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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Filmclips
Der gefährlichste Ort für Frauen
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann



https://youtu.be/1cjYSt6Ck6g1cjYSt6Ck6g

Der gefährlichste Ort für Frauen ist...? Karneval oder Silvester in der Menschenmenge? Nein. „Der gefährlichste Ort für Frauen ist ihr eigenes zu Hause. Jede vierte Frau in Deutschland erlebt Gewalt in ihrer Partnerschaft.“ So heißt es im Film „Weggehen um anzukommen – 40 Jahre autonome Frauenhäuser Köln“, der unter Regie von Beatrix Wilmes aus Anlass des 40jährigen Jubiläums des Vereins „Frauen helfen Frauen“ über zwei Jahre produziert wurde, und der im Januar 2016 seine Premiere im Kölner Filmhaus feierte. Wir zeigen hier den zum Schutz der Mitwirkenden anonymisierten Trailer zum Film.

Der Politik und den systemkonformen Medien, die bis in die 1970er Jahre Gewalt gegen Frauen und Kinder in der Familie als Privatsache abheften, und die sich heute in bekannter Doppelmoral auf ein spektakulär aufgeputschtes Politikum wie DIE „Kölner Silvesternacht“ stürzen, sind die Ausmaße häuslicher Gewalt kein unbekanntes Phänomen. Sie findet in allen Gesellschaftsschichten und in allen Kulturkreisen statt, so die Erfahrung der Mitarbeiterinnen in zwei Kölner Frauenhäusern. Das zweite autonom verwaltete Haus wurde 1991 eingerichtet. Aber es reicht bei weitem nicht aus. Täglich müssen Schutz suchende Frauen und Kinder abgewiesen werden, 2014 sind es 800. Das ist fatal für die Betroffenen, die die Flucht aus der Gewalthölle bereits angetreten haben. Eine der treibenden Kräfte, die das erste autonome, d.h. selbstverwaltete Frauenhaus in Köln durchsetzten, ist die Soziologie-Professorin Maria Mies: „Da sagte der zuständige Sozialdezernent, das Problem gibt es nicht in Köln. Wir sollten mal eine ordentliche Statistik machen. Da hab ich gesagt, der Mann spinnt. Wir machen keine Statistik, wir machen ein Aktion.“ Das wirkte: Unterschriften wurden in der Kölner Schildergasse, einer Haupteinkaufsstrasse, gesammelt. Ein Haus wurde besetzt.


Foto / Filmstill: Ulrike Schaz, 1970er Proteste

Die Studentinnen der Fachhochschule zur Eröffnungsfeier 1976: „Wir wollen Aufklärung machen in der Bevölkerung, dass es das Problem gibt. Das muss  ganz öffentlich gemacht werden. das ist bisher noch nicht so passiert.“ Ob die Idee aus der Frauenbewegung hervorgegangen sei, fragt ein Reporter. „Ja genau, das ist aus der Frauenbewegung hervorgegangen. Wir haben uns mit Problemen der Frauenunterdrückung beschäftigt und sind da auf die Spitze der Unterdrückung gestossen, nämlich auf die Gewalt gegen Frauen.“

Heute gibt es 26 autonome Frauenhäuser in Nordrhein Westfalen und 130 Häuser bundesweit. Mit den von kirchlichen und anderen Wohlfahrtsträgern betriebenen sind es 353 Einrichtungen in der Republik. Etwa 36.000 Frauen und Kinder suchen pro Jahr dort Schutz. Die Finanzierung der Häuser gelingt – seit ebenfalls 40 Jahren – allerdings nur mit großem Kraftaufwand. Es gibt keine Sicherheit aus der „öffentlichen Hand“. Im Gegenteil. So heißt es auf Protesttransparenten:  „Frauenhäuser kaputtsparen ist auch GEWALT an FRAUEN“ und „Wer Frauenhäuser abschafft, muss erst die GEWALT abschaffen“. (siehe auch „16 Tage durch 16 Bundesländer“, www.frauenhaeuser-in-bewegung.de)


Filmstill: Protest-Plakate der 1970er Jahre

Der berührende, von Stefanie Gartmann fotografierte und von Volker Gehrke u.a. mit Fotos aus den 1970ern von Ulrike Schaz montierte Film ist nicht zur allgemein öffentlichen Vorführung bestimmt, sondern nur im Zusammenhang mit informativen Veranstaltungen vorgesehen. Der nur 20minütige Einblick in die Problematik zeigt auch das Ziel eines solchen Aufenthaltes. Frauen und Kinder sollen zur Ruhe kommen, Selbständigkeit und Selbstbewußtsein (zurück) erlangen. Schul- und Berufsabschlüsse werden von einem Team von Mitarbeiterinnen unterstützend begleitet. Eine Mitarbeiterin im Frauenbereich bringt es wie folgt zum Ausdruck: „Das ist ein heftiger Job, aber das Schöne daran ist, die Frauen haben den wichtigsten Schritt schon gemacht. Die haben das STOPP gesagt, bis hierher und nicht weiter. Keine weitere Gewalt mehr. Und ich begleite sie auf dem Weg in ein neues Leben.“ Eine ehemalige Bewohnerin formuliert ihre Situation so: „Heute fühl ich mich sicher und stark. Ich hab keine Angst. Mein Leben und das Leben meiner Kinder hat sich zu 100 Prozent geändert. Ich vermisse sogar manchmal das Leben im Frauenhaus.“


Der Film  „Weggehen um anzukommen. 40 Jahre autonome Frauenhäuser Köln“ ist eine Produktion von Frauen helfen Frauen e.V. und 1. & 2. Autonomes Frauenhaus Köln. Dauer: 20 Minuten, Köln. 2015

Am Do., 25. Februar wird der Film im Rahmen der Aktion "16 TAGE – 16 BUNDESLÄNDER-TOUR" im Buskino gezeigt werden. Veranstaltung ca. 12 bis 16 Uhr. Film ca. 14 Uhr) auf dem Kölner Altermarkt.

Buch & Regie: Beatrix Wilmes
Kamera: Stefanie Gartmann
Schnitt & Grafik: Volker Gehrke
Ton: Julia Hübner / Jule Burges
Musik: Malte Selke
Sprachaufnahme: Ping Tonstudio
Sprecherin: Frauke Poolman
Fotos: Ulrike Schaz, Demonstration 70er Jahre

Anfragen: www.frauenhaus-koeln.de



Aktions-Hinweis

16 TAGE – 16 BUNDESLÄNDER-TOUR
GEWALT GEGEN FRAUEN BEENDEN!
FRAUENHAUS-FINANZIERUNG BUNDESWEIT SICHERN!

Die zentrale Informationsstelle autonomer Frauenhäuser ist seit dem 19. Februar mit einem Bus „16 Tage durch 16 Bundesländer“ auf Tour, um „nun den Druck auf jedes einzelne Bundesland zu erhöhen, Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam – unter Einbeziehung der Frauenhäuser – ernsthaft und konstruktiv Lösungen“ für zu finden. Denn: „Durch die in den meisten Bundesländern bestehende Praxis der so genannten Tagessatzfinanzierung wird zudem vielen Gruppen von Frauen (z. B. Migrantinnen mit prekärem Aufenthalt, Flüchtlingsfrauen, Studentinnen, Auszubildende, Frauen ohne Sozialleistungsanspruch) der Zugang zum Frauenhaus unmöglich gemacht.“

Aufruf und Programm mit Start in Kiel (19.2.) und Ankunft am 8. März, dem Internationalen Frauentag in Berlin (..., 24.02. Hannover – 25.02. Köln – 26.02. Frankfurt – 29.02. Mainz – 29.02. Saarbrücken – 01.03.Stuttgart – 02.03.Regensburg – 03.03. Erfurt – 04.03. Potsdam – 05.03. Leipzig – 07.03. Magdeburg – 08.03. Berlin)

www.frauenhaeuser-in-bewegung.de

Zentrale Informationsstelle autonomer Frauenhäuser
Markt 4, 53111 Bonn, Tel. 0228-68469504, Email: zif-frauen@gmx.de
www.autonome-frauenhaeuser-zif.de

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