Filmclips
Paukenschlag der Moderne
Von Arbeiterfotografie
https://youtu.be/RxVZN_Gxsv8RxVZN_Gxsv8
Das „Neue Sehen“ entwickelte sich mit dem Überwerfen hergebrachter Kunstformen. In der Sowjetunion focht Alexander Rodtschenko einen Kampf gegen die klassischen Ikonen der Malerei. In Europa fiel ein markanter Startschuss 1916 in Zürich: DaDa, die Antikunst, trat auf den Plan. Antikunst und Antikrieg waren eine Einheit. Mit der Kunst in politische Prozesse einzugreifen, war hier der Anspruch. Daneben oder parallel suchte das Bauhaus nach formstarken Ausdrucksmöglichkeiten. Das deutsche Fotomuseum in Markkleeberg zeigt fotografische Werke von Man Ray, Lázló Moholy-Nagy, El Lissitzky, Alexander Rodtschenko, Raoul Hausmann und Umbo aus der Kölner Sammlung von Horst und Barbara Hahn, die dem ästhetischen Konzept des „Neuen Sehens“ folgen – für die Kunstgeschichte wirksam und für die Betrachter spannend bis in die heutige Zeit der schnellen Bilder.
"Im Unterschied (...) zu zahlreichen westeuropäischen Neuerern befassen sich die sowjetischen radikalen Fotografen nicht mit Experimenten über 'gegenstandslose' Fotografie. In ihren Fotografien bleiben sie weiter Fotoreporter, bemüht, das wirkliche Leben zu erfassen." El Lissitzky, 1929
El Lissitzky, Portrait Kurt Schwitters, 1924
Der Maler, Fotograf und Multikünstler Man Ray (bürgerlich: Emmanuel Radnitzky) schuf wie sein Zeitgenosse John Heartfield (bürgerlich: Helmut Herzfeld, Grafiker und Fotomonteur, DaDa-Künstler) Bildwerke, die über das Kunstpublikum hinaus sich in alle Gesellschaftsschichten Zugang verschafften. Man Ray’s Bildkompositionen erwecken vielfach den Anschein einer Filmszene, die nur den Ausschnitt aus einer großen Geschichte anreißt. Eine Aufnahme (ohne Titel, 1983) von Helmut Neustädter (bekannt unter dem Künstlernamen Helmut Newton), die eine entfernte Verwandtschaft zu May Ray’s Erzählkunst offenbart, wurde 1984 zum Cover der „Scorpions“, Love at First Sting („Liebe auf den ersten Stich“)“. Nicht alle Bildautoren sind im „Paukenschlag der Moderne“ erfasst, überbrücken aber sowohl die damalige Äthetik als auch die Antikriegshaltung der Dadaisten. Insbesondere der Bauhausschüler Otto Maximilian Umbehr (Umbo) portraitiert die Kühlerhaube eines "Horch" (späteren "Audi") im Jahr 1929 mit Hingabe, wie eine tote Fliege (1947) oder den "Heimkehrer" und "Flüchtlinge" 1946. Letztere in tiefschichtiger Anspielung und Blick auf den Waggon mit der Aufschrift "Für nässeempfindliche Güter ungeeignet". Umbo, der in Berlin mit dem Filmer Walter Ruttmann zusammenarbeitete, fotografierte bis 1956 das Elend der Nachkriegszeit für die KPD-Zeitung Hannoversche Volksstimme. (Roland Günter: Fotografie als Waffe, 1977)
Die Basis des Filmclips bildet der (vergriffene) Katalog der Sammlung Horst und Barbara Hahn „Von Man Ray bis Siegmar Polke. Eine besondere Fotografiegeschichte“, Städtische Galerie Delmenhorst, 2006 .
Deutsches Fotomuseum
Raschwitzer Straße 11
04416 Markkleeberg
www.fotomuseum.eu
täglich außer Montag von 13 bis 18 Uhr
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Online-Flyer Nr. 561 vom 26. Dezember 2024