NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 18. April 2024  

zurück  
Druckversion

Kommentar
Kommentar vom Hochblauen
Nur jene, denen das Land nicht gehört, sind in der Lage, es zu verbrennen!
Von Evelyn Hecht-Galinski

Zu den Bränden im „jüdischen Staat“ kann man Naftali Bennet, rechtsradikaler Bildungsminister und Vorsitzender der Partei "Jüdisches Heim" und "Siedlerkönig", der die rassistische Siedlerpartei zu einem mächtigen Koalitionspartner innerhalb des Netanjahu Regimes aufgebaut hat, und der von einem "Groß-Israel", Eretz-Israel, vom Mittelmeer bis zum Jordan träumt und zusätzlich große Teile des illegal besetzten Westjordanlandes annektieren will, eigentlich nur beipflichten, der getwittert hat: "Nur jene, denen das Land nicht gehört, sind in der Lage, es zu verbrennen".

Nach Bränden 500 neue Siedlungseinheiten genehmigt

Wem das Land gehört? Sicher nicht den jüdischen Besatzern und ethnischen Säuberern, sondern den vertriebenen und besetzten Ureinwohnern Palästinas, den Palästinensern. Als Konsequenz der Brände riefen Bennett und sein rechtsradikaler Kollege Außenminister Avigdor Lieberman dazu auf, die Siedlungen auf besetztem Land zu expandieren und prompt wurden 500 neue Siedlungseinheiten genehmigt! Auch da übrigens schweigen sich die feigen Mitglieder der Bundesregierung aus, für die die „Staatsräson“ für Israel über den Menschenrechten und dem Völkerrecht steht.

Man sollte sich ganz einfach fragen, warum der "Jüdische Staat" brennt. Die meisten der mehr als hunderte Millionen seit der Nakba vom Jüdischen Nationalfond gepflanzten Bäume sind Nadelbäume, vor allem Kiefern. Warum pflanzte man diese in Palästina nicht heimischen, ebenso wie die „ethnischen Säuberer“, dort an? Damit sich die europäischen Einwanderer dort heimisch fühlen können, die das Land nicht lieben, sondern nur und vor allen Dingen besitzen wollen.

Seit biblischen Zeiten sind indigene und für das karge Land geeignete Baumarten dort ansässig, wie die Olivenbäume, die die wichtigste Existenzgrundlage für palästinensische Bauern und deren Familien darstellen, die Johannesbrotbäume, die Maulbeerbäume und niedrigen Eichen, also alles ökologisch sinnvolle Bepflanzungen. Diese wurden und werden systematisch von den zionistischen Eindringlingen zerstört, um den Palästinensern jede Lebensgrundlage zu entziehen.

Mit Hasbara täuschen die zionistischen Eindringlinge die Weltöffentlichkeit

So muss man die berechtigte Frage stellen, ob diese und die früheren Brände, speziell auch der Carmel-Brand 2010, hauptsächlich auf die nicht-ökologischen Forstmethoden zurückzuführen sind. Europäische Monokulturen, um den "Jüdischen Staat" in eine "kleine Schweiz" zu verwandeln, mussten ja gründlich misslingen. Von Beginn an sprachen die zionistischen Eindringlinge herablassend über "Araber", Palästinenser und ihr "unbestelltes und verkommenes" Land und immer waren es "blühende, jüdische" Landschaften, die gepriesen wurden und die erst der Zionismus zum erblühen gebracht haben soll.

Diese Hasbara (Propaganda) täuscht bis heute werbewirksam die gesamte Weltöffentlichkeit, um die ethnische Säuberung Palästinas als "Grünwaschung" zu vertuschen. Hinzu kamen noch die Trockenlegung von wichtigen Seen und Wasserquellen der palästinensischen Ureinwohner. Auch der ungehemmte zionistische Wasserdiebstahl hat die ethnische Säuberung und den Siedlungsbau weiter befördert und möglich gemacht. Was für ein Leid den besetzten Palästinensern mit diesem Wasserentzug im illegal besetzten Westjordanland und im illegal abgeriegelten Gazastreifen angetan wird, ist unbeschreiblich! Dieses Elend geschieht seit Jahren mit internationaler und vor allem deutscher Beihilfe zur ethnischen Säuberung Palästinas, der ewigen Fortsetzung der Nakba, der Katastrophe für das palästinensische Volk.

Von Anfang an war es das zionistische Ziel, durch die "Entarabisierung" der Landkarte die Erinnerung an die Nakba auszulöschen. Diese "Nakba-Leugnung" gehört als krimineller Tatbestand unter Strafe gestellt, wie es bei der Holocaustleugnung längst gehandhabt wird. Nicht umsonst versucht die Israel-Lobby immer wieder, Ausstellungen über die „Nakba“, und damit die Wahrheit und die Fakten der mörderischen Vertreibungen, zu verhindern.

Deutschland lädt eine neue Schuld auf sich

Der "Jüdische Staat" hat seit seiner Staatsgründung 1948 systematisch nicht nur gegen die Menschenrechte und das Völkerrecht verstoßen, sondern mit seinem zionistischen Alleinanspruch auf das geraubte Land auch alle ökologischen Regeln missachtet. Die Zerstörung palästinensischer Felder und Olivenhaine, die systematische Vergiftung von Feldern palästinensischer Bauern, die ethnische Säuberung durch den "Jüdischen Staat", jüdische Siedler, der Jüdische Nationalfonds JNF/KKL unter dem Deckmantel der zionistischen Grünwaschung und die internationalen Spenden stärken den Kolonialismus und die Apartheid des "Jüdischen Besatzerstaats"! Vor allem Deutschland lädt eine neue Schuld auf sich, wenn immer mehr Wälder im Namen von deutschen Bundesländern und mit Politiker-Namen (Mißfelder!) für den JNF und Israel gespendet werden. Während Palästinenser vertrieben werden und ihre Bäume zerstört werden, pflanzen in spektakulärer Weise deutsche Politiker, wie der deutsche Außenminister Steinmeier, Bäume im "Jüdischen Staat"!

Es ist erschreckend dass bis heute die wahrheitswidrige zionistische Formel vom „Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“ fortbesteht, denn so werden bis heute Landenteignungen mit menschenrechtswidrigen Gesetzen rechtfertigt! Ein besonders schlimmes Beispiel ist in diesem Zusammenhang der sogenannte „Canada Park“ auf den Trümmern palästinensischer Dörfer, der von der Himnuta Organisation, einer 99% Tochterorganisation von JNF/KKL, dessen Finanzquellen und Ausgaben immer geheim sind, für viele Millionen Dollar "begrünt" wurde. (1)

Da kommt diesen "Grünwäschern" der kommende US-Präsident Donald Trump gerade recht, der den Anspruch Israels auf Jerusalem als Hauptstadt ja schon unterstrich! So wird unter dem Deckmantel des Umweltschutzes und auf Kosten der Palästinenser und als Werkzeug der Landenteignung, mit Hilfe von gerade auch deutsch-israelischen Projekten die Mitarbeit von Forst und Bewässerungsprojekten gefördert, allerdings mit der Ausklammerung der illegalen Besatzung und Enteignung, das nur möglich wird durch den Diebstahl eines Großteils der Wasserreserven im illegal besetzten Westjordanland, deren Bewohner "durstig nach Gerechtigkeit" sind.

Land frei machen für jüdische Besiedlung

So gäbe es ohne die Vertreibung der Palästinenser keinen "Jüdischen Staat". So war es auch der berüchtigte Josef Weitz, dem Vorsitzenden des Jewish National Fond, einem der besonders fanatischen Verfechter des "Transfers" der Palästinenser, der schon 1940 in sein Tagebuch schrieb: "Transfer dient nicht nur einem Ziel, die arabische Bevölkerung zu reduzieren, er dient auch einem zweiten, keineswegs unwichtigen Zweck, nämlich Land zu räumen, das derzeit von Arabern bestellt wird, und es frei zu machen für jüdische Besiedlung. Die einzige Lösung ist, die Araber von hier in Nachbarländer umzusiedeln. Kein einziges Dorf und kein einziger Stamm darf ausgelassen werden." Alles das und noch viel mehr ist nachzulesen in dem Standardwerk „Die ethnische Säuberung Palästinas“ von Ilan Pappe!

Bist heute gehört dieser „Transfer“-Gedanke zum Planspiel der Politiker im "Jüdischen Staat" und der jüdischen Salon-Zionisten in der Diaspora. Und bis zum heutigen Tag gehört es zur obersten Priorität des "Jüdischen Staates", den legitimen Anspruch auf Rückkehr der palästinensischen Flüchtlinge in ihre Heimat zu verhindern und als Sieger der Eroberungskriege und der Geschichte in den Besitz von ganz Palästinas zu kommen, gegen jedes Völkerrecht.

Doch solange sich die heuchlerische westliche "Werte“gemeinschaft an diesem Unrecht mitschuldig macht, und solange die lodernden Flammen der illegalen Besatzung nicht gelöscht werden, brennt der "Jüdische Staat".

„Nur jene, denen das Land nicht gehört, sind in der Lage, es zu verbrennen“ –  wie wahr! From the River to the Sea Palestine has to be Free!


Fussnote:

1 http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/005613.html


Evelyn Hecht-Galinski, Tochter des ehemaligen Zentralratsvorsitzenden der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom "Hochblauen", dem 1165 m hohen "Hausberg" im Badischen, wo sie mit ihrem Ehemann Benjamin Hecht lebt. (http://sicht-vom-hochblauen.de/) 2012 kam ihr Buch "Das elfte Gebot: Israel darf alles" heraus. Erschienen im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro. Am 28. September 2014 wurde sie von der NRhZ mit dem vierten "Kölner Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik" ausgezeichnet.

Top-Foto:
Evelyn Hecht-Galinski (sicht-vom-hochblauen.de)


Online-Flyer Nr. 590  vom 30.11.2016

Druckversion     



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FOTOGALERIE