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Zur Zukunft von Palästina/Israel
Wer zur Zweistaatenlösung aufruft, ruft zum Verbrechen auf!
Von Yavuz Özoguz
Es kann nicht sein, dass die gesamte Westliche Welt seit Jahrzehnten ganz offen zum Verbrechen aufruft, und diese Tatsache einfach verschwiegen wird, weil es Israel betrifft. Im vorliegenden Artikel soll es um die so genannte Zweistaatenlösung gehen, zu der die Westliche Welt aufruft, weil das angeblich zum Frieden in der Region führen würde. Jener Aufruf ist ein eindeutiger Aufruf zum Bruch des Völkerrechts, zu Zwangsdeportation, Vertreibung und Apartheid, wie es im Folgenden dargelegt werden soll. Unberücksichtigt bleibt dabei, dass Israel ohnehin niemals eine Zweistaatenlösung akzeptiert hat und niemals akzeptieren wird, sondern auf die ethnische Säuberung im gesamten Palästina und darüber hinaus setzt.
"Weg mit der rassistischen, israelischen Apartheid-Mauer!" – Bethlehem, 2005 (Foto: arbeiterfotografie.com)
Nehmen wir also einmal an, die Vorzeichen auf eine Zweistaatenlösung wären nicht so, wie sie heute sind. Palästina würde nicht mehr aus einem kleinen Haufen Homelands bestehen, die durch lauter zionistische Siedlungen voneinander getrennt sind, es gäbe keine Mauer die inmitten durch besetztes Gebiet reicht und Israel hätte nicht Jerusalem komplett annektiert. Nehmen wir also vereinfacht an, eine Art politisches Erdbeben verbunden mit Wundern, wie sie selbst Moses nicht vollbracht hat, würde geschehen und Israel einigt sich mit den Palästinensern auf eine Art Zweistaatenlösung in den so genannten Grenzen von 1967. Würde damit Frieden einkehren? Um das zu beurteilen, müssen hier einige Fakten dargelegt werden, die stets unberücksichtigt bleiben bei den Propagandisten der so genannten Zweistaatenlösung.
Im Jahr 2005 lebten in Israel gemäß BBC 1.271.000 so genannte arabische Israelis, sie machten damals knapp 20 Prozent der israelischen Staatsbürger aus. Die Zahl ist seither drastisch gestiegen, wird aber aus nachvollziehbaren Gründen ungern thematisiert. Denn die Geburtenrate der „Araber“ ist erheblich größer als die der Juden, die sich zumeist dem westlichen Lebens- und Familienstil angepasst haben und kaum noch Kinder bekommen. Die Ausnahme der orthodoxen Juden kann die große Mehrzahl der Bevölkerung nicht ausgleichen. Nehmen wir also einmal an, es gibt jenes Palästina als zweiten Staat neben, Israel. Nehmen wir weiterhin an, dass sämtliche 4-5 Millionen palästinensischen Flüchtlinge weltweit würden im Zuge der Verhandlungen zur Zweistaatenlösung ihr Rückkehrrecht in ursprüngliche Heimatdörfer verlieren und würden ebenfalls vom neuen Kleinpalästina aufgenommen. Dann blieben immer noch mindestens 1,5 Millionen Nichtjuden, die einen israelischen Pass haben, mit ihren Vorfahren seit Jahrhunderten in ihrer Heimat Palästina leben und nun ein „Problem“ darstellen. Denn Israel kann diese Bürger unmöglich als gleichberechtigte Staatsbürger dulden. Selbst wenn jene Bürger 100 Prozent integriert wären, so sind sie doch keine Juden! Das Selbstverständnis Israels ist aber dasjenige eines Judenstaates. Und fast alle westlichen Spitzenpolitiker propagieren Israel als „jüdischen“ Staat, wobei davon auszugehen ist, dass die meisten dieser Propagandisten gar nicht wissen, welchem Verbrechen im historisch grandiosen Maßstab sie damit Vorschub leisten.
Jener derzeit als 20 Prozent angegebener nichtjüdischer Anteil der Bevölkerung Israels wächst definitiv schneller als der jüdische Anteil, trotz jüdischer Zuwanderung aus der ganzen Welt. Die logische Folge eines solchen Wachstums ist, dass eines Tages Nichtjuden die Mehrzahl der Bevölkerung bilden könnten, und das ist mit dem Staatsverständnis Israels nicht vereinbar. Das auch deshalb in keiner Verfassung festgeschriebene Staatsverständnis Israels beruht auf Rasse gekoppelt an Religion. Letzteres allerdings nicht im Sinne eines Bekenntnisses, denn nach zionistischem Verständnis kann jemand durchaus Jude sein, ohne an Gott zu glauben. Die Folge dieser Ausgangslage ist, dass Israel bei einer Zweistaatenlösung nur zwei Möglichkeiten hat. Entweder wird sämtlichen Nichtjuden die Staatsbürgerschaft entzogen und sie können dann als Ausländer ohne Wahlrecht in Israel weiterleben bzw. werden vertrieben in den benachbarten Palästinenserstaat, oder aber Israel wird es früher oder später als Judenstaat nicht mehr geben. Es ist selbstredend, welche der Lösungsmöglichkeiten die zionistischen Politiker – und wahrscheinlich auch ein großer Teil der jüdischen Bevölkerung – bevorzugen würde. Die Folge wäre die Zwangsdeportation von 1,5 Millionen Menschen! Und das ist zweifellos ein Verbrechen historischen Ausmaßes unter der Federführung der Westlichen Welt.
Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich
Der Fehler liegt im Grundkonzept Israels als Staat der Juden, das aus deutscher Sicht ein Verbrechen darstellt, hier aber aus historischen Gründen kaum diskutiert werden kann und darf. In Artikel drei des deutschen Grundgesetzes heißt es unter anderem: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. … Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. …“ Dieses Konzept ist ein durch und durch menschliches Konzept. Es ist ein Konzept, das jeder Jude, jeder Christ und jeder Muslim, jeder gottesehrfürchtige Mensch und jeder Atheist verinnerlichen muss. Es ist das einzige Konzept, mit dem Frieden in einer Gesellschaft möglich ist. Es ist ein Konzept, das Imam Ali (a.) bereits vor über 1400 Jahren in seinem Regierungsauftrag an den damaligen neuen Gouverneur von Ägypten schriftlich fixiert hat [1]. Das Konzept sollte ein Grundwert aller Gesellschaften sein, insbesondere der Westlichen Gesellschaften, die vorgeben, jenen Grundwert hoch zu halten. In Deutschland hat dieser Grundwert einen unveränderlichen Verfassungscharakter.
Umso erstaunlicher ist es, wenn ausgerechnet deutsche Politiker sich in Palästina für den Bruch dieses Konzeptes einsetzen. Israel in seiner heutigen Form bedeutet, dass dieser angeblich westliche Wert mit Füßen getreten wird. In Israel ist eben nicht jeder Staatsbürger gleich unabhängig von seiner Abstammung und seiner Rasse! Israel versteht sich vom Grundkonzept als rassistischen Staat und wird darin von westlichen Politikern bestärkt. Wäre Israel ein Staat aller Israelis (wie es bei sämtlichen andere Staaten der Welt der Fall ist, dass die Staatsbürger gleichberechtigte Bürger des Staates sein sollten), dann könnte auch ein Nichtjude gleichberechtigter Staatbürger sein. Und wenn Nichtjuden irgendwann die Mehrheit in Israel bilden würden, könnten sie ihren Staat so benennen, wie sie es wollten. Aber dadurch, dass Israel der einzige Staat auf Erden ist, in der Staatsbürgerschaft eben nicht gleichberechtigter Bürger des Staates bedeutet, sondern ein jüdischer Nichtstaatsbürger aus Südamerika mehr Rechte in Israel hat, als ein nichtjüdischer Staatsbürger in Israel, liegt ein Apartheidstaat vor.
Israel wurde in einem Staatsgebiet als britisches Kolonialprojekt gegründet, in dem es seit mehreren tausend Jahren keinen solchen Staat gegeben hatte. Er wurde gegen den Willen der einheimischen Bevölkerung unter Besatzung ausgerufen. Der Ausrufung folgten die ethnische Säuberung von über 500 Dörfern und die grausame Vertreibung von Hunderttausenden von Menschen. Sieben Jahrzehnte nach der Staatsgründung leben die Nichtjuden weiterhin entweder unter Besatzung oder als Bürger zweiter Klasse in Israel. Die besetzten Gebiete werden seither immer weiter von den Besatzern besiedelt, was allein schon ein schweres Verbrechen darstellt, das durch fast alle westlichen Spitzenpolitiker mitgetragen wird. All das könnte ertragen und überwunden werden, wenn es eine vernünftige Perspektive für Millionen von unterdrückten Menschen gäbe. Aber die gibt es nicht.
Die von der westlichen Welt propagierte Zweistaatenlösung wäre nur der Auftakt zu noch viel schlimmeren Verbrechen; einmal abgesehen davon, dass es nicht einmal mehr einen Ansatz für solch eine Lösung gibt. Und der bestehende Zustand ist das Verbrechen der unaufhörlichen Besatzung, Vertreibung, Schikanierung und Ermordung. Genau dieser aktuelle Zustand wird von der Westlichen Welt mitgetragen. Die durch die westliche Hegemonialmacht USA betriebene Chaosverbreitung in der Region führt dazu, dass Israel seine bisherigen Verbrechen jetzt noch schamloser fortsetzen kann als zuvor.
Laßt Juden, Christen und Muslime in Frieden zusammenleben!
In Palästina wird es erst dann Frieden geben, wenn dort der Grundsatz gilt: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. … Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. …“ Zionistische Politiker bekämpfen diesen Grundsatz mit allen Mitteln. Westliche Spitzenpolitiker bekräftigen zionistische Politiker in ihrer Haltung, indem sie ihnen Waffengeschenke unterbreiten und jede Form von Sanktionen abwehren, die solch ein Verhalten zwingend erforderlich machen würde. Ist es da wirklich so unverständlich, wenn sich das verzweifelte palästinensische Volk, das jeglicher Hoffnung beraubt wird, durch hoffnungslose Taten äußert? Seit dem Jahr 2000 haben Israelis mindestens 12000 Nichtjuden in Palästina und Nachbarländern umgebracht. An jedem dieser Toten ist die gesamte westliche Politik Mitschuld. Und mit dem Einsatz zur sogenannten Zweistaatenlösung machen sie sich weiter schuldig an allen zukünftigen Morden, die unaufhörlich weiter gehen werden, bis es entweder keine Palästinenser mehr gibt, oder eine echte Friedenslösung gefunden wird. Bereits im Jahr 2002 hat Imam Chamene’i einen Friedensplan für Palästina vorgeschlagen, der die einzige realistische Möglichkeit ist, dass Juden, Christen und Muslime in Palästina und damit in der ganzen Welt in Frieden zusammen leben [2]. In seinen zwei aktuellen Briefen an die Jugend im Westen hat Imam Chamene’i zudem verdeutlicht, worin die Quellen für den weltweiten Unfrieden zu suchen und zu finden sind [3] [4].
Wenn die Bürger und Politiker der Westlichen Welt ernsthaft an Frieden in der Welt Interesse haben und das Krebsgeschwür des Terrors an der Wurzel beseitigen wollen, dann müssen sie den Terror beenden, unter dem die palästinensische Bevölkerung seit sieben Jahrzehnten leidet. Israel ermordet jedes Jahr mehr Palästinenser, als durch sämtliche Terroranschläge gegen die westliche Welt jemals Menschen zu schaden kommen. Imam Chamene’i hat seinen zweiten Brief an den Westen mit folgenden Worten eingeleitet: „Die bitteren Vorfälle, die in Frankreich durch blinden Terrorismus ausgelöst wurden, haben mich erneut zu einem Wort an Euch junge Menschen bewegt. Ich bedauere es, dass solche Ereignisse der Anlass dazu sein müssen. Aber es ist eine Tatsache, dass der Schaden noch viel größer sein wird, falls schmerzliche Dinge nicht zur Suche nach Auswegen und zur Verständigung führen. Das Leid eines jeden Menschen, wo auch immer auf der Welt, stimmt die Mitmenschen von Natur aus traurig.“ Wenn die Westliche Welt und deren Spitzenpolitiker ein ernsthaftes Interesse daran haben, dass die Welt zurück zum Frieden findet, wenn sie diese Welt für ihre Bürger bewahren und schützen und nicht in den Rachen der nimmersatten Hegemonialmächte werfen wollen, dann müssen sie aufhören sich auf die Seite von Verbrechern zu stellen, seien sie in Israel, England oder USA. Sie müssen aufhören die schlimmsten Despoten der Zeit zu unterstützen, seien sie in Saudi-Arabien oder Ägypten. Sie müssen abschwören von ihrem Herrenmenschengedankengut und zurück finden zu dem menschlichen Wert, der auch im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankert ist: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. … Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. …“
Fussnoten:
[1] http://www.eslam.de/manuskripte/buecher/nahdsch-ul-balagha/briefe/nahdsch-ul-balagha_53_brief.htm
[2] http://www.muslim-markt.de/Palaestina-Spezial/interviews/imamkhameneisfriedensplan.htm
[3] http://www.offenkundiges.de/wp-content/uploads/2015/01/brief_imamchamenei.pdf
[4] http://www.schia-blog.de/wp-content/uploads/2015/12/chamen_brief_endversion_DINA4-bildschirmversion.pdf
Yavuz Özoguz (* 1959 in Istanbul) ist ein türkischstämmiger Verfahrensingenieur und Autor, der seit Anfang der sechziger Jahre in Deutschland lebt. Er ist Vorsitzender der Organisation Islamischer Weg e.V. in Delmenhorst. Zusammen mit seinem Bruder Gürhan Özoguz gründete er die website Muslim-Markt, muslim-markt.de. Das Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet ihn und die website - laut wikipedia - mit dem Hinweis auf "Sympathien zum theokratischen Regierungssystem des Iran und antizionistische sowie antiisraelische Agitation". Am 19. Januar 2004 wurde Yavuz Özoguz vom Amtsgericht Delmenhorst im Zusammenhang mit Veröffentlichungen auf seiner Website wegen Volksverhetzung zu einer Freiheitsstrafe von drei Monaten auf Bewährung verurteilt. Das Verfahren wurde in der Berufung am Landgericht Oldenburg eingestellt.
Online-Flyer Nr. 547 vom 03.02.2016
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Zur Zukunft von Palästina/Israel
Wer zur Zweistaatenlösung aufruft, ruft zum Verbrechen auf!
Von Yavuz Özoguz
Es kann nicht sein, dass die gesamte Westliche Welt seit Jahrzehnten ganz offen zum Verbrechen aufruft, und diese Tatsache einfach verschwiegen wird, weil es Israel betrifft. Im vorliegenden Artikel soll es um die so genannte Zweistaatenlösung gehen, zu der die Westliche Welt aufruft, weil das angeblich zum Frieden in der Region führen würde. Jener Aufruf ist ein eindeutiger Aufruf zum Bruch des Völkerrechts, zu Zwangsdeportation, Vertreibung und Apartheid, wie es im Folgenden dargelegt werden soll. Unberücksichtigt bleibt dabei, dass Israel ohnehin niemals eine Zweistaatenlösung akzeptiert hat und niemals akzeptieren wird, sondern auf die ethnische Säuberung im gesamten Palästina und darüber hinaus setzt.
"Weg mit der rassistischen, israelischen Apartheid-Mauer!" – Bethlehem, 2005 (Foto: arbeiterfotografie.com)
Nehmen wir also einmal an, die Vorzeichen auf eine Zweistaatenlösung wären nicht so, wie sie heute sind. Palästina würde nicht mehr aus einem kleinen Haufen Homelands bestehen, die durch lauter zionistische Siedlungen voneinander getrennt sind, es gäbe keine Mauer die inmitten durch besetztes Gebiet reicht und Israel hätte nicht Jerusalem komplett annektiert. Nehmen wir also vereinfacht an, eine Art politisches Erdbeben verbunden mit Wundern, wie sie selbst Moses nicht vollbracht hat, würde geschehen und Israel einigt sich mit den Palästinensern auf eine Art Zweistaatenlösung in den so genannten Grenzen von 1967. Würde damit Frieden einkehren? Um das zu beurteilen, müssen hier einige Fakten dargelegt werden, die stets unberücksichtigt bleiben bei den Propagandisten der so genannten Zweistaatenlösung.
Im Jahr 2005 lebten in Israel gemäß BBC 1.271.000 so genannte arabische Israelis, sie machten damals knapp 20 Prozent der israelischen Staatsbürger aus. Die Zahl ist seither drastisch gestiegen, wird aber aus nachvollziehbaren Gründen ungern thematisiert. Denn die Geburtenrate der „Araber“ ist erheblich größer als die der Juden, die sich zumeist dem westlichen Lebens- und Familienstil angepasst haben und kaum noch Kinder bekommen. Die Ausnahme der orthodoxen Juden kann die große Mehrzahl der Bevölkerung nicht ausgleichen. Nehmen wir also einmal an, es gibt jenes Palästina als zweiten Staat neben, Israel. Nehmen wir weiterhin an, dass sämtliche 4-5 Millionen palästinensischen Flüchtlinge weltweit würden im Zuge der Verhandlungen zur Zweistaatenlösung ihr Rückkehrrecht in ursprüngliche Heimatdörfer verlieren und würden ebenfalls vom neuen Kleinpalästina aufgenommen. Dann blieben immer noch mindestens 1,5 Millionen Nichtjuden, die einen israelischen Pass haben, mit ihren Vorfahren seit Jahrhunderten in ihrer Heimat Palästina leben und nun ein „Problem“ darstellen. Denn Israel kann diese Bürger unmöglich als gleichberechtigte Staatsbürger dulden. Selbst wenn jene Bürger 100 Prozent integriert wären, so sind sie doch keine Juden! Das Selbstverständnis Israels ist aber dasjenige eines Judenstaates. Und fast alle westlichen Spitzenpolitiker propagieren Israel als „jüdischen“ Staat, wobei davon auszugehen ist, dass die meisten dieser Propagandisten gar nicht wissen, welchem Verbrechen im historisch grandiosen Maßstab sie damit Vorschub leisten.
Jener derzeit als 20 Prozent angegebener nichtjüdischer Anteil der Bevölkerung Israels wächst definitiv schneller als der jüdische Anteil, trotz jüdischer Zuwanderung aus der ganzen Welt. Die logische Folge eines solchen Wachstums ist, dass eines Tages Nichtjuden die Mehrzahl der Bevölkerung bilden könnten, und das ist mit dem Staatsverständnis Israels nicht vereinbar. Das auch deshalb in keiner Verfassung festgeschriebene Staatsverständnis Israels beruht auf Rasse gekoppelt an Religion. Letzteres allerdings nicht im Sinne eines Bekenntnisses, denn nach zionistischem Verständnis kann jemand durchaus Jude sein, ohne an Gott zu glauben. Die Folge dieser Ausgangslage ist, dass Israel bei einer Zweistaatenlösung nur zwei Möglichkeiten hat. Entweder wird sämtlichen Nichtjuden die Staatsbürgerschaft entzogen und sie können dann als Ausländer ohne Wahlrecht in Israel weiterleben bzw. werden vertrieben in den benachbarten Palästinenserstaat, oder aber Israel wird es früher oder später als Judenstaat nicht mehr geben. Es ist selbstredend, welche der Lösungsmöglichkeiten die zionistischen Politiker – und wahrscheinlich auch ein großer Teil der jüdischen Bevölkerung – bevorzugen würde. Die Folge wäre die Zwangsdeportation von 1,5 Millionen Menschen! Und das ist zweifellos ein Verbrechen historischen Ausmaßes unter der Federführung der Westlichen Welt.
Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich
Der Fehler liegt im Grundkonzept Israels als Staat der Juden, das aus deutscher Sicht ein Verbrechen darstellt, hier aber aus historischen Gründen kaum diskutiert werden kann und darf. In Artikel drei des deutschen Grundgesetzes heißt es unter anderem: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. … Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. …“ Dieses Konzept ist ein durch und durch menschliches Konzept. Es ist ein Konzept, das jeder Jude, jeder Christ und jeder Muslim, jeder gottesehrfürchtige Mensch und jeder Atheist verinnerlichen muss. Es ist das einzige Konzept, mit dem Frieden in einer Gesellschaft möglich ist. Es ist ein Konzept, das Imam Ali (a.) bereits vor über 1400 Jahren in seinem Regierungsauftrag an den damaligen neuen Gouverneur von Ägypten schriftlich fixiert hat [1]. Das Konzept sollte ein Grundwert aller Gesellschaften sein, insbesondere der Westlichen Gesellschaften, die vorgeben, jenen Grundwert hoch zu halten. In Deutschland hat dieser Grundwert einen unveränderlichen Verfassungscharakter.
Umso erstaunlicher ist es, wenn ausgerechnet deutsche Politiker sich in Palästina für den Bruch dieses Konzeptes einsetzen. Israel in seiner heutigen Form bedeutet, dass dieser angeblich westliche Wert mit Füßen getreten wird. In Israel ist eben nicht jeder Staatsbürger gleich unabhängig von seiner Abstammung und seiner Rasse! Israel versteht sich vom Grundkonzept als rassistischen Staat und wird darin von westlichen Politikern bestärkt. Wäre Israel ein Staat aller Israelis (wie es bei sämtlichen andere Staaten der Welt der Fall ist, dass die Staatsbürger gleichberechtigte Bürger des Staates sein sollten), dann könnte auch ein Nichtjude gleichberechtigter Staatbürger sein. Und wenn Nichtjuden irgendwann die Mehrheit in Israel bilden würden, könnten sie ihren Staat so benennen, wie sie es wollten. Aber dadurch, dass Israel der einzige Staat auf Erden ist, in der Staatsbürgerschaft eben nicht gleichberechtigter Bürger des Staates bedeutet, sondern ein jüdischer Nichtstaatsbürger aus Südamerika mehr Rechte in Israel hat, als ein nichtjüdischer Staatsbürger in Israel, liegt ein Apartheidstaat vor.
Israel wurde in einem Staatsgebiet als britisches Kolonialprojekt gegründet, in dem es seit mehreren tausend Jahren keinen solchen Staat gegeben hatte. Er wurde gegen den Willen der einheimischen Bevölkerung unter Besatzung ausgerufen. Der Ausrufung folgten die ethnische Säuberung von über 500 Dörfern und die grausame Vertreibung von Hunderttausenden von Menschen. Sieben Jahrzehnte nach der Staatsgründung leben die Nichtjuden weiterhin entweder unter Besatzung oder als Bürger zweiter Klasse in Israel. Die besetzten Gebiete werden seither immer weiter von den Besatzern besiedelt, was allein schon ein schweres Verbrechen darstellt, das durch fast alle westlichen Spitzenpolitiker mitgetragen wird. All das könnte ertragen und überwunden werden, wenn es eine vernünftige Perspektive für Millionen von unterdrückten Menschen gäbe. Aber die gibt es nicht.
Die von der westlichen Welt propagierte Zweistaatenlösung wäre nur der Auftakt zu noch viel schlimmeren Verbrechen; einmal abgesehen davon, dass es nicht einmal mehr einen Ansatz für solch eine Lösung gibt. Und der bestehende Zustand ist das Verbrechen der unaufhörlichen Besatzung, Vertreibung, Schikanierung und Ermordung. Genau dieser aktuelle Zustand wird von der Westlichen Welt mitgetragen. Die durch die westliche Hegemonialmacht USA betriebene Chaosverbreitung in der Region führt dazu, dass Israel seine bisherigen Verbrechen jetzt noch schamloser fortsetzen kann als zuvor.
Laßt Juden, Christen und Muslime in Frieden zusammenleben!
In Palästina wird es erst dann Frieden geben, wenn dort der Grundsatz gilt: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. … Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. …“ Zionistische Politiker bekämpfen diesen Grundsatz mit allen Mitteln. Westliche Spitzenpolitiker bekräftigen zionistische Politiker in ihrer Haltung, indem sie ihnen Waffengeschenke unterbreiten und jede Form von Sanktionen abwehren, die solch ein Verhalten zwingend erforderlich machen würde. Ist es da wirklich so unverständlich, wenn sich das verzweifelte palästinensische Volk, das jeglicher Hoffnung beraubt wird, durch hoffnungslose Taten äußert? Seit dem Jahr 2000 haben Israelis mindestens 12000 Nichtjuden in Palästina und Nachbarländern umgebracht. An jedem dieser Toten ist die gesamte westliche Politik Mitschuld. Und mit dem Einsatz zur sogenannten Zweistaatenlösung machen sie sich weiter schuldig an allen zukünftigen Morden, die unaufhörlich weiter gehen werden, bis es entweder keine Palästinenser mehr gibt, oder eine echte Friedenslösung gefunden wird. Bereits im Jahr 2002 hat Imam Chamene’i einen Friedensplan für Palästina vorgeschlagen, der die einzige realistische Möglichkeit ist, dass Juden, Christen und Muslime in Palästina und damit in der ganzen Welt in Frieden zusammen leben [2]. In seinen zwei aktuellen Briefen an die Jugend im Westen hat Imam Chamene’i zudem verdeutlicht, worin die Quellen für den weltweiten Unfrieden zu suchen und zu finden sind [3] [4].
Wenn die Bürger und Politiker der Westlichen Welt ernsthaft an Frieden in der Welt Interesse haben und das Krebsgeschwür des Terrors an der Wurzel beseitigen wollen, dann müssen sie den Terror beenden, unter dem die palästinensische Bevölkerung seit sieben Jahrzehnten leidet. Israel ermordet jedes Jahr mehr Palästinenser, als durch sämtliche Terroranschläge gegen die westliche Welt jemals Menschen zu schaden kommen. Imam Chamene’i hat seinen zweiten Brief an den Westen mit folgenden Worten eingeleitet: „Die bitteren Vorfälle, die in Frankreich durch blinden Terrorismus ausgelöst wurden, haben mich erneut zu einem Wort an Euch junge Menschen bewegt. Ich bedauere es, dass solche Ereignisse der Anlass dazu sein müssen. Aber es ist eine Tatsache, dass der Schaden noch viel größer sein wird, falls schmerzliche Dinge nicht zur Suche nach Auswegen und zur Verständigung führen. Das Leid eines jeden Menschen, wo auch immer auf der Welt, stimmt die Mitmenschen von Natur aus traurig.“ Wenn die Westliche Welt und deren Spitzenpolitiker ein ernsthaftes Interesse daran haben, dass die Welt zurück zum Frieden findet, wenn sie diese Welt für ihre Bürger bewahren und schützen und nicht in den Rachen der nimmersatten Hegemonialmächte werfen wollen, dann müssen sie aufhören sich auf die Seite von Verbrechern zu stellen, seien sie in Israel, England oder USA. Sie müssen aufhören die schlimmsten Despoten der Zeit zu unterstützen, seien sie in Saudi-Arabien oder Ägypten. Sie müssen abschwören von ihrem Herrenmenschengedankengut und zurück finden zu dem menschlichen Wert, der auch im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankert ist: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. … Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. …“
Fussnoten:
[1] http://www.eslam.de/manuskripte/buecher/nahdsch-ul-balagha/briefe/nahdsch-ul-balagha_53_brief.htm
[2] http://www.muslim-markt.de/Palaestina-Spezial/interviews/imamkhameneisfriedensplan.htm
[3] http://www.offenkundiges.de/wp-content/uploads/2015/01/brief_imamchamenei.pdf
[4] http://www.schia-blog.de/wp-content/uploads/2015/12/chamen_brief_endversion_DINA4-bildschirmversion.pdf
Yavuz Özoguz (* 1959 in Istanbul) ist ein türkischstämmiger Verfahrensingenieur und Autor, der seit Anfang der sechziger Jahre in Deutschland lebt. Er ist Vorsitzender der Organisation Islamischer Weg e.V. in Delmenhorst. Zusammen mit seinem Bruder Gürhan Özoguz gründete er die website Muslim-Markt, muslim-markt.de. Das Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet ihn und die website - laut wikipedia - mit dem Hinweis auf "Sympathien zum theokratischen Regierungssystem des Iran und antizionistische sowie antiisraelische Agitation". Am 19. Januar 2004 wurde Yavuz Özoguz vom Amtsgericht Delmenhorst im Zusammenhang mit Veröffentlichungen auf seiner Website wegen Volksverhetzung zu einer Freiheitsstrafe von drei Monaten auf Bewährung verurteilt. Das Verfahren wurde in der Berufung am Landgericht Oldenburg eingestellt.
Online-Flyer Nr. 547 vom 03.02.2016
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