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Soldatengottesdienst im Kölner Dom am 19. Januar 2017
„Militärische Gewalt ethisch geboten“
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki kommt an. Doch wo kommt er an? Im Lager des Imperialismus. Er sagt genau das, was dort erwartet wird: „Militärische Gewalt“ kann „ethisch gerechtfertigt“ und damit angewendet werden im „Fall z.B. [der] Solidaritätspflicht [...] gegenüber den Verbündeten“. Das internationale Kapital sagt Danke. Das US-Imperium mit seinen deutschen "Partnern" sagt Danke. Die NATO sagt Danke. Doch möglicherweise kommt der Kardinal genau im falschen Moment an, denn es ist ein Moment, in dem nicht klar ist, wohin der Weg führt. Ein Tag, nach dem er sein Bekenntnis gegenüber dem Imperium abgelegt hat, ist an die Spitze der USA ein Mann getreten, der in den Machtapparaten für erhebliche Unruhe sorgt. Der Kardinal weiß dazu – als wäre die Politik des Westens bislang von Ideen der Völkerverständigung getragen – zu sagen: „Zum Schlechteren werden Verhältnisse immer dort, wo nationalistische Tendenzen universalen Ideen der Völkerverständigung entgegenstehen.“
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki beim Soldatengottesdienst im Kölner Dom (alle Fotos: arbeiterfotografie.com)
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Bundeswehrfahrzeuge auf dem Roncalliplatz neben dem Kölner Dom
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Bundeswehrfahrzeuge auf dem Roncalliplatz neben dem Kölner Dom
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Bundeswehrfahrzeuge auf dem Roncalliplatz neben dem Kölner Dom
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki beim Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Bundeswehrfahrzeuge auf dem Roncalliplatz neben dem Kölner Dom
„Die Militäreinsätze der Bundeswehr führen die weltweite Ausbeutungspolitik fort – mit den Mitteln von Mord und Vernichtung“ – Protest gegen den Soldatengottesdienst
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki beim Soldatengottesdienst im Kölner Dom
„Schluss mit allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr“ – Protest gegen den Soldatengottesdienst
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
„Krieg beginnt hier“ – Protest gegen den Soldatengottesdienst
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki beim Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Protest gegen den Soldatengottesdienst
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
„Smash Fascism“ – Protest gegen den Soldatengottesdienst
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
„Krieg beginnt hier“ – Protest gegen den Soldatengottesdienst
Bundeswehrfahrzeuge auf dem Roncalliplatz neben dem Kölner Dom
„Bundeswehr abschaffen! No Nation – No War“ – Protest gegen den Soldatengottesdienst
Protest gegen den Soldatengottesdienst
Protest gegen den Soldatengottesdienst
„Krieg – Terror – Krieg – Irak – Libyen – Syrien“ – Protest gegen den Soldatengottesdienst
„Dein Land braucht DICH“ – Protest gegen den Soldatengottesdienst
„Selig sind, die Frieden stiften“ – Protest gegen den Soldatengottesdienst
Was ist das für eine Passage der Predigt, in der Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki beim Soldatengottesdienst am 19. Januar 2017 im Kölner Dom militärische Gewalt als ethisch geboten erklärt. Er verpackt diese Botschaft wie folgt: „Die Kirche fordert... nachdrücklich Gewaltanwendung aus der internationalen Politik zu verbannen und zu ächten. Trotzdem ist der Dienst des Soldaten und der Soldatin unverzichtbar. Und er ist auch ethisch gerechtfertigt, denn auch eine Politik, die sich am Prinzip der Gewaltfreiheit ausrichtet, kann in Situationen geraten, in denen die Anwendung militärischer Gewalt als das kleinere Übel ethisch geboten sein kann. Die Anwendung militärischer Gewalt kann in einem solchen Fall z.B. eine Solidaritätspflicht bedeuten – eine Solidaritätspflicht gegenüber den Verbündeten, eine Solidaritätspflicht gegenüber den von Gewalt Bedrohten und Angegriffenen. Einander beizustehen ist ein hohes Gut, und andere und sich selbst gegenüber den illegitimen Interessen Gewalttätiger zu schützen, das ist hier ein wichtiges Ziel.“
Das "Antimilitaristische Aktionsbündnis Köln" setzt dem Kardinal den folgenden Aufruf zum Protest gegen den Soldatengottesdienst entgegen:
Wie jedes Jahr wird heute im Dom der internationale Soldatengottesdienst stattfinden. Im zivilen Leben ist das Töten von Menschen ein absolutes Tabu. Wer Soldaten segnet, erleichtert ihr Gewissen und sorgt dafür, dass Kriege weiterhin gerechtfertigt werden können.
Papst Franziskus sagte: „Wir stecken mitten im 3. Weltkrieg, allerdings in einem Krieg in Raten. Es gibt Wirtschaftssysteme, die, um überleben zu können, Krieg führen müssen."
Schon vor dem 1. Weltkrieg brachte es Jean Jaures, Sozialist und Friedenaktivist, genauer auf den Punkt: „Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich wie die Wolke den Regen."
Die Bundeswehr ist weltweit im Einsatz. Auch in Afghanistan, im Kosovo, im Sudan, im Irak, in Syrien und in Mali. Überall da, wo das Militär zu „Hilfe*1 eilte, ist die Lage der Menschen katastrophal. So viele verzweifelte, gedemütigte, gewaltbereite, entwurzelte, verarmte, hungernde Menschen wie heute hat es seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr gegeben - hervorgerufen durch den Einsatz militärischer Gewalt. Diese militärische Gewalt ist in den letzten Jahren wieder verstärkt politisches Mittel der Bundesregierung geworden und wird perspektivisch noch öfter eingesetzt werden, wenn man die gestiegenen Rüstungsausgaben betrachtet. Die Soldaten die heute an dem Gottesdienst teilnehmen sind die Ausführenden dieser Politik, die auch für sie immer gefährlicher wird. Dieser Gottesdienst trägt dazu bei, Bundeswehr und Militarismus in der Öffentlichkeit Raum zu geben und somit Krieg zu normalisieren. Krieg darf nicht zur Normalität werden und deshalb stehen wir heute hier.
Wir fordern:
Keinen Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Stopp der Militarisierung der Gesellschaft
Keine Auslandseinsätze der Bundeswehr
Der Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki sagt im Rahmen seiner Predigt beim Internationalen Soldatengottesdienst am 19. Januar 2017 im Hohen Dom zu Köln insgesamt folgendes:
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
niemand von uns weiß, was das gerade neu angebrochene Jahr uns bringen wird. Niemand von uns weiß, wie sich die politischen Verhältnisse in unserem Land, wie sie sich in Europa und dann auch natürlich in der ganzen Welt verändern werden. Hoffentlich zum Besseren, hoffentlich nicht zum Schlechteren. Zum Schlechteren werden Verhältnisse immer dort, wo die Starken auf Kosten der Schwachen agieren, wo die Stärkeren auf Kosten der Schwächeren leben. Wo nationalistische Tendenzen universalen Ideen der Völkerverständigung entgegenstehen. Je mehr Nationalismus unsere politisch Verantwortlichen leitet, umso gefährdeter ist der Frieden für alle.
Als Kirche Jesu Christi ist daher immer der Friede das Ziel, nie der Krieg, auch nicht ein sogenannter gerechter Krieg. Die Kirche fordert deshalb nachdrücklich Gewaltanwendung aus der internationalen Politik zu verbannen und zu ächten. Trotzdem ist der Dienst des Soldaten und der Soldatin unverzichtbar. Und er ist auch ethisch gerechtfertigt, denn auch eine Politik, die sich am Prinzip der Gewaltfreiheit ausrichtet, kann in Situationen geraten, in denen die Anwendung militärischer Gewalt als das kleinere Übel ethisch geboten sein kann. Die Anwendung militärischer Gewalt kann in einem solchen Fall z.B. eine Solidaritätspflicht bedeuten – eine Solidaritätspflicht gegenüber den Verbündeten, eine Solidaritätspflicht gegenüber den von Gewalt Bedrohten und Angegriffenen. Einander beizustehen ist ein hohes Gut und andere und sich selbst gegenüber den illegitimen Interessen Gewalttätiger zu schützen, das ist hier ein wichtiges Ziel. Immer aber gilt unser Beten der Hoffnung, dass ein solcher Einsatz gar nicht erst nötig wird, auch wenn die Realität, in der wir leben, oftmals leider eine andere ist. Dass Frieden mehr ist als die Abwesenheit von Krieg, das wissen wir alle. Der Frieden, den uns die biblischen Schriften verheißen und den das hebräische Wort Schalom bezeichnet, bedeutet ein Leben in Freiheit, ein Leben in Gerechtigkeit, ein Leben in Sicherheit, ein Wohnen in friedlichen Auen, in sicheren Wohnungen, in stolzer Ruhe, wie das einmal der Prophet Jesaja im Alten Testament gesagt hat. Ein solcher Friede, liebe Brüder und Schwestern, verwirklicht sich im Zusammenleben der Menschen nicht von selbst, nicht von selbst etwa aufgrund unseres natürlichen Gutseins, sondern ein solcher Friede rührt im Letzten aus Gottes heiligem Geist und folgt dem Maßstab seines Rechts. Ein solcher Friede bedarf der Umkehr von unzähligen Gewohnheiten unseres täglichen Lebens. Er ist auch hier und heute in unserem Leben nicht einfach da, nur weil wir nicht in einem erklärten Kriegszustand leben.
Ein solches Verständnis von Frieden fragt nach den Zusammenhängen von Ungerechtigkeit, fragt nach Ungerechtigkeiten auch in unserem Lebensstil. Die Gemeinschaft mit Gott, die der Begriff Frieden theologisch umschreibt, ist ohne wirkliche Gemeinschaft unter den Menschen nicht zu haben.
Und diese Gemeinschaft unter den Menschen meint nicht nur unsere jeweiligen Familien. Das meint nicht nur die Menschen, mit denen wir in Nachbarschaft im Haus gegenüber oder am Arbeitsplatz zusammenleben. Bereits im Jahr 1983 haben die deutschen Bischöfe das Wort "Gerechtigkeit schafft Frieden" veröffentlicht. Dort heißt es: "Friede des Menschen mit Gott, Friede des Menschen mit sich im eigenen Herzen, Friede der Menschen untereinander gehören zusammen." Das war in Zeiten, als der Ost-West-Konflikt, der gegenwärtig irgendwie zumindest emotional gefühlt womöglich wieder aufzubrechen droht, das war in Zeiten damals, als der Ost-West-Konflikt und die nukleare Bedrohung das Ende der Welt durchaus in den Bereich des Möglichen gebracht haben. Dementsprechend stark waren damals die Friedensbewegung und die Auseinandersetzungen um den Frieden. Aber die Zeiten haben sich geändert, ganz neue Formen der Bedrohung und der Barbarei fordern uns seit dem Aufflackern ethnischer Konflikte in Europa und dann später weltweit heraus, und der Terror als Form der Kriegsführung gegen zivile Opfer wird zu neuen Auseinandersetzungen um die Frage führen, wie ein gerechter Friede zu schaffen sei und welche Rolle Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr dabei haben, um das Leben, um den Frieden, der uns so wichtig ist, zu verteidigen. Dabei wissen Christen, dass der Friede des Menschen mit Gott im eigenen Herzen und mit dem Nächsten zusammengehören und unser Nächster, liebe Schwestern und Brüder, in einem Zeitalter der Globalisierung ist auch derjenige, der in einem anderen Kontinent unter erbärmlichen Umständen die Kleider näht, die wir auf der Haut tragen oder das Kind, das auf den Müllbergen der Millionenstädte auf der Südhalbkugel die hochgiftigen Reste meines Mobiltelefons sammelt, um sie zu Geld zu machen.
Es sind auch die Menschen, die weltweit vor Waffengewalt auf der Flucht sind, die unser Land durch den Export von Kriegsgütern mit verbreitet. Weit weg, das ist bisweilen näher als man denkt.
Nächstenliebe wird sich in einer globalisierten Welt mehr und mehr auch daran zeigen, wie wir hier vor Ort bei uns in unserem Land und in Europa - in diesem wohlhabenden Kontinent - wirtschaften und konsumieren. Der Dienst des Friedens, das muss deshalb unser aller gemeinsamer Dienst sein, an all den unterschiedlichen Stellen, wo ein jeder von uns lebt und arbeitet. Aber immer im Vertrauen auf Gottes Güte und im Vertrauen auf einen Frieden, der um so vieles reicher und voller ist als unsere begrenzten Vorstellungen. Es ist dieser Friede, der von Jesus ausgeht und die Menschen zu allen Zeiten angezogen hat. Dieser Frieden, von dem sie zu allen Zeiten das Heil erwartet haben und mit dem sie die Hoffnung verbinden, von ihren Besessenheiten erlöst zu werden. Von der Besessenheit unserer Allmachtsphantasien, von der Besessenheit und dem Glauben, dass im Letzten durch Waffengewalt letzte Lösungen herbeigeführt werden können oder eine gerechtere Welt geschaffen werden könnte. Wir wollen darum bitten, dass die Menschheit von diesen Besessenheiten heute mehr denn je geheilt werden möge. Amen
Quelle: https://www.domradio.de/sites/default/files/pdf/predigt_soldaten.pdf (Fehler im Text gemäß gesprochenem Wort korrigiert)
Videoaufzeichnung der Predigt (Domradio):
Online-Flyer Nr. 597 vom 25.01.2017
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Soldatengottesdienst im Kölner Dom am 19. Januar 2017
„Militärische Gewalt ethisch geboten“
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki kommt an. Doch wo kommt er an? Im Lager des Imperialismus. Er sagt genau das, was dort erwartet wird: „Militärische Gewalt“ kann „ethisch gerechtfertigt“ und damit angewendet werden im „Fall z.B. [der] Solidaritätspflicht [...] gegenüber den Verbündeten“. Das internationale Kapital sagt Danke. Das US-Imperium mit seinen deutschen "Partnern" sagt Danke. Die NATO sagt Danke. Doch möglicherweise kommt der Kardinal genau im falschen Moment an, denn es ist ein Moment, in dem nicht klar ist, wohin der Weg führt. Ein Tag, nach dem er sein Bekenntnis gegenüber dem Imperium abgelegt hat, ist an die Spitze der USA ein Mann getreten, der in den Machtapparaten für erhebliche Unruhe sorgt. Der Kardinal weiß dazu – als wäre die Politik des Westens bislang von Ideen der Völkerverständigung getragen – zu sagen: „Zum Schlechteren werden Verhältnisse immer dort, wo nationalistische Tendenzen universalen Ideen der Völkerverständigung entgegenstehen.“
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki beim Soldatengottesdienst im Kölner Dom (alle Fotos: arbeiterfotografie.com)
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Bundeswehrfahrzeuge auf dem Roncalliplatz neben dem Kölner Dom
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Bundeswehrfahrzeuge auf dem Roncalliplatz neben dem Kölner Dom
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Bundeswehrfahrzeuge auf dem Roncalliplatz neben dem Kölner Dom
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki beim Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Bundeswehrfahrzeuge auf dem Roncalliplatz neben dem Kölner Dom
„Die Militäreinsätze der Bundeswehr führen die weltweite Ausbeutungspolitik fort – mit den Mitteln von Mord und Vernichtung“ – Protest gegen den Soldatengottesdienst
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki beim Soldatengottesdienst im Kölner Dom
„Schluss mit allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr“ – Protest gegen den Soldatengottesdienst
Soldatengottesdienst im Kölner Dom
„Krieg beginnt hier“ – Protest gegen den Soldatengottesdienst
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki beim Soldatengottesdienst im Kölner Dom
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„Krieg beginnt hier“ – Protest gegen den Soldatengottesdienst
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Protest gegen den Soldatengottesdienst
Protest gegen den Soldatengottesdienst
„Krieg – Terror – Krieg – Irak – Libyen – Syrien“ – Protest gegen den Soldatengottesdienst
„Dein Land braucht DICH“ – Protest gegen den Soldatengottesdienst
„Selig sind, die Frieden stiften“ – Protest gegen den Soldatengottesdienst
Was ist das für eine Passage der Predigt, in der Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki beim Soldatengottesdienst am 19. Januar 2017 im Kölner Dom militärische Gewalt als ethisch geboten erklärt. Er verpackt diese Botschaft wie folgt: „Die Kirche fordert... nachdrücklich Gewaltanwendung aus der internationalen Politik zu verbannen und zu ächten. Trotzdem ist der Dienst des Soldaten und der Soldatin unverzichtbar. Und er ist auch ethisch gerechtfertigt, denn auch eine Politik, die sich am Prinzip der Gewaltfreiheit ausrichtet, kann in Situationen geraten, in denen die Anwendung militärischer Gewalt als das kleinere Übel ethisch geboten sein kann. Die Anwendung militärischer Gewalt kann in einem solchen Fall z.B. eine Solidaritätspflicht bedeuten – eine Solidaritätspflicht gegenüber den Verbündeten, eine Solidaritätspflicht gegenüber den von Gewalt Bedrohten und Angegriffenen. Einander beizustehen ist ein hohes Gut, und andere und sich selbst gegenüber den illegitimen Interessen Gewalttätiger zu schützen, das ist hier ein wichtiges Ziel.“
Das "Antimilitaristische Aktionsbündnis Köln" setzt dem Kardinal den folgenden Aufruf zum Protest gegen den Soldatengottesdienst entgegen:
Wie jedes Jahr wird heute im Dom der internationale Soldatengottesdienst stattfinden. Im zivilen Leben ist das Töten von Menschen ein absolutes Tabu. Wer Soldaten segnet, erleichtert ihr Gewissen und sorgt dafür, dass Kriege weiterhin gerechtfertigt werden können.
Papst Franziskus sagte: „Wir stecken mitten im 3. Weltkrieg, allerdings in einem Krieg in Raten. Es gibt Wirtschaftssysteme, die, um überleben zu können, Krieg führen müssen."
Schon vor dem 1. Weltkrieg brachte es Jean Jaures, Sozialist und Friedenaktivist, genauer auf den Punkt: „Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich wie die Wolke den Regen."
Die Bundeswehr ist weltweit im Einsatz. Auch in Afghanistan, im Kosovo, im Sudan, im Irak, in Syrien und in Mali. Überall da, wo das Militär zu „Hilfe*1 eilte, ist die Lage der Menschen katastrophal. So viele verzweifelte, gedemütigte, gewaltbereite, entwurzelte, verarmte, hungernde Menschen wie heute hat es seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr gegeben - hervorgerufen durch den Einsatz militärischer Gewalt. Diese militärische Gewalt ist in den letzten Jahren wieder verstärkt politisches Mittel der Bundesregierung geworden und wird perspektivisch noch öfter eingesetzt werden, wenn man die gestiegenen Rüstungsausgaben betrachtet. Die Soldaten die heute an dem Gottesdienst teilnehmen sind die Ausführenden dieser Politik, die auch für sie immer gefährlicher wird. Dieser Gottesdienst trägt dazu bei, Bundeswehr und Militarismus in der Öffentlichkeit Raum zu geben und somit Krieg zu normalisieren. Krieg darf nicht zur Normalität werden und deshalb stehen wir heute hier.
Wir fordern:
Keinen Soldatengottesdienst im Kölner Dom
Stopp der Militarisierung der Gesellschaft
Keine Auslandseinsätze der Bundeswehr
Der Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki sagt im Rahmen seiner Predigt beim Internationalen Soldatengottesdienst am 19. Januar 2017 im Hohen Dom zu Köln insgesamt folgendes:
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
niemand von uns weiß, was das gerade neu angebrochene Jahr uns bringen wird. Niemand von uns weiß, wie sich die politischen Verhältnisse in unserem Land, wie sie sich in Europa und dann auch natürlich in der ganzen Welt verändern werden. Hoffentlich zum Besseren, hoffentlich nicht zum Schlechteren. Zum Schlechteren werden Verhältnisse immer dort, wo die Starken auf Kosten der Schwachen agieren, wo die Stärkeren auf Kosten der Schwächeren leben. Wo nationalistische Tendenzen universalen Ideen der Völkerverständigung entgegenstehen. Je mehr Nationalismus unsere politisch Verantwortlichen leitet, umso gefährdeter ist der Frieden für alle.
Als Kirche Jesu Christi ist daher immer der Friede das Ziel, nie der Krieg, auch nicht ein sogenannter gerechter Krieg. Die Kirche fordert deshalb nachdrücklich Gewaltanwendung aus der internationalen Politik zu verbannen und zu ächten. Trotzdem ist der Dienst des Soldaten und der Soldatin unverzichtbar. Und er ist auch ethisch gerechtfertigt, denn auch eine Politik, die sich am Prinzip der Gewaltfreiheit ausrichtet, kann in Situationen geraten, in denen die Anwendung militärischer Gewalt als das kleinere Übel ethisch geboten sein kann. Die Anwendung militärischer Gewalt kann in einem solchen Fall z.B. eine Solidaritätspflicht bedeuten – eine Solidaritätspflicht gegenüber den Verbündeten, eine Solidaritätspflicht gegenüber den von Gewalt Bedrohten und Angegriffenen. Einander beizustehen ist ein hohes Gut und andere und sich selbst gegenüber den illegitimen Interessen Gewalttätiger zu schützen, das ist hier ein wichtiges Ziel. Immer aber gilt unser Beten der Hoffnung, dass ein solcher Einsatz gar nicht erst nötig wird, auch wenn die Realität, in der wir leben, oftmals leider eine andere ist. Dass Frieden mehr ist als die Abwesenheit von Krieg, das wissen wir alle. Der Frieden, den uns die biblischen Schriften verheißen und den das hebräische Wort Schalom bezeichnet, bedeutet ein Leben in Freiheit, ein Leben in Gerechtigkeit, ein Leben in Sicherheit, ein Wohnen in friedlichen Auen, in sicheren Wohnungen, in stolzer Ruhe, wie das einmal der Prophet Jesaja im Alten Testament gesagt hat. Ein solcher Friede, liebe Brüder und Schwestern, verwirklicht sich im Zusammenleben der Menschen nicht von selbst, nicht von selbst etwa aufgrund unseres natürlichen Gutseins, sondern ein solcher Friede rührt im Letzten aus Gottes heiligem Geist und folgt dem Maßstab seines Rechts. Ein solcher Friede bedarf der Umkehr von unzähligen Gewohnheiten unseres täglichen Lebens. Er ist auch hier und heute in unserem Leben nicht einfach da, nur weil wir nicht in einem erklärten Kriegszustand leben.
Ein solches Verständnis von Frieden fragt nach den Zusammenhängen von Ungerechtigkeit, fragt nach Ungerechtigkeiten auch in unserem Lebensstil. Die Gemeinschaft mit Gott, die der Begriff Frieden theologisch umschreibt, ist ohne wirkliche Gemeinschaft unter den Menschen nicht zu haben.
Und diese Gemeinschaft unter den Menschen meint nicht nur unsere jeweiligen Familien. Das meint nicht nur die Menschen, mit denen wir in Nachbarschaft im Haus gegenüber oder am Arbeitsplatz zusammenleben. Bereits im Jahr 1983 haben die deutschen Bischöfe das Wort "Gerechtigkeit schafft Frieden" veröffentlicht. Dort heißt es: "Friede des Menschen mit Gott, Friede des Menschen mit sich im eigenen Herzen, Friede der Menschen untereinander gehören zusammen." Das war in Zeiten, als der Ost-West-Konflikt, der gegenwärtig irgendwie zumindest emotional gefühlt womöglich wieder aufzubrechen droht, das war in Zeiten damals, als der Ost-West-Konflikt und die nukleare Bedrohung das Ende der Welt durchaus in den Bereich des Möglichen gebracht haben. Dementsprechend stark waren damals die Friedensbewegung und die Auseinandersetzungen um den Frieden. Aber die Zeiten haben sich geändert, ganz neue Formen der Bedrohung und der Barbarei fordern uns seit dem Aufflackern ethnischer Konflikte in Europa und dann später weltweit heraus, und der Terror als Form der Kriegsführung gegen zivile Opfer wird zu neuen Auseinandersetzungen um die Frage führen, wie ein gerechter Friede zu schaffen sei und welche Rolle Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr dabei haben, um das Leben, um den Frieden, der uns so wichtig ist, zu verteidigen. Dabei wissen Christen, dass der Friede des Menschen mit Gott im eigenen Herzen und mit dem Nächsten zusammengehören und unser Nächster, liebe Schwestern und Brüder, in einem Zeitalter der Globalisierung ist auch derjenige, der in einem anderen Kontinent unter erbärmlichen Umständen die Kleider näht, die wir auf der Haut tragen oder das Kind, das auf den Müllbergen der Millionenstädte auf der Südhalbkugel die hochgiftigen Reste meines Mobiltelefons sammelt, um sie zu Geld zu machen.
Es sind auch die Menschen, die weltweit vor Waffengewalt auf der Flucht sind, die unser Land durch den Export von Kriegsgütern mit verbreitet. Weit weg, das ist bisweilen näher als man denkt.
Nächstenliebe wird sich in einer globalisierten Welt mehr und mehr auch daran zeigen, wie wir hier vor Ort bei uns in unserem Land und in Europa - in diesem wohlhabenden Kontinent - wirtschaften und konsumieren. Der Dienst des Friedens, das muss deshalb unser aller gemeinsamer Dienst sein, an all den unterschiedlichen Stellen, wo ein jeder von uns lebt und arbeitet. Aber immer im Vertrauen auf Gottes Güte und im Vertrauen auf einen Frieden, der um so vieles reicher und voller ist als unsere begrenzten Vorstellungen. Es ist dieser Friede, der von Jesus ausgeht und die Menschen zu allen Zeiten angezogen hat. Dieser Frieden, von dem sie zu allen Zeiten das Heil erwartet haben und mit dem sie die Hoffnung verbinden, von ihren Besessenheiten erlöst zu werden. Von der Besessenheit unserer Allmachtsphantasien, von der Besessenheit und dem Glauben, dass im Letzten durch Waffengewalt letzte Lösungen herbeigeführt werden können oder eine gerechtere Welt geschaffen werden könnte. Wir wollen darum bitten, dass die Menschheit von diesen Besessenheiten heute mehr denn je geheilt werden möge. Amen
Quelle: https://www.domradio.de/sites/default/files/pdf/predigt_soldaten.pdf (Fehler im Text gemäß gesprochenem Wort korrigiert)
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