kriegsleid erfahren und (doch nicht) verstehen. Die Zeit und die Welt, in der ich lebe, darstellen. Positionen ausdrücken, diese Welt und Zeit mitgestalten zu wollen, dazu hatte der Bundesverband Arbeiterfotografie aufgerufen, insbesondere Jugendliche mögen sich mit Einsendungen beteiligen. Herausgekommen ist ein weit gespannter Bogen, der einen Zeitrahmen von bis zu 100 Jahren umfasst. Herauskristallisiert haben sich Szenarien rund um den Krieg mit dem Wunsch seiner Enttarnung als perverses Gesellschaftsspiel.
Drei jungen Fotografinnen gelingt der Blick auf die Normalität im Entsetzlichen. Annie Sauerland arbeitete mit traumatisierten Kindern in Gaza und verbindet ihre Portraits mit kunsttherapeutischen Kinderzeichnungen: All the blood I saw... In einer zweiten Serie zeigt sie die Lebensfreude einer jungen Fischerin in Gaza. Ihre Schwester Merlind kommt von einer Griechenlandreise und kann nicht an den Flüchtlingsströmen im Balkan vorbei. Sie zückt ihren Flachbildapparat, den heute jede/r in der Tasche trägt und dokumentiert, während sie als Helferin aktiv wird. Die Studentin Anabel Schnura macht ein Praktikum in der Sambhavna Trust Clinic in Bhopal, dem Ort eines Wirtschaftsverbrechens, das bis heute weder abgegolten, die Opfer entschädigt sind noch die Giftbelastung beseitigt ist. Mit Spiegelreflex-Kamera und einer semiprofessionellen Brigde-Kamera dokumentiert sie kapitalistische Brutalität. Der britische Fotograf Paul Smith stößt in Kolumbien zum Theaterprojekt der Pädagogin Inge Kleutgens. Gemeinsam inszenieren sie kompakte Aussagen zum unterbelichteten Thema des Menschen verachtenden Systems in Kolumbien außerhalb des Fokus nachrichtlichen Agenda-Settings für das Buchprojekt: „Wir sind eine Klasse von Überlebenden, die sich weigern zu verschwinden.“
Mit einem Hurrah-Schrei zogen Künstler, Literaten und Maler wie Walter Hasenclever, Hugo von Hoffmannsthal, Otto Dix 1914 wie im Rausch in den Krieg. Andere schrieben sich die Finger wund: „In seinem Antikriegs-Roman ‘Clerambault – Geschichte eines freien Gewissens im Krieg’ führt der französische Nobelpreisträger Romain Rolland uns an die beginnende Massenpsychose vor dem Ersten Weltkrieg heran“, so der Psychologe Rudolf Hänsel, der in der Abschlussveranstaltung zum 25jährigen Galerie-Bestehen der lapidaren Frage nachgeht, wie aus Kindern Mörder (in Uniform) werden. Aus seiner Praxis und Forschungstätigkeit weiß er die Gefahren von Computer-Gewaltspielen der Assassination Generation (svw. Killer-Generation) zu analysieren. Im Sog von gesellschaftlichen Strömungen, die auf Gewaltkonditionierung und sinkende Hemmschwellen zu „gerechten“ Kriegen ausgerichtet sind, liefert Rolland noch heute treffende Argumente: „Keine irdische Rechtfertigung entschuldigt das Kapitulieren der Vernunft vor der öffentlichen Meinung.“
Weitere Ausstellende in der Kölner Jubiläums-Abschluß-Schau sind Hinrich Schultze, Christian Fiege, Gine Willrich, Ralf Cüppers, Andreas Neumann, Joachim Elz-Fianda, Anneliese Fikentscher, Jörg Boström und Klaus Steiniger mit Beiträgen aus Deutschland, Griechenland, Ungarn, Japan, Palästina, Kolumbien und Indien. Ein umfangreiches Begleitprogramm bietet Gelegenheit zur Pflege kritischer Kreativität.
Im Jahr 70 nach Ende des Zweiten Weltkrieges gibt es eine bedeutende Bestätigung zum Wirken von Arbeiterfotografie. Das spanische Nationalmuseum Reina Sofia in Madrid übernahm vier Fotoausstellungen der Arbeiterfotografie aus den 1970er Jahren, die ein wichtiger Bestandteil der 2015 vorangegangenen internationalen Ausstellung zur sozialdokumentarischen Fotografie gewesen seien. Im Erdgeschoß befindet sich – unverrückbar – Picassos monumentales Antikriegsgemälde Guernica.
Angaben zur Ausstellung:
Meine Zeit - Meine Welt
Gemeinschaftsausstellung mit Sonderthema Kriegskinder
Galerie Arbeiterfotografie, Merheimer Str. 107, 50733 Köln
11. Dezember 2015 bis 6. Januar 2016
geöffnet mi/do 19-21 Uhr, sa 11-14 Uhr und nach Vereinbarung
ausser 24., 26., 31. Dezember
Eröffnung: Donnerstag, 10. Dezember 2015, 19 Uhr
mit Hartmut Barth-Engelbart (Textvortrag) und Ernesto Schwarz (Gitarre und Gesang) „Friede den Hütten“
Karl C. Fischer liest aus „Erwachsene Kinder“
Filmabend I: Fr, 11. Dezember 2015, 19 Uhr
„Liebe Grüße aus Nahost“ oder „Wir weigern uns, Feinde zu sein“. Dokumentation von Stefanie Landgraf und Johannes Gulde. D 2012, 93 Min., (UKB 10/3 Euro oder Spende)
Filmabend II: Di, 15. Dezember 2015, 19 Uhr
„Dagegen“, Dokumentarfilm über Protestkulturen junger Menschen, Medienprojekt Wuppertal 2015., ca. 60 Min.
und Kurzfilm „1914 Hurrah“, Ausschnitt der Aufzeichnung von rohes theater, Aachen, Leitung Eckhard Debour, ccaaff/arbeiterfotografie, D 2014, 15 Min. (UKB 10/3 Euro/ oder Spende)
Benefiz: Fr, 18. Dezember 2015, 19 Uhr
»Ein Schwert sollt ihr mir auf den Sarg legen«, Heinrich Heine als politischer Publizist – Szenische Lesung. Textauswahl und Conférence: Werner Rügemer. Unter Mitwirkung von Brigitte Evers-Schahmirzadi. Der Erlös kommt dem Museum ohne Etat, der Galerie Arbeiterfotografie zu Gute.
(Sitz-)Plätze begrenzt. Reservierung empfohlen.
Kunstmarkt, Di, 22. Dezember, 16 bis 20 Uhr
Angebote aus der Sammlung und den Editionen der Galerie und Arbeiten befreundeter Künstlerinnen und Künstler, Auswahl an Bücher-Raritäten
Gedenken: Di, 29. Dezember 2015, 17 Uhr
Eva tom Moehlen, Ingrid Straube, Georg Babioch, Wilfried Meins waren WeggefährtInnen und ExponentInnen der Arbeiterfotografie.
Finissage: Januar 2016 (Termin wird noch bekannt gegeben)
Dipl.-Psychologe und Autor Rudolf Hänsel zur "Assassination Generation" und Frage/Forderung Dave Grossman’s: „Wer hat unseren Kindern das Töten beigebracht? – Stop Teaching our Kids to kill!“
Siehe auch:
Fotogalerie "Die Tauben von Hiroshima"
Beitrag von Klaus Steiniger zum Projekt "Meine Zeit – Meine Welt"
NRhZ 525 vom 26.08.2015
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=21968
Fotogalerie "Meine Zeit – Meine Welt"
Aktion im Rahmen des Jahresthemas des Bundesverbands Arbeiterfotografie
NRhZ 520 vom 22.07.2015
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=21846
Fotogalerie "Die Revolution kommt – Noch Nicht"
Ausstellung mit Arbeiterfotografie der 1970er Jahre in Madrid
NRhZ 500 vom 04.03.2015
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=21390
Fotogalerie "Kultur-Offensive"
Ein kleiner Streifzug durch die Stadt
NRhZ 429 vom 23.10.2013
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=19581
Fotogalerie "Kriegskinder"
Arbeiterfotografie-Ausstellungspremiere bei der Nürnberger Linken Literaturmesse
NRhZ 535 vom 04.11.2015
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22222
Online-Flyer Nr. 540 vom 09.12.2015
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